Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Zoll
einnehmer, oder Zollheber, Zoll-
einheber, Zöllner,
und Mautner,
franz. Douanier, ital. Doganiere,
genennet. (b) Andere sind dazu an-
genommen, daß sie die Straßen
fleißig mit angehängten Wapen,
oder Geleitsbüchsen des Landes-
herrn, bereuten müssen, damit kei-
ne zollbare Waare außer der Zoll-
oder Geleitsstraße, und ohne Ent-
richtung des Zolles durchgeführet
werde; oder sonst Frevel und Un-
ordnung auf der Straße, oder Ver-
derbung und Verminderung dersel-
bigen vorgehe. Dergleichen Per-
sonen heißen Zollbereuter, oder
Geleitsreuter, und werden sie un-
ter diejenigen Bedienten eines Für-
stens gerechnet, an denen sich durch-
aus kein Mensch vergreifen, noch
sie mit Gewalt an der Verrichtung
ihres Amts verhindern darf. Viel-
mehr muß ihnen in ihrer Verrich-
tung von den Gerichten jedes Orts
aller benöthigter Beystand geleistet
werden. Bey den obgedachten Zöll-
nern aber müssen alle zollbare Gü-
ter beym Aus- und Eingehen (15)
richtig angegeben und frey ge-
macht
werden. Dagegen wird de-
nen, welche ihre Güter gehörig
verzollet haben, von solchen Zöll-
nern ein (16) Schein oder Zettel
zur nöthigen Belegung und Bezeu-
gung der geschehenen Verzollung zu-
gestellet; und heißt ein dergleichen
Schein der Zollschein, Zollzettel,
oder Mautzettel. Bey allen die-
sen Anstalten bleibt doch der (17)
Zollbetrug, oder die Zolldefrauda-
tion,
lat. Vectigalium Defrauda-
tio,
nicht aus, welche alle diejeni-
gen listigen Ränke und Kunstgriffe
unter sich begreift, wodurch die öf-
fentlich angelegten Zölle von den
Schiffern, Fuhrleuten und andern
Personen mit Verfahrung der Zoll-
straßen, oder mit Verschweigung
und Unterschlagung der zollbaren
Güter und Waaren u. s. w. hinter-
[Spaltenumbruch]
Zoll
gangen und geschmälert werden.
Es verfallen aber die, welche über
dergleichen Betrug ertappet wer-
den, in (18) Strafe, die darinnen
besteht, daß das verfahrene oder
verschwiegene Gut contreband ge-
macht wird. Jedoch muß bey die-
ser Strafe behutsam untersuchet
werden, ob der Eigenthumsherr
des Guts selbst, theils in die Ver-
fahrung der Zollstraßen gewilliget,
theils die zollbaren Waaren falsch
angesaget, oder ansagen lassen;
oder ob beydes bloß aus Bosheit
oder Nachläßigkeit seines Fuhr-
manns oder Schiffers geschehen.
Hat der Eigenthumsherr (a) Wis-
senschaft von der Verfahrung der
Zollstraße, so hat die Contreband-
strafe ihre Richtigkeit. Hat er hin-
gegen (b) die Waare falsch angesa-
get, oder ansagen lassen: so hat
man wiederum in Acht zu nehmen,
ob bey der Aussage aus Versehen,
oder aber aus Unwissenheit etwann
ein Jrrthum vorgefallen sey. Jst
jenes geschehen, daß nämlich ein (a)
Versehen dabey vorgegangen: so
findet die Contrebandstrafe keinen
Platz, sondern nur die Strafe des
doppelten Ersatzes: hingegen ist es
mit der (b) Unwissenheit anders
beschaffen, denn diese entschuldiget
nicht; doch pfleget die Strafe als-
dann insgemein gelindert zu werden.
