Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wolodimer
gewirkten, als da sind die Srumpf-
wirkermanufacturen;
c) in die
gestrickten, so aus den Wollstri-
ckereyen
kommen, dergleichen sind
Straumpfe, Mützen, Camisöler,
Hosen, etc. zu welchen endlich noch
zu zählen d) die geneheten, indem
mit wollenem, sonderlich englischem
Garne, Frauenzimmerröcke, meh-
rentheils im weißen Kannefaß; in-
gleichen Tapeten, Teppiche, etc. ar-
tig benehet werden. Hieraus kann
man erkennen, welche Handwerker
unter den (2) Wollenarbeitern zu
verstehen sind, nämlich die Tuch-
macher, Zeugweber, Strumpfwir-
ker und Strumpfstricker, die Hüter,
die Tapetenweber oder Wirker, etc.
Was die Wollenmanufacturen (3) ei-
nem Lande für Gewinn eintragen,

ist unter andern an England und Hol-
land zu bemerken; und hingegen ein
großer Schade, wenn aus einem
Lande, da viel Wolle gewonnen
wird, dieselbe nicht verarbeitet,
sondern roh ausgeführet wird, weil
man der wollenen Zeuge und Fa-
briken von allerley Gattung nicht
entrathen kann, und sie demnach
von den Ausländern wieder nehmen
muß, die das Macherlohn daran
gewinnen, welches in dem Lande
selbst gewonnen und dadurch viele
tausend Menschen ernähret werden
könnten. Unter allen Wollenma-
nufacturen sind die Tuchmanufactu-
ten, und sodann die wollen Zeug-
manufacturen die austräglichsten.
Es (4) floriren aber die Wollen-
manufacturen besonders in Eng-
land, Holland, Frankreich und in
Deutschland, z. E. in Hamburg. etc.

Wolodimer, oder Wlodimer,
ein Herzogthum und eine Stadt in
Rußland. Das Herzogthum Wo-
lodimer, lat. I[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]catus Volodimeri-
ensis
,
liegt im moscovischen Gou-
vernement, zwischen den Landschaf-
ten Susdal, Nisinovogorod, Mord-
na und Rezan, wie auch den bey-
[Spaltenumbruch]

Wonsiedel
den Strömen Wolga und Occa,
und ist sehr fruchtbar an Getreide
und reich an Honig. Die Stadt
Wlodimer, lat. Volodimiria, so
die Hauptstadt des vorgedachten
Herzogthums ist, liegt an dem Flus-
se Clesma, ist vormals die Residenz
der Großfürsten und sehr groß ge-
wesen, und hat wegen der Flüsse
Occa und Wolga große Bequem-
lichkeit, ihren Handel weit und breit
auszubreiten.

Wologda, eine Stadt in Ruß-
land, in dem archangelgorodschen
Gouvernemente, und zwar in dem
von ihr so genannten wologdischen
Kreise, an dem mit ihr gleichen Na-
men führenden Flusse Wologda,
der sich hernach in die Dwina er-
gießt, gelegen. Sie ist groß ziem-
lich feste, und eine berühmte Han-
delsstadt,
in welcher sich viele
deutsche und holländische Familien,
ingleichen die vornehmsten Einwoh-
ner von Narva niedergelassen ha-
ben, welche großen Handel treiben,
und alle Jahre nach Archangel auf
den dasigen großen Jahrmarkt rei-
sen. Die Gegend um diese Stadt,
oder der oberwähnte wologdische
Kreis, ist fruchtbar und wohl be-
wohnet, hat viele Wälder und gu-
te Viehzucht, sonderlich von Scha-
fen, welche gute Wolle geben.

Wonsiedel, Wonsidel, Wohn-
siedel
und Wunsiedel, lat. Wonsi-
delia
,
oder Bonsidelia, eine mark-
gräflich- bayreuthische feine Stadt
und Oberamt, im Vogtlande an der
Roßlau, nicht weit vom Fichtel-
berge gelegen. Sie wird ihrer na-
türlichen Lage nach in die Ober-
und Unterstadt, und in Ansehung
der Häuser in die Alt- und Neu-
stadt
eingetheilet. Die Nahrung
und das Gewerbe ihrer Einwohner
besteht vornehmlich in dem Handel
mit Bleche, ingleichen mit wollenen
und leinenen gefärbten Zeugen, so
daselbst gemacht werden.

