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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Taucher
ten werden, daselbst gewesen seyn;
es ist aber nirgends gegründet.

Taucher, lat. Urinator, franz.
Plongeur, nennet man diejenigen
Leute, die sich auf das Schwim-
men gut verstehen, und auf der
See dazu gebrauchet werden, daß
sie das versunkene Gut aus der
Tiefe des Meers wieder heraus ho-
len. Das Gehäuse, worinnen sie
sich verbergen, und durch einen
Schwamm mit Eßig, den sie vor
die Nase halten, frische Luft schö-
pfen, wird wegen seiner Gestalt ei-
ne Taucherglocke, lat. Campana
urinatoria
genennet. Oben in die-
ser Taucherglocke ist ein starkes Seil
befestiget, woran sie in das Wasser
gelassen werden, auch ein Zeichen
geben, wenn sie wieder heraus ge-
zogen seyn wollen. Bey der Per-
lenfischerey
werden diejenigen, so
die Perlenmuscheln aus dem Meere
heraus holen, ebenfalls Taucher
genennet.

Taufe, holl. Doop, franz. Bap-
teme
,
eine Ceremonie, die auf den
Kauffartheyschiffen bey denjenigen
Personen, so die Wendezirkel, oder
die Linie zum erstenmale paßiren,
ingleichen mit den Schiffen selbsten,
die noch nicht unter dem Wendezir-
kel, oder der Linie gewesen sind,
vorgenommen wird. Die Taufe
der Schiffe
geschieht ohne viel
Complimenten, bloß dadurch, daß
solches überall mit Seewasser ge-
waschen wird; es muß aber den
Matrosen ein Trinkgeld dafür gege-
ben werden, indem dieselben ein
Recht zu haben glauben, den Schiff-
schnabel (eperon) abzuhauen, wenn
solcher nicht von dem Capitaine,
oder Schiffer mit etlichen Bouteillen
Branntwein, oder einigem Gelde
gelöset wird. Dieses Geschenk,
welches der Schiffer den Matrosen
geben muß, kann von ihm nicht für Ha-
verey angerechnet werden, und die
Schiffsbefrachter sind nicht schuldig,
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Taufe
solches zu ersetzen; sondern der Ei-
genthümer des Schiffes muß es aus
seinem Beutel bezahlen. Bey der
Taufe der Personen, als der Pas-
sagier, der Matrosen, Schiffjun-
gen etc. aber werden mehr Ceremo-
nien beobachtet, und geschieht auf
folgende Art: Der älteste Matrose
von denen, die schon die Wendezir-
kel, oder die Linie paßiret haben,
kömmt nämlich auf eine seltsame
Art angekleidet, mit schwarzgemach-
tem Gesichte, einer auf dem Kopfe
habenden unförmlichen Mütze, und
einer in der Hand habenden Paßkar-
te, oder sonst einem Seebuche, in
dem Gefolge verschiedener anderer
mit ihm auf gleiche Art verkleideter
Matrosen, von denen jeder ein Kü-
chengeräthe anstatt des Gewehrs in
der Hand hat, unter Trommelschlag,
auf das Verdeck, und setzet sich da-
selbst auf einen an dem Fuße des
großen Mastes für ihn hingesetzten
Stuhl, worauf jeder Passagier,
oder Matrose, der noch nicht ge-
taufet ist, einer nach dem andern
herzu gerufen, und auf den Rand
eines mit Wasser gefüllten Zubers,
gesetzt wird, worauf man ihn die
Hand auf die Karte, oder das
Buch legen und versprechen läßt,
daß er diese Ceremonie bey sich er-
eignender | Gelegenheit allemal
heilig beobachten wolle. Wenn nun
der Passagier den Matrosen etwas
Geld giebt, oder verspricht: so wird
er nur mit einigen Tropfen Wasser
bespritzet, und damit ist er los.
Die andern aber, die nichts geben
wollen, und die gemeinen Matro-
sen hingegen werden mit einem gan-
zen Eimer voll Wasser begossen, oder
in den Zuber gestürzet, und mit
Dwalen, oder Schiffbesen lustig
gescheuert; und die Schiffjungen
werden gar unter einen Korb geste-
cket, wo man sie so lange begießt,
als es den andern gefällt, worauf
sie sich, zum Andenken dieser Cere-

monie,

[Spaltenumbruch]

Taucher
ten werden, daſelbſt geweſen ſeyn;
es iſt aber nirgends gegruͤndet.

