die verschiedene Gattungen von Waaren, vornehmlich Kram- [unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen] Galanteriewaaren, in den Städten und auf dem Lande, vornehmlich zu Jahrmarktszeiten, hausiren tragen, und nach Gelegenheit ausschreyen, und die man Tabletkrämer oder Ta- buletkrämer auch Tablet- oder Tabuletträger, franz. Col- porteurs nennet. Sie haben ihren Namen von demjenigen Kasten oder Korbe, in welchem sie ihre Waaren auf dem Rü- cken, oder an dem Halse, tragen. Die meisten von diesen Ta- bletkrämern sind sogenannte Tyroler oder Tyrolerinnen; Jta- liener, vornehmlich Savoyarden; und Franzosen, auch wol Juden; überhaupt aber werden 6) diejenigen, welche von8) Hausirer, Hause zu Hause, oder von Gasse zu Gasse, ihre Waaren her- umtragen, und solche den Leuten anbieten oder ausschreyen, mit dem gemeinschaftlichen Namen der Hausirer oder Herum- träger beleget. Es thun solches die Pfuscher und Bönhasen unter den Handwerkern, ferner die Höcken, Trödler und Ju- den, zu der Handelschaft und Manufacturen großem Verderb, siehe in unserer Akad. der Kaufl. den Artikel: Hausiren. Endlich kann man gewisser maaßen 7) diejenigen hieher rech-9) Antiqua- rii. nen, welche mit alten oder eingebundenen Büchern handeln, und Antiquarii genennet werden. Viele derselben kaufen ganze Bibliotheken und vereinzeln sie wieder, und alsdenn haben sie schon einen höhern Rang. Mancher großer Buchhändler trei- bet diesen Kram als eine Nebenhandlung, und machet sich da- mit ansehnlichen Gewinn.
§. 266.
Es hazardiren oder wagen die gemeinen Krämer nichts,Wenige Ge- fahr der ge- meinen Krämerey. sondern sie treiben Wucher mit der Kaufleute Gelde, wenn sie die Waaren nach gewöhnlicher Bezahlung auf Zeit von den Kaufleuten nehmen, und sie binnen solcher Zeit wieder aus- messen oder verwiegen; und da sie nicht abgehen wollen, solche wol wieder zurück geben, wie in Messen gar öfters zu gesche- hen pflegt, da sie zu Anfange derselben, Waaren von den Kaufleuten nehmen, und nach deren Endigung ihren Rest der Waaren wieder zurück bringen.
§. 267.
IV. Der Handwerkskram (§. 120.) ist der Handel, wel-IV. Hand- werkskram, was er sey chen die kramenden Handwerker mit ihrer zum Verkaufe ver- fertigten Arbeit treiben.
§. 268.
Es heißen aber kramende Handwerke, Kram- oder Krä-kramende Handwer- ke, merhandwerke, diejenigen Handwerke, welche das Recht haben, ihre Arbeit im Vorrathe zum Verkaufe zu machen, und solche hernach auch wirklich, entweder nur im Hause, oder auf den Wochenmärkten, ja sogar auf den Jahrmärkten und Messen, die sie bauen helfen, theils im Ganzen, theils im Einzeln ver- kaufen. Dergleichen sind z. E. Hutmacher, Strumpfstricker etc.
Denn
(K) 3
Kraͤmerey und Handwerkskrame.
