Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Westindische Compagnie
Theilhabern eine neue Einlage zu
verlangen. Schiffe, Häuser, Fe-
stungen, Kriegsvolk nahmen un-
sägliche Summen weg. Das Ca-
pital der Compagnie wuchs bis auf
180 Tonnen Goldes an, und die
Vorsteher beschlossen, von der neu-
en Einlage nicht mehr Jnteresse zu
bezahlen, als das Land dazumal
gab, nämlich 6 von 100. Jm
Jahre 1630 wurde unter dem Admi-
ral Lonk wieder eine ansehnliche
Flotte nach Brasilien geschickt. Sie
machte sich von verschiedenen Land-
vogteyen in den dasigen Gegenden
Meister, wodurch das Ansehen die-
ser Compagnie merklich zunahm.
Es fiel ihr über dieses die wohlge-
legene Jnsel Curacao in die Hände.
Jnzwischen rüsteten die Spanier ei-
ne neue Flotte aus, welche unter
Commando des Admirals Toledo in
See geschickt wurde; auch aller-
dings den Jnseln, Festungen und
Schiffen der Compagnie nicht ge-
ringen Schaden zufügte, die daher
für gut befand, das Gouvernement
von Brasilien, und das Comman-
do über ihre Armee in Westindien
Johann Moritzen, Grafen von Nas-
sau, einem Vetter von Prinz Frie-
drich Heinrichen, aufzutragen.
Er gieng mit ohngefähr 3000 Mann
auserlesenen Volks nach Brasilien.
Es lief alles glücklich. Verschiedene
Städte wurden erobert; und auf
einem Felsen in der See eine Fe-
stung erbauet, welche nach Mori-
tzens Namen genennet wurde. Jm
Jahre 1638 schickte Moritz einige Schif-
fe nach der Nordwestküste von Africa,
um sich des Castels St. George del
Mino in Guinea zu bemächtigen,
welches nach Wunsch ablief. Nach-
dem nun die Portugiesen sich von
Spanien los gerissen hatten, schlos-
sen sie 1641 einen zehnjährigen Still-
stand mit der Republik, und lebten
einige Zeit mit den Holländern in
Brasilien in großer Einigkeit. Mo-
[Spaltenumbruch]
Westindische Compagnie
ritz, welcher also nicht viel zu thun
hatte und des Lebens in Westindien
müde war, beschloß, wieder nach
Hause zu kehren. Er kam also mit
einer reichbeladenen Flotte 1644
nach Holland zurück, und wurde
von der Compagnie, mit Versiche-
rung der größten Dankbarkeit, sei-
ner Dienste erlassen. Als die Por-
tugiesen merkten, daß ein großer
Theil von dem holländischen Kriegs-
volke mit Moritzen zurück gegan-
gen war, fingen sie an, die Köpfe
in die Höhe zu richten, und ihre
Gedanken auf die Wiedereroberung
von Brasilien zu richten. Verrä-
therey und Gewalt kamen ihnen da-
bey zu statten: wie denn einige
Holländer so untreu waren, daß sie
den Portugiesen verschiedene Städte
der Compagnie verkauften. Es
erfolgte hierauf 1646 ein öffentlicher
Krieg. Man schickte eine Flotte
von 52 Schiffen nach Brasilien; al-
lein es ward nichts damit ausge-
richtet, und es vergiengen nicht 10
Jahre, so verlor die Compagnie
ganz Brasilien. Es ward zwar
Neuholland entdeckt: allein dieses
wollte den Verlust von Brasilien
noch nicht gut machen. Einige
Jahre hernach, nämlich 1664, nah-
men desgleichen die Engländer die
Festungen auf der Jnsel Goederede
hinweg; wendeten sich auch nach
Guinea zu, und droheten, sich
des Castels del Mina, und der
ganzen Goldküste zu bemächtigen,
welches ein tödtlicher Stoß vor die
Compagnie gewesen wäre. Es
dachten aber die Generalstaaten auf
Mittel, und schickten sofort den Ad-
miral Ruiter mit 12 Schiffen nach
Guinea. Er eroberte 1665 die Fe-
stung Amsterdam an dem Dorfe
Kleinkormantyn, und machte den
Engländern einen Strich durch ih-
re Rechnung. Gleichwol eroberten
die Engländer nachhero Neuholland,
welches sie Neuengland nenneten.

