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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zunft
mit Geldstrafe angesehen werden;
welches ebenfalls denen widerfah-
ren kann, die von einer Stadt in
die andere gehen und arbeiten.
Hernach wird der Zunft- oder Jn-
nungszwang auch (b) mit Schelten
zu Werke gerichtet, indem man ei-
nen nicht für ehrlich achtet. End-
lich gehöret noch unter die Mittel
den Zunftzwang zu handhaben und
auszuüben (c) das so genannte Auf-
heben.
Dieses ist ein Mittel, wel-
ches wider die Hausirer, Störer
und Pfuscher gebraucht wird. Denn
weil ein Handwerk niemand treiben
darf, als redliche zünftige Meister,
die ihr Meisterrecht gebührend er-
worben haben, desgleichen weil die
zünftige Meisterschaft in gewisse
Orte und Districte eingeschränket
ist: so werden die Leute, die sich
hierinn vergehen, aufgesuchet aufge-
hoben und verjaget. Weil nun die
Hausirer, Störer und Pfuscher
wissen, daß ihnen nachgetrachtet
wird; so halten sie sich heimlich
und verborgen: da hingegen die
Zünfte und Jnnungen forschen, wo
solche Leute ihre Niederlage, Auf-
enthalt und Einkehr haben. Jst
der Pfuscher von der Zunft, z. E.
ein Geselle, der etwann an einem
heimlichen Orte arbeitet, maßen
ein Geselle keine meisterliche Ver-
richtung vornehmen, noch außer ei-
nes Meisters Werkstatt, oder in ge-
wisser Maaße außer der Herberge,
arbeiten darf: so kann ihn das
Handwerk, oder die Zunft, vor sich
nehmen, und nach ihren Artikeln
abstrafen. Jst er aber außer der
Zunft: so muß die Obrigkeit um
Hülfe angerufen werden. Wenn
dieses geschehen: so wird solchen
Leuten ihre eingeführte Waare,
aufgekaufte Handwerksmaterie, vor-
habende Arbeit, und Handwerks-
zeug hinweg genommen, und vor
verfällig erkläret, nach Jnhalt der
Artikel; auch wohl noch dazu der
[Spaltenumbruch]
Zunft
Uebertreter arrestiret und bestrafet.
Es geschieht auch zuweilen, daß
einige Abgeordnete aus der Jn-
nung mit Bewilligung der Obrig-
keit, und zugegebenen Frohnen an
die Oerter, wo sie merken, daß
heimliche Pfuscher und Störer si-
tzen und arbeiten, hingehen. Die-
jenigen nun, die sie auf der That
betreffen, nehmen sie weg, und füh-
ren sie vor die Obrigkeit zur Be-
strafung; und diese Expedition oder
Verrichtung wird an einigen Orten
das Bönhasenjagen genennet. Jn-
dessen findet der Zunftzwang (c)
nicht allemal und allenthalben
statt.
Also (a) wo etwann Dom-
herren- und andere Freyhäuser
sind, da werden oft Pfuscher aufge-
halten, fremde Waare eingeführet,
und die rohen Materialien an die
Auf- und Verkäufer verhandelt,
ohne daß die Obrigkeit denen Zunft-
genossen in Aufhebung der Pfuscher
und Störer helfen kann. Desglei-
chen ist der Zunft- oder Jnnungs-
zwang (b) nicht auf die Jahrmärk-
te,
und denselben gleich befreyete
Wochenmärkte auszudehnen, wie
auch (c) nicht auf das, was einer vor
sich oder die Seinigen selbst machen
kann oder will. Der (6) Nutzen,
welchen wohl eingerichtete Hand-
werkszünfte haben, erstrecket sich
zwar a) auf den Staat, das Land
und die Republik; b) auf die Hand-
werskzünfte selber; c) auf den noth-
dürftigen Nächsten; und d) auf die
Commercien und die Policey: al-
lein wir wollen hier nur bey dem
großen Nutzen stehen bleiben, wel-
chen ordentliche Handwerkszünfte
denen Commercien eines Orts
bringen. Nämlich weil dergleichen
Zünfte, vermöge der unter den
Handwerkern eingeführten accura-
ten Schau und scharfen Censur über
die verfertigten Waaren und der-
selben Beschaffenheit, ob solche
tüchtiges Kaufmannsgut seyn oder

nicht,

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Zunft
mit Geldſtrafe angeſehen werden;
welches ebenfalls denen widerfah-
ren kann, die von einer Stadt in
die andere gehen und arbeiten.
