dem Zusammenflusse der beyden Flüsse Wilia und Wiln gelegen, von denen der letzte nur klein, der erste aber groß und schiffbar ist, und den Einwohnern zu Fortbrin- gung ihrer Waaren nach Danzig ungemein nützlich ist. Die Stadt ist groß und volkreich: die Häuser aber sind insgemein niedrig, unansehn- lich, und von Holz gebauet, aus- genommen einige, so den Edelleu- ten und fremden Kaufleuten gehö- ren, wie auch einige öffentliche Ge- bäude, die allesamt entweder von Ziegel- oder andern Steinen aufge- führet sind. Unter den Kauf- mannshäusern ist insonderheit ein sehr nettes, welches von der rußi- schen Compagnie zu einer Nieder- lage ihrer Rauchwerke, und ande- rer kostbarer Waaren, so aus Ruß- land dahin gebracht werden, er- bauet worden. Jn dieser Stadt werden allerley grobe Geschütze gegossen, wie auch viel andere kost- bare und künstliche Kriegsinstru- mente verfertiget. Es wird auch allda das litthauer Leder zuberei- tet, welches sehr weit und breit ge- sucht und verführet wird, und son- derlich zu Rahmen und Brandsoh- len gut zu gebrauchen ist. Die Handlung floriret gar sehr an die- sem Orte, wozu nicht wenig bey- trägt, daß, wie obgedacht, die Wilia schiffbar ist. Jnsonderheit gehen die Commercien stark mit Rußland. Es hat auch ein grie- chischer Prälat, nämlich der Erz- bischoff von Reußen, seinen Sitz in Wilna; und die Juden haben gleichergestalt allda die freye Ue- bung ihres Gottesdienstes: über dieses halten sich nicht wenige Tür- ken daselbst auf. Es werden folg- lich allda wöchentlich drey Sabbathe gefeyert: der Sonntag bey den Chri- sten, der Sonnabend bey den Ju- den, und der Freytag bey den Tür- ken.
[Spaltenumbruch]
Wind
Wiloc, ein wollener Zeug, oder vielmehr gewalkter Filz, der aber ein wenig schlaffer ist, als der Filz, woraus man die Hüte macht. Es giebt davon zweyerley Gattungen: die eine ist in der Dicke eines halben Daumens; und die andere noch einmal so dick. Die kalmuckischen Tartarn bedienen sich dieser letzten Gattung anstatt der Matratzen, worauf sie schlafen; und mit den andern bedecken sie ihre Zelte, und machen Regenmäntel und Schabra- cken für ihre Pferde daraus.
Wind, holl. Windt, lat. Ven- tus, franz. Vent, ist ein häufi- ger Dampf, so durch die Wärme aus dem Wasser oder den Wolken gezogen und dergestalt verdünnet wird, daß er einen weiten Raum suchen muß, und wo er am wenig- sten Widerstand findet, durchbricht, und sich empfinden läßt. Andere geben die Erklärung desselben kür- zer, und sagen: der Wind sey eine bewegte Luft. Der Hauptwin- de werden 4 gezählet, und solche nach den Gegenden, von welchen sie herwehen, Ost- oder Morgen- wind, holl. Oost, franz. Est;West- oder Abendwind, holl. West, fr. Ouest;Nord- oder Mitternacht- wind, holl. Noord, franz. Nord; und Süd- oder Mittagwind, holl. Zuid, franz. Sud, genennet. Die Mittelwinde, so zwischen itztge- dachten 4 Hauptwinden herwehen, sind Südost, holl. Zuyd- Oost, franz. Sud- Est, der zwischen Mor- gen und Mittag herkömmt; Süd- west, holl. Zuyd- West, franz. Sud- Ouest, der halb aus dem Mit- tage und halb aus dem Abende bläst: Nordost, holl. Noord- Oost, franz. Nord- Est, der zwischen Mor- gen und Mitternacht steht; und Nordwest, holl. Noord- West, fr. Nord- Ouest, der zwischen Mitter- nacht und Abend herkömmt. Jn der Seefahrt werden die Winde
