Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Wien
Stadt an einem dazu bequemen Or-
te gegossen. d) Das bürgerliche
Waaghaus ist nicht weit von dem
rothen Thurme am Haarmarkte ge-
legen, allwo der Stadtmagistrat
seine Waage hat. Uebrigens ist
1754, zum Besten der Handlung auch
eine Waage auf dem hohen Markte
aufgerichtet worden, um allem Be-
truge vorzubeugen. Wir kommen
nunmehro zu dem (8) Fabriken- und
Manufacturwesen, welches in Wien
seit einiger Zeit eifrig ist getrieben
worden; und trifft man daselbst
unterschiedene schöne Fabriken an,
worinnen auch allerhand ausländi-
sche Waaren sehr fein und gut nach-
gemacht werden. Die uns bekann-
ten Fabriken und Manufacturen
sind: a) Eine Blechfabrik, wor-
inne aus allerhand Metalle Blech
geschlagen und verkauft wird.
b) Die Drechslerey und Dreherey
aus Holz, Helfenbein und derglei-
chen, welche nicht als eine Kleinig-
keit anzusehen ist, immaßen es ge-
wiß, daß man in dieser Art von
Manufactur zu Wien etwas son-
derliches sehen und erlernen kann:
wie denn auch die Drechslerzunft,
selbst zu Wien in ziemlichem Ansehen
steht, und von Kaiser Ferdinand
dem III ungemein privilegiret wor-
den ist. Ja Wien ist der Ort, wo
das Contrefeydrehen erfunden, wor-
den, welches itzo, nebst der sehr
kleinen Arbeit, z. E. aus einem
Pfefferkorne 100 Becher zu drehen,
für das künstlichste, nebst dem Hel-
fenbein, Bernstein und Stahldrehen,
gehalten wird. c) Eine Gold- und
Silberfabrik, die vor einigen Jah-
ren ein Schweizer angelegt, und
worinnen Galonen und Borten, so-
wol aus Gold als aus Silber, in
ziemlicher Vollkommenheit verferti-
get werden. d) Eine Haarstampf-
fabrik,
welche mit dem Anfange
des Jahrs 1755 mit gutem Erfolge
angeleget worden ist, und welche
[Spaltenumbruch]
Wien
von einer Windmühle getrieben wird,
die ohne Aufhören geht, der Wind
mag auch noch so geringe seyn.
Es sollen diese Haare unter die Sei-
denarbeit gebraucht werden. e) Eine
Jnstrumentfabrik, worinnen man-
cherley musikalische Jnstrumente ge-
macht werden, wie denn unter den
blasenden Jnstrumenten die wiener
Hörner
gar bekannt sind. f) Eine
Maschinenfabrik, in der Leopold-
stadt, worinnen allerhand Maschi-
nen, und allerhand Arten von Müh-
len, insonderheit Hand- und Reibe-
mühlen, fabriciret werden. Dieser
Reib- und Handmühlen werden hier
gar viele verfertiget und auswärts
versendet. g) Eine feine Messer-
und Stahlfabrik, in der Leopold-
stadt. h) Eine privilegirte Me-
tallschlagungsfabrik,
worinnen
fein geschlagenes Metall und Kupfer
gefertiget wird. i) Eine ganz gute
Porzellanfabrik, welche sich zwar
zu wienerisch Neustadt befindet, hier
aber um so weniger mit Stillschwei-
gen zu übergehen ist, weil davon
eine ansehnliche Niederlage zu Wien
ist: in solcher Fabrik arbeitet man
ein gutes hell- und durchsichtiges
und mit allerhand Figuren gemal-
tes Porzellän sehr sauber, dergestalt,
daß es mit dem indianischen ziem-
lich überein kömmt: und verferti-
get man darinne allerhand kostbare
große Geschirre und Aufsätze zu
Früchten und Confituren auf Tafeln
mit allerhand Statuen, welche
stark vergoldet sind, und sehr theuer
bezahlt werden; wie denn über-
haupt zu merken, daß das wiener
Porzellan etwas theuer ist. k) Zwey
Seidenfabriken, in denen aller-
hand schöne seidene, auch mit Gold
und Silber untermischte reiche Zeuge
fabriciret werden. l) Eine vortreff-
liche Spiegelfabrik, so in dem
schönsten Stande ist, und worin-
nen allerhand Arten von Spiegeln,
die nach der Größe und Kostbar-

keit

[Spaltenumbruch]

Wien
Stadt an einem dazu bequemen Or-
te gegoſſen. d) Das buͤrgerliche
Waaghaus iſt nicht weit von dem
rothen Thurme am Haarmarkte ge-
legen, allwo der Stadtmagiſtrat
ſeine Waage hat. Uebrigens iſt
1754, zum Beſten der Handlung auch
eine Waage auf dem hohen Markte
aufgerichtet worden, um allem Be-
truge vorzubeugen. Wir kommen
nunmehro zu dem (8) Fabriken- und
Manufacturweſen, welches in Wien
ſeit einiger Zeit eifrig iſt getrieben
worden; und trifft man daſelbſt
unterſchiedene ſchoͤne Fabriken an,
worinnen auch allerhand auslaͤndi-
ſche Waaren ſehr fein und gut nach-
gemacht werden. Die uns bekann-
ten Fabriken und Manufacturen
ſind: a) Eine Blechfabrik, wor-
inne aus allerhand Metalle Blech
geſchlagen und verkauft wird.
