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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Zeug
soll. Viele Sarschen, sonderlich
die nach lodenscher Art gemachten
Sarschen, werden gleich von dem
Stuhle oder Taue weg von den
Kaufleuten (e) roh gekauft, die sie
hernach selber nach ihrem Gefallen,
zubereiten lassen. Der (f) Han-
del,
mit den französischen Zeugen
geht größtentheils nach den nordi-
schen Reichen, und ehmals auch
nach Deutschland, in welchem letz-
ten Lande er aber seit nunmehr un-
gefähr siebenzig Jahren, wie ge-
dacht, sehr abgenommen hat, in-
dem die französischen Zeuge bey den
Deutschen fast ganz aus der Mode
gekommen sind. Wie vielerley
Sorten französischer wollener Zeuge
nach Jtalien, desgleichen nach
Spanien, und von da nach Westin-
dien, auch nach Ostindien und der
Levante gehen, solches ist hier zu
weitläuftig anzuführen. Von (4)
England her sind die lodenschen
Sarschen, Kronrasche, Chalons,
doppelte und einfache Kalemanke,
und andere viele Arten bekannt. Es
werden aber die englischen Zeuge
eben so, wie die englischen Tücher,
für die besten gehalten, und sind
auch die feinsten und theuersten.
Wegen der genauen Aufsicht, die
auf deren Verfertigung gehalten
wird, kann man sich auf ihre Gü-
te völlig verlassen. Wie stark aber
diese englischen Zeuge vormals nach
Deutschland gegangen sind: so sehr
hat dieses Commerz sich seit der Zeit
verloren, da man an so vielen Or-
ten in Deutschland angefangen hat,
andere und gleichgültige Zeuge, auch
so gar die aus England ursprüng-
liche sogenannte Kronrasche, nach-
zumachen. (5) Holland schicket
noch sehr viele feine in Amster-
dam, Leiden und Harlem fabricirte
wollene Stoffe nach Deutschland,
sonderlich nach den Seestädten, all-
wo die schwarzen leidenschen, Polimit-
ten, oder Kamlotte in gutem Ab-
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Zeug
gange sind, auch noch häufig in
das Reich verführet werden; der
feinen couleurten Stoffe und leich-
ten Sommerzeuge zugeschweigen.
Jn (6) Brabant sind insonderheit
die brüsselschen Baracane beliebt;
die aber nunmehr auch in Deutsch-
land ihre Nachahmer gefunden ha-
ben. (7) Jndianische Zeuge, wor-
unter auch insgemein die chinesi-
schen Zeuge,
die levantischen, und
andere orientalische Stoffe oder Zeu-
ge begriffen werden, franz. Etoffes
des Indes, Etoffes de la Chine
,
und
Etoffes du Levant, nennet man über-
haupt alle diejenigen Zeuge, die aus
den Morgenländern, theils durch
Schiffe der Compagnien, so dahin
gerades Weges handeln; theils über
Cairo, Smyrna, Constantinopel,
und andere Handelsplätze der Le-
vante, wohin die europäischen Na-
tionen handeln, nach Europa ge-
bracht werden. Unter diesen Zeu-
gen sind einige (a) ganz von Sei-
de,
als die Mohre, Atlasse, Ga-
schen, Taffente, Brocade, seidene
Sarschen, Sammete, Damaste,
Gros de Tours etc. Andere sind
(b) mit Gold oder Silber durch-
webet,
welches insgemein fein, zu-
weilen aber auch falsch, oder bloß
aus vergoldetem oder versilbertem
Papiere gemacht ist. Ferner giebt
es darunter welche, deren Muster
(c) nur bloß auf einen Atlaß oder
Taffentgrund gemalet sind, und
diese nennet man in Frankreich Fu-
rien,
siehe dieses Wort. Einige
sind (d) ganz aus Baumbast; oder
(e) Baumbast und Baumwolle,
oder Seide gemacht. Endlich giebt
es auch welche, die (f) ganz aus
Baumwolle, leinenem Garne,
oder Wolle gemacht sind, welche
letztern eine Art von Etaminen sind.
