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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zimmt
zum Abnehmen gut ist; und diese
Zeit ist nach den verschiedenen Gat-
tungen des Zimmtbaums (indem die-
ses nicht nur von der ersten Gat-
tung allein, als von welcher wir
hier vornehmlich reden, sondern
auch von den andern Gattungen
gilt); und nach dem Unterschiede
des Erdbodens, wo sie wachsen;
ingleichen nach der Gegend des Erd-
bodens, sehr verschieden. Die
Bäume, so in den Thälern stehen,
deren Erdboden aus einem feinen
und weißlichten Sande besteht,
gelangen in fünf Jahren zu ihrer
Vollkommenheit, da sie können ge-
schälet werden. Diejenigen, die in
einem fetten und fruchtbaren Erd-
reiche stehen, müssen sieben bis acht
Jahre Zeit haben. Die allerlang-
samsten sind diejenigen, die in dem
Schatten großer Bäume stehen,
welche ihnen die Sonne benehmen,
und verursachen, daß die Rinde
dieser letztern nicht denjenigen süs-
sen und angenehmen Geschmack hat,
den man an der Rinde derjenigen
findet, die in einem sandigten Bo-
den wachsen, wo sie, weil solcher
wenig Feuchtigkeit hat, der Hitze
der Sonnenstrahlen völlig ausge-
setzet sind. Die Rinde der andern
hat einen bitterlichen und zusammen-
ziehenden Geschmack und einen
Kampfergeruch. Nachdem der
Zimmtbaum zu seiner Vollkommen-
heit gelanget ist: so kann er sich
15, 16 bis 17 Jahre erhalten, ohne
daß seine Rinde das geringste von
ihrem Werthe verliert, dergestalt,
daß sie allezeit gut ist, man mag
sie in der Zeit abschälen, wenn man
will. Nach Ablauf dieser Zeit aber
wird sie dicker, verliert nach und
nach ihren Geruch und Geschmack,
und nimmt den vom Kampfer an.
Ueber dieses rollet sie sich auch,
nachdem sie abgenommen ist, nicht
mehr an der Sonne, sondern blei-
bet platt. Andere und neuere Nach-
[Spaltenumbruch]
Zimmt
richten hingegen sagen folgendes:
Der süße Zimmt, welcher der an-
genehmste und beliebteste ist, wird
nur von den jungen Ausläufern
dieser Zimmtbäume genommen, die
eigentlich zu reden nichts anders
sind, als was unsere Gärtner bey
den Obstbäumen räuberische Zweige
nennen. Und eben daher kömmt
es, daß der feine Zimmt in glat-
ten, geraden, langen und dünnen
Stäben oder Röllgen ist: hingegen
wenn man die alten Aeste dieses
Baums abschälet; so giebt solche
Rinde nur bittern und anziehenden
Zimmt, der demjenigen in allen
Stücken vollkommen gleich ist, den
die zweyte Gattung liefert. Was
den (4) Handel mit der Zimmtrin-
de anbetrifft, so ist solcher allein in
den Händen der Holländer, nachdem
sie sich der Jnsel Zeilon bemächtiget,
und alle andere Zimmtbäume, die
sich in der Gegend von Cochin be-
fanden, ruiniret haben, siehe Co-
chin.
Daher der Zimmt zu Am-
sterdam bey der ostindischen Com-
pagnie aus der ersten Hand am be-
sten zu bekommen ist, weil das, so
anderswo in Bengala und China
wächst, diesem nicht beykömmt,
und kein Kaufmannsgut ist. Er
wird in Packen mit dicken leinenen
und härenen Fellen umwunden
zu uns gebracht, die man Fardel
nennet. Es bringen aber die Hol-
länder jährlich ungefähr 700000
bis 800000 Pfunde nach Europa,
und setzen eben so viel auch in Ost-
indien ab. Er wird zu Amsterdam
pfundweife verkauft, und das Pfund
mit 40 bis 60 Stüver in Banco
bezahlt. Thara giebt die Schourle,
von 90 bis 100 Pfunde schwer, 17
Pfunde. Wenn man große Par-
teyen von dieser kostbaren Spece-
reywaare auf einmal kaufet: so
muß man sich sonderlich in Acht
nehmen, daß sie nicht mit Zimmt
untermischt sey, woraus die Es-

senz

[Spaltenumbruch]