gleich-
[Spaltenumbruch]
Wilna
dem Zuſammenfluſſe der beyden Fluͤſſe Wilia und Wiln gelegen, von denen der letzte nur klein, der erſte aber groß und ſchiffbar iſt, und den Einwohnern zu Fortbrin- gung ihrer Waaren nach Danzig ungemein nuͤtzlich iſt. Die Stadt iſt groß und volkreich: die Haͤuſer aber ſind insgemein niedrig, unanſehn- lich, und von Holz gebauet, aus- genommen einige, ſo den Edelleu- ten und fremden Kaufleuten gehoͤ- ren, wie auch einige oͤffentliche Ge- baͤude, die alleſamt entweder von Ziegel- oder andern Steinen aufge- fuͤhret ſind. Unter den Kauf- mannshaͤuſern iſt inſonderheit ein ſehr nettes, welches von der rußi- ſchen Compagnie zu einer Nieder- lage ihrer Rauchwerke, und ande- rer koſtbarer Waaren, ſo aus Ruß- land dahin gebracht werden, er- bauet worden. Jn dieſer Stadt werden allerley grobe Geſchuͤtze gegoſſen, wie auch viel andere koſt- bare und kuͤnſtliche Kriegsinſtru- mente verfertiget. Es wird auch allda das litthauer Leder zuberei- tet, welches ſehr weit und breit ge- ſucht und verfuͤhret wird, und ſon- derlich zu Rahmen und Brandſoh- len gut zu gebrauchen iſt. Die Handlung floriret gar ſehr an die- ſem Orte, wozu nicht wenig bey- traͤgt, daß, wie obgedacht, die Wilia ſchiffbar iſt. Jnſonderheit gehen die Commercien ſtark mit Rußland. Es hat auch ein grie- chiſcher Praͤlat, naͤmlich der Erz- biſchoff von Reußen, ſeinen Sitz in Wilna; und die Juden haben gleichergeſtalt allda die freye Ue- bung ihres Gottesdienſtes: uͤber dieſes halten ſich nicht wenige Tuͤr- ken daſelbſt auf. Es werden folg- lich allda woͤchentlich drey Sabbathe gefeyert: der Sonntag bey den Chri- ſten, der Sonnabend bey den Ju- den, und der Freytag bey den Tuͤr- ken.
[Spaltenumbruch]
Wind
Wiloc, ein wollener Zeug, oder vielmehr gewalkter Filz, der aber ein wenig ſchlaffer iſt, als der Filz, woraus man die Huͤte macht. Es giebt davon zweyerley Gattungen: die eine iſt in der Dicke eines halben Daumens; und die andere noch einmal ſo dick. Die kalmuckiſchen Tartarn bedienen ſich dieſer letzten Gattung anſtatt der Matratzen, worauf ſie ſchlafen; und mit den andern bedecken ſie ihre Zelte, und machen Regenmaͤntel und Schabra- cken fuͤr ihre Pferde daraus.
Wind, holl. Windt, lat. Ven- tus, franz. Vent, iſt ein haͤufi- ger Dampf, ſo durch die Waͤrme aus dem Waſſer oder den Wolken gezogen und dergeſtalt verduͤnnet wird, daß er einen weiten Raum ſuchen muß, und wo er am wenig- ſten Widerſtand findet, durchbricht, und ſich empfinden laͤßt. Andere geben die Erklaͤrung deſſelben kuͤr- zer, und ſagen: der Wind ſey eine bewegte Luft. Der Hauptwin- de werden 4 gezaͤhlet, und ſolche nach den Gegenden, von welchen ſie herwehen, Oſt- oder Morgen- wind, holl. Ooſt, franz. Eſt;Weſt- oder Abendwind, holl. Weſt, fr. Oueſt;Nord- oder Mitternacht- wind, holl. Noord, franz. Nord; und Suͤd- oder Mittagwind, holl. Zuid, franz. Sud, genennet. Die Mittelwinde, ſo zwiſchen itztge- dachten 4 Hauptwinden herwehen, ſind Suͤdoſt, holl. Zuyd- Ooſt, franz. Sud- Eſt, der zwiſchen Mor- gen und Mittag herkoͤmmt; Suͤd- weſt, holl. Zuyd- Weſt, franz. Sud- Oueſt, der halb aus dem Mit- tage und halb aus dem Abende blaͤſt: Nordoſt, holl. Noord- Ooſt, franz. Nord- Eſt, der zwiſchen Mor- gen und Mitternacht ſteht; und Nordweſt, holl. Noord- Weſt, fr. Nord- Oueſt, der zwiſchen Mitter- nacht und Abend herkoͤmmt. Jn der Seefahrt werden die Winde