Taucher, lat. Urinator, franz.
Plongeur, nennet man diejenigen
Leute, die ſich auf das Schwim-
men gut verſtehen, und auf der
See dazu gebrauchet werden, daß
ſie das verſunkene Gut aus der
Tiefe des Meers wieder heraus ho-
len. Das Gehaͤuſe, worinnen ſie
ſich verbergen, und durch einen
Schwamm mit Eßig, den ſie vor
die Naſe halten, friſche Luft ſchoͤ-
pfen, wird wegen ſeiner Geſtalt ei-
ne Taucherglocke, lat. Campana
urinatoria
genennet. Oben in die-
ſer Taucherglocke iſt ein ſtarkes Seil
befeſtiget, woran ſie in das Waſſer
gelaſſen werden, auch ein Zeichen
geben, wenn ſie wieder heraus ge-
zogen ſeyn wollen. Bey der Per-
lenfiſcherey
werden diejenigen, ſo
die Perlenmuſcheln aus dem Meere
heraus holen, ebenfalls Taucher
genennet.

Taufe, holl. Doop, franz. Bap-
teme
,
eine Ceremonie, die auf den
Kauffartheyſchiffen bey denjenigen
Perſonen, ſo die Wendezirkel, oder
die Linie zum erſtenmale paßiren,
ingleichen mit den Schiffen ſelbſten,
die noch nicht unter dem Wendezir-
kel, oder der Linie geweſen ſind,
vorgenommen wird. Die Taufe
der Schiffe
geſchieht ohne viel
Complimenten, bloß dadurch, daß
ſolches uͤberall mit Seewaſſer ge-
waſchen wird; es muß aber den
Matroſen ein Trinkgeld dafuͤr gege-
ben werden, indem dieſelben ein
Recht zu haben glauben, den Schiff-
ſchnabel (eperon) abzuhauen, wenn
ſolcher nicht von dem Capitaine,
oder Schiffer mit etlichen Bouteillen
Branntwein, oder einigem Gelde
geloͤſet wird. Dieſes Geſchenk,
welches der Schiffer den Matroſen
geben muß, kañ von ihm nicht fuͤr Ha-
verey angerechnet werden, und die
Schiffsbefrachter ſind nicht ſchuldig,
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Taufe
ſolches zu erſetzen; ſondern der Ei-
genthuͤmer des Schiffes muß es aus
ſeinem Beutel bezahlen. Bey der
Taufe der Perſonen, als der Paſ-
ſagier, der Matroſen, Schiffjun-
gen ꝛc. aber werden mehr Ceremo-
nien beobachtet, und geſchieht auf
folgende Art: Der aͤlteſte Matroſe
von denen, die ſchon die Wendezir-
kel, oder die Linie paßiret haben,
koͤmmt naͤmlich auf eine ſeltſame
Art angekleidet, mit ſchwarzgemach-
tem Geſichte, einer auf dem Kopfe
habenden unfoͤrmlichen Muͤtze, und
einer in der Hand habenden Paßkar-
te, oder ſonſt einem Seebuche, in
dem Gefolge verſchiedener anderer
mit ihm auf gleiche Art verkleideter
Matroſen, von denen jeder ein Kuͤ-
chengeraͤthe anſtatt des Gewehrs in
der Hand hat, unter Trommelſchlag,
auf das Verdeck, und ſetzet ſich da-
ſelbſt auf einen an dem Fuße des
großen Maſtes fuͤr ihn hingeſetzten
Stuhl, worauf jeder Paſſagier,
oder Matroſe, der noch nicht ge-
taufet iſt, einer nach dem andern
herzu gerufen, und auf den Rand
eines mit Waſſer gefuͤllten Zubers,
geſetzt wird, worauf man ihn die
Hand auf die Karte, oder das
Buch legen und verſprechen laͤßt,
daß er dieſe Ceremonie bey ſich er-
eignender | Gelegenheit allemal
heilig beobachten wolle. Wenn nun
der Paſſagier den Matroſen etwas
Geld giebt, oder verſpricht: ſo wird
er nur mit einigen Tropfen Waſſer
beſpritzet, und damit iſt er los.
Die andern aber, die nichts geben
wollen, und die gemeinen Matro-
ſen hingegen werden mit einem gan-
zen Eimer voll Waſſer begoſſen, oder
in den Zuber geſtuͤrzet, und mit
Dwalen, oder Schiffbeſen luſtig
geſcheuert; und die Schiffjungen
werden gar unter einen Korb geſte-
cket, wo man ſie ſo lange begießt,
als es den andern gefaͤllt, worauf
ſie ſich, zum Andenken dieſer Cere-

