Wurmsaamen, oder Zitwersaa- men, lat. Santonicum, Xantoni- cum, Semen Santonici, Semensan- ctum, Semen Zedoariae, Semen Ci- nae, Sementina, Semen contra Ver- mes, oder auch nur bloß Semen contra, franz. Barbotine, Semen- cine, Sementine, Santoline, Pou- dre a vers, ital. Seme santo, ein kleiner länglichter und gelb grün- lichter bitterer und scharfer Saame eines starken Geruchs, der auf ei- nem Kraute wächst, das dem Wer- muthe gleicht, und von einigen auch für eine Gattung von Wermuth; von andern aber für eine Art der Stabwurz gehalten wird, und so kleine Blätter hat, daß man Mü- he hat, sie von dem Saamen zu un- terscheiden. Man (1) bekömmt diesen Saamen aus Persien, Sy- rien, Aegypten, und von den rus- sischen Gränzen in Asien, wo die- ses Kraut häufig wächst, wie man aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab- nehmen kann, für den er verkaufet wird. Die Holländer, Engländer und Franzosen holen solchen von Aleppo, wohin er über Alexandret- te kömmt, und von Smyrna. Er muß, wenn er (2) gut ist, fein völ- lig und dickkörnigt, frisch, läng- licht, grünlicht, und von einem an- genehmen und sehr starken Geruch, und bittern Geschmacke seyn. Jn- sonderheit muß man bey dem Ein- kaufe Achtung geben, daß er nicht mit etwas grünem angeschmieret, und nicht mit Stabwurz- oder Rheinfarrensaamen (3) verfälschet, oder vermenget sey; welches man aber leicht erkennen kann, weil der falsche viel leichter und gelblichter ist, auch mehr klein geschnittenem Hächsel oder Strohe, als einem Saamen gleich sieht. Man (4) ge- braucht ihn, die Würmer dadurch zu tödten, die sich in dem mensch- lichen Leibe erzeugen, und von de- nen sonderlich die Kinder oft gepla- [Spaltenumbruch]
Wurst
get werden. Jn kleinen Städten und Dörfern nähren sich viele Leu- te mit Verkaufung der sogenannten (5) Wurmküchlein, in die sie die- sen Saamen backen; und in Hol- land und England findet man sol- chen (6) mit Zucker überzogen.
Wurst, lat. Farcimen, heißt überhaupt ein jeder gefüllter Darm. Wie nun das, was darein gefüllet wird, unterschiedlich ist: so bekom- men auch die Würste davon beson- dere Zunamen. Also hat man: 1) Blutwürste, auch Rothwürste, und Schweißwürste genannt, franz. Boudin noir, so von Schweins- blute, mit Speck und Semmel oder Graupen vermischt, gemacht, und entweder frisch verspeiset oder ge- räuchert werden; 2) Bratwürste, franz. Saucisse, sind mit Schwei- nefleische, Speck und allerley Ge- würze gefüllet, und werden frisch, nachdem sie vorher auf Kohlen ge- braten worden, verspeiset; 3) Cer- velatwürste, kommen aus Jtalien, sind aus Schweinefleisch und Speck gemacht, wohl gewürzet, derb ge- stopfet und geräuchert, werden al- so roh verspeiset, siehe Bononien; 4) Darmwürste, franz. Andonille, werden aus lauter Gedärmen ge- macht, die in einen andern Darm gestopft werden; 5) Fricandellen, franz. Boudin blanc, heißen eigent- lich die sogenannten Netzwürste, so von gehacktem Kalbfleische in lange Streife von dem Kalbsnetze gewickelt, und wie Würste formi- ret werden. Es können aber auch unter demselben Namen begriffen werden, alle die Arten kleiner Wür- ste, so von Kalbslebern oder Ge- kröse, von Krebsen, Capaunen, Spanferkeln, frischen Morgeln oder Spinat schmackhaft zubereitet, in zugerichtete Schöpsendärme, ver- mittelst einer Wurstspritze, gefüllet, und entweder allein, oder in Paste- ten und Potagen gebraucht werden;
6) Grütz-
[Spaltenumbruch]
Wurmſaamen