Wor-

[Spaltenumbruch]

Wolodimer
gewirkten, als da ſind die Srumpf-
wirkermanufacturen;
c) in die
geſtrickten, ſo aus den Wollſtri-
ckereyen
kommen, dergleichen ſind
Strûmpfe, Muͤtzen, Camiſoͤler,
Hoſen, ꝛc. zu welchen endlich noch
zu zaͤhlen d) die geneheten, indem
mit wollenem, ſonderlich engliſchem
Garne, Frauenzimmerroͤcke, meh-
rentheils im weißen Kannefaß; in-
gleichen Tapeten, Teppiche, ꝛc. ar-
tig benehet werden. Hieraus kann
man erkennen, welche Handwerker
unter den (2) Wollenarbeitern zu
verſtehen ſind, naͤmlich die Tuch-
macher, Zeugweber, Strumpfwir-
ker und Strumpfſtricker, die Huͤter,
die Tapetenweber oder Wirker, ꝛc.
Was die Wollenmanufacturen (3) ei-
nem Lande fuͤr Gewinn eintragen,

iſt unter andern an England und Hol-
land zu bemerken; und hingegen ein
großer Schade, wenn aus einem
Lande, da viel Wolle gewonnen
wird, dieſelbe nicht verarbeitet,
ſondern roh ausgefuͤhret wird, weil
man der wollenen Zeuge und Fa-
briken von allerley Gattung nicht
entrathen kann, und ſie demnach
von den Auslaͤndern wieder nehmen
muß, die das Macherlohn daran
gewinnen, welches in dem Lande
ſelbſt gewonnen und dadurch viele
tauſend Menſchen ernaͤhret werden
koͤnnten. Unter allen Wollenma-
nufacturen ſind die Tuchmanufactu-
ten, und ſodann die wollen Zeug-
manufacturen die austraͤglichſten.
Es (4) floriren aber die Wollen-
manufacturen beſonders in Eng-
land, Holland, Frankreich und in
Deutſchland, z. E. in Hamburg. ꝛc.

Wolodimer, oder Wlodimer,
ein Herzogthum und eine Stadt in
Rußland. Das Herzogthum Wo-
lodimer, lat. I[unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]catus Volodimeri-
enſis
,
liegt im moſcoviſchen Gou-
vernement, zwiſchen den Landſchaf-
ten Susdal, Niſinovogorod, Mord-
na und Rezan, wie auch den bey-
[Spaltenumbruch]

Wonſiedel
den Stroͤmen Wolga und Occa,
und iſt ſehr fruchtbar an Getreide
und reich an Honig. Die Stadt
Wlodimer, lat. Volodimiria, ſo
die Hauptſtadt des vorgedachten
Herzogthums iſt, liegt an dem Fluſ-
ſe Cleſma, iſt vormals die Reſidenz
der Großfuͤrſten und ſehr groß ge-
weſen, und hat wegen der Fluͤſſe
Occa und Wolga große Bequem-
lichkeit, ihren Handel weit und breit
auszubreiten.

Wologda, eine Stadt in Ruß-
land, in dem archangelgorodſchen
Gouvernemente, und zwar in dem
von ihr ſo genannten wologdiſchen
Kreiſe, an dem mit ihr gleichen Na-
men fuͤhrenden Fluſſe Wologda,
der ſich hernach in die Dwina er-
gießt, gelegen. Sie iſt groß ziem-
lich feſte, und eine beruͤhmte Han-
delsſtadt,
in welcher ſich viele
deutſche und hollaͤndiſche Familien,
ingleichen die vornehmſten Einwoh-
ner von Narva niedergelaſſen ha-
ben, welche großen Handel treiben,
und alle Jahre nach Archangel auf
den daſigen großen Jahrmarkt rei-
ſen. Die Gegend um dieſe Stadt,
oder der oberwaͤhnte wologdiſche
Kreis, iſt fruchtbar und wohl be-
wohnet, hat viele Waͤlder und gu-
te Viehzucht, ſonderlich von Scha-
fen, welche gute Wolle geben.