b) Die Drechslerey und Dreherey
aus Holz, Helfenbein und derglei-
chen, welche nicht als eine Kleinig-
keit anzuſehen iſt, immaßen es ge-
wiß, daß man in dieſer Art von
Manufactur zu Wien etwas ſon-
derliches ſehen und erlernen kann:
wie denn auch die Drechslerzunft,
ſelbſt zu Wien in ziemlichem Anſehen
ſteht, und von Kaiſer Ferdinand
dem III ungemein privilegiret wor-
den iſt. Ja Wien iſt der Ort, wo
das Contrefeydrehen erfunden, wor-
den, welches itzo, nebſt der ſehr
kleinen Arbeit, z. E. aus einem
Pfefferkorne 100 Becher zu drehen,
fuͤr das kuͤnſtlichſte, nebſt dem Hel-
fenbein, Bernſtein und Stahldrehen,
gehalten wird. c) Eine Gold- und
Silberfabrik, die vor einigen Jah-
ren ein Schweizer angelegt, und
worinnen Galonen und Borten, ſo-
wol aus Gold als aus Silber, in
ziemlicher Vollkommenheit verferti-
get werden. d) Eine Haarſtampf-
fabrik,
welche mit dem Anfange
des Jahrs 1755 mit gutem Erfolge
angeleget worden iſt, und welche
[Spaltenumbruch]
Wien
von einer Windmuͤhle getrieben wird,
die ohne Aufhoͤren geht, der Wind
mag auch noch ſo geringe ſeyn.
Es ſollen dieſe Haare unter die Sei-
denarbeit gebraucht werden. e) Eine
Jnſtrumentfabrik, worinnen man-
cherley muſikaliſche Jnſtrumente ge-
macht werden, wie denn unter den
blaſenden Jnſtrumenten die wiener
Hoͤrner
gar bekannt ſind. f) Eine
Maſchinenfabrik, in der Leopold-
ſtadt, worinnen allerhand Maſchi-
nen, und allerhand Arten von Muͤh-
len, inſonderheit Hand- und Reibe-
muͤhlen, fabriciret werden. Dieſer
Reib- und Handmuͤhlen werden hier
gar viele verfertiget und auswaͤrts
verſendet. g) Eine feine Meſſer-
und Stahlfabrik, in der Leopold-
ſtadt. h) Eine privilegirte Me-
tallſchlagungsfabrik,
worinnen
fein geſchlagenes Metall und Kupfer
gefertiget wird. i) Eine ganz gute
Porzellanfabrik, welche ſich zwar
zu wieneriſch Neuſtadt befindet, hier
aber um ſo weniger mit Stillſchwei-
gen zu uͤbergehen iſt, weil davon
eine anſehnliche Niederlage zu Wien
iſt: in ſolcher Fabrik arbeitet man
ein gutes hell- und durchſichtiges
und mit allerhand Figuren gemal-
tes Porzellaͤn ſehr ſauber, dergeſtalt,
daß es mit dem indianiſchen ziem-
lich uͤberein koͤmmt: und verferti-
get man darinne allerhand koſtbare
große Geſchirre und Aufſaͤtze zu
Fruͤchten und Confituren auf Tafeln
mit allerhand Statuen, welche
ſtark vergoldet ſind, und ſehr theuer
bezahlt werden; wie denn uͤber-
haupt zu merken, daß das wiener
Porzellan etwas theuer iſt. k) Zwey
Seidenfabriken, in denen aller-
hand ſchoͤne ſeidene, auch mit Gold
und Silber untermiſchte reiche Zeuge
fabriciret werden. l) Eine vortreff-
liche Spiegelfabrik, ſo in dem
ſchoͤnſten Stande iſt, und worin-
nen allerhand Arten von Spiegeln,
die nach der Groͤße und Koſtbar-

keit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0437" n="[431]"/><cb n="861"/><fw place="top" type="header">Wien</fw><lb/>
Stadt an einem dazu bequemen Or-<lb/>
te gego&#x017F;&#x017F;en. <hi rendition="#aq">d</hi>) Das bu&#x0364;rgerliche<lb/><hi rendition="#fr">Waaghaus</hi> i&#x017F;t nicht weit von dem<lb/>
rothen Thurme am Haarmarkte ge-<lb/>