gleich-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0444"n="[438]"/><cbn="875"/><fwplace="top"type="header">Wilna</fw><lb/>
dem Zuſammenfluſſe der beyden<lb/>
Fluͤſſe Wilia und Wiln gelegen,<lb/>
von denen der letzte nur klein, der<lb/>
erſte aber groß und ſchiffbar iſt,<lb/>
und den Einwohnern zu Fortbrin-<lb/>
gung ihrer Waaren nach Danzig<lb/>
ungemein nuͤtzlich iſt. Die Stadt<lb/>
iſt groß und volkreich: die Haͤuſer<lb/>
aber ſind insgemein niedrig, unanſehn-<lb/>
lich, und von Holz gebauet, aus-<lb/>
genommen einige, ſo den Edelleu-<lb/>
ten und fremden Kaufleuten gehoͤ-<lb/>
ren, wie auch einige oͤffentliche Ge-<lb/>
baͤude, die alleſamt entweder von<lb/>
Ziegel- oder andern Steinen aufge-<lb/>
fuͤhret ſind. Unter den <hirendition="#fr">Kauf-<lb/>
mannshaͤuſern</hi> iſt inſonderheit ein<lb/>ſehr nettes, welches von der <hirendition="#fr">rußi-<lb/>ſchen Compagnie</hi> zu einer Nieder-<lb/>
lage ihrer Rauchwerke, und ande-<lb/>
rer koſtbarer Waaren, ſo aus Ruß-<lb/>
land dahin gebracht werden, er-<lb/>
bauet worden. Jn dieſer Stadt<lb/>
werden allerley <hirendition="#fr">grobe Geſchuͤtze</hi><lb/>
gegoſſen, wie auch viel andere koſt-<lb/>
bare und kuͤnſtliche <hirendition="#fr">Kriegsinſtru-<lb/>
mente</hi> verfertiget. Es wird auch<lb/>
allda das litthauer <hirendition="#fr">Leder</hi> zuberei-<lb/>
tet, welches ſehr weit und breit ge-<lb/>ſucht und verfuͤhret wird, und ſon-<lb/>
derlich zu Rahmen und Brandſoh-<lb/>
len gut zu gebrauchen iſt. Die<lb/><hirendition="#fr">Handlung</hi> floriret gar ſehr an die-<lb/>ſem Orte, wozu nicht wenig bey-<lb/>
traͤgt, daß, wie obgedacht, die<lb/>
Wilia ſchiffbar iſt. Jnſonderheit<lb/>
gehen die Commercien ſtark mit<lb/>
Rußland. Es hat auch ein <hirendition="#fr">grie-<lb/>
chiſcher Praͤlat,</hi> naͤmlich der Erz-<lb/>
biſchoff von Reußen, ſeinen Sitz<lb/>
in Wilna; und die <hirendition="#fr">Juden</hi> haben<lb/>
gleichergeſtalt allda die freye Ue-<lb/>
bung ihres Gottesdienſtes: uͤber<lb/>
dieſes halten ſich nicht wenige <hirendition="#fr">Tuͤr-<lb/>
ken</hi> daſelbſt auf. Es werden folg-<lb/>
lich allda woͤchentlich drey Sabbathe<lb/>
gefeyert: der Sonntag bey den Chri-<lb/>ſten, der Sonnabend bey den Ju-<lb/>
den, und der Freytag bey den Tuͤr-<lb/>
ken.</p><lb/><cbn="876"/><fwplace="top"type="header">Wind</fw><lb/><p><hirendition="#fr">Wiloc,</hi> ein wollener Zeug, oder<lb/>
vielmehr gewalkter Filz, der aber<lb/>
ein wenig ſchlaffer iſt, als der Filz,<lb/>
woraus man die Huͤte macht. Es<lb/>
giebt davon zweyerley Gattungen:<lb/>
die eine iſt in der Dicke eines halben<lb/>
Daumens; und die andere noch<lb/>
einmal ſo dick. Die kalmuckiſchen<lb/>
Tartarn bedienen ſich dieſer letzten<lb/>
Gattung anſtatt der Matratzen,<lb/>
worauf ſie ſchlafen; und mit den<lb/>
andern bedecken ſie ihre Zelte, und<lb/>
machen Regenmaͤntel und Schabra-<lb/>