Wonſiedel, Wonſidel, Wohn-
ſiedel
und Wunſiedel, lat. Wonſi-
delia
,
oder Bonſidelia, eine mark-
graͤflich- bayreuthiſche feine Stadt
und Oberamt, im Vogtlande an der
Roßlau, nicht weit vom Fichtel-
berge gelegen. Sie wird ihrer na-
tuͤrlichen Lage nach in die Ober-
und Unterſtadt, und in Anſehung
der Haͤuſer in die Alt- und Neu-
ſtadt
eingetheilet. Die Nahrung
und das Gewerbe ihrer Einwohner
beſteht vornehmlich in dem Handel
mit Bleche, ingleichen mit wollenen
und leinenen gefaͤrbten Zeugen, ſo
daſelbſt gemacht werden.

Wor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0474" n="[468]"/><cb n="935"/><fw place="top" type="header">Wolodimer</fw><lb/><hi rendition="#fr">gewirkten,</hi> als da &#x017F;ind die <hi rendition="#fr">Srumpf-<lb/>
wirkermanufacturen;</hi> c) in die<lb/><hi rendition="#fr">ge&#x017F;trickten,</hi> &#x017F;o aus den <hi rendition="#fr">Woll&#x017F;tri-<lb/>
ckereyen</hi> kommen, dergleichen &#x017F;ind<lb/>
Strûmpfe, Mu&#x0364;tzen, Cami&#x017F;o&#x0364;ler,<lb/>
Ho&#x017F;en, &#xA75B;c. zu welchen endlich noch<lb/>
zu za&#x0364;hlen d) die <hi rendition="#fr">geneheten,</hi> indem<lb/>
mit wollenem, &#x017F;onderlich engli&#x017F;chem<lb/>
Garne, Frauenzimmerro&#x0364;cke, meh-<lb/>
rentheils im weißen Kannefaß; in-<lb/>
gleichen Tapeten, Teppiche, &#xA75B;c. ar-<lb/>
tig benehet werden. Hieraus kann<lb/>
man erkennen, welche Handwerker<lb/>
unter den (2) <hi rendition="#fr">Wollenarbeitern</hi> zu<lb/>
ver&#x017F;tehen &#x017F;ind, na&#x0364;mlich die Tuch-<lb/>
macher, Zeugweber, Strumpfwir-<lb/>
ker und Strumpf&#x017F;tricker, die Hu&#x0364;ter,<lb/>
die Tapetenweber oder Wirker, &#xA75B;c.<lb/>
Was die Wollenmanufacturen (3) <hi rendition="#fr">ei-<lb/>
nem Lande fu&#x0364;r Gewinn eintragen,</hi><lb/>
i&#x017F;t unter andern an England und Hol-<lb/>
land zu bemerken; und hingegen ein<lb/>
großer Schade, wenn aus einem<lb/>
Lande, da viel Wolle gewonnen<lb/>
wird, die&#x017F;elbe nicht verarbeitet,<lb/>
&#x017F;ondern roh ausgefu&#x0364;hret wird, weil<lb/>
man der wollenen Zeuge und Fa-<lb/>
briken von allerley Gattung nicht<lb/>
entrathen kann, und &#x017F;ie demnach<lb/>
von den Ausla&#x0364;ndern wieder nehmen<lb/>
muß, die das Macherlohn daran<lb/>
gewinnen, welches in dem Lande<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gewonnen und dadurch viele<lb/>
tau&#x017F;end Men&#x017F;chen erna&#x0364;hret werden<lb/>
ko&#x0364;nnten. Unter allen Wollenma-<lb/>
nufacturen &#x017F;ind die Tuchmanufactu-<lb/>
ten, und &#x017F;odann die wollen Zeug-<lb/>
manufacturen die austra&#x0364;glich&#x017F;ten.<lb/>
Es (4) <hi rendition="#fr">floriren</hi> aber die Wollen-<lb/>
manufacturen be&#x017F;onders in Eng-<lb/>
land, Holland, Frankreich und in<lb/>
Deut&#x017F;chland, z. E. in Hamburg. &#xA75B;c.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wolodimer,</hi> oder <hi rendition="#fr">Wlodimer,</hi><lb/>
ein Herzogthum und eine Stadt in<lb/>
Rußland. Das Herzogthum Wo-<lb/>
lodimer, lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">I<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="2"/>catus Volodimeri-<lb/>
en&#x017F;is</hi>,</hi> liegt im mo&#x017F;covi&#x017F;chen Gou-<lb/>
vernement, zwi&#x017F;chen den Land&#x017F;chaf-<lb/>
ten Susdal, Ni&#x017F;inovogorod, Mord-<lb/>
na und Rezan, wie auch den bey-<lb/><cb n="936"/>
