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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wolle
Wolle heißt diejenige, welche die
Schafe, die des Jahrs nur einmal ge-
schoren werden, geben: diese wird
im Frühjahre, zu Aus gange des Aprils,
oder zu Anfange des Mays, den Scha-
fen abgenommen. (b) Zweyschüri-
ge Wolle
wird diejenige genennet,
welche von Schafen, die des Jahrs
zweymal geschoren werden, kömmt.
Und diese wird unterschieden in die
Winter- und in die Sommerwolle.
a) Winterwolle heißt diejenige,
welche zu Ende des Aprils, oder zu
Anfange des Mays, nachdem es
die Witterung, so nicht allzu kalt
seyn muß, zuläßt; b) Sommer-
wolle
aber: so im Anfange des
Herbstmonats gewonnen wird. Die
einschürige Wolle ist nicht nur län-
ger, sondern auch feiner, als die
zweyschürige: da hingegen diese
eher; als die einschürige, walket,
so, daß die davon gefertigten Tücher
um etliche Stunden eher zu Stande
kommen; und unter der zweyschü-
rigen wird die Sommerwolle der
Winterwolle vorgezogen, weil jene
reiner und feiner ist, siehe Schaf.
Jngleichen wird die Wolle (4) in
kurze und lange unterschieden. Die
(a) lange Wolle, mit welchem Na-
men insgemein die einschürige bele-
get wird, ist besser; wird zum
Spinnen nicht gekrämpelt, sondern
gekämmt; und meistens von den
Zeugwebern verarbeitet. Die
(b) kurze Wolle, mit welchem Na-
men man insgemein die zweyschüri-
ge belegt, ist geringer; wird zum
Spinnen nicht gekämmt, sondern
gekrämpelt; und meistens von den
Tuchmachern verarbeitet: doch neh-
men sie auch die Zeugweber mit un-
ter die lange Wolle. Wiederum ist
die Wolle (5) in Ansehung der Güte
theils grobe, theils feine oder klare
Wolle, siehe auch Refin. Jene giebt
grobes, und diese feines Garn. Die
grobe Wolle kann fein gemacht wer-
den, wenn man die groben Spitzen
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Wolle
derselben abschneidet, da denn das
übrige fein wolligt bleibt, und ein
mildes Garn giebt. Läßt man aber
die groben Spitzen darunter: so
verderben solche die milde Wolle,
und wird folglich auch daraus kein
mildes Garn. Noch ist die Wolle
unterschieden (6) in Ansehung ihrer
natürlichen Farbe, indem es weiße
und schwarze giebt, zu welcher letz-
ten auch die rothe und braune
Wolle
mit gerechnet wird. Die
weiße Wolle wird der andern vorge-
zogen, weil sie allerley Farben bes-
ser annimmt, wiewol die braune
oder rothe und die schwarze auch
ihren nützlichen Gebrauch haben,
siehe Schaf. Nicht weniger ist
die Wolle (7) in Ansehung der Sor-
tirung
entweder Kernwolle, oder
ordinaire Wolle, oder endlich Aus-
schuß.
(a) Kernwolle, franz. Cocur
des laines
,
heißt diejenige, die in der
Mitte eines jeden Flockens befindlich
ist: sie ist die feinste, weißeste, und
zarteste. (b) Ausschuß hingegen
wird genennet, was gelb, zerrissen,
und sonst verderbt ist. Desgleichen
ist die Wolle (8) in Ansehung der
Zurichtung entweder rohe oder zu-
bereitete:
(a) Rohe Wolle, franz.
Laine crue, heißt diejenige, die noch
nicht gekämmt, gekrämpelt, oder
auf sonst eine andere Art zugerich-
tet ist. Hingegen (b) zubereitete
Wolle
heißt die, an deren Zurich-
tung mit Waschen, Kämmen und
Spinnen schon Hand gelegt worden.
Die zubereitete Wolle ist wiederum
theils entweder gekrämpelte oder
gekämmte: die gekrämpelte Wolle ist
nicht so gut, als die Kämmwolle.
Ferner wird die Wolle (9) in An-
sehung des Einpackens zum Ver-
kaufe,
in Bündel- und Sackwolle
unterschieden. So wird auch unter
der Wolle (10) in Ansehung derer,
welchen sie zuwächst,
ein Unter-
scheid gemacht, indem sie entweder
adeliche oder Bauerwolle, ja auch

wohl

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Wolle
Wolle heißt diejenige, welche die
Schafe, die des Jahrs nur einmal ge-
ſchoren werden, geben: dieſe wird
im Fruͤhjahre, zu Aus gange des Aprils,
oder zu Anfange des Mays, den Scha-
fen abgenommen. (b) Zweyſchuͤri-
ge Wolle
wird diejenige genennet,
welche von Schafen, die des Jahrs
zweymal geſchoren werden, koͤmmt.
