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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zinn
auf einem Klotze in einem Ballen
zusammen gerollt, mit den Häm-
mern zusammen geschlagen, und
(c) das Gewerkszeichen darauf ge-
präget wird; wenn es nämlich rein
Zinn, und also Kaufmannsgut ist;
das untüchtige geringe Zinn aber,
so nicht Kaufmannsgut, soll mit
einem besondern Zeichen bezeichnet
werden, damit das gute Zinn vor
dem bösen erkannt, und der Kauf-
mann dadurch nicht betrogen werde.
Und diese Ballen heißen Zinnballen:
Gleichwie dieses pure Zinn selbst,
wie es aus den Hütten kömmt,
das glatte Zinn, franz. Etain plane,
genennet wird. Selbiges wird den
Kaufleuten von dem Bergamte,
oder aus der andern Hand, zum
Verkaufe gesendet, die es an die
Handwerker, so es gebrauchen, ver-
kaufen. Es leidet aber das glatte
Zinn bey der Verarbeitung einen
(7) Zusatz von Bley, dessen man
gemeiniglich auf einen Centner Zinn
zehen Pfunde rechnet, davon es denn
etwas weicher und schwerer wird;
wenn aber mehr als ein Pfund Bley
unter zehen Pfund Zinn genommen
wird, so ist sodann das Zinn nicht
gut: und dieses mit Bley versetzte
Zinn ist das gemeine und ordeutli-
che Zinn, franz. Etain commun.
Will man es hingegen hell, hart,
und leichte haben; kann es mit
Wismuth, Zink, Kupfer, und der-
gleichen verbessert werden, daß es
dem Silber gleich scheint, und ei-
nen Klang von sich giebt, wie es
denn auch daher klingendes Zinn,
franz. Etain sonnant, heißt. Das
(8) gemeine oder mit Bley ver-
mischte Zinn wird Pfund Zinn oder
gestempeltes Zinn, lat. Stannum
mixtum
,
genennet, und ist eine
Vermischung von Bley und Zinn
von hellerer oder dunklerer Bley-
farbe, alles nach dem Maaße der
Vermischung. Man findet davon
folgende Gattungen: a) zweypfün-
diges Zinn,
wird auch halbgutes
[Spaltenumbruch]
Zinn
Zinn, genennet, und ist das schlech-
teste Zinn, indem es aus einem
Theile Bley und einem Theile Zinn
besteht; b) dreypfündiges Zinn,
besteht aus zwey Theilen Zinn, und
einem Theile Bley; c) vier pfündi-
ges Zinn,
besteht aus drey Thei-
len Zinn und einem Theile Bley.
Eben so hat man auch weiter
d) fünfpfündiges, e) sechspfündi-
ges,
f) siebenpfündiges, g) acht-
pfündiges,
h) neunpfündiges,
bis i) zehnpfündiges Zinn.
Was darüber geht, nennet man
k) englisches oder leipziger Zinn.
Zu (9) probiren, ob das Zinn
einen Zusatz habe, und wie
viel dieser ohngefähr betrage,

nehme man reines Zinn, oder so-
genanntes glattes, gieße daraus
eine Kugel, und in eben dieser For-
me gieße man auch noch anderes,
auf unterschiedene Art mit Zusatz
vermengtes, z. E. mit der Hälfte
Bley, mit einem Drittheile, mit ei-
nem Viertheile, mit einem Fünf-
theile, mit einem Sechstheile, und
so fort. Wenn man nun von dem
Zinne, welches man probiren will,
eben dergleichen Kugeln gegossen, und
diese alsdenn auf die Waage bringt,
so giebt hernach die Kugel, mit welcher
diese in gleichem Gewichte steht, die
verlangte Anzeige, denn das reine
oder glatte Zinn ist allemal das leich-
teste; und mithin, je leichter ein Zinn
ist, je besser und reiner ist es. Die
Zinngießer erkennen und probiren
die Vermischung des Zinns, wenn sie
in das Zinn beißen; denn je reiner es
ist je mehr knastert oder knirschet es
unter den Zähnen. Den (10) Nu-
tzen
und die Verarbeitung des
Zinns anlangend: so ist mehr denn
zu bekannt, wie es (a) von den
Zinngießern, von welchen ein be-
sonderer Artikel folget, zu vieler-
ley zinnernen Manufacturen, als
da sind allerhand Schüsseln, Teller,
Leuchter, Flaschen, und anderer

nützlicher

[Spaltenumbruch]

