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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Westwind
kannt. Die (6) Handlung betref-
fend, so erstrecket sich solche vorzüg-
lich auf die (a) Leinwand, immas-
sen die Westphälinger selbst mit ih-
rer Leinwand halb Europa durch-
laufen; das meiste davon aber geht
nach Holland und Hamburg, und
von da gehen einige Sorten häufig
nach England, Spanien und Ame-
rica, als in welchen Ländern ins-
gesamt diese Leinwande guten Ab-
gang finden. Außer diesen Leinwan-
den, und dem obgedachten (b) leine-
nen Garne,
machen die gleichfalls
schon oben erwähnten (c) Schinken
und geräucherten Würste einen
sehr ansehnlichen Gegenstand der
Handlung der Westphälinger aus,
indem sonderlich die Schinken fast
durch alle Länder in Europa
verführet werden. Das (7)
Ellenmaaß ist in Westphalen sehr
groß, und es wird die osnabrüg-
ger Elle der pariser gleich ge-
halten, und thun also 4 osnabrü-
ger 7 amsterdamer Ellen.

Westwind, siehe Abendwind.

Wetter, oder Weter und Veter,
Wettersee, Wetersee,
und Veter-
see,
lat. Lacus veterus, ein großer
See in dem Königreiche Schweden,
welcher zwischen den Provinzen
Westgothland, Ostgothland, und
Smoland liegt, und eine von der
andern unterscheidet. Er ist 14
schwedische oder 21 deutsche Meilen
lang, und da, wo er am breitesten
ist, 5 schwedische Meilen, und 5077
Ruthen, oder 6 deutsche Meilen
breit. Es fließen in denselben bey
die vierzig Wasser hinein, da hin-
gegen nur die einzige Motala aus
demselben heraus, und bey Gothen-
burg in die Ostsee läuft, welche bey
weitem nicht das Wasser abführet,
welches zufließt; daher man einen
unterirdischen Ablauf vermuthet.
Er liegt 60 bis 70 Ellen höher, als
die Ostsee, und ist an manchen Or-
ten 300 Klaftern tief, da sich doch
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Wetterau
in der Ostsee die größte Tiefe nicht
leicht über 50 Klaftern erstrecket.
Er hat so klares und helles Wasser,
daß, obwol solches grünlich aussieht,
man doch einen Heller auf dem Bo-
den sehen kann. Es befinden sich
in demselben sehr viel Fische, und
insonderheit große Aale, Röding,
Lachse, Karauschen, Neunaugen,
etc. An dem Strande desselben fin-
det man Achate, Karneole, Pro-
biersteine, Adlersteine und Klapper-
steine. Die Städte Jönköping,
Gio und Wadstena sind unter den
daran gelegenen Orten die vornehm-
sten.

Wetterau, sonst auch Wetter-
gau,
ingleichen Wetterauwe, ge-
nannt, lat. Wetteravia, oder Ve-
derovia
,
franz. Veterovie, ein an-
sehnlicher Strich Landes in dem
oberrheinischen Kreise, zwischen Hes-
sen, dem Niederrheine, Franken
und Westphalen gelegen, indem er
sich, von Mittag gegen Mitternacht,
von Franken, von der Quelle des
Flusses Kinzing an, bis an das
Herzogthum Bergen erstrecket, und
die Erzstifter am Rheine gegen A-
bend; Hessen aber und die gefürste-
te Abtey Fulda gegen Morgen hat.
Es hat die Wetterau ihren (1) Na-
men
von dem Flusse Wetter, wel-
cher eben in derselben entspringt.
Jhre (2) Größe dürfte ungefähr
zwölf deutsche Meilen ins Gevierte
betragen. Weil der Lahn- oder
Lohnfluß von Morgen gegen Abend
mitten durch dieselbe hindurch bis in
den Rhein geht, so entsteht daher
die Scheidung der (3) südlichen Wet-
terau von der nördlichen. Jene,
nämlich die südliche, oder eigent-
liche Wetterau,
gehöret zu dem
oberrheinischen Kreise, und begreift
die Grafschaften Nassau in beson-
derem Verstande, Diez, Jdstein,
Usingen, Weilburg, Schaumburg,
oder Holzapfel, Solms, Hanau,
Jsenburg, Niederkatzenellnbogen,

