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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zwirn
oft so fein und sauber, anbey auch
so gleich, daß, wegen dieser seiner
Güte, nicht selten ein Pfund zu 12
bis 15 Reichsthalern verkauft, und
nachher zu den weißen Spitzen ver-
brauchet wird. Und ob wol der
meiste holländische Zwirn aus schle-
sischem und westphälischem Garne
gemacht wird, haben doch die Holl-
und Niederländer den Handgriff,
durch ganz besondere Zwirnmühlen
den Zwirn nicht allein ganz gleich
an Fäden zu machen, sondern auch
derber und dichter zu drehen. Hier-
nächst wissen sie ihren Zwirn auf
eine besondere Art ganz schneeweiß
zu bleichen. Nach seiner Beschaf-
fenheit wird er sodann in gewisse
Strehne, Weben und Nummern sor-
tiret; und in dunkelblau Papier zu
ganzen, halben und Viertelpfunden
schwer, kurz gelegt; fest eingepackt
und außen darauf mit einer gewis-
sen Nummer, als von der gröbsten
Sorte (wie in Harlem geschieht)
von No. 21 an bis No. 62 mit weißer
Dinte bemerket. Wenn nun sol-
chergestalt eine Partey fertig ist, wird
sie, von der geringsten Nummer an
bis zu der höchsten, in dazu aptirte
kleine oder große Packfässer fest ein-
geschlagen; und also wohlverwah-
ret wieder in Deutschland, woher
das Garn dazu gekommen, nach
Leipzig und Frankfurt am Mayn
gebracht, von da dieser Zwirn wei-
ter an solche Orte versendet wird,
wo große Spitzenmanufacturen zu
finden sind, oder wo solcher Zwirn
sonst seinen Abgang haben möchte.
Auf gleiche Art wird auch b) in den
österreichischen und französischen
Niederlanden mit dem Zwirnen
verfahren, von da man folgende
Gattungen von Zwirn bekömmt:
a) Rysseler Zwirn, so zu Ryssel,
der Hauptstadt im französischen Flan-
dern, gemacht, und von den Fran-
zosen Bon Ouvrier, in Paris aber
gewöhnlicher Fils d' Espinoy, das
[Spaltenumbruch]
Zwirn
ist Zwirn von Espinoy, genennet
wird. Man erkennet die Dicke
desselben durch die Nummern, indem
er beständig in der Feine von No. 14.
welcher der gröbste ist, bis zu No. 300.
welcher der feinste ist, zunimmt.
Diese Nummern gehen von zweyen
zu zweyen fort, das heißt, nach
No. 14 zählet man No. 16, und nach
der 16 die 18, und also immer fort
bis auf 300. b) Klosterzwirn,
welcher einer der feinsten ist, und
ebenfalls in Ryssel gemacht wird;
er soll aber nunmehro auch häufig
in Berlin nachgemacht werden;
c) Handschuhmacherzwirn, franz.
Fils a gant bis, welcher ein ziem-
lich feiner Zwirn ist, aber nur vor
die Handschuhmacher, ihre Hand-
schuhe damit zu nehen, dienlich ist.
Es giebt dessen von unterschiedlicher
Dicke, die aber alle nach dem Pfun-
de verkauft werden, und nur 16 Ge-
binde haben. Man läßt sie zu Paris
mit unterschiedlichen Farben färben;
und da man sie statt der Seide, die
Handschuhe zu nehen, braucht, so
legt man sie auch in die Seidenfar-
ben, damit sie sich desto weniger ab-
färben; d) Doppelzwirn, franz.