Zimmt
zum Abnehmen gut iſt; und dieſe
Zeit iſt nach den verſchiedenen Gat-
tungen des Zimmtbaums (indem die-
ſes nicht nur von der erſten Gat-
tung allein, als von welcher wir
hier vornehmlich reden, ſondern
auch von den andern Gattungen
gilt); und nach dem Unterſchiede
des Erdbodens, wo ſie wachſen;
ingleichen nach der Gegend des Erd-
bodens, ſehr verſchieden. Die
Baͤume, ſo in den Thaͤlern ſtehen,
deren Erdboden aus einem feinen
und weißlichten Sande beſteht,
gelangen in fuͤnf Jahren zu ihrer
Vollkommenheit, da ſie koͤnnen ge-
ſchaͤlet werden. Diejenigen, die in
einem fetten und fruchtbaren Erd-
reiche ſtehen, muͤſſen ſieben bis acht
Jahre Zeit haben. Die allerlang-
ſamſten ſind diejenigen, die in dem
Schatten großer Baͤume ſtehen,
welche ihnen die Sonne benehmen,
und verurſachen, daß die Rinde
dieſer letztern nicht denjenigen ſuͤſ-
ſen und angenehmen Geſchmack hat,
den man an der Rinde derjenigen
findet, die in einem ſandigten Bo-
den wachſen, wo ſie, weil ſolcher
wenig Feuchtigkeit hat, der Hitze
der Sonnenſtrahlen voͤllig ausge-
ſetzet ſind. Die Rinde der andern
hat einen bitterlichen und zuſammen-
ziehenden Geſchmack und einen
Kampfergeruch. Nachdem der
Zimmtbaum zu ſeiner Vollkommen-
heit gelanget iſt: ſo kann er ſich
15, 16 bis 17 Jahre erhalten, ohne
daß ſeine Rinde das geringſte von
ihrem Werthe verliert, dergeſtalt,
daß ſie allezeit gut iſt, man mag
ſie in der Zeit abſchaͤlen, wenn man
will. Nach Ablauf dieſer Zeit aber
wird ſie dicker, verliert nach und
nach ihren Geruch und Geſchmack,
und nimmt den vom Kampfer an.
Ueber dieſes rollet ſie ſich auch,
nachdem ſie abgenommen iſt, nicht
mehr an der Sonne, ſondern blei-
bet platt. Andere und neuere Nach-
[Spaltenumbruch]
Zimmt
richten hingegen ſagen folgendes:
Der ſuͤße Zimmt, welcher der an-
genehmſte und beliebteſte iſt, wird
nur von den jungen Auslaͤufern
dieſer Zimmtbaͤume genommen, die
eigentlich zu reden nichts anders
ſind, als was unſere Gaͤrtner bey
den Obſtbaͤumen raͤuberiſche Zweige
nennen. Und eben daher koͤmmt
es, daß der feine Zimmt in glat-
ten, geraden, langen und duͤnnen
Staͤben oder Roͤllgen iſt: hingegen
wenn man die alten Aeſte dieſes
Baums abſchaͤlet; ſo giebt ſolche
Rinde nur bittern und anziehenden
Zimmt, der demjenigen in allen
Stuͤcken vollkommen gleich iſt, den
die zweyte Gattung liefert. Was
den (4) Handel mit der Zimmtrin-
de anbetrifft, ſo iſt ſolcher allein in
den Haͤnden der Hollaͤnder, nachdem
ſie ſich der Jnſel Zeilon bemaͤchtiget,
und alle andere Zimmtbaͤume, die
ſich in der Gegend von Cochin be-
fanden, ruiniret haben, ſiehe Co-
chin.
Daher der Zimmt zu Am-
ſterdam bey der oſtindiſchen Com-
pagnie aus der erſten Hand am be-
ſten zu bekommen iſt, weil das, ſo
anderswo in Bengala und China
waͤchſt, dieſem nicht beykoͤmmt,
und kein Kaufmannsgut iſt. Er
wird in Packen mit dicken leinenen
und haͤrenen Fellen umwunden
zu uns gebracht, die man Fardel
nennet. Es bringen aber die Hol-
laͤnder jaͤhrlich ungefaͤhr 700000
bis 800000 Pfunde nach Europa,
und ſetzen eben ſo viel auch in Oſt-
indien ab. Er wird zu Amſterdam
pfundweife verkauft, und das Pfund
mit 40 bis 60 Stuͤver in Banco
bezahlt. Thara giebt die Schourle,
von 90 bis 100 Pfunde ſchwer, 17
Pfunde. Wenn man große Par-
teyen von dieſer koſtbaren Spece-
reywaare auf einmal kaufet: ſo
muß man ſich ſonderlich in Acht
nehmen, daß ſie nicht mit Zimmt
untermiſcht ſey, woraus die Eſ-