und
D d 4

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Weſtwind
kannt. Die (6) Handlung betref-
fend, ſo erſtrecket ſich ſolche vorzuͤg-
lich auf die (a) Leinwand, immaſ-
ſen die Weſtphaͤlinger ſelbſt mit ih-
rer Leinwand halb Europa durch-
laufen; das meiſte davon aber geht
nach Holland und Hamburg, und
von da gehen einige Sorten haͤufig
nach England, Spanien und Ame-
rica, als in welchen Laͤndern ins-
geſamt dieſe Leinwande guten Ab-
gang finden. Außer dieſen Leinwan-
den, und dem obgedachten (b) leine-
nen Garne,
machen die gleichfalls
ſchon oben erwaͤhnten (c) Schinken
und geraͤucherten Wuͤrſte einen
ſehr anſehnlichen Gegenſtand der
Handlung der Weſtphaͤlinger aus,
indem ſonderlich die Schinken faſt
durch alle Laͤnder in Europa
verfuͤhret werden. Das (7)
Ellenmaaß iſt in Weſtphalen ſehr
groß, und es wird die osnabruͤg-
ger Elle der pariſer gleich ge-
halten, und thun alſo 4 osnabruͤ-
ger 7 amſterdamer Ellen.

Weſtwind, ſiehe Abendwind.

Wetter, oder Weter und Veter,
Wetterſee, Weterſee,
und Veter-
ſee,
lat. Lacus veterus, ein großer
See in dem Koͤnigreiche Schweden,
welcher zwiſchen den Provinzen
Weſtgothland, Oſtgothland, und
Smoland liegt, und eine von der
andern unterſcheidet. Er iſt 14⅒
ſchwediſche oder 21 deutſche Meilen
lang, und da, wo er am breiteſten
iſt, 5 ſchwediſche Meilen, und 5077
Ruthen, oder 6 deutſche Meilen
breit. Es fließen in denſelben bey
die vierzig Waſſer hinein, da hin-
gegen nur die einzige Motala aus
demſelben heraus, und bey Gothen-
burg in die Oſtſee laͤuft, welche bey
weitem nicht das Waſſer abfuͤhret,
welches zufließt; daher man einen
unterirdiſchen Ablauf vermuthet.
Er liegt 60 bis 70 Ellen hoͤher, als
die Oſtſee, und iſt an manchen Or-
ten 300 Klaftern tief, da ſich doch
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Wetterau
in der Oſtſee die groͤßte Tiefe nicht
leicht uͤber 50 Klaftern erſtrecket.
Er hat ſo klares und helles Waſſer,
daß, obwol ſolches gruͤnlich ausſieht,
man doch einen Heller auf dem Bo-
den ſehen kann. Es befinden ſich
in demſelben ſehr viel Fiſche, und
inſonderheit große Aale, Roͤding,
Lachſe, Karauſchen, Neunaugen,
ꝛc. An dem Strande deſſelben fin-
det man Achate, Karneole, Pro-
bierſteine, Adlerſteine und Klapper-
ſteine. Die Staͤdte Joͤnkoͤping,
Gio und Wadſtena ſind unter den
daran gelegenen Orten die vornehm-
ſten.

Wetterau, ſonſt auch Wetter-
gau,
ingleichen Wetterauwe, ge-
nannt, lat. Wetteravia, oder Ve-
derovia
,
franz. Veterovie, ein an-
ſehnlicher Strich Landes in dem
oberrheiniſchen Kreiſe, zwiſchen Heſ-
ſen, dem Niederrheine, Franken
und Weſtphalen gelegen, indem er
ſich, von Mittag gegen Mitternacht,
von Franken, von der Quelle des
Fluſſes Kinzing an, bis an das
Herzogthum Bergen erſtrecket, und
die Erzſtifter am Rheine gegen A-
bend; Heſſen aber und die gefuͤrſte-
te Abtey Fulda gegen Morgen hat.
Es hat die Wetterau ihren (1) Na-
men
von dem Fluſſe Wetter, wel-
cher eben in derſelben entſpringt.
Jhre (2) Groͤße duͤrfte ungefaͤhr
zwoͤlf deutſche Meilen ins Gevierte
betragen. Weil der Lahn- oder
Lohnfluß von Morgen gegen Abend
mitten durch dieſelbe hindurch bis in
den Rhein geht, ſo entſteht daher
die Scheidung der (3) ſuͤdlichen Wet-
terau von der noͤrdlichen. Jene,
naͤmlich die ſuͤdliche, oder eigent-
liche Wetterau,
gehoͤret zu dem
oberrheiniſchen Kreiſe, und begreift
die Grafſchaften Naſſau in beſon-
derem Verſtande, Diez, Jdſtein,
Uſingen, Weilburg, Schaumburg,
oder Holzapfel, Solms, Hanau,
Jſenburg, Niederkatzenellnbogen,