Noch rechnet man auch unter die
indianischen Zeuge nicht allein die
(g) auf Atlas, Basin, Netteltuch
und Cattun sehr schön gestickte Ar-

beiten,
K k 3

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Zeug
ſoll. Viele Sarſchen, ſonderlich
die nach lodenſcher Art gemachten
Sarſchen, werden gleich von dem
Stuhle oder Taue weg von den
Kaufleuten (e) roh gekauft, die ſie
hernach ſelber nach ihrem Gefallen,
zubereiten laſſen. Der (f) Han-
del,
mit den franzoͤſiſchen Zeugen
geht groͤßtentheils nach den nordi-
ſchen Reichen, und ehmals auch
nach Deutſchland, in welchem letz-
ten Lande er aber ſeit nunmehr un-
gefaͤhr ſiebenzig Jahren, wie ge-
dacht, ſehr abgenommen hat, in-
dem die franzoͤſiſchen Zeuge bey den
Deutſchen faſt ganz aus der Mode
gekommen ſind. Wie vielerley
Sorten franzoͤſiſcher wollener Zeuge
nach Jtalien, desgleichen nach
Spanien, und von da nach Weſtin-
dien, auch nach Oſtindien und der
Levante gehen, ſolches iſt hier zu
weitlaͤuftig anzufuͤhren. Von (4)
England her ſind die lodenſchen
Sarſchen, Kronraſche, Chalons,
doppelte und einfache Kalemanke,
und andere viele Arten bekannt. Es
werden aber die engliſchen Zeuge
eben ſo, wie die engliſchen Tuͤcher,
fuͤr die beſten gehalten, und ſind
auch die feinſten und theuerſten.
Wegen der genauen Aufſicht, die
auf deren Verfertigung gehalten
wird, kann man ſich auf ihre Guͤ-
te voͤllig verlaſſen. Wie ſtark aber
dieſe engliſchen Zeuge vormals nach
Deutſchland gegangen ſind: ſo ſehr
hat dieſes Commerz ſich ſeit der Zeit
verloren, da man an ſo vielen Or-
ten in Deutſchland angefangen hat,
andere und gleichguͤltige Zeuge, auch
ſo gar die aus England urſpruͤng-
liche ſogenannte Kronraſche, nach-
zumachen. (5) Holland ſchicket
noch ſehr viele feine in Amſter-
dam, Leiden und Harlem fabricirte
wollene Stoffe nach Deutſchland,
ſonderlich nach den Seeſtaͤdten, all-
wo die ſchwarzen leidenſchen, Polimit-
ten, oder Kamlotte in gutem Ab-
[Spaltenumbruch]
Zeug
gange ſind, auch noch haͤufig in
das Reich verfuͤhret werden; der
feinen couleurten Stoffe und leich-
ten Sommerzeuge zugeſchweigen.
Jn (6) Brabant ſind inſonderheit
die bruͤſſelſchen Baracane beliebt;
die aber nunmehr auch in Deutſch-
land ihre Nachahmer gefunden ha-
ben. (7) Jndianiſche Zeuge, wor-
unter auch insgemein die chineſi-
ſchen Zeuge,
die levantiſchen, und
andere orientaliſche Stoffe oder Zeu-
ge begriffen werden, franz. Etoffes
des Indes, Etoffes de la Chine
,
und
Etoffes du Levant, nennet man uͤber-
haupt alle diejenigen Zeuge, die aus
den Morgenlaͤndern, theils durch
Schiffe der Compagnien, ſo dahin
gerades Weges handeln; theils uͤber
Cairo, Smyrna, Conſtantinopel,
und andere Handelsplaͤtze der Le-
vante, wohin die europaͤiſchen Na-
tionen handeln, nach Europa ge-
bracht werden. Unter dieſen Zeu-
gen ſind einige (a) ganz von Sei-
de,
als die Mohre, Atlaſſe, Ga-
ſchen, Taffente, Brocade, ſeidene
Sarſchen, Sammete, Damaſte,
Gros de Tours ꝛc. Andere ſind
(b) mit Gold oder Silber durch-
webet,
welches insgemein fein, zu-
weilen aber auch falſch, oder bloß
aus vergoldetem oder verſilbertem
Papiere gemacht iſt. Ferner giebt
es darunter welche, deren Muſter
(c) nur bloß auf einen Atlaß oder
Taffentgrund gemalet ſind, und
dieſe nennet man in Frankreich Fu-
rien,
ſiehe dieſes Wort. Einige
ſind (d) ganz aus Baumbaſt; oder
(e) Baumbaſt und Baumwolle,
oder Seide gemacht. Endlich giebt
es auch welche, die (f) ganz aus
Baumwolle, leinenem Garne,
oder Wolle gemacht ſind, welche
letztern eine Art von Etaminen ſind.
