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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zoll
an gewissen Orten genennet wird,
angestellter Observation zu befürch-
ten hat, sonderlich wenn er seine ein-
gelösten Zollzettel fleißig beyleget und
verwahret. Wenn nun aber (c)
der Fuhrmann oder Schiffer den
Zoll aus Vorsatz oder aus Nach-
läßigkeit |überfährt: so wird, ob
solches dem Herrn, dessen Sachen
er führet, Schaden bringen, und
selbige confisciret werden können,
vor und darwider gestritten. Für
die bejahende Meynung streitet die
von dem Herrn der Sachen gesche-
hene Wahl des Fuhrmanns oder
Schiffers, dem er eben dadurch
auch Trauen und Glauben über das
anvertrauete Gut zustellet; mithin,
wenn er etwas daran ermangeln
läßt, ihm die Schuld zu zuschrei-
ben ist: wobey er doch seinen Re-
greß wider den Fuhrmann oder
Schiffer nehmen kann. Andere
aber unterscheiden, ob der Fuhr-
mann oder Schiffer vermöglich sey
oder nicht; und behaupten, daß er-
steren Falls die Sachen verfallen seyn,
deren Herr aber sich bey dem Fuhr
manne oder Schiffer erholen könne;
hingegen letztern Falls das Abge-
nommene dem Herrn wieder ersetzet
werden solle. Eine andere Sache
ist es, wenn (d) ein Fuhr-
mann oder Schiffer aus Jrrthum
und Verstellung des Weges, an ei-
ne ihm unvorgesetzte Zollstätte ge-
kommen; oder vom Winde ver-
schlagen; oder von Seeräubern in
einen Hafen, den er nicht zu berüh-
ren vermeynet, gejagt worden;
oder wüßte nicht, und zwar aus ei-
ner rechtmäßigen Unwissenheit, daß
er daselbst einen Zoll zu zahlen
schuldig sey; oder es wäre auch ein
neuer und ungewöhnlicher Zoll auf-
gerichtet: so entschuldigen die
Rechtslehrer billig einen solchen
Verunglückten; jedoch, wo er sich
gleichwol zum Zolle nicht bekennen
wollte, ist er zu der Strafe des
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Zoll
doppelten Ersatzes des Zolles zu
verdammen, welcher gedoppelte Er-
satz alsdann auch statt hat, wenn
man zwar die Waaren angezeiget,
aber, das Zollgeld nicht ent-
richtet hat. Unter die (19) Ursa-
chen des Zollbetrugs
gehören, aus-
ser dem Eigennutze, der Bosheit
und der Nachläßigkeit der Eigen-
thümer des Guts, der Schiffer und
Fuhrleute, vorzüglich a) die Viel-
heit der Zölle,
welche den Schif-
fern und Fuhrleuten viel Versäu-
mens und Aufenthalt machen, wenn
sie allenthalben ihr Schiff, Pferde
und Gut frey machen sollen, indem
sie an manchen Orten halbe, ja
ganze Tage aufgehalten werden:
wiewol solches wider der hohen Po-
tenzen, denen solche Zölle zustehen,
ihre Willensmeynung ist, als wel-
che keinen Gefallen an Verzögerung
der Commercirenden und Reisenden
tragen; und b) die Jnsolenz, Hoch-
muth und Eigennutz vieler Zöll-
ner und Zollbedienten,
durch wel-
che öfters die Last der Zölle den
Schiffern, Fuhr- und Kaufleuten
noch weit schwerer gemacht wird,
als sie wirklich ist, indem es an vie-
len Zollstätten schon so weit gekom-
men ist, daß keine obrigkeitliche
Zollrolle, oder kein Tarif mehr
vorgewiesen; sondern nach Gut-
dünken und Gefallen des Zöllners
die Rechnung gemacht, und eine
gewisse Summe abgefordert wird,
wider welche der Zollgeber nicht
muchzen noch weitere Erläuterung
fordern darf, wenn er sich anders
nicht für itzt und auf das zukünfti-
ge des Zöllners Unwillen, samt
Verzögerung seiner Reise, oder gar,
daß ihm seiner Widerspänstigkeit
halber eine namhafte Strafe auf-
geleget werde, auf den Hals ziehen
will. Jndessen ist man doch auch
auf zuläßige (20) Mittel wider die
Zollbetrügereyen
jederzeit bedacht
gewesen, und rechnet man unter

solche