<fw place="top" type="header">Won&#x017F;iedel</fw><lb/>
den Stro&#x0364;men Wolga und Occa,<lb/>
und i&#x017F;t &#x017F;ehr fruchtbar an Getreide<lb/>
und reich an Honig. Die Stadt<lb/><hi rendition="#fr">Wlodimer,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Volodimiria</hi>,</hi> &#x017F;o<lb/>
die Haupt&#x017F;tadt des vorgedachten<lb/>
Herzogthums i&#x017F;t, liegt an dem Flu&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e Cle&#x017F;ma, i&#x017F;t vormals die Re&#x017F;idenz<lb/>
der Großfu&#x0364;r&#x017F;ten und &#x017F;ehr groß ge-<lb/>
we&#x017F;en, und hat wegen der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Occa und Wolga große Bequem-<lb/>
lichkeit, ihren <hi rendition="#fr">Handel</hi> weit und breit<lb/>
auszubreiten.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Wologda,</hi> eine Stadt in Ruß-<lb/>
land, in dem archangelgorod&#x017F;chen<lb/>
Gouvernemente, und zwar in dem<lb/>
von ihr &#x017F;o genannten wologdi&#x017F;chen<lb/>
Krei&#x017F;e, an dem mit ihr gleichen Na-<lb/>
men fu&#x0364;hrenden Flu&#x017F;&#x017F;e Wologda,<lb/>
der &#x017F;ich hernach in die Dwina er-<lb/>
gießt, gelegen. Sie i&#x017F;t groß ziem-<lb/>
lich fe&#x017F;te, und eine beru&#x0364;hmte <hi rendition="#fr">Han-<lb/>
dels&#x017F;tadt,</hi> in welcher &#x017F;ich viele<lb/>
deut&#x017F;che und holla&#x0364;ndi&#x017F;che Familien,<lb/>
ingleichen die vornehm&#x017F;ten Einwoh-<lb/>
ner von Narva niedergela&#x017F;&#x017F;en ha-<lb/>
ben, welche großen Handel treiben,<lb/>
und alle Jahre nach Archangel auf<lb/>
den da&#x017F;igen großen Jahrmarkt rei-<lb/>
&#x017F;en. Die Gegend um die&#x017F;e Stadt,<lb/>
oder der oberwa&#x0364;hnte wologdi&#x017F;che<lb/>
Kreis, i&#x017F;t fruchtbar und wohl be-<lb/>
wohnet, hat viele Wa&#x0364;lder und gu-<lb/>
te Viehzucht, &#x017F;onderlich von Scha-<lb/>
fen, welche gute Wolle geben.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Won&#x017F;iedel, Won&#x017F;idel, Wohn-<lb/>
&#x017F;iedel</hi> und <hi rendition="#fr">Wun&#x017F;iedel,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Won&#x017F;i-<lb/>
delia</hi>,</hi> oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bon&#x017F;idelia</hi>,</hi> eine mark-<lb/>
gra&#x0364;flich- bayreuthi&#x017F;che feine Stadt<lb/>
und Oberamt, im Vogtlande an der<lb/>
Roßlau, nicht weit vom Fichtel-<lb/>
berge gelegen. Sie wird ihrer na-<lb/>
tu&#x0364;rlichen Lage nach in die <hi rendition="#fr">Ober-</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Unter&#x017F;tadt,</hi> und in An&#x017F;ehung<lb/>
der Ha&#x0364;u&#x017F;er in die <hi rendition="#fr">Alt-</hi> und <hi rendition="#fr">Neu-<lb/>
&#x017F;tadt</hi> eingetheilet. Die Nahrung<lb/>
und das Gewerbe ihrer Einwohner<lb/>
be&#x017F;teht vornehmlich in dem <hi rendition="#fr">Handel</hi><lb/>
mit Bleche, ingleichen mit wollenen<lb/>