legen, allwo der Stadtmagi&#x017F;trat<lb/>
&#x017F;eine Waage hat. Uebrigens i&#x017F;t<lb/>
1754, zum Be&#x017F;ten der Handlung auch<lb/>
eine <hi rendition="#fr">Waage</hi> auf dem hohen Markte<lb/>
aufgerichtet worden, um allem Be-<lb/>
truge vorzubeugen. Wir kommen<lb/>
nunmehro zu dem (8) <hi rendition="#fr">Fabriken</hi>- und<lb/><hi rendition="#fr">Manufacturwe&#x017F;en,</hi> welches in Wien<lb/>
&#x017F;eit einiger Zeit eifrig i&#x017F;t getrieben<lb/>
worden; und trifft man da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
unter&#x017F;chiedene &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#fr">Fabriken</hi> an,<lb/>
worinnen auch allerhand ausla&#x0364;ndi-<lb/>
&#x017F;che Waaren &#x017F;ehr fein und gut nach-<lb/>
gemacht werden. Die uns bekann-<lb/>
ten Fabriken und Manufacturen<lb/>
&#x017F;ind: <hi rendition="#aq">a</hi>) Eine <hi rendition="#fr">Blechfabrik,</hi> wor-<lb/>
inne aus allerhand Metalle Blech<lb/>
ge&#x017F;chlagen und verkauft wird.<lb/><hi rendition="#aq">b</hi>) Die <hi rendition="#fr">Drechslerey</hi> und <hi rendition="#fr">Dreherey</hi><lb/>
aus <hi rendition="#fr">Holz, Helfenbein</hi> und derglei-<lb/>
chen, welche nicht als eine Kleinig-<lb/>
keit anzu&#x017F;ehen i&#x017F;t, immaßen es ge-<lb/>
wiß, daß man in die&#x017F;er Art von<lb/>
Manufactur zu Wien etwas &#x017F;on-<lb/>
derliches &#x017F;ehen und erlernen kann:<lb/>
wie denn auch die <hi rendition="#fr">Drechslerzunft,</hi><lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t zu Wien in ziemlichem An&#x017F;ehen<lb/>
&#x017F;teht, und von Kai&#x017F;er Ferdinand<lb/>
dem <hi rendition="#aq">III</hi> ungemein privilegiret wor-<lb/>
den i&#x017F;t. Ja Wien i&#x017F;t der Ort, wo<lb/>
das <hi rendition="#fr">Contrefeydrehen</hi> erfunden, wor-<lb/>
den, welches itzo, neb&#x017F;t der &#x017F;ehr<lb/>
kleinen Arbeit, z. E. aus einem<lb/>
Pfefferkorne 100 Becher zu drehen,<lb/>
fu&#x0364;r das ku&#x0364;n&#x017F;tlich&#x017F;te, neb&#x017F;t dem Hel-<lb/>
fenbein, Bern&#x017F;tein und Stahldrehen,<lb/>
gehalten wird. <hi rendition="#aq">c</hi>) Eine <hi rendition="#fr">Gold-</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Silberfabrik,</hi> die vor einigen Jah-<lb/>
ren ein Schweizer angelegt, und<lb/>
worinnen Galonen und Borten, &#x017F;o-<lb/>
wol aus Gold als aus Silber, in<lb/>
ziemlicher Vollkommenheit verferti-<lb/>
get werden. <hi rendition="#aq">d</hi>) Eine <hi rendition="#fr">Haar&#x017F;tampf-<lb/>
fabrik,</hi> welche mit dem Anfange<lb/>
des Jahrs 1755 mit gutem Erfolge<lb/>
angeleget worden i&#x017F;t, und welche<lb/><cb n="862"/>
<fw place="top" type="header">Wien</fw><lb/>
von einer Windmu&#x0364;hle getrieben wird,<lb/>
die ohne Aufho&#x0364;ren geht, der Wind<lb/>
mag auch noch &#x017F;o geringe &#x017F;eyn.<lb/>
Es &#x017F;ollen die&#x017F;e Haare unter die Sei-<lb/>
denarbeit gebraucht werden. <hi rendition="#aq">e</hi>) Eine<lb/><hi rendition="#fr">Jn&#x017F;trumentfabrik,</hi> worinnen man-<lb/>
cherley mu&#x017F;ikali&#x017F;che Jn&#x017F;trumente ge-<lb/>
macht werden, wie denn unter den<lb/>