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Zoll
an gewiſſen Orten genennet wird,
angeſtellter Obſervation zu befuͤrch-
ten hat, ſonderlich wenn er ſeine ein-
geloͤſten Zollzettel fleißig beyleget und
verwahret. Wenn nun aber (c)
der Fuhrmann oder Schiffer den
Zoll aus Vorſatz oder aus Nach-
laͤßigkeit |uͤberfaͤhrt: ſo wird, ob
ſolches dem Herrn, deſſen Sachen
er fuͤhret, Schaden bringen, und
ſelbige confiſciret werden koͤnnen,
vor und darwider geſtritten. Fuͤr
die bejahende Meynung ſtreitet die
von dem Herrn der Sachen geſche-
hene Wahl des Fuhrmanns oder
Schiffers, dem er eben dadurch
auch Trauen und Glauben uͤber das
anvertrauete Gut zuſtellet; mithin,
wenn er etwas daran ermangeln
laͤßt, ihm die Schuld zu zuſchrei-
ben iſt: wobey er doch ſeinen Re-
greß wider den Fuhrmann oder
Schiffer nehmen kann. Andere
aber unterſcheiden, ob der Fuhr-
mann oder Schiffer vermoͤglich ſey
oder nicht; und behaupten, daß er-
ſteꝛen Falls die Sachen verfallen ſeyn,
deren Herr aber ſich bey dem Fuhr
manne oder Schiffer erholen koͤnne;
hingegen letztern Falls das Abge-
nommene dem Herrn wieder erſetzet
werden ſolle. Eine andere Sache
iſt es, wenn (d) ein Fuhr-
mann oder Schiffer aus Jrrthum
und Verſtellung des Weges, an ei-
ne ihm unvorgeſetzte Zollſtaͤtte ge-
kommen; oder vom Winde ver-
ſchlagen; oder von Seeraͤubern in
einen Hafen, den er nicht zu beruͤh-
ren vermeynet, gejagt worden;
oder wuͤßte nicht, und zwar aus ei-
ner rechtmaͤßigen Unwiſſenheit, daß
er daſelbſt einen Zoll zu zahlen
ſchuldig ſey; oder es waͤre auch ein
neuer und ungewoͤhnlicher Zoll auf-
gerichtet: ſo entſchuldigen die
Rechtslehrer billig einen ſolchen
Verungluͤckten; jedoch, wo er ſich
gleichwol zum Zolle nicht bekennen
wollte, iſt er zu der Strafe des
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Zoll
doppelten Erſatzes des Zolles zu
verdammen, welcher gedoppelte Er-
ſatz alsdann auch ſtatt hat, wenn
man zwar die Waaren angezeiget,
aber, das Zollgeld nicht ent-
richtet hat. Unter die (19) Urſa-
chen des Zollbetrugs
gehoͤren, auſ-
ſer dem Eigennutze, der Bosheit
und der Nachlaͤßigkeit der Eigen-
thuͤmer des Guts, der Schiffer und
Fuhrleute, vorzuͤglich a) die Viel-
heit der Zoͤlle,
welche den Schif-
fern und Fuhrleuten viel Verſaͤu-
mens und Aufenthalt machen, wenn
ſie allenthalben ihr Schiff, Pferde
und Gut frey machen ſollen, indem
ſie an manchen Orten halbe, ja
ganze Tage aufgehalten werden:
wiewol ſolches wider der hohen Po-
tenzen, denen ſolche Zoͤlle zuſtehen,
ihre Willensmeynung iſt, als wel-
che keinen Gefallen an Verzoͤgerung
der Commercirenden und Reiſenden
tragen; und b) die Jnſolenz, Hoch-
muth und Eigennutz vieler Zoͤll-
ner und Zollbedienten,
durch wel-
che oͤfters die Laſt der Zoͤlle den
Schiffern, Fuhr- und Kaufleuten
noch weit ſchwerer gemacht wird,
als ſie wirklich iſt, indem es an vie-
len Zollſtaͤtten ſchon ſo weit gekom-
men iſt, daß keine obrigkeitliche
Zollrolle, oder kein Tarif mehr
vorgewieſen; ſondern nach Gut-
duͤnken und Gefallen des Zoͤllners
die Rechnung gemacht, und eine
gewiſſe Summe abgefordert wird,
wider welche der Zollgeber nicht
muchzen noch weitere Erlaͤuterung
fordern darf, wenn er ſich anders
nicht fuͤr itzt und auf das zukuͤnfti-
ge des Zoͤllners Unwillen, ſamt
Verzoͤgerung ſeiner Reiſe, oder gar,
daß ihm ſeiner Widerſpaͤnſtigkeit
halber eine namhafte Strafe auf-
geleget werde, auf den Hals ziehen
will. Jndeſſen iſt man doch auch
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geweſen, und rechnet man unter