monie,
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[[40]/0046] Taucher Taufe ten werden, daſelbſt geweſen ſeyn; es iſt aber nirgends gegruͤndet. Taucher, lat. Urinator, franz. Plongeur, nennet man diejenigen Leute, die ſich auf das Schwim- men gut verſtehen, und auf der See dazu gebrauchet werden, daß ſie das verſunkene Gut aus der Tiefe des Meers wieder heraus ho- len. Das Gehaͤuſe, worinnen ſie ſich verbergen, und durch einen Schwamm mit Eßig, den ſie vor die Naſe halten, friſche Luft ſchoͤ- pfen, wird wegen ſeiner Geſtalt ei- ne Taucherglocke, lat. Campana urinatoria genennet. Oben in die- ſer Taucherglocke iſt ein ſtarkes Seil befeſtiget, woran ſie in das Waſſer gelaſſen werden, auch ein Zeichen geben, wenn ſie wieder heraus ge- zogen ſeyn wollen. Bey der Per- lenfiſcherey werden diejenigen, ſo die Perlenmuſcheln aus dem Meere heraus holen, ebenfalls Taucher genennet. Taufe, holl. Doop, franz. Bap- teme, eine Ceremonie, die auf den Kauffartheyſchiffen bey denjenigen Perſonen, ſo die Wendezirkel, oder die Linie zum erſtenmale paßiren, ingleichen mit den Schiffen ſelbſten, die noch nicht unter dem Wendezir- kel, oder der Linie geweſen ſind, vorgenommen wird. Die Taufe der Schiffe geſchieht ohne viel Complimenten, bloß dadurch, daß ſolches uͤberall mit Seewaſſer ge- waſchen wird; es muß aber den Matroſen ein Trinkgeld dafuͤr gege- ben werden, indem dieſelben ein Recht zu haben glauben, den Schiff- ſchnabel (eperon) abzuhauen, wenn ſolcher nicht von dem Capitaine, oder Schiffer mit etlichen Bouteillen Branntwein, oder einigem Gelde geloͤſet wird. Dieſes Geſchenk, welches der Schiffer den Matroſen geben muß, kañ von ihm nicht fuͤr Ha- verey angerechnet werden, und die Schiffsbefrachter ſind nicht ſchuldig, ſolches zu erſetzen; ſondern der Ei- genthuͤmer des Schiffes muß es aus ſeinem Beutel bezahlen. Bey der Taufe der Perſonen, als der Paſ- ſagier, der Matroſen, Schiffjun- gen ꝛc. aber werden mehr Ceremo- nien beobachtet, und geſchieht auf folgende Art: Der aͤlteſte Matroſe von denen, die ſchon die Wendezir- kel, oder die Linie paßiret haben, koͤmmt naͤmlich auf eine ſeltſame Art angekleidet, mit ſchwarzgemach- tem Geſichte, einer auf dem Kopfe habenden unfoͤrmlichen Muͤtze, und einer in der Hand habenden Paßkar- te, oder ſonſt einem Seebuche, in dem Gefolge verſchiedener anderer mit ihm auf gleiche Art verkleideter Matroſen, von denen jeder ein Kuͤ- chengeraͤthe anſtatt des Gewehrs in der Hand hat, unter Trommelſchlag, auf das Verdeck, und ſetzet ſich da- ſelbſt auf einen an dem Fuße des großen Maſtes fuͤr ihn hingeſetzten Stuhl, worauf jeder Paſſagier, oder Matroſe, der noch nicht ge- taufet iſt, einer nach dem andern herzu gerufen, und auf den Rand eines mit Waſſer gefuͤllten Zubers, geſetzt wird, worauf man ihn die Hand auf die Karte, oder das Buch legen und verſprechen laͤßt, daß er dieſe Ceremonie bey ſich er- eignender | Gelegenheit allemal heilig beobachten wolle. Wenn nun der Paſſagier den Matroſen etwas Geld giebt, oder verſpricht: ſo wird er nur mit einigen Tropfen Waſſer beſpritzet, und damit iſt er los. Die andern aber, die nichts geben wollen, und die gemeinen Matro- ſen hingegen werden mit einem gan- zen Eimer voll Waſſer begoſſen, oder in den Zuber geſtuͤrzet, und mit Dwalen, oder Schiffbeſen luſtig geſcheuert; und die Schiffjungen werden gar unter einen Korb geſte- cket, wo man ſie ſo lange begießt, als es den andern gefaͤllt, worauf ſie ſich, zum Andenken dieſer Cere- monie,

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [40]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/46>, abgerufen am 24.11.2024.