Hernach wird der Zunft- oder Jn-
nungszwang auch (b) mit Schelten
zu Werke gerichtet, indem man ei-
nen nicht fuͤr ehrlich achtet. End-
lich gehoͤret noch unter die Mittel
den Zunftzwang zu handhaben und
auszuuͤben (c) das ſo genannte Auf-
heben.
Dieſes iſt ein Mittel, wel-
ches wider die Hauſirer, Stoͤrer
und Pfuſcher gebraucht wird. Denn
weil ein Handwerk niemand treiben
darf, als redliche zuͤnftige Meiſter,
die ihr Meiſterrecht gebuͤhrend er-
worben haben, desgleichen weil die
zuͤnftige Meiſterſchaft in gewiſſe
Orte und Diſtricte eingeſchraͤnket
iſt: ſo werden die Leute, die ſich
hierinn vergehen, aufgeſuchet aufge-
hoben und verjaget. Weil nun die
Hauſirer, Stoͤrer und Pfuſcher
wiſſen, daß ihnen nachgetrachtet
wird; ſo halten ſie ſich heimlich
und verborgen: da hingegen die
Zuͤnfte und Jnnungen forſchen, wo
ſolche Leute ihre Niederlage, Auf-
enthalt und Einkehr haben. Jſt
der Pfuſcher von der Zunft, z. E.
ein Geſelle, der etwann an einem
heimlichen Orte arbeitet, maßen
ein Geſelle keine meiſterliche Ver-
richtung vornehmen, noch außer ei-
nes Meiſters Werkſtatt, oder in ge-
wiſſer Maaße außer der Herberge,
arbeiten darf: ſo kann ihn das
Handwerk, oder die Zunft, vor ſich
nehmen, und nach ihren Artikeln
abſtrafen. Jſt er aber außer der
Zunft: ſo muß die Obrigkeit um
Huͤlfe angerufen werden. Wenn
dieſes geſchehen: ſo wird ſolchen
Leuten ihre eingefuͤhrte Waare,
aufgekaufte Handwerksmaterie, vor-
habende Arbeit, und Handwerks-
zeug hinweg genommen, und vor
verfaͤllig erklaͤret, nach Jnhalt der
Artikel; auch wohl noch dazu der
[Spaltenumbruch]
Zunft
Uebertreter arreſtiret und beſtrafet.
Es geſchieht auch zuweilen, daß
einige Abgeordnete aus der Jn-
nung mit Bewilligung der Obrig-
keit, und zugegebenen Frohnen an
die Oerter, wo ſie merken, daß
heimliche Pfuſcher und Stoͤrer ſi-
tzen und arbeiten, hingehen. Die-
jenigen nun, die ſie auf der That
betreffen, nehmen ſie weg, und fuͤh-
ren ſie vor die Obrigkeit zur Be-
ſtrafung; und dieſe Expedition oder
Verrichtung wird an einigen Orten
das Boͤnhaſenjagen genennet. Jn-
deſſen findet der Zunftzwang (c)
nicht allemal und allenthalben
ſtatt.
Alſo (a) wo etwann Dom-
herren- und andere Freyhaͤuſer
ſind, da werden oft Pfuſcher aufge-
halten, fremde Waare eingefuͤhret,
und die rohen Materialien an die
Auf- und Verkaͤufer verhandelt,
ohne daß die Obrigkeit denen Zunft-
genoſſen in Aufhebung der Pfuſcher
und Stoͤrer helfen kann. Desglei-
chen iſt der Zunft- oder Jnnungs-
zwang (b) nicht auf die Jahrmaͤrk-
te,
und denſelben gleich befreyete
Wochenmaͤrkte auszudehnen, wie
auch (c) nicht auf das, was einer vor
ſich oder die Seinigen ſelbſt machen
kann oder will. Der (6) Nutzen,
welchen wohl eingerichtete Hand-
werkszuͤnfte haben, erſtrecket ſich
zwar a) auf den Staat, das Land
und die Republik; b) auf die Hand-
werskzuͤnfte ſelber; c) auf den noth-
duͤrftigen Naͤchſten; und d) auf die
Commercien und die Policey: al-
lein wir wollen hier nur bey dem
großen Nutzen ſtehen bleiben, wel-
chen ordentliche Handwerkszuͤnfte
denen Commercien eines Orts
bringen. Naͤmlich weil dergleichen
Zuͤnfte, vermoͤge der unter den
Handwerkern eingefuͤhrten accura-
ten Schau und ſcharfen Cenſur uͤber
die verfertigten Waaren und der-
ſelben Beſchaffenheit, ob ſolche
