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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zucker
gentlich darinn Körnlein wie Sand
findet, welche ein unfehlbares
Kennzeichen des völlig zubereiteten
Zuckers sind. Es würde aber alles
Kochen den Saft weiter nicht, als
zu einer klebrichten dicken Substanz,
ohne Körner, machen, wenn nicht
bey dem zweyten Sieden ein gewis-
ser Zusatz dazu gegeben würde. Ohn-
geachtet man schon allerhand
versuchet, hat doch keines bes-
ser angeschlagen, als Kalk in ge-
meinem Wasser abgelöscht. Ohne
dieses, oder aber Potasche, (so doch,
weil sie nicht so wohlfeil ist, selten
gebraucht wird) kann man keinen
Zucker körnicht machen; und wird
solches Kalkwasser, wenn der Zucker
durch des Feuers Hitze in die hef-
tigste Bewegung gebracht worden,
hinein gethan. Um aber das Ueber-
laufen über den Kessel zu verhüten,
wirft man nur einer Haselnuß groß
reine frische Butter oder etwas rei-
nes frisches Baumöl hinein; so
setzt sichs augenblicklich. Bey der
ersten Siedung muß ja nichts fettes
noch saures; und bey der zweyten
nichts von der Lauge, so bey der
ersten gebrauchet wird, dazu kom-
men: sonst ist alle Arbeit vergebens.
Ueberhaupt kömmt in dem Kochen
und Läutern des Zuckers auf des
Meisters Erfahrenheit und Glück
vieles an, daß der Zucker gut oder
schlecht werde. Es thut aber auch
die Beschaffenheit des Erdreichs in
Jndien vieles zu der Qualität des
Zuckers, daß er daher auch dieser-
wegen sehr verschieden ist. Jst der
Saft nun in so weit zu seiner Voll-
kommenheit gekommen; so schüttet
man ihn, weil er noch warm ist,
d) in hölzerne oder irdene kegelför-
mige Gefäße; welche unten an der
Spitze ein zugestopftes Loch haben:
Jn solchen Formen gerinnet er,
und erstarret gleich als ein Salz,
welches gemeiniglich in 24 Stunden
zu geschehen pflegt. Hierauf wird
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Zucker
er e) mit den Formen über gewis-
se hierzu bereitete Gefäße gesetzet,
nachdem das obgedachte Loch er-
öffnet, und der Zucker durchstochen
worden, damit der grobe schlei-
migte Saft,
mit der noch übrigen
Unreinigkeit, daraus und in solche
Gefäße abtraufe, und der Zucker
durch dessen Absonderung gereiniget
werde. Nächst diesem wird f) das
obere breite Theil des Gefäßes mit
gestoßenem Pfeifenthone oder Lehm,
und, in dessen Ermangelung, mit
Kreide oder Asche beschmieret oder
bestreuet; und zwar zum öftern,
weil man glaubet, daß er die Un-
reinigkeit dem Zucker noch mehr be-
nehme, und selbigen desto weißer
mache. Wenn nun aller grober
schleimichter Saft und Unreinigkeit
abgelaufen ist: so g) hauet man
die Zuckerkegel in große Stücken;
und wird dieser Zucker alsdenn
grauer Moscovade genennet, wel-
cher als der erste Zucker, den man
aus dem Safte des Zuckerrohrs
zieht, zugleich derjenige ist, aus
dem alle andere Gattungen von Zu-
cker gemacht werden. Auf das Zu-
ckersieden folget das (2) Raffiniren
des Zuckers,
welches (a) darinnen
besteht,
daß man den noch sehr
unsaubern, schwärzlicht-oder braun-
aussehenden Moscovadezucker auf
das neue läutert, erst recht von
seiner Unreinigkeit säubert, und zu
allerhand Arten von reinem, feinem,
und weißem Zucker siedet. Der,
welcher mit diesem Raffiniren des
Zuckers umzugehen weiß, heißt ein
(b) Zuckerraffinirer; gleichwie der
Ort, wo das Raffiniren des Zu-
ckers geschieht, oder wo der Zucker
fein gemacht und in Hüte formiret
wird, eine (c) Zuckerraffinerey
oder Zuckerraffinerie, ingleichen
eine Zuckerbeckerey genennet wird.