die verſchiedene Gattungen von Waaren, vornehmlich Kram- [unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen] Galanteriewaaren, in den Staͤdten und auf dem Lande, vornehmlich zu Jahrmarktszeiten, hauſiren tragen, und nach Gelegenheit ausſchreyen, und die man Tabletkraͤmer oder Ta- buletkraͤmer auch Tablet- oder Tabulettraͤger, franz. Col- porteurs nennet. Sie haben ihren Namen von demjenigen Kaſten oder Korbe, in welchem ſie ihre Waaren auf dem Ruͤ- cken, oder an dem Halſe, tragen. Die meiſten von dieſen Ta- bletkraͤmern ſind ſogenannte Tyroler oder Tyrolerinnen; Jta- liener, vornehmlich Savoyarden; und Franzoſen, auch wol Juden; uͤberhaupt aber werden 6) diejenigen, welche von8) Hauſirer, Hauſe zu Hauſe, oder von Gaſſe zu Gaſſe, ihre Waaren her- umtragen, und ſolche den Leuten anbieten oder ausſchreyen, mit dem gemeinſchaftlichen Namen der Hauſirer oder Herum- traͤger beleget. Es thun ſolches die Pfuſcher und Boͤnhaſen unter den Handwerkern, ferner die Hoͤcken, Troͤdler und Ju- den, zu der Handelſchaft und Manufacturen großem Verderb, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: Hauſiren. Endlich kann man gewiſſer maaßen 7) diejenigen hieher rech-9) Antiqua- rii. nen, welche mit alten oder eingebundenen Buͤchern handeln, und Antiquarii genennet werden. Viele derſelben kaufen ganze Bibliotheken und vereinzeln ſie wieder, und alsdenn haben ſie ſchon einen hoͤhern Rang. Mancher großer Buchhaͤndler trei- bet dieſen Kram als eine Nebenhandlung, und machet ſich da- mit anſehnlichen Gewinn.
§. 266.
Es hazardiren oder wagen die gemeinen Kraͤmer nichts,Wenige Ge- fahr der ge- meinen Kraͤmerey. ſondern ſie treiben Wucher mit der Kaufleute Gelde, wenn ſie die Waaren nach gewoͤhnlicher Bezahlung auf Zeit von den Kaufleuten nehmen, und ſie binnen ſolcher Zeit wieder aus- meſſen oder verwiegen; und da ſie nicht abgehen wollen, ſolche wol wieder zuruͤck geben, wie in Meſſen gar oͤfters zu geſche- hen pflegt, da ſie zu Anfange derſelben, Waaren von den Kaufleuten nehmen, und nach deren Endigung ihren Reſt der Waaren wieder zuruͤck bringen.
§. 267.
IV. Der Handwerkskram (§. 120.) iſt der Handel, wel-IV. Hand- werkskram, was er ſey chen die kramenden Handwerker mit ihrer zum Verkaufe ver- fertigten Arbeit treiben.
§. 268.
Es heißen aber kramende Handwerke, Kram- oder Kraͤ-kramende Handwer- ke, merhandwerke, diejenigen Handwerke, welche das Recht haben, ihre Arbeit im Vorrathe zum Verkaufe zu machen, und ſolche hernach auch wirklich, entweder nur im Hauſe, oder auf den Wochenmaͤrkten, ja ſogar auf den Jahrmaͤrkten und Meſſen, die ſie bauen helfen, theils im Ganzen, theils im Einzeln ver- kaufen. Dergleichen ſind z. E. Hutmacher, Strumpfſtricker ꝛc.