Und dieſe wird unterſchieden in die
Winter- und in die Sommerwolle.
a) Winterwolle heißt diejenige,
welche zu Ende des Aprils, oder zu
Anfange des Mays, nachdem es
die Witterung, ſo nicht allzu kalt
ſeyn muß, zulaͤßt; b) Sommer-
wolle
aber: ſo im Anfange des
Herbſtmonats gewonnen wird. Die
einſchuͤrige Wolle iſt nicht nur laͤn-
ger, ſondern auch feiner, als die
zweyſchuͤrige: da hingegen dieſe
eher; als die einſchuͤrige, walket,
ſo, daß die davon gefertigten Tuͤcher
um etliche Stunden eher zu Stande
kommen; und unter der zweyſchuͤ-
rigen wird die Sommerwolle der
Winterwolle vorgezogen, weil jene
reiner und feiner iſt, ſiehe Schaf.
Jngleichen wird die Wolle (4) in
kurze und lange unterſchieden. Die
(a) lange Wolle, mit welchem Na-
men insgemein die einſchuͤrige bele-
get wird, iſt beſſer; wird zum
Spinnen nicht gekraͤmpelt, ſondern
gekaͤmmt; und meiſtens von den
Zeugwebern verarbeitet. Die
(b) kurze Wolle, mit welchem Na-
men man insgemein die zweyſchuͤri-
ge belegt, iſt geringer; wird zum
Spinnen nicht gekaͤmmt, ſondern
gekraͤmpelt; und meiſtens von den
Tuchmachern verarbeitet: doch neh-
men ſie auch die Zeugweber mit un-
ter die lange Wolle. Wiederum iſt
die Wolle (5) in Anſehung der Guͤte
theils grobe, theils feine oder klare
Wolle, ſiehe auch Refin. Jene giebt
grobes, und dieſe feines Garn. Die
grobe Wolle kann fein gemacht wer-
den, wenn man die groben Spitzen
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Wolle
derſelben abſchneidet, da denn das
uͤbrige fein wolligt bleibt, und ein
mildes Garn giebt. Laͤßt man aber
die groben Spitzen darunter: ſo
verderben ſolche die milde Wolle,
und wird folglich auch daraus kein
mildes Garn. Noch iſt die Wolle
unterſchieden (6) in Anſehung ihrer
natuͤrlichen Farbe, indem es weiße
und ſchwarze giebt, zu welcher letz-
ten auch die rothe und braune
Wolle
mit gerechnet wird. Die
weiße Wolle wird der andern vorge-
zogen, weil ſie allerley Farben beſ-
ſer annimmt, wiewol die braune
oder rothe und die ſchwarze auch
ihren nuͤtzlichen Gebrauch haben,
ſiehe Schaf. Nicht weniger iſt
die Wolle (7) in Anſehung der Sor-
tirung
entweder Kernwolle, oder
ordinaire Wolle, oder endlich Aus-
ſchuß.
(a) Kernwolle, franz. Cocur
des laines
,
heißt diejenige, die in der
Mitte eines jeden Flockens befindlich
iſt: ſie iſt die feinſte, weißeſte, und
zarteſte. (b) Ausſchuß hingegen
wird genennet, was gelb, zerriſſen,
und ſonſt verderbt iſt. Desgleichen
iſt die Wolle (8) in Anſehung der
Zurichtung entweder rohe oder zu-
bereitete:
(a) Rohe Wolle, franz.
Laine crue, heißt diejenige, die noch
nicht gekaͤmmt, gekraͤmpelt, oder
auf ſonſt eine andere Art zugerich-
tet iſt. Hingegen (b) zubereitete
Wolle
heißt die, an deren Zurich-
tung mit Waſchen, Kaͤmmen und
Spinnen ſchon Hand gelegt worden.
Die zubereitete Wolle iſt wiederum
theils entweder gekraͤmpelte oder
gekaͤmmte: die gekraͤmpelte Wolle iſt
nicht ſo gut, als die Kaͤmmwolle.
