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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zirkel
sie noch einen sehr schönen und eine
halbe Meile langen Hafen, den die
Kaufleute fleißig besuchet, gehabt;
welchen aber darauf das Meer mit
Sand angefüllet, und hierdurch
der Stadt großen Schaden zuge-
füget hat. Es ist aber darum die
Kaufmannschaft nicht gar abgegan-
gen, sonderlich da sie sich wieder
mit einem guten und großen Hafen
versehen haben. Jhr vornehmster
Handel besteht in Getreide, Wei-
zen, Salz, Färberröthe, einge-
salzenen Fischen, Vieh und derglei-
chen.

Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi-
nus
,
franz. Compas, ein aus Eisen
oder Meßing gemachtes Jnstrument,
so aus zweyen, unten spitzig zuge-
henden Stücken, die man Füße
nennet, besteht, und welche oben
mit einem Gewerbe befestiget sind,
daß man sie nach Belieben auf- und
zuthun kann. Dieses Jnstrument ist
vielen Handwerksleuten, Künstlern,
sonderlich aber den Mathematikleh-
rern so nöthig, daß sie es auf keine Wei-
se entbehren wögen. Sie sind ent-
weder gemeine von Eisen und Mes-
sing in verschiedener Größe, deren
absonderlich viele zu Nürnberg und
Augspurg, ingleichen viele zu
Schmiedeberg in Schlesien, gemacht
werden; oder Proportional-Haar-
und Reiß- oder solche Zirkel, an
welchen man den einen Fuß aus-
schrauben, und an dessen Stelle z.
E. eine Reißfeder, einen Fuß mit
Röthel oder Reißbley, ein Punctir-
rädlein, Schneidemesser, etc. hinein
schrauben kann. Ob nun wol hin
und wieder Zirkelmacher zu finden,
die allerhand Zirkel mit einfachen
und doppelten Winden machen; so
werden doch die besten und accura-
testen, woran am meisten gelegen,
von den so ganannten Mechanicis
verfertiget, die auch damit Handel
treiben.

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Zittau

Zits, indianischer Cattun, siehe
Zitz.

Zittau, oder Sittau, lat. Zitta-
via
,
eine berühmte Sadt in dem
Markgrafthume Oberlausitz, zum
görlitzischen Kreise gehörig, hart an
der böhmischen Gränze, an der
Neiße, oder, eigentlicher zu reden,
an dem Wasser Mandau, auch Alt-
wasser |genannt, welches bald dar-
auf in die Neiße fällt, in einem an-
genehmen Gefilde, auf einem Hügel
gelegen. Sie (1) gehöret dem Chur-
hause Sachsen; und ist unter den
oberlausitzischen (2) Sechsstädten
in der Ordnung die dritte; übrigens
aber eine der größten und schönsten
unter allen Städten dieses ganzen
Landes. Wegen der daselbst vor
andern unvergleichlich blühenden
Handlung, wie auch wegen ihrer
nach der neuesten Art gebaueten
Häuser, großen Marktplätze, net-
ten Einrichtung u. s. w. (3) nen-
net man sie nur Dresdae aemula,
und klein Leipzig. Vor allen
Thoren sind weitläuftige und stark
bewohnte (4) Vorstädte und schöne
Gärten: und rings herum liegen
die schönsten (5) Dörfer, so alle
zur Stadt gehören. Die Stadt
selbst hat verschiedene (6) Markt-
plätze,
als der große Markt,
welcher mit schönen sowol öffentli-
chen als Privatgebäuden, z. E. dem
Rathhause, der Waage, etc. gezie-
ret ist; den neuen Markt, auf
welchem sich das Salzhaus und der
Marstall befinden; den Tauben-
markt;
und den Topfmarkt, der
sich bey der St. Petri- und Pauli-
kirche befindet, und von den Töpfer-
waaren, so daselbst verkauft wer-
den, seinen Namen hat. Die (7)
Nahrung der Stadt besteht vor-
züglich theils im Bierbrauen, theils
in der Handlung. Was insbeson-
dere die Nahrung vom (8) Bier-
brauen
anbetrifft: so hat ein jeder
Bierhof nicht allein sein eigenes

Brau-

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Zirkel
ſie noch einen ſehr ſchoͤnen und eine
halbe Meile langen Hafen, den die
Kaufleute fleißig beſuchet, gehabt;
welchen aber darauf das Meer mit
Sand angefuͤllet, und hierdurch
der Stadt großen Schaden zuge-
fuͤget hat. Es iſt aber darum die
Kaufmannſchaft nicht gar abgegan-
gen, ſonderlich da ſie ſich wieder
mit einem guten und großen Hafen
verſehen haben. Jhr vornehmſter
Handel beſteht in Getreide, Wei-
zen, Salz, Faͤrberroͤthe, einge-
ſalzenen Fiſchen, Vieh und derglei-
chen.

Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi-
nus
,
franz. Compas, ein aus Eiſen
oder Meßing gemachtes Jnſtrument,
ſo aus zweyen, unten ſpitzig zuge-
henden Stuͤcken, die man Fuͤße
nennet, beſteht, und welche oben
mit einem Gewerbe befeſtiget ſind,
daß man ſie nach Belieben auf- und
zuthun kann. Dieſes Jnſtrument iſt
vielen Handwerksleuten, Kuͤnſtlern,
ſonderlich aber den Mathematikleh-
rern ſo noͤthig, daß ſie es auf keine Wei-
ſe entbehren woͤgen. Sie ſind ent-
weder gemeine von Eiſen und Meſ-
ſing in verſchiedener Groͤße, deren
abſonderlich viele zu Nuͤrnberg und
Augſpurg, ingleichen viele zu
Schmiedeberg in Schleſien, gemacht
werden; oder Proportional-Haar-
und Reiß- oder ſolche Zirkel, an
welchen man den einen Fuß aus-
ſchrauben, und an deſſen Stelle z.
E. eine Reißfeder, einen Fuß mit
Roͤthel oder Reißbley, ein Punctir-
raͤdlein, Schneidemeſſer, ꝛc. hinein
ſchrauben kann. Ob nun wol hin
und wieder Zirkelmacher zu finden,
die allerhand Zirkel mit einfachen
und doppelten Winden machen; ſo
werden doch die beſten und accura-
teſten, woran am meiſten gelegen,
von den ſo ganannten Mechanicis
verfertiget, die auch damit Handel
treiben.

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Zittau

Zits, indianiſcher Cattun, ſiehe
Zitz.

Zittau, oder Sittau, lat. Zitta-
via
,
eine beruͤhmte Sadt in dem
Markgrafthume Oberlauſitz, zum
goͤrlitziſchen Kreiſe gehoͤrig, hart an
der boͤhmiſchen Graͤnze, an der
Neiße, oder, eigentlicher zu reden,
an dem Waſſer Mandau, auch Alt-
waſſer |genannt, welches bald dar-
auf in die Neiße faͤllt, in einem an-
genehmen Gefilde, auf einem Huͤgel
gelegen. Sie (1) gehoͤret dem Chur-
hauſe Sachſen; und iſt unter den
oberlauſitziſchen (2) Sechsſtaͤdten
in der Ordnung die dritte; uͤbrigens
aber eine der groͤßten und ſchoͤnſten
unter allen Staͤdten dieſes ganzen
Landes. Wegen der daſelbſt vor
andern unvergleichlich bluͤhenden
Handlung, wie auch wegen ihrer
nach der neueſten Art gebaueten
Haͤuſer, großen Marktplaͤtze, net-
ten Einrichtung u. ſ. w. (3) nen-
net man ſie nur Dresdæ æmula,
und klein Leipzig. Vor allen
Thoren ſind weitlaͤuftige und ſtark
bewohnte (4) Vorſtaͤdte und ſchoͤne
Gaͤrten: und rings herum liegen
die ſchoͤnſten (5) Doͤrfer, ſo alle
zur Stadt gehoͤren. Die Stadt
ſelbſt hat verſchiedene (6) Markt-
plaͤtze,
als der große Markt,
welcher mit ſchoͤnen ſowol oͤffentli-
chen als Privatgebaͤuden, z. E. dem
Rathhauſe, der Waage, ꝛc. gezie-
ret iſt; den neuen Markt, auf
welchem ſich das Salzhaus und der
Marſtall befinden; den Tauben-
markt;
und den Topfmarkt, der
ſich bey der St. Petri- und Pauli-
kirche befindet, und von den Toͤpfer-
waaren, ſo daſelbſt verkauft wer-
den, ſeinen Namen hat. Die (7)
Nahrung der Stadt beſteht vor-
zuͤglich theils im Bierbrauen, theils
in der Handlung. Was insbeſon-
dere die Nahrung vom (8) Bier-
brauen
anbetrifft: ſo hat ein jeder
Bierhof nicht allein ſein eigenes