Ueberhaupt bemerken wir bey dieser
Gelegenheit, daß ein Kaufmann
nicht wohl thue, um zeitlichen Ge-
winns willen das Gewissen wegen
Entrichtung des Zolls an den Na-
gel zu hängen, zumal da es ihm
hernach doch frey steht, den aus-
gegebenen Zoll wieder auf die Waa-
ren zu schlagen. Denn er hat von
richtiger Ansage der Waare beym
Zolle den Vortheil, daß er seine ein-
geführten Waaren jedermann frey
vor Augen legen, und sich keiner,
oft über lang oder über kurz vor-
fallenden Jnquisition, oder, wie es

an

[Spaltenumbruch]

Zoll
einnehmer, oder Zollheber, Zoll-
einheber, Zoͤllner,
und Mautner,
franz. Douanier, ital. Doganiere,
genennet. (b) Andere ſind dazu an-
genommen, daß ſie die Straßen
fleißig mit angehaͤngten Wapen,
oder Geleitsbuͤchſen des Landes-
herrn, bereuten muͤſſen, damit kei-
ne zollbare Waare außer der Zoll-
oder Geleitsſtraße, und ohne Ent-
richtung des Zolles durchgefuͤhret
werde; oder ſonſt Frevel und Un-
ordnung auf der Straße, oder Ver-
derbung und Verminderung derſel-
bigen vorgehe. Dergleichen Per-
ſonen heißen Zollbereuter, oder
Geleitsreuter, und werden ſie un-
ter diejenigen Bedienten eines Fuͤr-
ſtens gerechnet, an denen ſich durch-
aus kein Menſch vergreifen, noch
ſie mit Gewalt an der Verrichtung
ihres Amts verhindern darf. Viel-
mehr muß ihnen in ihrer Verrich-
tung von den Gerichten jedes Orts
aller benoͤthigter Beyſtand geleiſtet
werden. Bey den obgedachten Zoͤll-
nern aber muͤſſen alle zollbare Guͤ-
ter beym Aus- und Eingehen (15)
richtig angegeben und frey ge-
macht
werden. Dagegen wird de-
nen, welche ihre Guͤter gehoͤrig
verzollet haben, von ſolchen Zoͤll-
nern ein (16) Schein oder Zettel
zur noͤthigen Belegung und Bezeu-
gung der geſchehenen Verzollung zu-
geſtellet; und heißt ein dergleichen
Schein der Zollſchein, Zollzettel,
oder Mautzettel. Bey allen die-
ſen Anſtalten bleibt doch der (17)
Zollbetrug, oder die Zolldefrauda-
tion,
lat. Vectigalium Defrauda-
tio,
nicht aus, welche alle diejeni-
gen liſtigen Raͤnke und Kunſtgriffe
unter ſich begreift, wodurch die oͤf-
fentlich angelegten Zoͤlle von den
Schiffern, Fuhrleuten und andern
Perſonen mit Verfahrung der Zoll-
ſtraßen, oder mit Verſchweigung
und Unterſchlagung der zollbaren
Guͤter und Waaren u. ſ. w. hinter-
[Spaltenumbruch]
Zoll
gangen und geſchmaͤlert werden.
Es verfallen aber die, welche uͤber
dergleichen Betrug ertappet wer-
den, in (18) Strafe, die darinnen
beſteht, daß das verfahrene oder
verſchwiegene Gut contreband ge-
macht wird. Jedoch muß bey die-
ſer Strafe behutſam unterſuchet
werden, ob der Eigenthumsherr
des Guts ſelbſt, theils in die Ver-
fahrung der Zollſtraßen gewilliget,
theils die zollbaren Waaren falſch
angeſaget, oder anſagen laſſen;
oder ob beydes bloß aus Bosheit
oder Nachlaͤßigkeit ſeines Fuhr-
manns oder Schiffers geſchehen.
Hat der Eigenthumsherr (a) Wiſ-
ſenſchaft von der Verfahrung der
Zollſtraße, ſo hat die Contreband-
ſtrafe ihre Richtigkeit. Hat er hin-
gegen (b) die Waare falſch angeſa-
get, oder anſagen laſſen: ſo hat
man wiederum in Acht zu nehmen,
ob bey der Ausſage aus Verſehen,
oder aber aus Unwiſſenheit etwann
ein Jrrthum vorgefallen ſey. Jſt
jenes geſchehen, daß naͤmlich ein (a)
Verſehen dabey vorgegangen: ſo
findet die Contrebandſtrafe keinen
Platz, ſondern nur die Strafe des
doppelten Erſatzes: hingegen iſt es
mit der (b) Unwiſſenheit anders
beſchaffen, denn dieſe entſchuldiget
nicht; doch pfleget die Strafe als-
dann insgemein gelindert zu werden.