bla&#x017F;enden Jn&#x017F;trumenten die <hi rendition="#fr">wiener<lb/>
Ho&#x0364;rner</hi> gar bekannt &#x017F;ind. <hi rendition="#aq">f</hi>) Eine<lb/><hi rendition="#fr">Ma&#x017F;chinenfabrik,</hi> in der Leopold-<lb/>
&#x017F;tadt, worinnen allerhand Ma&#x017F;chi-<lb/>
nen, und allerhand Arten von Mu&#x0364;h-<lb/>
len, in&#x017F;onderheit Hand- und Reibe-<lb/>
mu&#x0364;hlen, fabriciret werden. Die&#x017F;er<lb/>
Reib- und Handmu&#x0364;hlen werden hier<lb/>
gar viele verfertiget und auswa&#x0364;rts<lb/>
ver&#x017F;endet. <hi rendition="#aq">g</hi>) Eine feine <hi rendition="#fr">Me&#x017F;&#x017F;er-</hi><lb/>
und <hi rendition="#fr">Stahlfabrik,</hi> in der Leopold-<lb/>
&#x017F;tadt. <hi rendition="#aq">h</hi>) Eine privilegirte <hi rendition="#fr">Me-<lb/>
tall&#x017F;chlagungsfabrik,</hi> worinnen<lb/>
fein ge&#x017F;chlagenes Metall und Kupfer<lb/>
gefertiget wird. <hi rendition="#aq">i</hi>) Eine ganz gute<lb/><hi rendition="#fr">Porzellanfabrik,</hi> welche &#x017F;ich zwar<lb/>
zu wieneri&#x017F;ch Neu&#x017F;tadt befindet, hier<lb/>
aber um &#x017F;o weniger mit Still&#x017F;chwei-<lb/>
gen zu u&#x0364;bergehen i&#x017F;t, weil davon<lb/>
eine an&#x017F;ehnliche Niederlage zu Wien<lb/>
i&#x017F;t: in &#x017F;olcher Fabrik arbeitet man<lb/>
ein gutes hell- und durch&#x017F;ichtiges<lb/>
und mit allerhand Figuren gemal-<lb/>
tes Porzella&#x0364;n &#x017F;ehr &#x017F;auber, derge&#x017F;talt,<lb/>
daß es mit dem indiani&#x017F;chen ziem-<lb/>
lich u&#x0364;berein ko&#x0364;mmt: und verferti-<lb/>
get man darinne allerhand ko&#x017F;tbare<lb/>
große Ge&#x017F;chirre und Auf&#x017F;a&#x0364;tze zu<lb/>
Fru&#x0364;chten und Confituren auf Tafeln<lb/>
mit allerhand Statuen, welche<lb/>
&#x017F;tark vergoldet &#x017F;ind, und &#x017F;ehr theuer<lb/>
bezahlt werden; wie denn u&#x0364;ber-<lb/>
haupt zu merken, daß das wiener<lb/>
Porzellan etwas theuer i&#x017F;t. <hi rendition="#aq">k</hi>) Zwey<lb/><hi rendition="#fr">Seidenfabriken,</hi> in denen aller-<lb/>
hand &#x017F;cho&#x0364;ne &#x017F;eidene, auch mit Gold<lb/>
und Silber untermi&#x017F;chte reiche Zeuge<lb/>
fabriciret werden. <hi rendition="#aq">l</hi>) Eine vortreff-<lb/>
liche <hi rendition="#fr">Spiegelfabrik,</hi> &#x017F;o in dem<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Stande i&#x017F;t, und worin-<lb/>
nen allerhand Arten von Spiegeln,<lb/>
die nach der Gro&#x0364;ße und Ko&#x017F;tbar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">keit</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[431]/0437] Wien Wien Stadt an einem dazu bequemen Or- te gegoſſen. d) Das buͤrgerliche Waaghaus iſt nicht weit von dem rothen Thurme am Haarmarkte ge- legen, allwo der Stadtmagiſtrat ſeine Waage hat. Uebrigens iſt 1754, zum Beſten der Handlung auch eine Waage auf dem hohen Markte aufgerichtet worden, um allem Be- truge vorzubeugen. Wir kommen nunmehro zu dem (8) Fabriken- und Manufacturweſen, welches in Wien ſeit einiger Zeit eifrig iſt getrieben worden; und trifft man daſelbſt unterſchiedene ſchoͤne Fabriken an, worinnen auch allerhand