Wurmſaamen, oder Zitwerſaa- men, lat. Santonicum, Xantoni- cum, Semen Santonici, Semenſan- ctum, Semen Zedoariæ, Semen Ci- næ, Sementina, Semen contra Ver- mes, oder auch nur bloß Semen contra, franz. Barbotine, Semen- cine, Sementine, Santoline, Pou- dre à vers, ital. Seme ſanto, ein kleiner laͤnglichter und gelb gruͤn- lichter bitterer und ſcharfer Saame eines ſtarken Geruchs, der auf ei- nem Kraute waͤchſt, das dem Wer- muthe gleicht, und von einigen auch fuͤr eine Gattung von Wermuth; von andern aber fuͤr eine Art der Stabwurz gehalten wird, und ſo kleine Blaͤtter hat, daß man Muͤ- he hat, ſie von dem Saamen zu un- terſcheiden. Man (1) bekoͤmmt dieſen Saamen aus Perſien, Sy- rien, Aegypten, und von den ruſ- ſiſchen Graͤnzen in Aſien, wo die- ſes Kraut haͤufig waͤchſt, wie man aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab- nehmen kann, fuͤr den er verkaufet wird. Die Hollaͤnder, Englaͤnder und Franzoſen holen ſolchen von Aleppo, wohin er uͤber Alexandret- te koͤmmt, und von Smyrna. Er muß, wenn er (2) gut iſt, fein voͤl- lig und dickkoͤrnigt, friſch, laͤng- licht, gruͤnlicht, und von einem an- genehmen und ſehr ſtarken Geruch, und bittern Geſchmacke ſeyn. Jn- ſonderheit muß man bey dem Ein- kaufe Achtung geben, daß er nicht mit etwas gruͤnem angeſchmieret, und nicht mit Stabwurz- oder Rheinfarrenſaamen (3) verfaͤlſchet, oder vermenget ſey; welches man aber leicht erkennen kann, weil der falſche viel leichter und gelblichter iſt, auch mehr klein geſchnittenem Haͤchſel oder Strohe, als einem Saamen gleich ſieht. Man (4) ge- braucht ihn, die Wuͤrmer dadurch zu toͤdten, die ſich in dem menſch- lichen Leibe erzeugen, und von de- nen ſonderlich die Kinder oft gepla- [Spaltenumbruch]
Wurſt
get werden. Jn kleinen Staͤdten und Doͤrfern naͤhren ſich viele Leu- te mit Verkaufung der ſogenannten (5) Wurmkuͤchlein, in die ſie die- ſen Saamen backen; und in Hol- land und England findet man ſol- chen (6) mit Zucker uͤberzogen.
Wurſt, lat. Farcimen, heißt uͤberhaupt ein jeder gefuͤllter Darm. Wie nun das, was darein gefuͤllet wird, unterſchiedlich iſt: ſo bekom- men auch die Wuͤrſte davon beſon- dere Zunamen. Alſo hat man: 1) Blutwuͤrſte, auch Rothwuͤrſte, und Schweißwuͤrſte genannt, franz. Boudin noir, ſo von Schweins- blute, mit Speck und Semmel oder Graupen vermiſcht, gemacht, und entweder friſch verſpeiſet oder ge- raͤuchert werden; 2) Bratwuͤrſte, franz. Sauciſſe, ſind mit Schwei- nefleiſche, Speck und allerley Ge- wuͤrze gefuͤllet, und werden friſch, nachdem ſie vorher auf Kohlen ge- braten worden, verſpeiſet; 3) Cer- velatwuͤrſte, kommen aus Jtalien, ſind aus Schweinefleiſch und Speck gemacht, wohl gewuͤrzet, derb ge- ſtopfet und geraͤuchert, werden al- ſo roh verſpeiſet, ſiehe Bononien; 4) Darmwuͤrſte, franz. Andonille, werden aus lauter Gedaͤrmen ge- macht, die in einen andern Darm geſtopft werden; 5) Fricandellen, franz. Boudin blanc, heißen eigent- lich die ſogenannten Netzwuͤrſte, ſo von gehacktem Kalbfleiſche in lange Streife von dem Kalbsnetze gewickelt, und wie Wuͤrſte formi- ret werden. Es koͤnnen aber auch unter demſelben Namen begriffen werden, alle die Arten kleiner Wuͤr- ſte, ſo von Kalbslebern oder Ge- kroͤſe, von Krebſen, Capaunen, Spanferkeln, friſchen Morgeln oder Spinat ſchmackhaft zubereitet, in zugerichtete Schoͤpſendaͤrme, ver- mittelſt einer Wurſtſpritze, gefuͤllet, und entweder allein, oder in Paſte- ten und Potagen gebraucht werden;
6) Gruͤtz-
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[[478]/0484]
Wurmſaamen
Wurſt
Wurmſaamen, oder Zitwerſaa-
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cum, Semen Santonici, Semenſan-
