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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Tartuffeln
gestalt bey ihnen in Ehren, daß, so
schlecht auch sonst ihre Prinzen be-
kleidet sind, dennoch unter densel-
ben keiner zu finden ist, der nicht
ein scharlachen Kleid hätte, um
solches an den öffentlichen Prunk-
und Feyertagen anzuziehen. Die
Mursen, das ist, die Obersten der
Geschlechter, das Frauenzimmer,
und selbst die gemeinen Leute haben
eben diesen Geschmack, welcher
auch in dem ganzen nordlichen
Theile von Asten durchgehends herr-
schet, daß man also mit einem Stü-
cke Tuch von dieser Farbe daselbst
mehr auszurichten vermögend ist,
als wenn man ihnen noch viermal
so viel an Gold und Silber gäbe.

Tartuffeln, franz. Tartufles, ei-
ne fremde Art von Erdäpfeln, so
aus der americanischen Landschaft
Peru anfänglich zu uns gebracht
worden; nunmehr aber auch in un-
sern Gärten häufig angetroffen wer-
den. Das Kraut hat entweder
gelbe Wurzeln und weiße Blumen,
oder rothe Wurzeln und purpurfar-
bene Blumen, welche letztere Art ge-
meiner, als jene ist. Die Früchte
gleichen kleinen Aepfeln, welche erst-
lich ganz grün, hernachmals aber,
wenn sie reif werden, weißlicht und
voll Saamens sind. Sie können
zwar durch den Saamen fortge-
pflanzet werden, aber besser und ge-
schwinder durch die Knollen, wel-
che im October ausgehoben, die
größesten zum Verspeisen an Fleisch
und andere Gerichte behalten; die
kleinen aber in Keller und Sand
geleget, und im Frühlinge bey hel-
lem Mondscheine in ein wohl zuge-
richtetes, etwas sandiges Erdreich,
drey Zoll tief, und einer Spannen
weit von einander eingeleget wer-
den. Man darf aber diese Tartuf-
feln nicht etwann mit den (1) Erd-
morcheln, oder Trüffeln, (siehe die-
ses Wort) verwechseln, als welche
bloße Erdschwämme sind, die von
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Tauche
den Jtalienern unter eben diesem
Namen zu uns gebracht werden.
Vielweniger muß man sie mit den
bekannten (2) Erdäpfeln, oder Erd-
birnen, wie insgemein geschieht,
verwirren, siehe auch Battates.

Tastick, siehe Testif.

Tau, franz. Corde, holl. Touw,
Lije, lat. Funis, heißt in der See-
fahrt ein Strick, so auf den Schif-
fen gebraucht wird. Sie sind von
mancherley Länge und Dicke, nach
ihrem mancherley Gebrauche; wer-
den durchgehends von Hanf, zu-
weilen auch und an einigen Orten
von Wolle, Baumwolle, Seide,
Haaren, Bast von Bäumen, oder
Cocosnüssen, u. d. g. gemacht; müs-
sen in ihrem rechten Maaße gedre-
het, und hernach getheert werden.
Wenn man ein Tau probiren will,
ob es von gutem Zeuge gearbeitet,
lege man es, wenn es getheert, in
Meerwasser: Jst der Zeug gut, so
wird es fester davon; wo nicht, so
wird es morsch, und bricht leicht.
Das Tauwerk eines Schiffes,
franz. Cordage, holl. Touwerk, lat.
Funes nautici, ist mancherley, und
dienet, die Masten und Anker zu
halten, die Segel und Segelstan-
gen zu regieren, das ist, aufzuzie-
hen, niederzulassen, zu wenden,
einzunehmen, u. d. g. das Schiff zu-
ziehen, anzulegen, u. s. w. Und
ein jedes solcher Tauen hat seine be-
sondere Benennung, die den Schiff-
leuten bekannt seyn muß. Siehe
auch Kabel und Seiler.

Tavarkare, siehe Cocosnuß.

Tauben eines Fasses, siehe Dau-
ben.

Taubenfarbe, siehe Colombin.