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[[582]/0588] Zunft Zunft mit Geldſtrafe angeſehen werden; welches ebenfalls denen widerfah- ren kann, die von einer Stadt in die andere gehen und arbeiten. Hernach wird der Zunft- oder Jn- nungszwang auch (b) mit Schelten zu Werke gerichtet, indem man ei- nen nicht fuͤr ehrlich achtet. End- lich gehoͤret noch unter die Mittel den Zunftzwang zu handhaben und auszuuͤben (c) das ſo genannte Auf- heben. Dieſes iſt ein Mittel, wel- ches wider die Hauſirer, Stoͤrer und Pfuſcher gebraucht wird. Denn weil ein Handwerk niemand treiben darf, als redliche zuͤnftige Meiſter, die ihr Meiſterrecht gebuͤhrend er- worben haben, desgleichen weil die zuͤnftige Meiſterſchaft in gewiſſe Orte und Diſtricte eingeſchraͤnket iſt: ſo werden die Leute, die ſich hierinn vergehen, aufgeſuchet aufge- hoben und verjaget. Weil nun die Hauſirer, Stoͤrer und Pfuſcher wiſſen, daß ihnen nachgetrachtet wird; ſo halten ſie ſich heimlich und verborgen: da hingegen die Zuͤnfte und Jnnungen forſchen, wo ſolche Leute ihre Niederlage, Auf- enthalt und Einkehr haben. Jſt der Pfuſcher von der Zunft, z. E. ein Geſelle, der etwann an einem heimlichen Orte arbeitet, maßen ein Geſelle keine meiſterliche Ver- richtung vornehmen, noch außer ei- nes Meiſters Werkſtatt, oder in ge- wiſſer Maaße außer der Herberge, arbeiten darf: ſo kann ihn das Handwerk, oder die Zunft, vor ſich nehmen, und nach ihren Artikeln abſtrafen. Jſt er aber außer der Zunft: ſo muß die Obrigkeit um Huͤlfe angerufen werden. Wenn dieſes geſchehen: ſo wird ſolchen Leuten ihre eingefuͤhrte Waare, aufgekaufte Handwerksmaterie, vor- habende Arbeit, und Handwerks- zeug hinweg genommen, und vor verfaͤllig erklaͤret, nach Jnhalt der Artikel; auch wohl noch dazu der Uebertreter arreſtiret und beſtrafet. Es geſchieht auch zuweilen, daß einige Abgeordnete aus der Jn- nung mit Bewilligung der Obrig- keit, und zugegebenen Frohnen an die Oerter, wo ſie merken, daß heimliche Pfuſcher und Stoͤrer ſi- tzen und arbeiten, hingehen. Die- jenigen nun, die ſie auf der That betreffen, nehmen ſie weg, und fuͤh- ren ſie vor die Obrigkeit zur Be- ſtrafung; und dieſe Expedition oder Verrichtung wird an einigen Orten das Boͤnhaſenjagen genennet. Jn- deſſen findet der Zunftzwang (c) nicht allemal und allenthalben ſtatt. Alſo (a) wo etwann Dom- herren- und andere Freyhaͤuſer ſind, da werden oft Pfuſcher aufge- halten, fremde Waare eingefuͤhret, und die rohen Materialien an die Auf- und Verkaͤufer verhandelt, ohne daß die Obrigkeit denen Zunft- genoſſen in Aufhebung der Pfuſcher und Stoͤrer helfen kann. Desglei- chen iſt der Zunft- oder Jnnungs- zwang (b) nicht auf die Jahrmaͤrk- te, und denſelben gleich befreyete Wochenmaͤrkte auszudehnen, wie auch (c) nicht auf das, was einer vor ſich oder die Seinigen ſelbſt machen kann oder will. Der (6) Nutzen, welchen wohl eingerichtete Hand- werkszuͤnfte haben, erſtrecket ſich zwar a) auf den Staat, das Land und die Republik; b) auf die Hand- werskzuͤnfte ſelber; c) auf den noth- duͤrftigen Naͤchſten; und d) auf die Commercien und die Policey: al- lein wir wollen hier nur bey dem großen Nutzen ſtehen bleiben, wel- chen ordentliche Handwerkszuͤnfte denen Commercien eines Orts bringen. Naͤmlich weil dergleichen Zuͤnfte, vermoͤge der unter den Handwerkern eingefuͤhrten accura- ten Schau und ſcharfen Cenſur uͤber die verfertigten Waaren und der- ſelben Beſchaffenheit, ob ſolche tuͤchtiges Kaufmannsgut ſeyn oder nicht,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [582]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/588>, abgerufen am 22.11.2024.