Denn
(K) 3
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0753"n="149"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Kraͤmerey und Handwerkskrame.</hi></fw><lb/>
die verſchiedene Gattungen von Waaren, vornehmlich Kram-<lb/><gapreason="illegible"unit="chars"quantity="3"/> Galanteriewaaren, in den Staͤdten und auf dem Lande,<lb/>
vornehmlich zu Jahrmarktszeiten, hauſiren tragen, und nach<lb/>
Gelegenheit ausſchreyen, und die man <hirendition="#fr">Tabletkraͤmer</hi> oder <hirendition="#fr">Ta-<lb/>
buletkraͤmer</hi> auch <hirendition="#fr">Tablet-</hi> oder <hirendition="#fr">Tabulettraͤger,</hi> franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Col-<lb/>
porteurs</hi></hi> nennet. Sie haben ihren Namen von demjenigen<lb/>
Kaſten oder Korbe, in welchem ſie ihre Waaren auf dem Ruͤ-<lb/>
cken, oder an dem Halſe, tragen. Die meiſten von dieſen Ta-<lb/>
bletkraͤmern ſind ſogenannte Tyroler oder Tyrolerinnen; Jta-<lb/>
liener, vornehmlich Savoyarden; und Franzoſen, auch wol<lb/>
Juden; uͤberhaupt aber werden 6) diejenigen, welche von<noteplace="right">8) Hauſirer,</note><lb/>
Hauſe zu Hauſe, oder von Gaſſe zu Gaſſe, ihre Waaren her-<lb/>
umtragen, und ſolche den Leuten anbieten oder ausſchreyen,<lb/>
mit dem gemeinſchaftlichen Namen der <hirendition="#fr">Hauſirer</hi> oder <hirendition="#fr">Herum-<lb/>
traͤger</hi> beleget. Es thun ſolches die Pfuſcher und Boͤnhaſen<lb/>
unter den Handwerkern, ferner die Hoͤcken, Troͤdler und Ju-<lb/>
den, zu der Handelſchaft und Manufacturen großem Verderb,<lb/>ſiehe in unſerer <hirendition="#fr">Akad. der Kaufl.</hi> den Artikel: <hirendition="#fr">Hauſiren.</hi><lb/>
Endlich kann man gewiſſer maaßen 7) diejenigen hieher rech-<noteplace="right">9) <hirendition="#aq">Antiqua-<lb/>
rii.</hi></note><lb/>
nen, welche mit alten oder eingebundenen Buͤchern handeln,<lb/>
und <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Antiquarii</hi></hi> genennet werden. Viele derſelben kaufen ganze<lb/>
Bibliotheken und vereinzeln ſie wieder, und alsdenn haben ſie<lb/>ſchon einen hoͤhern Rang. Mancher großer Buchhaͤndler trei-<lb/>
bet dieſen Kram als eine Nebenhandlung, und machet ſich da-<lb/>
mit anſehnlichen Gewinn.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 266.</head><lb/><p>Es hazardiren oder wagen die gemeinen Kraͤmer nichts,<noteplace="right">Wenige Ge-<lb/>
fahr der ge-<lb/>
meinen<lb/>
Kraͤmerey.</note><lb/>ſondern ſie treiben Wucher mit der Kaufleute Gelde, wenn ſie<lb/>
die Waaren nach gewoͤhnlicher Bezahlung auf Zeit von den<lb/>
Kaufleuten nehmen, und ſie binnen ſolcher Zeit wieder aus-<lb/>
meſſen oder verwiegen; und da ſie nicht abgehen wollen, ſolche<lb/>
wol wieder zuruͤck geben, wie in Meſſen gar oͤfters zu geſche-<lb/>
hen pflegt, da ſie zu Anfange derſelben, Waaren von den<lb/>
Kaufleuten nehmen, und nach deren Endigung ihren Reſt der<lb/>
Waaren wieder zuruͤck bringen.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 267.</head><lb/><p><hirendition="#aq">IV.</hi> Der <hirendition="#fr">Handwerkskram</hi> (§. 120.) iſt der Handel, wel-<noteplace="right"><hirendition="#aq">IV.</hi> Hand-<lb/>
werkskram,<lb/>
was er ſey</note><lb/>
chen die kramenden Handwerker mit ihrer zum Verkaufe ver-<lb/>
fertigten Arbeit treiben.</p></div><lb/><divn="4"><head>§. 268.</head><lb/><p>Es heißen aber <hirendition="#fr">kramende Handwerke, Kram-</hi> oder <hirendition="#fr">Kraͤ-</hi><noteplace="right">kramende<lb/>
Handwer-<lb/>
ke,</note><lb/><hirendition="#fr">merhandwerke,</hi> diejenigen Handwerke, welche das Recht haben,<lb/>
ihre Arbeit im Vorrathe zum Verkaufe zu machen, und ſolche<lb/>
hernach auch wirklich, entweder nur im Hauſe, oder auf den<lb/>
Wochenmaͤrkten, ja ſogar auf den Jahrmaͤrkten und Meſſen,<lb/>
die ſie bauen helfen, theils im Ganzen, theils im Einzeln ver-<lb/>
kaufen. Dergleichen ſind z. E. Hutmacher, Strumpfſtricker ꝛc.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">(K) 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Denn</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[149/0753]
Kraͤmerey und Handwerkskrame.