Tauche, oder Taucha, eine klei-
ne Stadt, nebst einem Schlosse, in
Meißen, in dem leipziger Kreise, ei-
ne Meile von Leipzig gelegen, und
dem Rathe zu Leipzig gehörig. Vor
Zeiten sollen die drey Messen, wel-
che itzo jährlich in Leipzig gehal-

ten
C 4

[Spaltenumbruch]

Tartuffeln
geſtalt bey ihnen in Ehren, daß, ſo
ſchlecht auch ſonſt ihre Prinzen be-
kleidet ſind, dennoch unter denſel-
ben keiner zu finden iſt, der nicht
ein ſcharlachen Kleid haͤtte, um
ſolches an den oͤffentlichen Prunk-
und Feyertagen anzuziehen. Die
Murſen, das iſt, die Oberſten der
Geſchlechter, das Frauenzimmer,
und ſelbſt die gemeinen Leute haben
eben dieſen Geſchmack, welcher
auch in dem ganzen nordlichen
Theile von Aſten durchgehends herr-
ſchet, daß man alſo mit einem Stuͤ-
cke Tuch von dieſer Farbe daſelbſt
mehr auszurichten vermoͤgend iſt,
als wenn man ihnen noch viermal
ſo viel an Gold und Silber gaͤbe.

Tartuffeln, franz. Tartufles, ei-
ne fremde Art von Erdaͤpfeln, ſo
aus der americaniſchen Landſchaft
Peru anfaͤnglich zu uns gebracht
worden; nunmehr aber auch in un-
ſern Gaͤrten haͤufig angetroffen wer-
den. Das Kraut hat entweder
gelbe Wurzeln und weiße Blumen,
oder rothe Wurzeln und purpurfar-
bene Blumen, welche letztere Art ge-
meiner, als jene iſt. Die Fruͤchte
gleichen kleinen Aepfeln, welche erſt-
lich ganz gruͤn, hernachmals aber,
wenn ſie reif werden, weißlicht und
voll Saamens ſind. Sie koͤnnen
zwar durch den Saamen fortge-
pflanzet werden, aber beſſer und ge-
ſchwinder durch die Knollen, wel-
che im October ausgehoben, die
groͤßeſten zum Verſpeiſen an Fleiſch
und andere Gerichte behalten; die
kleinen aber in Keller und Sand
geleget, und im Fruͤhlinge bey hel-
lem Mondſcheine in ein wohl zuge-
richtetes, etwas ſandiges Erdreich,
drey Zoll tief, und einer Spannen
weit von einander eingeleget wer-
den. Man darf aber dieſe Tartuf-
feln nicht etwann mit den (1) Erd-
morcheln, oder Truͤffeln, (ſiehe die-
ſes Wort) verwechſeln, als welche
bloße Erdſchwaͤmme ſind, die von
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Tauche
den Jtalienern unter eben dieſem
Namen zu uns gebracht werden.
Vielweniger muß man ſie mit den
bekannten (2) Erdaͤpfeln, oder Erd-
birnen, wie insgemein geſchieht,
verwirren, ſiehe auch Battates.

Taſtick, ſiehe Teſtif.

Tau, franz. Corde, holl. Touw,
Lije, lat. Funis, heißt in der See-
fahrt ein Strick, ſo auf den Schif-
fen gebraucht wird. Sie ſind von
mancherley Laͤnge und Dicke, nach
ihrem mancherley Gebrauche; wer-
den durchgehends von Hanf, zu-
weilen auch und an einigen Orten
von Wolle, Baumwolle, Seide,
Haaren, Baſt von Baͤumen, oder
Cocosnuͤſſen, u. d. g. gemacht; muͤſ-
ſen in ihrem rechten Maaße gedre-
het, und hernach getheert werden.
Wenn man ein Tau probiren will,
ob es von gutem Zeuge gearbeitet,
lege man es, wenn es getheert, in
Meerwaſſer: Jſt der Zeug gut, ſo
wird es feſter davon; wo nicht, ſo
wird es morſch, und bricht leicht.
Das Tauwerk eines Schiffes,
franz. Cordage, holl. Touwerk, lat.
Funes nautici, iſt mancherley, und
dienet, die Maſten und Anker zu
halten, die Segel und Segelſtan-
gen zu regieren, das iſt, aufzuzie-
hen, niederzulaſſen, zu wenden,
einzunehmen, u. d. g. das Schiff zu-
ziehen, anzulegen, u. ſ. w. Und
ein jedes ſolcher Tauen hat ſeine be-
ſondere Benennung, die den Schiff-
leuten bekannt ſeyn muß. Siehe
auch Kabel und Seiler.

Tavarkare, ſiehe Cocosnuß.

Tauben eines Faſſes, ſiehe Dau-
ben.

Taubenfarbe, ſiehe Colombin.