Ueberhaupt bemerken wir bey dieſer
Gelegenheit, daß ein Kaufmann
nicht wohl thue, um zeitlichen Ge-
winns willen das Gewiſſen wegen
Entrichtung des Zolls an den Na-
gel zu haͤngen, zumal da es ihm
hernach doch frey ſteht, den aus-
gegebenen Zoll wieder auf die Waa-
ren zu ſchlagen. Denn er hat von
richtiger Anſage der Waare beym
Zolle den Vortheil, daß er ſeine ein-
gefuͤhrten Waaren jedermann frey
vor Augen legen, und ſich keiner,
oft uͤber lang oder uͤber kurz vor-
fallenden Jnquiſition, oder, wie es

an
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0564" n="[558]"/><cb n="1115"/><fw place="top" type="header">Zoll</fw><lb/><hi rendition="#fr">einnehmer,</hi> oder <hi rendition="#fr">Zollheber, Zoll-<lb/>
einheber, Zo&#x0364;llner,</hi> und <hi rendition="#fr">Mautner,</hi><lb/>
franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Douanier,</hi></hi> ital. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Doganiere,</hi></hi><lb/>
genennet. (<hi rendition="#aq">b</hi>) Andere &#x017F;ind dazu an-<lb/>
genommen, daß &#x017F;ie die Straßen<lb/>
fleißig mit angeha&#x0364;ngten Wapen,<lb/>
oder Geleitsbu&#x0364;ch&#x017F;en des Landes-<lb/>
herrn, bereuten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, damit kei-<lb/>
ne zollbare Waare außer der Zoll-<lb/>
oder Geleits&#x017F;traße, und ohne Ent-<lb/>
richtung des Zolles durchgefu&#x0364;hret<lb/>
werde; oder &#x017F;on&#x017F;t Frevel und Un-<lb/>
ordnung auf der Straße, oder Ver-<lb/>
derbung und Verminderung der&#x017F;el-<lb/>
bigen vorgehe. Dergleichen Per-<lb/>
&#x017F;onen heißen <hi rendition="#fr">Zollbereuter,</hi> oder<lb/><hi rendition="#fr">Geleitsreuter,</hi> und werden &#x017F;ie un-<lb/>
ter diejenigen Bedienten eines Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;tens gerechnet, an denen &#x017F;ich durch-<lb/>
aus kein Men&#x017F;ch vergreifen, noch<lb/>
&#x017F;ie mit Gewalt an der Verrichtung<lb/>
ihres Amts verhindern darf. Viel-<lb/>
mehr muß ihnen in ihrer Verrich-<lb/>
tung von den Gerichten jedes Orts<lb/>
aller beno&#x0364;thigter Bey&#x017F;tand gelei&#x017F;tet<lb/>
werden. Bey den obgedachten Zo&#x0364;ll-<lb/>
nern aber mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en alle zollbare Gu&#x0364;-<lb/>
ter beym Aus- und Eingehen (15)<lb/><hi rendition="#fr">richtig angegeben</hi> und <hi rendition="#fr">frey ge-<lb/>
macht</hi> werden. Dagegen wird de-<lb/>
nen, welche ihre Gu&#x0364;ter geho&#x0364;rig<lb/>
verzollet haben, von &#x017F;olchen Zo&#x0364;ll-<lb/>
nern ein (16) <hi rendition="#fr">Schein</hi> oder <hi rendition="#fr">Zettel</hi><lb/>
zur no&#x0364;thigen Belegung und Bezeu-<lb/>
gung der ge&#x017F;chehenen Verzollung zu-<lb/>
ge&#x017F;tellet; und heißt ein dergleichen<lb/>
Schein der <hi rendition="#fr">Zoll&#x017F;chein, Zollzettel,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#fr">Mautzettel.</hi> Bey allen die-<lb/>
&#x017F;en An&#x017F;talten bleibt doch der (17)<lb/><hi rendition="#fr">Zollbetrug,</hi> oder die <hi rendition="#fr">Zolldefrauda-<lb/>
tion,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Vectigalium Defrauda-<lb/>
tio,</hi></hi> nicht aus, welche alle diejeni-<lb/>
gen li&#x017F;tigen Ra&#x0364;nke und Kun&#x017F;tgriffe<lb/>
unter &#x017F;ich begreift, wodurch die o&#x0364;f-<lb/>
fentlich angelegten Zo&#x0364;lle von den<lb/>