Noch rechnet man auch unter die
indianiſchen Zeuge nicht allein die
(g) auf Atlas, Baſin, Netteltuch
und Cattun ſehr ſchoͤn geſtickte Ar-

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[[517]/0523] Zeug Zeug ſoll. Viele Sarſchen, ſonderlich die nach lodenſcher Art gemachten Sarſchen, werden gleich von dem Stuhle oder Taue weg von den Kaufleuten (e) roh gekauft, die ſie hernach ſelber nach ihrem Gefallen, zubereiten laſſen. Der (f) Han- del, mit den franzoͤſiſchen Zeugen geht groͤßtentheils nach den nordi- ſchen Reichen, und ehmals auch nach Deutſchland, in welchem letz- ten Lande er aber ſeit nunmehr un- gefaͤhr ſiebenzig Jahren, wie ge- dacht, ſehr abgenommen hat, in- dem die franzoͤſiſchen Zeuge bey den Deutſchen faſt ganz aus der Mode gekommen ſind. Wie vielerley Sorten franzoͤſiſcher wollener Zeuge nach Jtalien, desgleichen nach Spanien, und von da nach Weſtin- dien, auch nach Oſtindien und der Levante gehen, ſolches iſt hier zu weitlaͤuftig anzufuͤhren. Von (4) England her ſind die lodenſchen Sarſchen, Kronraſche, Chalons, doppelte und einfache Kalemanke, und andere viele Arten bekannt. Es werden aber die engliſchen Zeuge eben ſo, wie die engliſchen Tuͤcher, fuͤr die beſten gehalten, und ſind auch die feinſten und theuerſten. Wegen der genauen Aufſicht, die auf deren Verfertigung gehalten wird, kann man ſich auf ihre Guͤ- te voͤllig verlaſſen. Wie ſtark aber dieſe engliſchen Zeuge vormals nach Deutſchland gegangen ſind: ſo ſehr hat dieſes Commerz ſich ſeit der Zeit verloren, da man an ſo vielen Or- ten in Deutſchland angefangen hat, andere und gleichguͤltige Zeuge, auch ſo gar die aus England urſpruͤng- liche ſogenannte Kronraſche, nach- zumachen. (5) Holland ſchicket noch ſehr viele feine in Amſter- dam, Leiden und Harlem fabricirte wollene Stoffe nach Deutſchland, ſonderlich nach den Seeſtaͤdten, all- wo die ſchwarzen leidenſchen, Polimit- ten, oder Kamlotte in gutem Ab- gange ſind, auch noch haͤufig in das Reich verfuͤhret werden; der feinen couleurten Stoffe und leich- ten Sommerzeuge zugeſchweigen. Jn (6) Brabant ſind inſonderheit die bruͤſſelſchen Baracane beliebt; die aber nunmehr auch in Deutſch- land ihre Nachahmer gefunden ha- ben. (7) Jndianiſche Zeuge, wor- unter auch insgemein die chineſi- ſchen Zeuge, die levantiſchen, und andere orientaliſche Stoffe oder Zeu- ge begriffen werden, franz. Etoffes des Indes, Etoffes de la Chine, und Etoffes du Levant, nennet man uͤber- haupt alle diejenigen Zeuge, die aus den Morgenlaͤndern, theils durch Schiffe der Compagnien, ſo dahin gerades Weges handeln; theils uͤber Cairo, Smyrna, Conſtantinopel, und andere Handelsplaͤtze der Le- vante, wohin die europaͤiſchen Na- tionen handeln, nach Europa ge- bracht werden. Unter dieſen Zeu- gen ſind einige (a) ganz von Sei- de, als die Mohre, Atlaſſe, Ga- ſchen, Taffente, Brocade, ſeidene Sarſchen, Sammete, Damaſte, Gros de Tours ꝛc. Andere ſind (b) mit Gold oder Silber durch- webet, welches insgemein fein, zu- weilen aber auch falſch, oder bloß aus vergoldetem oder verſilbertem Papiere gemacht iſt. Ferner giebt es darunter welche, deren Muſter (c) nur bloß auf einen Atlaß oder Taffentgrund gemalet ſind, und dieſe nennet man in Frankreich Fu- rien, ſiehe dieſes Wort. Einige ſind (d) ganz aus Baumbaſt; oder (e) Baumbaſt und Baumwolle, oder Seide gemacht. Endlich giebt es auch welche, die (f) ganz aus Baumwolle, leinenem Garne, oder Wolle gemacht ſind, welche letztern eine Art von Etaminen ſind. Noch rechnet man auch unter die indianiſchen Zeuge nicht allein die (g) auf Atlas, Baſin, Netteltuch und Cattun ſehr ſchoͤn geſtickte Ar- beiten, K k 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [517]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/523>, abgerufen am 28.11.2024.