Zinn
auf einem Klotze in einem Ballen
zuſammen gerollt, mit den Haͤm-
mern zuſammen geſchlagen, und
(c) das Gewerkszeichen darauf ge-
praͤget wird; wenn es naͤmlich rein
Zinn, und alſo Kaufmannsgut iſt;
das untuͤchtige geringe Zinn aber,
ſo nicht Kaufmannsgut, ſoll mit
einem beſondern Zeichen bezeichnet
werden, damit das gute Zinn vor
dem boͤſen erkannt, und der Kauf-
mann dadurch nicht betrogen werde.
Und dieſe Ballen heißen Zinnballen:
Gleichwie dieſes pure Zinn ſelbſt,
wie es aus den Huͤtten koͤmmt,
das glatte Zinn, franz. Etain plane,
genennet wird. Selbiges wird den
Kaufleuten von dem Bergamte,
oder aus der andern Hand, zum
Verkaufe geſendet, die es an die
Handwerker, ſo es gebrauchen, ver-
kaufen. Es leidet aber das glatte
Zinn bey der Verarbeitung einen
(7) Zuſatz von Bley, deſſen man
gemeiniglich auf einen Centner Zinn
zehen Pfunde rechnet, davon es denn
etwas weicher und ſchwerer wird;
wenn aber mehr als ein Pfund Bley
unter zehen Pfund Zinn genommen
wird, ſo iſt ſodann das Zinn nicht
gut: und dieſes mit Bley verſetzte
Zinn iſt das gemeine und ordeutli-
che Zinn, franz. Etain commun.
Will man es hingegen hell, hart,
und leichte haben; kann es mit
Wismuth, Zink, Kupfer, und der-
gleichen verbeſſert werden, daß es
dem Silber gleich ſcheint, und ei-
nen Klang von ſich giebt, wie es
denn auch daher klingendes Zinn,
franz. Etain ſonnant, heißt. Das
(8) gemeine oder mit Bley ver-
miſchte Zinn wird Pfund Zinn oder
geſtempeltes Zinn, lat. Stannum
mixtum
,
genennet, und iſt eine
Vermiſchung von Bley und Zinn
von hellerer oder dunklerer Bley-
farbe, alles nach dem Maaße der
Vermiſchung. Man findet davon
folgende Gattungen: a) zweypfuͤn-
diges Zinn,
wird auch halbgutes
[Spaltenumbruch]
Zinn
Zinn, genennet, und iſt das ſchlech-
teſte Zinn, indem es aus einem
Theile Bley und einem Theile Zinn
beſteht; b) dreypfuͤndiges Zinn,
beſteht aus zwey Theilen Zinn, und
einem Theile Bley; c) vier pfuͤndi-
ges Zinn,
beſteht aus drey Thei-
len Zinn und einem Theile Bley.
Eben ſo hat man auch weiter
d) fuͤnfpfuͤndiges, e) ſechspfuͤndi-
ges,
f) ſiebenpfuͤndiges, g) acht-
pfuͤndiges,
h) neunpfuͤndiges,
bis i) zehnpfuͤndiges Zinn.
Was daruͤber geht, nennet man
k) engliſches oder leipziger Zinn.
Zu (9) probiren, ob das Zinn
einen Zuſatz habe, und wie
viel dieſer ohngefaͤhr betrage,