und
D d 4
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[[423]/0429] Weſtwind Wetterau kannt. Die (6) Handlung betref- fend, ſo erſtrecket ſich ſolche vorzuͤg- lich auf die (a) Leinwand, immaſ- ſen die Weſtphaͤlinger ſelbſt mit ih- rer Leinwand halb Europa durch- laufen; das meiſte davon aber geht nach Holland und Hamburg, und von da gehen einige Sorten haͤufig nach England, Spanien und Ame- rica, als in welchen Laͤndern ins- geſamt dieſe Leinwande guten Ab- gang finden. Außer dieſen Leinwan- den, und dem obgedachten (b) leine- nen Garne, machen die gleichfalls ſchon oben erwaͤhnten (c) Schinken und geraͤucherten Wuͤrſte einen ſehr anſehnlichen Gegenſtand der Handlung der Weſtphaͤlinger aus, indem ſonderlich die Schinken faſt durch alle Laͤnder in Europa verfuͤhret werden. Das (7) Ellenmaaß iſt in Weſtphalen ſehr groß, und es wird die osnabruͤg- ger Elle der pariſer gleich ge- halten, und thun alſo 4 osnabruͤ- ger 7 amſterdamer Ellen. Weſtwind, ſiehe Abendwind. Wetter, oder Weter und Veter, Wetterſee, Weterſee, und Veter- ſee, lat. Lacus veterus, ein großer See in dem Koͤnigreiche Schweden, welcher zwiſchen den Provinzen Weſtgothland, Oſtgothland, und Smoland liegt, und eine von der andern unterſcheidet. Er iſt 14⅒ ſchwediſche oder 21 deutſche Meilen lang, und da, wo er am breiteſten iſt, 5 ſchwediſche Meilen, und 5077 Ruthen, oder 6 deutſche Meilen breit. Es fließen in denſelben bey die vierzig Waſſer hinein, da hin- gegen nur die einzige Motala aus demſelben heraus, und bey Gothen- burg in die Oſtſee laͤuft, welche bey weitem nicht das Waſſer abfuͤhret, welches zufließt; daher man einen unterirdiſchen Ablauf vermuthet. Er liegt 60 bis 70 Ellen hoͤher, als die Oſtſee, und iſt an manchen Or- ten 300 Klaftern tief, da ſich doch in der Oſtſee die groͤßte Tiefe nicht leicht uͤber 50 Klaftern erſtrecket. Er hat ſo klares und helles Waſſer, daß, obwol ſolches gruͤnlich ausſieht, man doch einen Heller auf dem Bo- den ſehen kann. Es befinden ſich in demſelben ſehr viel Fiſche, und inſonderheit große Aale, Roͤding, Lachſe, Karauſchen, Neunaugen, ꝛc. An dem Strande deſſelben fin- det man Achate, Karneole, Pro- bierſteine, Adlerſteine und Klapper- ſteine. Die Staͤdte Joͤnkoͤping, Gio und Wadſtena ſind unter den daran gelegenen Orten die vornehm- ſten. Wetterau, ſonſt auch Wetter- gau, ingleichen Wetterauwe, ge- nannt, lat. Wetteravia, oder Ve- derovia, franz. Veterovie, ein an- ſehnlicher Strich Landes in dem oberrheiniſchen Kreiſe, zwiſchen Heſ- ſen, dem Niederrheine, Franken und Weſtphalen gelegen, indem er ſich, von Mittag gegen Mitternacht, von Franken, von der Quelle des Fluſſes Kinzing an, bis an das Herzogthum Bergen erſtrecket, und die Erzſtifter am Rheine gegen A- bend; Heſſen aber und die gefuͤrſte- te Abtey Fulda gegen Morgen hat. Es hat die Wetterau ihren (1) Na- men von dem Fluſſe Wetter, wel- cher eben in derſelben entſpringt. Jhre (2) Groͤße duͤrfte ungefaͤhr zwoͤlf deutſche Meilen ins Gevierte betragen. Weil der Lahn- oder Lohnfluß von Morgen gegen Abend mitten durch dieſelbe hindurch bis in den Rhein geht, ſo entſteht daher die Scheidung der (3) ſuͤdlichen Wet- terau von der noͤrdlichen. Jene, naͤmlich die ſuͤdliche, oder eigent- liche Wetterau, gehoͤret zu dem oberrheiniſchen Kreiſe, und begreift die Grafſchaften Naſſau in beſon- derem Verſtande, Diez, Jdſtein, Uſingen, Weilburg, Schaumburg, oder Holzapfel, Solms, Hanau, Jſenburg, Niederkatzenellnbogen, und D d 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [423]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/429>, abgerufen am 22.12.2024.