Tauche, oder Taucha, eine klei-
ne Stadt, nebſt einem Schloſſe, in
Meißen, in dem leipziger Kreiſe, ei-
ne Meile von Leipzig gelegen, und
dem Rathe zu Leipzig gehoͤrig. Vor
Zeiten ſollen die drey Meſſen, wel-
che itzo jaͤhrlich in Leipzig gehal-

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C 4
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[[39]/0045] Tartuffeln Tauche geſtalt bey ihnen in Ehren, daß, ſo ſchlecht auch ſonſt ihre Prinzen be- kleidet ſind, dennoch unter denſel- ben keiner zu finden iſt, der nicht ein ſcharlachen Kleid haͤtte, um ſolches an den oͤffentlichen Prunk- und Feyertagen anzuziehen. Die Murſen, das iſt, die Oberſten der Geſchlechter, das Frauenzimmer, und ſelbſt die gemeinen Leute haben eben dieſen Geſchmack, welcher auch in dem ganzen nordlichen Theile von Aſten durchgehends herr- ſchet, daß man alſo mit einem Stuͤ- cke Tuch von dieſer Farbe daſelbſt mehr auszurichten vermoͤgend iſt, als wenn man ihnen noch viermal ſo viel an Gold und Silber gaͤbe. Tartuffeln, franz. Tartufles, ei- ne fremde Art von Erdaͤpfeln, ſo aus der americaniſchen Landſchaft Peru anfaͤnglich zu uns gebracht worden; nunmehr aber auch in un- ſern Gaͤrten haͤufig angetroffen wer- den. Das Kraut hat entweder gelbe Wurzeln und weiße Blumen, oder rothe Wurzeln und purpurfar- bene Blumen, welche letztere Art ge- meiner, als jene iſt. Die Fruͤchte gleichen kleinen Aepfeln, welche erſt- lich ganz gruͤn, hernachmals aber, wenn ſie reif werden, weißlicht und voll Saamens ſind. Sie koͤnnen zwar durch den Saamen fortge- pflanzet werden, aber beſſer und ge- ſchwinder durch die Knollen, wel- che im October ausgehoben, die groͤßeſten zum Verſpeiſen an Fleiſch und andere Gerichte behalten; die kleinen aber in Keller und Sand geleget, und im Fruͤhlinge bey hel- lem Mondſcheine in ein wohl zuge- richtetes, etwas ſandiges Erdreich, drey Zoll tief, und einer Spannen weit von einander eingeleget wer- den. Man darf aber dieſe Tartuf- feln nicht etwann mit den (1) Erd- morcheln, oder Truͤffeln, (ſiehe die- ſes Wort) verwechſeln, als welche bloße Erdſchwaͤmme ſind, die von den Jtalienern unter eben dieſem Namen zu uns gebracht werden. Vielweniger muß man ſie mit den bekannten (2) Erdaͤpfeln, oder Erd- birnen, wie insgemein geſchieht, verwirren, ſiehe auch Battates. Taſtick, ſiehe Teſtif. Tau, franz. Corde, holl. Touw, Lije, lat. Funis, heißt in der See- fahrt ein Strick, ſo auf den Schif- fen gebraucht wird. Sie ſind von mancherley Laͤnge und Dicke, nach ihrem mancherley Gebrauche; wer- den durchgehends von Hanf, zu- weilen auch und an einigen Orten von Wolle, Baumwolle, Seide, Haaren, Baſt von Baͤumen, oder Cocosnuͤſſen, u. d. g. gemacht; muͤſ- ſen in ihrem rechten Maaße gedre- het, und hernach getheert werden. Wenn man ein Tau probiren will, ob es von gutem Zeuge gearbeitet, lege man es, wenn es getheert, in Meerwaſſer: Jſt der Zeug gut, ſo wird es feſter davon; wo nicht, ſo wird es morſch, und bricht leicht. Das Tauwerk eines Schiffes, franz. Cordage, holl. Touwerk, lat. Funes nautici, iſt mancherley, und dienet, die Maſten und Anker zu halten, die Segel und Segelſtan- gen zu regieren, das iſt, aufzuzie- hen, niederzulaſſen, zu wenden, einzunehmen, u. d. g. das Schiff zu- ziehen, anzulegen, u. ſ. w. Und ein jedes ſolcher Tauen hat ſeine be- ſondere Benennung, die den Schiff- leuten bekannt ſeyn muß. Siehe auch Kabel und Seiler. Tavarkare, ſiehe Cocosnuß. Tauben eines Faſſes, ſiehe Dau- ben. Taubenfarbe, ſiehe Colombin. Tauche, oder Taucha, eine klei- ne Stadt, nebſt einem Schloſſe, in Meißen, in dem leipziger Kreiſe, ei- ne Meile von Leipzig gelegen, und dem Rathe zu Leipzig gehoͤrig. Vor Zeiten ſollen die drey Meſſen, wel- che itzo jaͤhrlich in Leipzig gehal- ten C 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [39]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/45>, abgerufen am 24.11.2024.