cken fuͤr ihre Pferde daraus.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Wind,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Windt</hi>,</hi> lat. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ven-<lb/>
tus</hi>,</hi> franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Vent</hi>,</hi> iſt ein haͤufi-<lb/>
ger Dampf, ſo durch die Waͤrme<lb/>
aus dem Waſſer oder den Wolken<lb/>
gezogen und dergeſtalt verduͤnnet<lb/>
wird, daß er einen weiten Raum<lb/>ſuchen muß, und wo er am wenig-<lb/>ſten Widerſtand findet, durchbricht,<lb/>
und ſich empfinden laͤßt. Andere<lb/>
geben die Erklaͤrung deſſelben kuͤr-<lb/>
zer, und ſagen: der Wind ſey<lb/>
eine bewegte Luft. Der Hauptwin-<lb/>
de werden 4 gezaͤhlet, und ſolche<lb/>
nach den Gegenden, von welchen<lb/>ſie herwehen, <hirendition="#fr">Oſt-</hi> oder <hirendition="#fr">Morgen-<lb/>
wind,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ooſt</hi>,</hi> franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Eſt;</hi></hi><hirendition="#fr">Weſt-</hi><lb/>
oder <hirendition="#fr">Abendwind,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Weſt</hi>,</hi> fr.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Oueſt;</hi></hi><hirendition="#fr">Nord-</hi> oder <hirendition="#fr">Mitternacht-<lb/>
wind,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Noord</hi>,</hi> franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nord;</hi></hi><lb/>
und <hirendition="#fr">Suͤd-</hi> oder <hirendition="#fr">Mittagwind,</hi> holl.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Zuid</hi>,</hi> franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sud</hi>,</hi> genennet. Die<lb/><hirendition="#fr">Mittelwinde,</hi>ſo zwiſchen itztge-<lb/>
dachten 4 Hauptwinden herwehen,<lb/>ſind <hirendition="#fr">Suͤdoſt,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Zuyd- Ooſt</hi>,</hi><lb/>
franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sud- Eſt</hi>,</hi> der zwiſchen Mor-<lb/>
gen und Mittag herkoͤmmt; <hirendition="#fr">Suͤd-<lb/>
weſt,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Zuyd- Weſt</hi>,</hi> franz.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Sud- Oueſt</hi>,</hi> der halb aus dem Mit-<lb/>
tage und halb aus dem Abende<lb/>
blaͤſt: <hirendition="#fr">Nordoſt,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Noord- Ooſt</hi>,</hi><lb/>
franz. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nord- Eſt</hi>,</hi> der zwiſchen Mor-<lb/>
gen und Mitternacht ſteht; und<lb/><hirendition="#fr">Nordweſt,</hi> holl. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Noord- Weſt</hi>,</hi> fr.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Nord- Oueſt</hi>,</hi> der zwiſchen Mitter-<lb/>
nacht und Abend herkoͤmmt. Jn<lb/>
der Seefahrt werden die Winde<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gleich-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[[438]/0444]
Wilna
Wind
dem Zuſammenfluſſe der beyden
Fluͤſſe Wilia und Wiln gelegen,
von denen der letzte nur klein, der
erſte aber groß und ſchiffbar iſt,
und den Einwohnern zu Fortbrin-
gung ihrer Waaren nach Danzig
ungemein nuͤtzlich iſt. Die Stadt
iſt groß und volkreich: die Haͤuſer
aber ſind insgemein niedrig, unanſehn-