fils bis, welchen man flandrischen
Zwirn,
franz. Fils de Flandre,
nennet, ist dicker, als der Hand-
schuhmacherzwirn: jedoch dient er
zu gleichem Gebrauche, und wird
auch mit eben solchen Farben, als
wie dieser, gefärbt; er hat aber nur
sieben Gebinde; e) Zwirn zum
Zeichnen,
franz. Fils a marquer,
welcher schön blau ist, kömmt schon
ganz gefärbt von Ryssel. Es giebt
Arbeiter, die dessen von 4, und an-
dere, die ihn von 7 Gebinden ma-
chen. Er wird in Packeten von 12
Dutzenden eingekauft, und hernach
wieder Dutzendweise, oder nach dem
Strehne, verkauft; f) der mecheler
Zwirn,
welcher der schönste und
feinste ist, der nur gemacht wird,
Es giebt dessen von solcher Feine,

daß

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Zwirn
oft ſo fein und ſauber, anbey auch
ſo gleich, daß, wegen dieſer ſeiner
Guͤte, nicht ſelten ein Pfund zu 12
bis 15 Reichsthalern verkauft, und
nachher zu den weißen Spitzen ver-
brauchet wird. Und ob wol der
meiſte hollaͤndiſche Zwirn aus ſchle-
ſiſchem und weſtphaͤliſchem Garne
gemacht wird, haben doch die Holl-
und Niederlaͤnder den Handgriff,
durch ganz beſondere Zwirnmuͤhlen
den Zwirn nicht allein ganz gleich
an Faͤden zu machen, ſondern auch
derber und dichter zu drehen. Hier-
naͤchſt wiſſen ſie ihren Zwirn auf
eine beſondere Art ganz ſchneeweiß
zu bleichen. Nach ſeiner Beſchaf-
fenheit wird er ſodann in gewiſſe
Strehne, Weben und Nummern ſor-
tiret; und in dunkelblau Papier zu
ganzen, halben und Viertelpfunden
ſchwer, kurz gelegt; feſt eingepackt
und außen darauf mit einer gewiſ-
ſen Nummer, als von der groͤbſten
Sorte (wie in Harlem geſchieht)
von No. 21 an bis No. 62 mit weißer
Dinte bemerket. Wenn nun ſol-
chergeſtalt eine Partey fertig iſt, wird
ſie, von der geringſten Nummer an
bis zu der hoͤchſten, in dazu aptirte
kleine oder große Packfaͤſſer feſt ein-
geſchlagen; und alſo wohlverwah-
ret wieder in Deutſchland, woher
das Garn dazu gekommen, nach
Leipzig und Frankfurt am Mayn
gebracht, von da dieſer Zwirn wei-
ter an ſolche Orte verſendet wird,
wo große Spitzenmanufacturen zu
finden ſind, oder wo ſolcher Zwirn
ſonſt ſeinen Abgang haben moͤchte.
Auf gleiche Art wird auch b) in den
oͤſterreichiſchen und franzoͤſiſchen
Niederlanden mit dem Zwirnen
verfahren, von da man folgende
Gattungen von Zwirn bekoͤmmt:
a) Ryſſeler Zwirn, ſo zu Ryſſel,
der Hauptſtadt im franzoͤſiſchen Flan-
dern, gemacht, und von den Fran-
zoſen Bon Ouvrier, in Paris aber
gewoͤhnlicher Fils d’ Eſpinoy, das
[Spaltenumbruch]
Zwirn
iſt Zwirn von Eſpinoy, genennet
wird. Man erkennet die Dicke
deſſelben durch die Nummern, indem
er beſtaͤndig in der Feine von No. 14.
welcher der groͤbſte iſt, bis zu No. 300.
welcher der feinſte iſt, zunimmt.
Dieſe Nummern gehen von zweyen
zu zweyen fort, das heißt, nach
No. 14 zaͤhlet man No. 16, und nach
der 16 die 18, und alſo immer fort
bis auf 300. b) Kloſterzwirn,
welcher einer der feinſten iſt, und
ebenfalls in Ryſſel gemacht wird;
er ſoll aber nunmehro auch haͤufig
in Berlin nachgemacht werden;
c) Handſchuhmacherzwirn, franz.
Fils à gant bis, welcher ein ziem-
lich feiner Zwirn iſt, aber nur vor
die Handſchuhmacher, ihre Hand-
ſchuhe damit zu nehen, dienlich iſt.
Es giebt deſſen von unterſchiedlicher
Dicke, die aber alle nach dem Pfun-
de verkauft werden, und nur 16 Ge-
binde haben. Man laͤßt ſie zu Paris
mit unterſchiedlichen Farben faͤrben;
und da man ſie ſtatt der Seide, die
Handſchuhe zu nehen, braucht, ſo
legt man ſie auch in die Seidenfar-
ben, damit ſie ſich deſto weniger ab-
faͤrben; d) Doppelzwirn, franz.