ctum, Semen Zedoariæ, Semen Ci-
næ, Sementina, Semen contra Ver-
mes, oder auch nur bloß Semen
contra, franz. Barbotine, Semen-
cine, Sementine, Santoline, Pou-
dre à vers, ital. Seme ſanto, ein
kleiner laͤnglichter und gelb gruͤn-
lichter bitterer und ſcharfer Saame
eines ſtarken Geruchs, der auf ei-
nem Kraute waͤchſt, das dem Wer-
muthe gleicht, und von einigen auch
fuͤr eine Gattung von Wermuth;
von andern aber fuͤr eine Art der
Stabwurz gehalten wird, und ſo
kleine Blaͤtter hat, daß man Muͤ-
he hat, ſie von dem Saamen zu un-
terſcheiden. Man (1) bekoͤmmt
dieſen Saamen aus Perſien, Sy-
rien, Aegypten, und von den ruſ-
ſiſchen Graͤnzen in Aſien, wo die-
ſes Kraut haͤufig waͤchſt, wie man
aus dem wohlfeilen Preiße leicht ab-
nehmen kann, fuͤr den er verkaufet
wird. Die Hollaͤnder, Englaͤnder
und Franzoſen holen ſolchen von
Aleppo, wohin er uͤber Alexandret-
te koͤmmt, und von Smyrna. Er
muß, wenn er (2) gut iſt, fein voͤl-
lig und dickkoͤrnigt, friſch, laͤng-
licht, gruͤnlicht, und von einem an-
genehmen und ſehr ſtarken Geruch,
und bittern Geſchmacke ſeyn. Jn-
ſonderheit muß man bey dem Ein-
kaufe Achtung geben, daß er nicht
mit etwas gruͤnem angeſchmieret,
und nicht mit Stabwurz- oder
Rheinfarrenſaamen (3) verfaͤlſchet,
oder vermenget ſey; welches man
aber leicht erkennen kann, weil der
falſche viel leichter und gelblichter
iſt, auch mehr klein geſchnittenem
Haͤchſel oder Strohe, als einem
Saamen gleich ſieht. Man (4) ge-
braucht ihn, die Wuͤrmer dadurch
zu toͤdten, die ſich in dem menſch-
lichen Leibe erzeugen, und von de-
nen ſonderlich die Kinder oft gepla-
get werden. Jn kleinen Staͤdten
und Doͤrfern naͤhren ſich viele Leu-
te mit Verkaufung der ſogenannten
(5) Wurmkuͤchlein, in die ſie die-
ſen Saamen backen; und in Hol-
land und England findet man ſol-
chen (6) mit Zucker uͤberzogen.
Wurſt, lat. Farcimen, heißt
uͤberhaupt ein jeder gefuͤllter Darm.
Wie nun das, was darein gefuͤllet
wird, unterſchiedlich iſt: ſo bekom-
men auch die Wuͤrſte davon beſon-
dere Zunamen. Alſo hat man: 1)
Blutwuͤrſte, auch Rothwuͤrſte,
und Schweißwuͤrſte genannt,
franz. Boudin noir, ſo von Schweins-
blute, mit Speck und Semmel oder
Graupen vermiſcht, gemacht, und
entweder friſch verſpeiſet oder ge-
raͤuchert werden; 2) Bratwuͤrſte,
franz. Sauciſſe, ſind mit Schwei-
nefleiſche, Speck und allerley Ge-
wuͤrze gefuͤllet, und werden friſch,
nachdem ſie vorher auf Kohlen ge-
braten worden, verſpeiſet; 3) Cer-
velatwuͤrſte, kommen aus Jtalien,
ſind aus Schweinefleiſch und Speck
gemacht, wohl gewuͤrzet, derb ge-
ſtopfet und geraͤuchert, werden al-
ſo roh verſpeiſet, ſiehe Bononien;
4) Darmwuͤrſte, franz. Andonille,
werden aus lauter Gedaͤrmen ge-
macht, die in einen andern Darm
geſtopft werden; 5) Fricandellen,
franz. Boudin blanc, heißen eigent-
lich die ſogenannten Netzwuͤrſte,
ſo von gehacktem Kalbfleiſche in
lange Streife von dem Kalbsnetze
gewickelt, und wie Wuͤrſte formi-
ret werden. Es koͤnnen aber auch
unter demſelben Namen begriffen
werden, alle die Arten kleiner Wuͤr-
ſte, ſo von Kalbslebern oder Ge-
kroͤſe, von Krebſen, Capaunen,
Spanferkeln, friſchen Morgeln oder
Spinat ſchmackhaft zubereitet, in
zugerichtete Schoͤpſendaͤrme, ver-
mittelſt einer Wurſtſpritze, gefuͤllet,
und entweder allein, oder in Paſte-
ten und Potagen gebraucht werden;
6) Gruͤtz-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [478]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/484>, abgerufen am 22.11.2024.
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