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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zieden
betkatzen halten, denen sie diese kost-
bare Specereywaare ausdrücken, um
sie zu verkaufen, lassen sich von den
Käufern nichts von dem bedungenen
Kaufgelde kürzen: die Droguisten
aber, die viele Unzen auf einmal
verkaufen, geben für promte Be-
zahlung 2 pro Cent Abzug.

Zieden, Stadt, siehe Giodda.

Ziege, oder Geiß, lat. Capra,
franz. Chevre, nennet man in weit-
schweifigem Verstande das ganze
Geschlecht der Ziegen mit Böcken
und Zicklein; im engern und eigent-
lichen Verstande aber nur allein die
Weiblein desselben. Die Waaren,
welche von diesem Thiere in die
Handlung kommen, sind: 1) die
Haut, oder das Fell, sowol von Zie-
genböcken, als Ziegen und jungen
Zicklein, von denen jene, nämlich
die von den Ziegenböcken, insge-
mein zu sämischem Leder verarbeitet;
die von den Ziegen vornehmlich zum
Saffian und Corduanmachen, bis-
weilen auch zum Pergamentmachen
gebraucht, manchmal auch mit den
Bockhäuten sämisch gaar gemacht;
und die von den jungen Ziegen, oder
Zicklein, insonderheit von den Hand-
schuhmachern zu Handschuhen, des-
gleichen mit den Haaren gar ge-
macht von den Kürschnern zuweilen
zum Unterfutter unter verschiedene
Sachen, vornehmlich in Handschuhe,
gebrauchet wird. Daß übrigens
die Ziegenfelle dünner und schmeidi-
ger sind, als die Bockleder, ist be-
kannt. Es gehören die Ziegenfelle
zum Lederhandel, siehe Bock, Cor-
duan, Saffian
und Handschuhe.
2) das Talg, oder Jnschlitt, welches
a) auf den Apotheken gebrauchet wird,
siehe Bockstalg; b) zu Lichten sehr
gut ist; und c) von den Lederberei-
tern mit Nutzen gebrauchet wird,
allerley Leder damit zu schmieren;
weshalben auch diejenigen, die diese
Gattung von Thieren halten, sich
allemal angelegen seyn lassen, ihre
[Spaltenumbruch]

Ziege
Ziegen, wenn sie alt werden, recht
fett zu machen, um von solchen das
Jnschlitt zu bekommen. Mit die-
sem Jnschlitte treiben insonderheit
die Portugiesen, die sich auf die
Jagd der in den Jnseln des grünen
Vorgebirges und in einigen andern
Jnseln in dem africanischen Meere,
in ungemein großer Menge befind-
lichen Ziegen legen, einen sehr be-
trächtlichen Handel, indem sie jähr-
lich viele 1000 Centner von diesem
Jnschlitte nach Lissabon schicken,
wovon und von den Häuten dieser
Thiere sie so viel Geld lösen, daß sie
ganz bequem leben können. 3) das
Haar, welches, wenn es nicht ge-
sponnen ist, von den Färbern zur
Verfertigung einer Art von rother
Farbe, die man rothe Haarfarbe
nennet, siehe Haarfarbe; inglei-
chen zum Ausstopfen der Küssen,
wie die Rehhaare: und, wenn es
gesponnen ist zu der Verfertigung
verschiedener Zeuge, als der Kam-
lotte, der Plüsche, der Grisette und
Papeline etc. ingleichen zu Verferti-
gung der Knöpfe, der Schleifen, der
Gürtel, der Schnürsenkel etc. ge-
brauchet wird. Der größte Theil
dieser Ziegenhaare, die man zu er-
meldeten Manufacturen gebrauchet,
kömmt in Strähnen oder in Ballen,
aus der Levante, vornehmlich von
Angora und Begbazar, von da sol-
che nach Smyrna gehen, aus wel-
cher letztern Stadt sie von den
Schiffen der dahin handelnden eu-
ropäischen Nationen nach Europa
gebracht werden. Die Holländer
und Engländer treiben damit einen
ungemein starken Handel, und ver-
brauchen sehr viel davon in ihren
Kamelottfabriken. Die brabanter
und flandrischen Fabriken, insonder-
heit die zu Brüssel, gebrauchen auch
sehr viel davon zu der Verfertigung
ihrer Kamelotte, die ohne Wider-
spruch für die schönsten unter allen
denen gehalten werden, die man in

Europa

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Zieden
betkatzen halten, denen ſie dieſe koſt-
bare Specereywaare ausdruͤcken, um
ſie zu verkaufen, laſſen ſich von den
Kaͤufern nichts von dem bedungenen
Kaufgelde kuͤrzen: die Droguiſten
aber, die viele Unzen auf einmal
verkaufen, geben fuͤr promte Be-
zahlung 2 pro Cent Abzug.