Ferner wird die Wolle (9) in An-
ſehung des Einpackens zum Ver-
kaufe,
in Buͤndel- und Sackwolle
unterſchieden. So wird auch unter
der Wolle (10) in Anſehung derer,
welchen ſie zuwaͤchſt,
ein Unter-
ſcheid gemacht, indem ſie entweder
adeliche oder Bauerwolle, ja auch

wohl
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[[450]/0456] Wolle Wolle Wolle heißt diejenige, welche die Schafe, die des Jahrs nur einmal ge- ſchoren werden, geben: dieſe wird im Fruͤhjahre, zu Aus gange des Aprils, oder zu Anfange des Mays, den Scha- fen abgenommen. (b) Zweyſchuͤri- ge Wolle wird diejenige genennet, welche von Schafen, die des Jahrs zweymal geſchoren werden, koͤmmt. Und dieſe wird unterſchieden in die Winter- und in die Sommerwolle. a) Winterwolle heißt diejenige, welche zu Ende des Aprils, oder zu Anfange des Mays, nachdem es die Witterung, ſo nicht allzu kalt ſeyn muß, zulaͤßt; b) Sommer- wolle aber: ſo im Anfange des Herbſtmonats gewonnen wird. Die einſchuͤrige Wolle iſt nicht nur laͤn- ger, ſondern auch feiner, als die zweyſchuͤrige: da hingegen dieſe eher; als die einſchuͤrige, walket, ſo, daß die davon gefertigten Tuͤcher um etliche Stunden eher zu Stande kommen; und unter der zweyſchuͤ- rigen wird die Sommerwolle der Winterwolle vorgezogen, weil jene reiner und feiner iſt, ſiehe Schaf. Jngleichen wird die Wolle (4) in kurze und lange unterſchieden. Die (a) lange Wolle, mit welchem Na- men insgemein die einſchuͤrige bele- get wird, iſt beſſer; wird zum Spinnen nicht gekraͤmpelt, ſondern gekaͤmmt; und meiſtens von den Zeugwebern verarbeitet. Die (b) kurze Wolle, mit welchem Na- men man insgemein die zweyſchuͤri- ge belegt, iſt geringer; wird zum Spinnen nicht gekaͤmmt, ſondern gekraͤmpelt; und meiſtens von den Tuchmachern verarbeitet: doch neh- men ſie auch die Zeugweber mit un- ter die lange Wolle. Wiederum iſt die Wolle (5) in Anſehung der Guͤte theils grobe, theils feine oder klare Wolle, ſiehe auch Refin. Jene giebt grobes, und dieſe feines Garn. Die grobe Wolle kann fein gemacht wer- den, wenn man die groben Spitzen derſelben abſchneidet, da denn das uͤbrige fein wolligt bleibt, und ein mildes Garn giebt. Laͤßt man aber die groben Spitzen darunter: ſo verderben ſolche die milde Wolle, und wird folglich auch daraus kein mildes Garn. Noch iſt die Wolle unterſchieden (6) in Anſehung ihrer natuͤrlichen Farbe, indem es weiße und ſchwarze giebt, zu welcher letz- ten auch die rothe und braune Wolle mit gerechnet wird. Die weiße Wolle wird der andern vorge- zogen, weil ſie allerley Farben beſ- ſer annimmt, wiewol die braune oder rothe und die ſchwarze auch ihren nuͤtzlichen Gebrauch haben, ſiehe Schaf. Nicht weniger iſt die Wolle (7) in Anſehung der Sor- tirung entweder Kernwolle, oder ordinaire Wolle, oder endlich Aus- ſchuß. (a) Kernwolle, franz. Cocur des laines, heißt diejenige, die in der Mitte eines jeden Flockens befindlich iſt: ſie iſt die feinſte, weißeſte, und zarteſte. (b) Ausſchuß hingegen wird genennet, was gelb, zerriſſen, und ſonſt verderbt iſt. Desgleichen iſt die Wolle (8) in Anſehung der Zurichtung entweder rohe oder zu- bereitete: (a) Rohe Wolle, franz. Laine crue, heißt diejenige, die noch nicht gekaͤmmt, gekraͤmpelt, oder auf ſonſt eine andere Art zugerich- tet iſt. Hingegen (b) zubereitete Wolle heißt die, an deren Zurich- tung mit Waſchen, Kaͤmmen und Spinnen ſchon Hand gelegt worden. Die zubereitete Wolle iſt wiederum theils entweder gekraͤmpelte oder gekaͤmmte: die gekraͤmpelte Wolle iſt nicht ſo gut, als die Kaͤmmwolle. Ferner wird die Wolle (9) in An- ſehung des Einpackens zum Ver- kaufe, in Buͤndel- und Sackwolle unterſchieden. So wird auch unter der Wolle (10) in Anſehung derer, welchen ſie zuwaͤchſt, ein Unter- ſcheid gemacht, indem ſie entweder adeliche oder Bauerwolle, ja auch wohl

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [450]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/456>, abgerufen am 25.11.2024.