lich, und von Holz gebauet, aus-
genommen einige, ſo den Edelleu-
ten und fremden Kaufleuten gehoͤ-
ren, wie auch einige oͤffentliche Ge-
baͤude, die alleſamt entweder von
Ziegel- oder andern Steinen aufge-
fuͤhret ſind. Unter den Kauf-
mannshaͤuſern iſt inſonderheit ein
ſehr nettes, welches von der rußi-
ſchen Compagnie zu einer Nieder-
lage ihrer Rauchwerke, und ande-
rer koſtbarer Waaren, ſo aus Ruß-
land dahin gebracht werden, er-
bauet worden. Jn dieſer Stadt
werden allerley grobe Geſchuͤtze
gegoſſen, wie auch viel andere koſt-
bare und kuͤnſtliche Kriegsinſtru-
mente verfertiget. Es wird auch
allda das litthauer Leder zuberei-
tet, welches ſehr weit und breit ge-
ſucht und verfuͤhret wird, und ſon-
derlich zu Rahmen und Brandſoh-
len gut zu gebrauchen iſt. Die
Handlung floriret gar ſehr an die-
ſem Orte, wozu nicht wenig bey-
traͤgt, daß, wie obgedacht, die
Wilia ſchiffbar iſt. Jnſonderheit
gehen die Commercien ſtark mit
Rußland. Es hat auch ein grie-
chiſcher Praͤlat, naͤmlich der Erz-
biſchoff von Reußen, ſeinen Sitz
in Wilna; und die Juden haben
gleichergeſtalt allda die freye Ue-
bung ihres Gottesdienſtes: uͤber
dieſes halten ſich nicht wenige Tuͤr-
ken daſelbſt auf. Es werden folg-
lich allda woͤchentlich drey Sabbathe
gefeyert: der Sonntag bey den Chri-
ſten, der Sonnabend bey den Ju-
den, und der Freytag bey den Tuͤr-
ken.
Wiloc, ein wollener Zeug, oder
vielmehr gewalkter Filz, der aber
ein wenig ſchlaffer iſt, als der Filz,
woraus man die Huͤte macht. Es
giebt davon zweyerley Gattungen:
die eine iſt in der Dicke eines halben
Daumens; und die andere noch
einmal ſo dick. Die kalmuckiſchen
Tartarn bedienen ſich dieſer letzten
Gattung anſtatt der Matratzen,
worauf ſie ſchlafen; und mit den
andern bedecken ſie ihre Zelte, und
machen Regenmaͤntel und Schabra-
cken fuͤr ihre Pferde daraus.
Wind, holl. Windt, lat. Ven-
tus, franz. Vent, iſt ein haͤufi-
ger Dampf, ſo durch die Waͤrme
aus dem Waſſer oder den Wolken
gezogen und dergeſtalt verduͤnnet
wird, daß er einen weiten Raum
ſuchen muß, und wo er am wenig-
ſten Widerſtand findet, durchbricht,
und ſich empfinden laͤßt. Andere
geben die Erklaͤrung deſſelben kuͤr-
zer, und ſagen: der Wind ſey
eine bewegte Luft. Der Hauptwin-
de werden 4 gezaͤhlet, und ſolche
nach den Gegenden, von welchen
ſie herwehen, Oſt- oder Morgen-
wind, holl. Ooſt, franz. Eſt; Weſt-
oder Abendwind, holl. Weſt, fr.
Oueſt; Nord- oder Mitternacht-
wind, holl. Noord, franz. Nord;
und Suͤd- oder Mittagwind, holl.
Zuid, franz. Sud, genennet. Die
Mittelwinde, ſo zwiſchen itztge-
dachten 4 Hauptwinden herwehen,
ſind Suͤdoſt, holl. Zuyd- Ooſt,
franz. Sud- Eſt, der zwiſchen Mor-
gen und Mittag herkoͤmmt; Suͤd-
weſt, holl. Zuyd- Weſt, franz.
Sud- Oueſt, der halb aus dem Mit-
tage und halb aus dem Abende
blaͤſt: Nordoſt, holl. Noord- Ooſt,
franz. Nord- Eſt, der zwiſchen Mor-
gen und Mitternacht ſteht; und
Nordweſt, holl. Noord- Weſt, fr.
Nord- Oueſt, der zwiſchen Mitter-
nacht und Abend herkoͤmmt. Jn
der Seefahrt werden die Winde
gleich-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [438]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/444>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.