Zieden, Stadt, ſiehe Giodda.

Ziege, oder Geiß, lat. Capra,
franz. Chevre, nennet man in weit-
ſchweifigem Verſtande das ganze
Geſchlecht der Ziegen mit Boͤcken
und Zicklein; im engern und eigent-
lichen Verſtande aber nur allein die
Weiblein deſſelben. Die Waaren,
welche von dieſem Thiere in die
Handlung kommen, ſind: 1) die
Haut, oder das Fell, ſowol von Zie-
genboͤcken, als Ziegen und jungen
Zicklein, von denen jene, naͤmlich
die von den Ziegenboͤcken, insge-
mein zu ſaͤmiſchem Leder verarbeitet;
die von den Ziegen vornehmlich zum
Saffian und Corduanmachen, bis-
weilen auch zum Pergamentmachen
gebraucht, manchmal auch mit den
Bockhaͤuten ſaͤmiſch gaar gemacht;
und die von den jungen Ziegen, oder
Zicklein, inſonderheit von den Hand-
ſchuhmachern zu Handſchuhen, des-
gleichen mit den Haaren gar ge-
macht von den Kuͤrſchnern zuweilen
zum Unterfutter unter verſchiedene
Sachen, vornehmlich in Handſchuhe,
gebrauchet wird. Daß uͤbrigens
die Ziegenfelle duͤnner und ſchmeidi-
ger ſind, als die Bockleder, iſt be-
kannt. Es gehoͤren die Ziegenfelle
zum Lederhandel, ſiehe Bock, Cor-
duan, Saffian
und Handſchuhe.
2) das Talg, oder Jnſchlitt, welches
a) auf den Apotheken gebrauchet wird,
ſiehe Bockstalg; b) zu Lichten ſehr
gut iſt; und c) von den Lederberei-
tern mit Nutzen gebrauchet wird,
allerley Leder damit zu ſchmieren;
weshalben auch diejenigen, die dieſe
Gattung von Thieren halten, ſich
allemal angelegen ſeyn laſſen, ihre
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Ziege
Ziegen, wenn ſie alt werden, recht
fett zu machen, um von ſolchen das
Jnſchlitt zu bekommen. Mit die-
ſem Jnſchlitte treiben inſonderheit
die Portugieſen, die ſich auf die
Jagd der in den Jnſeln des gruͤnen
Vorgebirges und in einigen andern
Jnſeln in dem africaniſchen Meere,
in ungemein großer Menge befind-
lichen Ziegen legen, einen ſehr be-
traͤchtlichen Handel, indem ſie jaͤhr-
lich viele 1000 Centner von dieſem
Jnſchlitte nach Liſſabon ſchicken,
wovon und von den Haͤuten dieſer
Thiere ſie ſo viel Geld loͤſen, daß ſie
ganz bequem leben koͤnnen. 3) das
Haar, welches, wenn es nicht ge-
ſponnen iſt, von den Faͤrbern zur
Verfertigung einer Art von rother
Farbe, die man rothe Haarfarbe
nennet, ſiehe Haarfarbe; inglei-
chen zum Ausſtopfen der Kuͤſſen,
wie die Rehhaare: und, wenn es
geſponnen iſt zu der Verfertigung
verſchiedener Zeuge, als der Kam-
lotte, der Pluͤſche, der Griſette und
Papeline ꝛc. ingleichen zu Verferti-
gung der Knoͤpfe, der Schleifen, der
Guͤrtel, der Schnuͤrſenkel ꝛc. ge-
brauchet wird. Der groͤßte Theil
dieſer Ziegenhaare, die man zu er-
meldeten Manufacturen gebrauchet,
koͤmmt in Straͤhnen oder in Ballen,
aus der Levante, vornehmlich von
Angora und Begbazar, von da ſol-
che nach Smyrna gehen, aus wel-
cher letztern Stadt ſie von den
Schiffen der dahin handelnden eu-
ropaͤiſchen Nationen nach Europa
gebracht werden. Die Hollaͤnder
und Englaͤnder treiben damit einen
ungemein ſtarken Handel, und ver-
brauchen ſehr viel davon in ihren
Kamelottfabriken. Die brabanter
und flandriſchen Fabriken, inſonder-
heit die zu Bruͤſſel, gebrauchen auch
ſehr viel davon zu der Verfertigung
ihrer Kamelotte, die ohne Wider-
ſpruch fuͤr die ſchoͤnſten unter allen
denen gehalten werden, die man in