die verſchiedene Gattungen von Waaren, vornehmlich Kram-
___ Galanteriewaaren, in den Staͤdten und auf dem Lande,
vornehmlich zu Jahrmarktszeiten, hauſiren tragen, und nach
Gelegenheit ausſchreyen, und die man Tabletkraͤmer oder Ta-
buletkraͤmer auch Tablet- oder Tabulettraͤger, franz. Col-
porteurs nennet. Sie haben ihren Namen von demjenigen
Kaſten oder Korbe, in welchem ſie ihre Waaren auf dem Ruͤ-
cken, oder an dem Halſe, tragen. Die meiſten von dieſen Ta-
bletkraͤmern ſind ſogenannte Tyroler oder Tyrolerinnen; Jta-
liener, vornehmlich Savoyarden; und Franzoſen, auch wol
Juden; uͤberhaupt aber werden 6) diejenigen, welche von
Hauſe zu Hauſe, oder von Gaſſe zu Gaſſe, ihre Waaren her-
umtragen, und ſolche den Leuten anbieten oder ausſchreyen,
mit dem gemeinſchaftlichen Namen der Hauſirer oder Herum-
traͤger beleget. Es thun ſolches die Pfuſcher und Boͤnhaſen
unter den Handwerkern, ferner die Hoͤcken, Troͤdler und Ju-
den, zu der Handelſchaft und Manufacturen großem Verderb,
ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: Hauſiren.
Endlich kann man gewiſſer maaßen 7) diejenigen hieher rech-
nen, welche mit alten oder eingebundenen Buͤchern handeln,
und Antiquarii genennet werden. Viele derſelben kaufen ganze
Bibliotheken und vereinzeln ſie wieder, und alsdenn haben ſie
ſchon einen hoͤhern Rang. Mancher großer Buchhaͤndler trei-
bet dieſen Kram als eine Nebenhandlung, und machet ſich da-
mit anſehnlichen Gewinn.
8) Hauſirer,
9) Antiqua-
rii.
§. 266.
Es hazardiren oder wagen die gemeinen Kraͤmer nichts,
ſondern ſie treiben Wucher mit der Kaufleute Gelde, wenn ſie
die Waaren nach gewoͤhnlicher Bezahlung auf Zeit von den
Kaufleuten nehmen, und ſie binnen ſolcher Zeit wieder aus-
meſſen oder verwiegen; und da ſie nicht abgehen wollen, ſolche
wol wieder zuruͤck geben, wie in Meſſen gar oͤfters zu geſche-
hen pflegt, da ſie zu Anfange derſelben, Waaren von den
Kaufleuten nehmen, und nach deren Endigung ihren Reſt der
Waaren wieder zuruͤck bringen.
Wenige Ge-
fahr der ge-
meinen
Kraͤmerey.
§. 267.
IV. Der Handwerkskram (§. 120.) iſt der Handel, wel-
chen die kramenden Handwerker mit ihrer zum Verkaufe ver-
fertigten Arbeit treiben.
IV. Hand-
werkskram,
was er ſey
§. 268.
Es heißen aber kramende Handwerke, Kram- oder Kraͤ-
merhandwerke, diejenigen Handwerke, welche das Recht haben,
ihre Arbeit im Vorrathe zum Verkaufe zu machen, und ſolche
hernach auch wirklich, entweder nur im Hauſe, oder auf den
Wochenmaͤrkten, ja ſogar auf den Jahrmaͤrkten und Meſſen,
die ſie bauen helfen, theils im Ganzen, theils im Einzeln ver-
kaufen. Dergleichen ſind z. E. Hutmacher, Strumpfſtricker ꝛc.
Denn
kramende
Handwer-
ke,
(K) 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/753>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.