fils bis, welchen man flandriſchen
Zwirn,
franz. Fils de Flandre,
nennet, iſt dicker, als der Hand-
ſchuhmacherzwirn: jedoch dient er
zu gleichem Gebrauche, und wird
auch mit eben ſolchen Farben, als
wie dieſer, gefaͤrbt; er hat aber nur
ſieben Gebinde; e) Zwirn zum
Zeichnen,
franz. Fils à marquer,
welcher ſchoͤn blau iſt, koͤmmt ſchon
ganz gefaͤrbt von Ryſſel. Es giebt
Arbeiter, die deſſen von 4, und an-
dere, die ihn von 7 Gebinden ma-
chen. Er wird in Packeten von 12
Dutzenden eingekauft, und hernach
wieder Dutzendweiſe, oder nach dem
Strehne, verkauft; f) der mecheler
Zwirn,
welcher der ſchoͤnſte und
feinſte iſt, der nur gemacht wird,
Es giebt deſſen von ſolcher Feine,

daß
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[[596]/0602] Zwirn Zwirn oft ſo fein und ſauber, anbey auch ſo gleich, daß, wegen dieſer ſeiner Guͤte, nicht ſelten ein Pfund zu 12 bis 15 Reichsthalern verkauft, und nachher zu den weißen Spitzen ver- brauchet wird. Und ob wol der meiſte hollaͤndiſche Zwirn aus ſchle- ſiſchem und weſtphaͤliſchem Garne gemacht wird, haben doch die Holl- und Niederlaͤnder den Handgriff, durch ganz beſondere Zwirnmuͤhlen den Zwirn nicht allein ganz gleich an Faͤden zu machen, ſondern auch derber und dichter zu drehen. Hier- naͤchſt wiſſen ſie ihren Zwirn auf eine beſondere Art ganz ſchneeweiß zu bleichen. Nach ſeiner Beſchaf- fenheit wird er ſodann in gewiſſe Strehne, Weben und Nummern ſor- tiret; und in dunkelblau Papier zu ganzen, halben und Viertelpfunden ſchwer, kurz gelegt; feſt eingepackt und außen darauf mit einer gewiſ- ſen Nummer, als von der groͤbſten Sorte (wie in Harlem geſchieht) von No. 21 an bis No. 62 mit weißer Dinte bemerket. Wenn nun ſol- chergeſtalt eine Partey fertig iſt, wird ſie, von der geringſten Nummer an bis zu der hoͤchſten, in dazu aptirte kleine oder große Packfaͤſſer feſt ein- geſchlagen; und alſo wohlverwah- ret wieder in Deutſchland, woher das Garn dazu gekommen, nach Leipzig und Frankfurt am Mayn gebracht, von da dieſer Zwirn wei- ter an ſolche Orte verſendet wird, wo große Spitzenmanufacturen zu finden ſind, oder wo ſolcher Zwirn ſonſt ſeinen Abgang haben moͤchte. Auf gleiche Art wird auch b) in den oͤſterreichiſchen und franzoͤſiſchen Niederlanden mit dem Zwirnen verfahren, von da man folgende Gattungen von Zwirn bekoͤmmt: a) Ryſſeler Zwirn, ſo zu Ryſſel, der Hauptſtadt im franzoͤſiſchen Flan- dern, gemacht, und von den Fran- zoſen Bon Ouvrier, in Paris aber gewoͤhnlicher Fils d’ Eſpinoy, das iſt Zwirn von Eſpinoy, genennet wird. Man erkennet die Dicke deſſelben durch die Nummern, indem er beſtaͤndig in der Feine von No. 14. welcher der groͤbſte iſt, bis zu No. 300. welcher der feinſte iſt, zunimmt. Dieſe Nummern gehen von zweyen zu zweyen fort, das heißt, nach No. 14 zaͤhlet man No. 16, und nach der 16 die 18, und alſo immer fort bis auf 300. b) Kloſterzwirn, welcher einer der feinſten iſt, und ebenfalls in Ryſſel gemacht wird; er ſoll aber nunmehro auch haͤufig in Berlin nachgemacht werden; c) Handſchuhmacherzwirn, franz. Fils à gant bis, welcher ein ziem- lich feiner Zwirn iſt, aber nur vor die Handſchuhmacher, ihre Hand- ſchuhe damit zu nehen, dienlich iſt. Es giebt deſſen von unterſchiedlicher Dicke, die aber alle nach dem Pfun- de verkauft werden, und nur 16 Ge- binde haben. Man laͤßt ſie zu Paris mit unterſchiedlichen Farben faͤrben; und da man ſie ſtatt der Seide, die Handſchuhe zu nehen, braucht, ſo legt man ſie auch in die Seidenfar- ben, damit ſie ſich deſto weniger ab- faͤrben; d) Doppelzwirn, franz. fils bis, welchen man flandriſchen Zwirn, franz. Fils de Flandre, nennet, iſt dicker, als der Hand- ſchuhmacherzwirn: jedoch dient er zu gleichem Gebrauche, und wird auch mit eben ſolchen Farben, als wie dieſer, gefaͤrbt; er hat aber nur ſieben Gebinde; e) Zwirn zum Zeichnen, franz. Fils à marquer, welcher ſchoͤn blau iſt, koͤmmt ſchon ganz gefaͤrbt von Ryſſel. Es giebt Arbeiter, die deſſen von 4, und an- dere, die ihn von 7 Gebinden ma- chen. Er wird in Packeten von 12 Dutzenden eingekauft, und hernach wieder Dutzendweiſe, oder nach dem Strehne, verkauft; f) der mecheler Zwirn, welcher der ſchoͤnſte und feinſte iſt, der nur gemacht wird, Es giebt deſſen von ſolcher Feine, daß

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [596]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/602>, abgerufen am 23.11.2024.