auslaͤndi- ſche Waaren ſehr fein und gut nach- gemacht werden. Die uns bekann- ten Fabriken und Manufacturen ſind: a) Eine Blechfabrik, wor- inne aus allerhand Metalle Blech geſchlagen und verkauft wird. b) Die Drechslerey und Dreherey aus Holz, Helfenbein und derglei- chen, welche nicht als eine Kleinig- keit anzuſehen iſt, immaßen es ge- wiß, daß man in dieſer Art von Manufactur zu Wien etwas ſon- derliches ſehen und erlernen kann: wie denn auch die Drechslerzunft, ſelbſt zu Wien in ziemlichem Anſehen ſteht, und von Kaiſer Ferdinand dem III ungemein privilegiret wor- den iſt. Ja Wien iſt der Ort, wo das Contrefeydrehen erfunden, wor- den, welches itzo, nebſt der ſehr kleinen Arbeit, z. E. aus einem Pfefferkorne 100 Becher zu drehen, fuͤr das kuͤnſtlichſte, nebſt dem Hel- fenbein, Bernſtein und Stahldrehen, gehalten wird. c) Eine Gold- und Silberfabrik, die vor einigen Jah- ren ein Schweizer angelegt, und worinnen Galonen und Borten, ſo- wol aus Gold als aus Silber, in ziemlicher Vollkommenheit verferti- get werden. d) Eine Haarſtampf- fabrik, welche mit dem Anfange des Jahrs 1755 mit gutem Erfolge angeleget worden iſt, und welche von einer Windmuͤhle getrieben wird, die ohne Aufhoͤren geht, der Wind mag auch noch ſo geringe ſeyn. Es ſollen dieſe Haare unter die Sei- denarbeit gebraucht werden. e) Eine Jnſtrumentfabrik, worinnen man- cherley muſikaliſche Jnſtrumente ge- macht werden, wie denn unter den blaſenden Jnſtrumenten die wiener Hoͤrner gar bekannt ſind. f) Eine Maſchinenfabrik, in der Leopold- ſtadt, worinnen allerhand Maſchi- nen, und allerhand Arten von Muͤh- len, inſonderheit Hand- und Reibe- muͤhlen, fabriciret werden. Dieſer Reib- und Handmuͤhlen werden hier gar viele verfertiget und auswaͤrts verſendet. g) Eine feine Meſſer- und Stahlfabrik, in der Leopold- ſtadt. h) Eine privilegirte Me- tallſchlagungsfabrik, worinnen fein geſchlagenes Metall und Kupfer gefertiget wird. i) Eine ganz gute Porzellanfabrik, welche ſich zwar zu wieneriſch Neuſtadt befindet, hier aber um ſo weniger mit Stillſchwei- gen zu uͤbergehen iſt, weil davon eine anſehnliche Niederlage zu Wien iſt: in ſolcher Fabrik arbeitet man ein gutes hell- und durchſichtiges und mit allerhand Figuren gemal- tes Porzellaͤn ſehr ſauber, dergeſtalt, daß es mit dem indianiſchen ziem- lich uͤberein koͤmmt: und verferti- get man darinne allerhand koſtbare große Geſchirre und Aufſaͤtze zu Fruͤchten und Confituren auf Tafeln mit allerhand Statuen, welche ſtark vergoldet ſind, und ſehr theuer bezahlt werden; wie denn uͤber- haupt zu merken, daß das wiener Porzellan etwas theuer iſt. k) Zwey Seidenfabriken, in denen aller- hand ſchoͤne ſeidene, auch mit Gold und Silber untermiſchte reiche Zeuge fabriciret werden. l) Eine vortreff- liche Spiegelfabrik, ſo in dem ſchoͤnſten Stande iſt, und worin- nen allerhand Arten von Spiegeln, die nach der Groͤße und Koſtbar- keit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/437
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [431]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/437>, abgerufen am 22.12.2024.