Man findet Zuckerraffinereyen so-
wol in den Ländern, wo der Zucker
wächst, als auch in Europa. Die

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Zucker
gentlich darinn Koͤrnlein wie Sand
findet, welche ein unfehlbares
Kennzeichen des voͤllig zubereiteten
Zuckers ſind. Es wuͤrde aber alles
Kochen den Saft weiter nicht, als
zu einer klebrichten dicken Subſtanz,
ohne Koͤrner, machen, wenn nicht
bey dem zweyten Sieden ein gewiſ-
ſer Zuſatz dazu gegeben wuͤrde. Ohn-
geachtet man ſchon allerhand
verſuchet, hat doch keines beſ-
ſer angeſchlagen, als Kalk in ge-
meinem Waſſer abgeloͤſcht. Ohne
dieſes, oder aber Potaſche, (ſo doch,
weil ſie nicht ſo wohlfeil iſt, ſelten
gebraucht wird) kann man keinen
Zucker koͤrnicht machen; und wird
ſolches Kalkwaſſer, wenn der Zucker
durch des Feuers Hitze in die hef-
tigſte Bewegung gebracht worden,
hinein gethan. Um aber das Ueber-
laufen uͤber den Keſſel zu verhuͤten,
wirft man nur einer Haſelnuß groß
reine friſche Butter oder etwas rei-
nes friſches Baumoͤl hinein; ſo
ſetzt ſichs augenblicklich. Bey der
erſten Siedung muß ja nichts fettes
noch ſaures; und bey der zweyten
nichts von der Lauge, ſo bey der
erſten gebrauchet wird, dazu kom-
men: ſonſt iſt alle Arbeit vergebens.
Ueberhaupt koͤmmt in dem Kochen
und Laͤutern des Zuckers auf des
Meiſters Erfahrenheit und Gluͤck
vieles an, daß der Zucker gut oder
ſchlecht werde. Es thut aber auch
die Beſchaffenheit des Erdreichs in
Jndien vieles zu der Qualitaͤt des
Zuckers, daß er daher auch dieſer-
wegen ſehr verſchieden iſt. Jſt der
Saft nun in ſo weit zu ſeiner Voll-
kommenheit gekommen; ſo ſchuͤttet
man ihn, weil er noch warm iſt,
d) in hoͤlzerne oder irdene kegelfoͤr-
mige Gefaͤße; welche unten an der
Spitze ein zugeſtopftes Loch haben:
Jn ſolchen Formen gerinnet er,
und erſtarret gleich als ein Salz,
welches gemeiniglich in 24 Stunden
zu geſchehen pflegt. Hierauf wird
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Zucker
er e) mit den Formen uͤber gewiſ-
ſe hierzu bereitete Gefaͤße geſetzet,
nachdem das obgedachte Loch er-
oͤffnet, und der Zucker durchſtochen
worden, damit der grobe ſchlei-
migte Saft,
mit der noch uͤbrigen
Unreinigkeit, daraus und in ſolche
Gefaͤße abtraufe, und der Zucker
durch deſſen Abſonderung gereiniget
werde. Naͤchſt dieſem wird f) das
obere breite Theil des Gefaͤßes mit
geſtoßenem Pfeifenthone oder Lehm,
und, in deſſen Ermangelung, mit
Kreide oder Aſche beſchmieret oder
beſtreuet; und zwar zum oͤftern,
weil man glaubet, daß er die Un-
reinigkeit dem Zucker noch mehr be-
nehme, und ſelbigen deſto weißer
mache. Wenn nun aller grober
ſchleimichter Saft und Unreinigkeit
abgelaufen iſt: ſo g) hauet man
die Zuckerkegel in große Stuͤcken;
und wird dieſer Zucker alsdenn
grauer Moſcovade genennet, wel-
cher als der erſte Zucker, den man
aus dem Safte des Zuckerrohrs
zieht, zugleich derjenige iſt, aus
dem alle andere Gattungen von Zu-
cker gemacht werden. Auf das Zu-
ckerſieden folget das (2) Raffiniren
des Zuckers,
welches (a) darinnen
beſteht,
daß man den noch ſehr
unſaubern, ſchwaͤrzlicht-oder braun-
ausſehenden Moſcovadezucker auf
das neue laͤutert, erſt recht von
ſeiner Unreinigkeit ſaͤubert, und zu
allerhand Arten von reinem, feinem,
und weißem Zucker ſiedet. Der,
welcher mit dieſem Raffiniren des
Zuckers umzugehen weiß, heißt ein
(b) Zuckerraffinirer; gleichwie der
Ort, wo das Raffiniren des Zu-
ckers geſchieht, oder wo der Zucker
fein gemacht und in Huͤte formiret
wird, eine (c) Zuckerraffinerey
oder Zuckerraffinerie, ingleichen
eine Zuckerbeckerey genennet wird.