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[[559]/0565] Zoll Zoll an gewiſſen Orten genennet wird, angeſtellter Obſervation zu befuͤrch- ten hat, ſonderlich wenn er ſeine ein- geloͤſten Zollzettel fleißig beyleget und verwahret. Wenn nun aber (c) der Fuhrmann oder Schiffer den Zoll aus Vorſatz oder aus Nach- laͤßigkeit |uͤberfaͤhrt: ſo wird, ob ſolches dem Herrn, deſſen Sachen er fuͤhret, Schaden bringen, und ſelbige confiſciret werden koͤnnen, vor und darwider geſtritten. Fuͤr die bejahende Meynung ſtreitet die von dem Herrn der Sachen geſche- hene Wahl des Fuhrmanns oder Schiffers, dem er eben dadurch auch Trauen und Glauben uͤber das anvertrauete Gut zuſtellet; mithin, wenn er etwas daran ermangeln laͤßt, ihm die Schuld zu zuſchrei- ben iſt: wobey er doch ſeinen Re- greß wider den Fuhrmann oder Schiffer nehmen kann. Andere aber unterſcheiden, ob der Fuhr- mann oder Schiffer vermoͤglich ſey oder nicht; und behaupten, daß er- ſteꝛen Falls die Sachen verfallen ſeyn, deren Herr aber ſich bey dem Fuhr manne oder Schiffer erholen koͤnne; hingegen letztern Falls das Abge- nommene dem Herrn wieder erſetzet werden ſolle. Eine andere Sache iſt es, wenn (d) ein Fuhr- mann oder Schiffer aus Jrrthum und Verſtellung des Weges, an ei- ne ihm unvorgeſetzte Zollſtaͤtte ge- kommen; oder vom Winde ver- ſchlagen; oder von Seeraͤubern in einen Hafen, den er nicht zu beruͤh- ren vermeynet, gejagt worden; oder wuͤßte nicht, und zwar aus ei- ner rechtmaͤßigen Unwiſſenheit, daß er daſelbſt einen Zoll zu zahlen ſchuldig ſey; oder es waͤre auch ein neuer und ungewoͤhnlicher Zoll auf- gerichtet: ſo entſchuldigen die Rechtslehrer billig einen ſolchen Verungluͤckten; jedoch, wo er ſich gleichwol zum Zolle nicht bekennen wollte, iſt er zu der Strafe des doppelten Erſatzes des Zolles zu verdammen, welcher gedoppelte Er- ſatz alsdann auch ſtatt hat, wenn man zwar die Waaren angezeiget, aber, das Zollgeld nicht ent- richtet hat. Unter die (19) Urſa- chen des Zollbetrugs gehoͤren, auſ- ſer dem Eigennutze, der Bosheit und der Nachlaͤßigkeit der Eigen- thuͤmer des Guts, der Schiffer und Fuhrleute, vorzuͤglich a) die Viel- heit der Zoͤlle, welche den Schif- fern und Fuhrleuten viel Verſaͤu- mens und Aufenthalt machen, wenn ſie allenthalben ihr Schiff, Pferde und Gut frey machen ſollen, indem ſie an manchen Orten halbe, ja ganze Tage aufgehalten werden: wiewol ſolches wider der hohen Po- tenzen, denen ſolche Zoͤlle zuſtehen, ihre Willensmeynung iſt, als wel- che keinen Gefallen an Verzoͤgerung der Commercirenden und Reiſenden tragen; und b) die Jnſolenz, Hoch- muth und Eigennutz vieler Zoͤll- ner und Zollbedienten, durch wel- che oͤfters die Laſt der Zoͤlle den Schiffern, Fuhr- und Kaufleuten noch weit ſchwerer gemacht wird, als ſie wirklich iſt, indem es an vie- len Zollſtaͤtten ſchon ſo weit gekom- men iſt, daß keine obrigkeitliche Zollrolle, oder kein Tarif mehr vorgewieſen; ſondern nach Gut- duͤnken und Gefallen des Zoͤllners die Rechnung gemacht, und eine gewiſſe Summe abgefordert wird, wider welche der Zollgeber nicht muchzen noch weitere Erlaͤuterung fordern darf, wenn er ſich anders nicht fuͤr itzt und auf das zukuͤnfti- ge des Zoͤllners Unwillen, ſamt Verzoͤgerung ſeiner Reiſe, oder gar, daß ihm ſeiner Widerſpaͤnſtigkeit halber eine namhafte Strafe auf- geleget werde, auf den Hals ziehen will. Jndeſſen iſt man doch auch auf zulaͤßige (20) Mittel wider die Zollbetruͤgereyen jederzeit bedacht geweſen, und rechnet man unter ſolche

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [559]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/565>, abgerufen am 23.12.2024.