und leinenen gefa&#x0364;rbten Zeugen, &#x017F;o<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t gemacht werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Wor-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[468]/0474] Wolodimer Wonſiedel gewirkten, als da ſind die Srumpf- wirkermanufacturen; c) in die geſtrickten, ſo aus den Wollſtri- ckereyen kommen, dergleichen ſind Strûmpfe, Muͤtzen, Camiſoͤler, Hoſen, ꝛc. zu welchen endlich noch zu zaͤhlen d) die geneheten, indem mit wollenem, ſonderlich engliſchem Garne, Frauenzimmerroͤcke, meh- rentheils im weißen Kannefaß; in- gleichen Tapeten, Teppiche, ꝛc. ar- tig benehet werden. Hieraus kann man erkennen, welche Handwerker unter den (2) Wollenarbeitern zu verſtehen ſind, naͤmlich die Tuch- macher, Zeugweber, Strumpfwir- ker und Strumpfſtricker, die Huͤter, die Tapetenweber oder Wirker, ꝛc. Was die Wollenmanufacturen (3) ei- nem Lande fuͤr Gewinn eintragen, iſt unter andern an England und Hol- land zu bemerken; und hingegen ein großer Schade, wenn aus einem Lande, da viel Wolle gewonnen wird, dieſelbe nicht verarbeitet, ſondern roh ausgefuͤhret wird, weil man der wollenen Zeuge und Fa- briken von allerley Gattung nicht entrathen kann, und ſie demnach von den Auslaͤndern wieder nehmen muß, die das Macherlohn daran gewinnen, welches in dem Lande ſelbſt gewonnen und dadurch viele tauſend Menſchen ernaͤhret werden koͤnnten. Unter allen Wollenma- nufacturen ſind die Tuchmanufactu- ten, und ſodann die wollen Zeug- manufacturen die austraͤglichſten. Es (4) floriren aber die Wollen- manufacturen beſonders in Eng- land, Holland, Frankreich und in Deutſchland, z. E. in Hamburg. ꝛc. Wolodimer, oder Wlodimer, ein Herzogthum und eine Stadt in Rußland. Das Herzogthum Wo- lodimer, lat. I__catus Volodimeri- enſis, liegt im moſcoviſchen Gou- vernement, zwiſchen den Landſchaf- ten Susdal, Niſinovogorod, Mord- na und Rezan, wie auch den bey- den Stroͤmen Wolga und Occa, und iſt ſehr fruchtbar an Getreide und reich an Honig. Die Stadt Wlodimer, lat. Volodimiria, ſo die Hauptſtadt des vorgedachten Herzogthums iſt, liegt an dem Fluſ- ſe Cleſma, iſt vormals die Reſidenz der Großfuͤrſten und ſehr groß ge- weſen, und hat wegen der Fluͤſſe Occa und Wolga große Bequem- lichkeit, ihren Handel weit und breit auszubreiten. Wologda, eine Stadt in Ruß- land, in dem archangelgorodſchen Gouvernemente, und zwar in dem von ihr ſo genannten wologdiſchen Kreiſe, an dem mit ihr gleichen Na- men fuͤhrenden Fluſſe Wologda, der ſich hernach in die Dwina er- gießt, gelegen. Sie iſt groß ziem- lich feſte, und eine beruͤhmte Han- delsſtadt, in welcher ſich viele deutſche und hollaͤndiſche Familien, ingleichen die vornehmſten Einwoh- ner von Narva niedergelaſſen ha- ben, welche großen Handel treiben, und alle Jahre nach Archangel auf den daſigen großen Jahrmarkt rei- ſen. Die Gegend um dieſe Stadt, oder der oberwaͤhnte wologdiſche Kreis, iſt fruchtbar und wohl be- wohnet, hat viele Waͤlder und gu- te Viehzucht, ſonderlich von Scha- fen, welche gute Wolle geben. Wonſiedel, Wonſidel, Wohn- ſiedel und Wunſiedel, lat. Wonſi- delia, oder Bonſidelia, eine mark- graͤflich- bayreuthiſche feine Stadt und Oberamt, im Vogtlande an der Roßlau, nicht weit vom Fichtel- berge gelegen. Sie wird ihrer na- tuͤrlichen Lage nach in die Ober- und Unterſtadt, und in Anſehung der Haͤuſer in die Alt- und Neu- ſtadt eingetheilet. Die Nahrung und das Gewerbe ihrer Einwohner beſteht vornehmlich in dem Handel mit Bleche, ingleichen mit wollenen und leinenen gefaͤrbten Zeugen, ſo daſelbſt gemacht werden. Wor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/474
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [468]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/474>, abgerufen am 22.11.2024.