Man findet Zuckerraffinereyen ſo-
wol in den Laͤndern, wo der Zucker
waͤchſt, als auch in Europa. Die

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[[563]/0569] Zucker Zucker gentlich darinn Koͤrnlein wie Sand findet, welche ein unfehlbares Kennzeichen des voͤllig zubereiteten Zuckers ſind. Es wuͤrde aber alles Kochen den Saft weiter nicht, als zu einer klebrichten dicken Subſtanz, ohne Koͤrner, machen, wenn nicht bey dem zweyten Sieden ein gewiſ- ſer Zuſatz dazu gegeben wuͤrde. Ohn- geachtet man ſchon allerhand verſuchet, hat doch keines beſ- ſer angeſchlagen, als Kalk in ge- meinem Waſſer abgeloͤſcht. Ohne dieſes, oder aber Potaſche, (ſo doch, weil ſie nicht ſo wohlfeil iſt, ſelten gebraucht wird) kann man keinen Zucker koͤrnicht machen; und wird ſolches Kalkwaſſer, wenn der Zucker durch des Feuers Hitze in die hef- tigſte Bewegung gebracht worden, hinein gethan. Um aber das Ueber- laufen uͤber den Keſſel zu verhuͤten, wirft man nur einer Haſelnuß groß reine friſche Butter oder etwas rei- nes friſches Baumoͤl hinein; ſo ſetzt ſichs augenblicklich. Bey der erſten Siedung muß ja nichts fettes noch ſaures; und bey der zweyten nichts von der Lauge, ſo bey der erſten gebrauchet wird, dazu kom- men: ſonſt iſt alle Arbeit vergebens. Ueberhaupt koͤmmt in dem Kochen und Laͤutern des Zuckers auf des Meiſters Erfahrenheit und Gluͤck vieles an, daß der Zucker gut oder ſchlecht werde. Es thut aber auch die Beſchaffenheit des Erdreichs in Jndien vieles zu der Qualitaͤt des Zuckers, daß er daher auch dieſer- wegen ſehr verſchieden iſt. Jſt der Saft nun in ſo weit zu ſeiner Voll- kommenheit gekommen; ſo ſchuͤttet man ihn, weil er noch warm iſt, d) in hoͤlzerne oder irdene kegelfoͤr- mige Gefaͤße; welche unten an der Spitze ein zugeſtopftes Loch haben: Jn ſolchen Formen gerinnet er, und erſtarret gleich als ein Salz, welches gemeiniglich in 24 Stunden zu geſchehen pflegt. Hierauf wird er e) mit den Formen uͤber gewiſ- ſe hierzu bereitete Gefaͤße geſetzet, nachdem das obgedachte Loch er- oͤffnet, und der Zucker durchſtochen worden, damit der grobe ſchlei- migte Saft, mit der noch uͤbrigen Unreinigkeit, daraus und in ſolche Gefaͤße abtraufe, und der Zucker durch deſſen Abſonderung gereiniget werde. Naͤchſt dieſem wird f) das obere breite Theil des Gefaͤßes mit geſtoßenem Pfeifenthone oder Lehm, und, in deſſen Ermangelung, mit Kreide oder Aſche beſchmieret oder beſtreuet; und zwar zum oͤftern, weil man glaubet, daß er die Un- reinigkeit dem Zucker noch mehr be- nehme, und ſelbigen deſto weißer mache. Wenn nun aller grober ſchleimichter Saft und Unreinigkeit abgelaufen iſt: ſo g) hauet man die Zuckerkegel in große Stuͤcken; und wird dieſer Zucker alsdenn grauer Moſcovade genennet, wel- cher als der erſte Zucker, den man aus dem Safte des Zuckerrohrs zieht, zugleich derjenige iſt, aus dem alle andere Gattungen von Zu- cker gemacht werden. Auf das Zu- ckerſieden folget das (2) Raffiniren des Zuckers, welches (a) darinnen beſteht, daß man den noch ſehr unſaubern, ſchwaͤrzlicht-oder braun- ausſehenden Moſcovadezucker auf das neue laͤutert, erſt recht von ſeiner Unreinigkeit ſaͤubert, und zu allerhand Arten von reinem, feinem, und weißem Zucker ſiedet. Der, welcher mit dieſem Raffiniren des Zuckers umzugehen weiß, heißt ein (b) Zuckerraffinirer; gleichwie der Ort, wo das Raffiniren des Zu- ckers geſchieht, oder wo der Zucker fein gemacht und in Huͤte formiret wird, eine (c) Zuckerraffinerey oder Zuckerraffinerie, ingleichen eine Zuckerbeckerey genennet wird. Man findet Zuckerraffinereyen ſo- wol in den Laͤndern, wo der Zucker waͤchſt, als auch in Europa. Die meiſten N n 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [563]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/569>, abgerufen am 22.11.2024.