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[[532]/0538] Zimmt Zimmt zum Abnehmen gut iſt; und dieſe Zeit iſt nach den verſchiedenen Gat- tungen des Zimmtbaums (indem die- ſes nicht nur von der erſten Gat- tung allein, als von welcher wir hier vornehmlich reden, ſondern auch von den andern Gattungen gilt); und nach dem Unterſchiede des Erdbodens, wo ſie wachſen; ingleichen nach der Gegend des Erd- bodens, ſehr verſchieden. Die Baͤume, ſo in den Thaͤlern ſtehen, deren Erdboden aus einem feinen und weißlichten Sande beſteht, gelangen in fuͤnf Jahren zu ihrer Vollkommenheit, da ſie koͤnnen ge- ſchaͤlet werden. Diejenigen, die in einem fetten und fruchtbaren Erd- reiche ſtehen, muͤſſen ſieben bis acht Jahre Zeit haben. Die allerlang- ſamſten ſind diejenigen, die in dem Schatten großer Baͤume ſtehen, welche ihnen die Sonne benehmen, und verurſachen, daß die Rinde dieſer letztern nicht denjenigen ſuͤſ- ſen und angenehmen Geſchmack hat, den man an der Rinde derjenigen findet, die in einem ſandigten Bo- den wachſen, wo ſie, weil ſolcher wenig Feuchtigkeit hat, der Hitze der Sonnenſtrahlen voͤllig ausge- ſetzet ſind. Die Rinde der andern hat einen bitterlichen und zuſammen- ziehenden Geſchmack und einen Kampfergeruch. Nachdem der Zimmtbaum zu ſeiner Vollkommen- heit gelanget iſt: ſo kann er ſich 15, 16 bis 17 Jahre erhalten, ohne daß ſeine Rinde das geringſte von ihrem Werthe verliert, dergeſtalt, daß ſie allezeit gut iſt, man mag ſie in der Zeit abſchaͤlen, wenn man will. Nach Ablauf dieſer Zeit aber wird ſie dicker, verliert nach und nach ihren Geruch und Geſchmack, und nimmt den vom Kampfer an. Ueber dieſes rollet ſie ſich auch, nachdem ſie abgenommen iſt, nicht mehr an der Sonne, ſondern blei- bet platt. Andere und neuere Nach- richten hingegen ſagen folgendes: Der ſuͤße Zimmt, welcher der an- genehmſte und beliebteſte iſt, wird nur von den jungen Auslaͤufern dieſer Zimmtbaͤume genommen, die eigentlich zu reden nichts anders ſind, als was unſere Gaͤrtner bey den Obſtbaͤumen raͤuberiſche Zweige nennen. Und eben daher koͤmmt es, daß der feine Zimmt in glat- ten, geraden, langen und duͤnnen Staͤben oder Roͤllgen iſt: hingegen wenn man die alten Aeſte dieſes Baums abſchaͤlet; ſo giebt ſolche Rinde nur bittern und anziehenden Zimmt, der demjenigen in allen Stuͤcken vollkommen gleich iſt, den die zweyte Gattung liefert. Was den (4) Handel mit der Zimmtrin- de anbetrifft, ſo iſt ſolcher allein in den Haͤnden der Hollaͤnder, nachdem ſie ſich der Jnſel Zeilon bemaͤchtiget, und alle andere Zimmtbaͤume, die ſich in der Gegend von Cochin be- fanden, ruiniret haben, ſiehe Co- chin. Daher der Zimmt zu Am- ſterdam bey der oſtindiſchen Com- pagnie aus der erſten Hand am be- ſten zu bekommen iſt, weil das, ſo anderswo in Bengala und China waͤchſt, dieſem nicht beykoͤmmt, und kein Kaufmannsgut iſt. Er wird in Packen mit dicken leinenen und haͤrenen Fellen umwunden zu uns gebracht, die man Fardel nennet. Es bringen aber die Hol- laͤnder jaͤhrlich ungefaͤhr 700000 bis 800000 Pfunde nach Europa, und ſetzen eben ſo viel auch in Oſt- indien ab. Er wird zu Amſterdam pfundweife verkauft, und das Pfund mit 40 bis 60 Stuͤver in Banco bezahlt. Thara giebt die Schourle, von 90 bis 100 Pfunde ſchwer, 17 Pfunde. Wenn man große Par- teyen von dieſer koſtbaren Spece- reywaare auf einmal kaufet: ſo muß man ſich ſonderlich in Acht nehmen, daß ſie nicht mit Zimmt untermiſcht ſey, woraus die Eſ- ſenz

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [532]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/538>, abgerufen am 26.11.2024.