nehme man reines Zinn, oder ſo-
genanntes glattes, gieße daraus
eine Kugel, und in eben dieſer For-
me gieße man auch noch anderes,
auf unterſchiedene Art mit Zuſatz
vermengtes, z. E. mit der Haͤlfte
Bley, mit einem Drittheile, mit ei-
nem Viertheile, mit einem Fuͤnf-
theile, mit einem Sechstheile, und
ſo fort. Wenn man nun von dem
Zinne, welches man probiren will,
eben dergleichen Kugeln gegoſſen, und
dieſe alsdenn auf die Waage bringt,
ſo giebt hernach die Kugel, mit welcher
dieſe in gleichem Gewichte ſteht, die
verlangte Anzeige, denn das reine
oder glatte Zinn iſt allemal das leich-
teſte; und mithin, je leichter ein Zinn
iſt, je beſſer und reiner iſt es. Die
Zinngießer erkennen und probiren
die Vermiſchung des Zinns, wenn ſie
in das Zinn beißen; denn je reiner es
iſt je mehr knaſtert oder knirſchet es
unter den Zaͤhnen. Den (10) Nu-
tzen
und die Verarbeitung des
Zinns anlangend: ſo iſt mehr denn
zu bekannt, wie es (a) von den
Zinngießern, von welchen ein be-
ſonderer Artikel folget, zu vieler-
ley zinnernen Manufacturen, als
da ſind allerhand Schuͤſſeln, Teller,
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[[541]/0547] Zinn Zinn auf einem Klotze in einem Ballen zuſammen gerollt, mit den Haͤm- mern zuſammen geſchlagen, und (c) das Gewerkszeichen darauf ge- praͤget wird; wenn es naͤmlich rein Zinn, und alſo Kaufmannsgut iſt; das untuͤchtige geringe Zinn aber, ſo nicht Kaufmannsgut, ſoll mit einem beſondern Zeichen bezeichnet werden, damit das gute Zinn vor dem boͤſen erkannt, und der Kauf- mann dadurch nicht betrogen werde. Und dieſe Ballen heißen Zinnballen: Gleichwie dieſes pure Zinn ſelbſt, wie es aus den Huͤtten koͤmmt, das glatte Zinn, franz. Etain plane, genennet wird. Selbiges wird den Kaufleuten von dem Bergamte, oder aus der andern Hand, zum Verkaufe geſendet, die es an die Handwerker, ſo es gebrauchen, ver- kaufen. Es leidet aber das glatte Zinn bey der Verarbeitung einen (7) Zuſatz von Bley, deſſen man gemeiniglich auf einen Centner Zinn zehen Pfunde rechnet, davon es denn etwas weicher und ſchwerer wird; wenn aber mehr als ein Pfund Bley unter zehen Pfund Zinn genommen wird, ſo iſt ſodann das Zinn nicht gut: und dieſes mit Bley verſetzte Zinn iſt das gemeine und ordeutli- che Zinn, franz. Etain commun. Will man es hingegen hell, hart, und leichte haben; kann es mit Wismuth, Zink, Kupfer, und der- gleichen verbeſſert werden, daß es dem Silber gleich ſcheint, und ei- nen Klang von ſich giebt, wie es denn auch daher klingendes Zinn, franz. Etain ſonnant, heißt. Das (8) gemeine oder mit Bley ver- miſchte Zinn wird Pfund Zinn oder geſtempeltes Zinn, lat. Stannum mixtum, genennet, und iſt eine Vermiſchung von Bley und Zinn von hellerer oder dunklerer Bley- farbe, alles nach dem Maaße der Vermiſchung. Man findet davon folgende Gattungen: a) zweypfuͤn- diges Zinn, wird auch halbgutes Zinn, genennet, und iſt das ſchlech- teſte Zinn, indem es aus einem Theile Bley und einem Theile Zinn beſteht; b) dreypfuͤndiges Zinn, beſteht aus zwey Theilen Zinn, und einem Theile Bley; c) vier pfuͤndi- ges Zinn, beſteht aus drey Thei- len Zinn und einem Theile Bley. Eben ſo hat man auch weiter d) fuͤnfpfuͤndiges, e) ſechspfuͤndi- ges, f) ſiebenpfuͤndiges, g) acht- pfuͤndiges, h) neunpfuͤndiges, bis i) zehnpfuͤndiges Zinn. Was daruͤber geht, nennet man k) engliſches oder leipziger Zinn. Zu (9) probiren, ob das Zinn einen Zuſatz habe, und wie viel dieſer ohngefaͤhr betrage, nehme man reines Zinn, oder ſo- genanntes glattes, gieße daraus eine Kugel, und in eben dieſer For- me gieße man auch noch anderes, auf unterſchiedene Art mit Zuſatz vermengtes, z. E. mit der Haͤlfte Bley, mit einem Drittheile, mit ei- nem Viertheile, mit einem Fuͤnf- theile, mit einem Sechstheile, und ſo fort. Wenn man nun von dem Zinne, welches man probiren will, eben dergleichen Kugeln gegoſſen, und dieſe alsdenn auf die Waage bringt, ſo giebt hernach die Kugel, mit welcher dieſe in gleichem Gewichte ſteht, die verlangte Anzeige, denn das reine oder glatte Zinn iſt allemal das leich- teſte; und mithin, je leichter ein Zinn iſt, je beſſer und reiner iſt es. Die Zinngießer erkennen und probiren die Vermiſchung des Zinns, wenn ſie in das Zinn beißen; denn je reiner es iſt je mehr knaſtert oder knirſchet es unter den Zaͤhnen. Den (10) Nu- tzen und die Verarbeitung des Zinns anlangend: ſo iſt mehr denn zu bekannt, wie es (a) von den Zinngießern, von welchen ein be- ſonderer Artikel folget, zu vieler- ley zinnernen Manufacturen, als da ſind allerhand Schuͤſſeln, Teller, Leuchter, Flaſchen, und anderer nuͤtzlicher

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [541]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/547>, abgerufen am 26.11.2024.