Schiffern, Fuhrleuten und andern<lb/>
Per&#x017F;onen mit Verfahrung der Zoll-<lb/>
&#x017F;traßen, oder mit Ver&#x017F;chweigung<lb/>
und Unter&#x017F;chlagung der zollbaren<lb/>
Gu&#x0364;ter und Waaren u. &#x017F;. w. hinter-<lb/><cb n="1116"/>
<fw place="top" type="header">Zoll</fw><lb/>
gangen und ge&#x017F;chma&#x0364;lert werden.<lb/>
Es verfallen aber die, welche u&#x0364;ber<lb/>
dergleichen Betrug ertappet wer-<lb/>
den, in (18) <hi rendition="#fr">Strafe,</hi> die darinnen<lb/>
be&#x017F;teht, daß das verfahrene oder<lb/>
ver&#x017F;chwiegene Gut contreband ge-<lb/>
macht wird. Jedoch muß bey die-<lb/>
&#x017F;er Strafe behut&#x017F;am unter&#x017F;uchet<lb/>
werden, ob der Eigenthumsherr<lb/>
des Guts &#x017F;elb&#x017F;t, theils in die Ver-<lb/>
fahrung der Zoll&#x017F;traßen gewilliget,<lb/>
theils die zollbaren Waaren fal&#x017F;ch<lb/>
ange&#x017F;aget, oder an&#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en;<lb/>
oder ob beydes bloß aus Bosheit<lb/>
oder Nachla&#x0364;ßigkeit &#x017F;eines Fuhr-<lb/>
manns oder Schiffers ge&#x017F;chehen.<lb/>
Hat der <hi rendition="#fr">Eigenthumsherr</hi> (<hi rendition="#aq">a</hi>) Wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en&#x017F;chaft von der Verfahrung der<lb/>
Zoll&#x017F;traße, &#x017F;o hat die Contreband-<lb/>
&#x017F;trafe ihre Richtigkeit. Hat er hin-<lb/>
gegen (<hi rendition="#aq">b</hi>) die Waare fal&#x017F;ch ange&#x017F;a-<lb/>
get, oder an&#x017F;agen la&#x017F;&#x017F;en: &#x017F;o hat<lb/>
man wiederum in Acht zu nehmen,<lb/>
ob bey der Aus&#x017F;age <hi rendition="#fr">aus Ver&#x017F;ehen,</hi><lb/>
oder aber <hi rendition="#fr">aus Unwi&#x017F;&#x017F;enheit</hi> etwann<lb/>
ein Jrrthum vorgefallen &#x017F;ey. J&#x017F;t<lb/>
jenes ge&#x017F;chehen, daß na&#x0364;mlich ein (a)<lb/><hi rendition="#fr">Ver&#x017F;ehen</hi> dabey vorgegangen: &#x017F;o<lb/>
findet die Contreband&#x017F;trafe keinen<lb/>
Platz, &#x017F;ondern nur die Strafe des<lb/>
doppelten Er&#x017F;atzes: hingegen i&#x017F;t es<lb/>
mit der (b) <hi rendition="#fr">Unwi&#x017F;&#x017F;enheit</hi> anders<lb/>
be&#x017F;chaffen, denn die&#x017F;e ent&#x017F;chuldiget<lb/>
nicht; doch pfleget die Strafe als-<lb/>
dann insgemein gelindert zu werden.<lb/>
Ueberhaupt bemerken wir bey die&#x017F;er<lb/>
Gelegenheit, daß ein Kaufmann<lb/>
nicht wohl thue, um zeitlichen Ge-<lb/>
winns willen das Gewi&#x017F;&#x017F;en wegen<lb/>
Entrichtung des Zolls an den Na-<lb/>
gel zu ha&#x0364;ngen, zumal da es ihm<lb/>
hernach doch frey &#x017F;teht, den aus-<lb/>
gegebenen Zoll wieder auf die Waa-<lb/>
ren zu &#x017F;chlagen. Denn er hat von<lb/>
richtiger An&#x017F;age der Waare beym<lb/>
Zolle den Vortheil, daß er &#x017F;eine ein-<lb/>
gefu&#x0364;hrten Waaren jedermann frey<lb/>
vor Augen legen, und &#x017F;ich keiner,<lb/>
oft u&#x0364;ber lang oder u&#x0364;ber kurz vor-<lb/>