Europa
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[[524]/0530] Zieden Ziege betkatzen halten, denen ſie dieſe koſt- bare Specereywaare ausdruͤcken, um ſie zu verkaufen, laſſen ſich von den Kaͤufern nichts von dem bedungenen Kaufgelde kuͤrzen: die Droguiſten aber, die viele Unzen auf einmal verkaufen, geben fuͤr promte Be- zahlung 2 pro Cent Abzug. Zieden, Stadt, ſiehe Giodda. Ziege, oder Geiß, lat. Capra, franz. Chevre, nennet man in weit- ſchweifigem Verſtande das ganze Geſchlecht der Ziegen mit Boͤcken und Zicklein; im engern und eigent- lichen Verſtande aber nur allein die Weiblein deſſelben. Die Waaren, welche von dieſem Thiere in die Handlung kommen, ſind: 1) die Haut, oder das Fell, ſowol von Zie- genboͤcken, als Ziegen und jungen Zicklein, von denen jene, naͤmlich die von den Ziegenboͤcken, insge- mein zu ſaͤmiſchem Leder verarbeitet; die von den Ziegen vornehmlich zum Saffian und Corduanmachen, bis- weilen auch zum Pergamentmachen gebraucht, manchmal auch mit den Bockhaͤuten ſaͤmiſch gaar gemacht; und die von den jungen Ziegen, oder Zicklein, inſonderheit von den Hand- ſchuhmachern zu Handſchuhen, des- gleichen mit den Haaren gar ge- macht von den Kuͤrſchnern zuweilen zum Unterfutter unter verſchiedene Sachen, vornehmlich in Handſchuhe, gebrauchet wird. Daß uͤbrigens die Ziegenfelle duͤnner und ſchmeidi- ger ſind, als die Bockleder, iſt be- kannt. Es gehoͤren die Ziegenfelle zum Lederhandel, ſiehe Bock, Cor- duan, Saffian und Handſchuhe. 2) das Talg, oder Jnſchlitt, welches a) auf den Apotheken gebrauchet wird, ſiehe Bockstalg; b) zu Lichten ſehr gut iſt; und c) von den Lederberei- tern mit Nutzen gebrauchet wird, allerley Leder damit zu ſchmieren; weshalben auch diejenigen, die dieſe Gattung von Thieren halten, ſich allemal angelegen ſeyn laſſen, ihre Ziegen, wenn ſie alt werden, recht fett zu machen, um von ſolchen das Jnſchlitt zu bekommen. Mit die- ſem Jnſchlitte treiben inſonderheit die Portugieſen, die ſich auf die Jagd der in den Jnſeln des gruͤnen Vorgebirges und in einigen andern Jnſeln in dem africaniſchen Meere, in ungemein großer Menge befind- lichen Ziegen legen, einen ſehr be- traͤchtlichen Handel, indem ſie jaͤhr- lich viele 1000 Centner von dieſem Jnſchlitte nach Liſſabon ſchicken, wovon und von den Haͤuten dieſer Thiere ſie ſo viel Geld loͤſen, daß ſie ganz bequem leben koͤnnen. 3) das Haar, welches, wenn es nicht ge- ſponnen iſt, von den Faͤrbern zur Verfertigung einer Art von rother Farbe, die man rothe Haarfarbe nennet, ſiehe Haarfarbe; inglei- chen zum Ausſtopfen der Kuͤſſen, wie die Rehhaare: und, wenn es geſponnen iſt zu der Verfertigung verſchiedener Zeuge, als der Kam- lotte, der Pluͤſche, der Griſette und Papeline ꝛc. ingleichen zu Verferti- gung der Knoͤpfe, der Schleifen, der Guͤrtel, der Schnuͤrſenkel ꝛc. ge- brauchet wird. Der groͤßte Theil dieſer Ziegenhaare, die man zu er- meldeten Manufacturen gebrauchet, koͤmmt in Straͤhnen oder in Ballen, aus der Levante, vornehmlich von Angora und Begbazar, von da ſol- che nach Smyrna gehen, aus wel- cher letztern Stadt ſie von den Schiffen der dahin handelnden eu- ropaͤiſchen Nationen nach Europa gebracht werden. Die Hollaͤnder und Englaͤnder treiben damit einen ungemein ſtarken Handel, und ver- brauchen ſehr viel davon in ihren Kamelottfabriken. Die brabanter und flandriſchen Fabriken, inſonder- heit die zu Bruͤſſel, gebrauchen auch ſehr viel davon zu der Verfertigung ihrer Kamelotte, die ohne Wider- ſpruch fuͤr die ſchoͤnſten unter allen denen gehalten werden, die man in Europa

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [524]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/530>, abgerufen am 27.11.2024.