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[[548]/0554] Zirkel Zittau ſie noch einen ſehr ſchoͤnen und eine halbe Meile langen Hafen, den die Kaufleute fleißig beſuchet, gehabt; welchen aber darauf das Meer mit Sand angefuͤllet, und hierdurch der Stadt großen Schaden zuge- fuͤget hat. Es iſt aber darum die Kaufmannſchaft nicht gar abgegan- gen, ſonderlich da ſie ſich wieder mit einem guten und großen Hafen verſehen haben. Jhr vornehmſter Handel beſteht in Getreide, Wei- zen, Salz, Faͤrberroͤthe, einge- ſalzenen Fiſchen, Vieh und derglei- chen. Zirkel, oder Cirkel, lat. Circi- nus, franz. Compas, ein aus Eiſen oder Meßing gemachtes Jnſtrument, ſo aus zweyen, unten ſpitzig zuge- henden Stuͤcken, die man Fuͤße nennet, beſteht, und welche oben mit einem Gewerbe befeſtiget ſind, daß man ſie nach Belieben auf- und zuthun kann. Dieſes Jnſtrument iſt vielen Handwerksleuten, Kuͤnſtlern, ſonderlich aber den Mathematikleh- rern ſo noͤthig, daß ſie es auf keine Wei- ſe entbehren woͤgen. Sie ſind ent- weder gemeine von Eiſen und Meſ- ſing in verſchiedener Groͤße, deren abſonderlich viele zu Nuͤrnberg und Augſpurg, ingleichen viele zu Schmiedeberg in Schleſien, gemacht werden; oder Proportional-Haar- und Reiß- oder ſolche Zirkel, an welchen man den einen Fuß aus- ſchrauben, und an deſſen Stelle z. E. eine Reißfeder, einen Fuß mit Roͤthel oder Reißbley, ein Punctir- raͤdlein, Schneidemeſſer, ꝛc. hinein ſchrauben kann. Ob nun wol hin und wieder Zirkelmacher zu finden, die allerhand Zirkel mit einfachen und doppelten Winden machen; ſo werden doch die beſten und accura- teſten, woran am meiſten gelegen, von den ſo ganannten Mechanicis verfertiget, die auch damit Handel treiben. Zits, indianiſcher Cattun, ſiehe Zitz. Zittau, oder Sittau, lat. Zitta- via, eine beruͤhmte Sadt in dem Markgrafthume Oberlauſitz, zum goͤrlitziſchen Kreiſe gehoͤrig, hart an der boͤhmiſchen Graͤnze, an der Neiße, oder, eigentlicher zu reden, an dem Waſſer Mandau, auch Alt- waſſer |genannt, welches bald dar- auf in die Neiße faͤllt, in einem an- genehmen Gefilde, auf einem Huͤgel gelegen. Sie (1) gehoͤret dem Chur- hauſe Sachſen; und iſt unter den oberlauſitziſchen (2) Sechsſtaͤdten in der Ordnung die dritte; uͤbrigens aber eine der groͤßten und ſchoͤnſten unter allen Staͤdten dieſes ganzen Landes. Wegen der daſelbſt vor andern unvergleichlich bluͤhenden Handlung, wie auch wegen ihrer nach der neueſten Art gebaueten Haͤuſer, großen Marktplaͤtze, net- ten Einrichtung u. ſ. w. (3) nen- net man ſie nur Dresdæ æmula, und klein Leipzig. Vor allen Thoren ſind weitlaͤuftige und ſtark bewohnte (4) Vorſtaͤdte und ſchoͤne Gaͤrten: und rings herum liegen die ſchoͤnſten (5) Doͤrfer, ſo alle zur Stadt gehoͤren. Die Stadt ſelbſt hat verſchiedene (6) Markt- plaͤtze, als der große Markt, welcher mit ſchoͤnen ſowol oͤffentli- chen als Privatgebaͤuden, z. E. dem Rathhauſe, der Waage, ꝛc. gezie- ret iſt; den neuen Markt, auf welchem ſich das Salzhaus und der Marſtall befinden; den Tauben- markt; und den Topfmarkt, der ſich bey der St. Petri- und Pauli- kirche befindet, und von den Toͤpfer- waaren, ſo daſelbſt verkauft wer- den, ſeinen Namen hat. Die (7) Nahrung der Stadt beſteht vor- zuͤglich theils im Bierbrauen, theils in der Handlung. Was insbeſon- dere die Nahrung vom (8) Bier- brauen anbetrifft: ſo hat ein jeder Bierhof nicht allein ſein eigenes Brau-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [548]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/554>, abgerufen am 22.11.2024.