fallenden Jnqui&#x017F;ition, oder, wie es<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">an</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[558]/0564] Zoll Zoll einnehmer, oder Zollheber, Zoll- einheber, Zoͤllner, und Mautner, franz. Douanier, ital. Doganiere, genennet. (b) Andere ſind dazu an- genommen, daß ſie die Straßen fleißig mit angehaͤngten Wapen, oder Geleitsbuͤchſen des Landes- herrn, bereuten muͤſſen, damit kei- ne zollbare Waare außer der Zoll- oder Geleitsſtraße, und ohne Ent- richtung des Zolles durchgefuͤhret werde; oder ſonſt Frevel und Un- ordnung auf der Straße, oder Ver- derbung und Verminderung derſel- bigen vorgehe. Dergleichen Per- ſonen heißen Zollbereuter, oder Geleitsreuter, und werden ſie un- ter diejenigen Bedienten eines Fuͤr- ſtens gerechnet, an denen ſich durch- aus kein Menſch vergreifen, noch ſie mit Gewalt an der Verrichtung ihres Amts verhindern darf. Viel- mehr muß ihnen in ihrer Verrich- tung von den Gerichten jedes Orts aller benoͤthigter Beyſtand geleiſtet werden. Bey den obgedachten Zoͤll- nern aber muͤſſen alle zollbare Guͤ- ter beym Aus- und Eingehen (15) richtig angegeben und frey ge- macht werden. Dagegen wird de- nen, welche ihre Guͤter gehoͤrig verzollet haben, von ſolchen Zoͤll- nern ein (16) Schein oder Zettel zur noͤthigen Belegung und Bezeu- gung der geſchehenen Verzollung zu- geſtellet; und heißt ein dergleichen Schein der Zollſchein, Zollzettel, oder Mautzettel. Bey allen die- ſen Anſtalten bleibt doch der (17) Zollbetrug, oder die Zolldefrauda- tion, lat. Vectigalium Defrauda- tio, nicht aus, welche alle diejeni- gen liſtigen Raͤnke und Kunſtgriffe unter ſich begreift, wodurch die oͤf- fentlich angelegten Zoͤlle von den Schiffern, Fuhrleuten und andern Perſonen mit Verfahrung der Zoll- ſtraßen, oder mit Verſchweigung und Unterſchlagung der zollbaren Guͤter und Waaren u. ſ. w. hinter- gangen und geſchmaͤlert werden. Es verfallen aber die, welche uͤber dergleichen Betrug ertappet wer- den, in (18) Strafe, die darinnen beſteht, daß das verfahrene oder verſchwiegene Gut contreband ge- macht wird. Jedoch muß bey die- ſer Strafe behutſam unterſuchet werden, ob der Eigenthumsherr des Guts ſelbſt, theils in die Ver- fahrung der Zollſtraßen gewilliget, theils die zollbaren Waaren falſch angeſaget, oder anſagen laſſen; oder ob beydes bloß aus Bosheit oder Nachlaͤßigkeit ſeines Fuhr- manns oder Schiffers geſchehen. Hat der Eigenthumsherr (a) Wiſ- ſenſchaft von der Verfahrung der Zollſtraße, ſo hat die Contreband- ſtrafe ihre Richtigkeit. Hat er hin- gegen (b) die Waare falſch angeſa- get, oder anſagen laſſen: ſo hat man wiederum in Acht zu nehmen, ob bey der Ausſage aus Verſehen, oder aber aus Unwiſſenheit etwann ein Jrrthum vorgefallen ſey. Jſt jenes geſchehen, daß naͤmlich ein (a) Verſehen dabey vorgegangen: ſo findet die Contrebandſtrafe keinen Platz, ſondern nur die Strafe des doppelten Erſatzes: hingegen iſt es mit der (b) Unwiſſenheit anders beſchaffen, denn dieſe entſchuldiget nicht; doch pfleget die Strafe als- dann insgemein gelindert zu werden. Ueberhaupt bemerken wir bey dieſer Gelegenheit, daß ein Kaufmann nicht wohl thue, um zeitlichen Ge- winns willen das Gewiſſen wegen Entrichtung des Zolls an den Na- gel zu haͤngen, zumal da es ihm hernach doch frey ſteht, den aus- gegebenen Zoll wieder auf die Waa- ren zu ſchlagen. Denn er hat von richtiger Anſage der Waare beym Zolle den Vortheil, daß er ſeine ein- gefuͤhrten Waaren jedermann frey vor Augen legen, und ſich keiner, oft uͤber lang oder uͤber kurz vor- fallenden Jnquiſition, oder, wie es an

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/564
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [558]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/564>, abgerufen am 23.12.2024.