Es

[Spaltenumbruch]

Weſtindiſche Compagnie
Theilhabern eine neue Einlage zu
verlangen. Schiffe, Haͤuſer, Fe-
ſtungen, Kriegsvolk nahmen un-
ſaͤgliche Summen weg. Das Ca-
pital der Compagnie wuchs bis auf
180 Tonnen Goldes an, und die
Vorſteher beſchloſſen, von der neu-
en Einlage nicht mehr Jntereſſe zu
bezahlen, als das Land dazumal
gab, naͤmlich 6 von 100. Jm
Jahre 1630 wurde unter dem Admi-
ral Lonk wieder eine anſehnliche
Flotte nach Braſilien geſchickt. Sie
machte ſich von verſchiedenen Land-
vogteyen in den daſigen Gegenden
Meiſter, wodurch das Anſehen die-
ſer Compagnie merklich zunahm.
Es fiel ihr uͤber dieſes die wohlge-
legene Jnſel Curacao in die Haͤnde.
Jnzwiſchen ruͤſteten die Spanier ei-
ne neue Flotte aus, welche unter
Commando des Admirals Toledo in
See geſchickt wurde; auch aller-
dings den Jnſeln, Feſtungen und
Schiffen der Compagnie nicht ge-
ringen Schaden zufuͤgte, die daher
fuͤr gut befand, das Gouvernement
von Braſilien, und das Comman-
do uͤber ihre Armee in Weſtindien
Johann Moritzen, Grafen von Naſ-
ſau, einem Vetter von Prinz Frie-
drich Heinrichen, aufzutragen.
Er gieng mit ohngefaͤhr 3000 Mann
auserleſenen Volks nach Braſilien.
Es lief alles gluͤcklich. Verſchiedene
Staͤdte wurden erobert; und auf
einem Felſen in der See eine Fe-
ſtung erbauet, welche nach Mori-
tzens Namen genennet wurde. Jm
Jahre 1638 ſchickte Moritz einige Schif-
fe nach der Nordweſtkuͤſte von Africa,
um ſich des Caſtels St. George del
Mino in Guinea zu bemaͤchtigen,
welches nach Wunſch ablief. Nach-
dem nun die Portugieſen ſich von
Spanien los geriſſen hatten, ſchloſ-
ſen ſie 1641 einen zehnjaͤhrigen Still-
ſtand mit der Republik, und lebten
einige Zeit mit den Hollaͤndern in
Braſilien in großer Einigkeit. Mo-
[Spaltenumbruch]
Weſtindiſche Compagnie
ritz, welcher alſo nicht viel zu thun
hatte und des Lebens in Weſtindien
muͤde war, beſchloß, wieder nach
Hauſe zu kehren. Er kam alſo mit
einer reichbeladenen Flotte 1644
nach Holland zuruͤck, und wurde
von der Compagnie, mit Verſiche-
rung der groͤßten Dankbarkeit, ſei-
ner Dienſte erlaſſen. Als die Por-
tugieſen merkten, daß ein großer
Theil von dem hollaͤndiſchen Kriegs-
volke mit Moritzen zuruͤck gegan-
gen war, fingen ſie an, die Koͤpfe
in die Hoͤhe zu richten, und ihre
Gedanken auf die Wiedereroberung
von Braſilien zu richten. Verraͤ-
therey und Gewalt kamen ihnen da-
bey zu ſtatten: wie denn einige
Hollaͤnder ſo untreu waren, daß ſie
den Portugieſen verſchiedene Staͤdte
der Compagnie verkauften. Es
erfolgte hierauf 1646 ein oͤffentlicher
Krieg. Man ſchickte eine Flotte
von 52 Schiffen nach Braſilien; al-
lein es ward nichts damit ausge-
richtet, und es vergiengen nicht 10
Jahre, ſo verlor die Compagnie
ganz Braſilien. Es ward zwar
Neuholland entdeckt: allein dieſes
wollte den Verluſt von Braſilien
noch nicht gut machen. Einige
Jahre hernach, naͤmlich 1664, nah-
men desgleichen die Englaͤnder die
Feſtungen auf der Jnſel Goederede
hinweg; wendeten ſich auch nach
Guinea zu, und droheten, ſich
des Caſtels del Mina, und der
ganzen Goldkuͤſte zu bemaͤchtigen,
welches ein toͤdtlicher Stoß vor die
Compagnie geweſen waͤre. Es
dachten aber die Generalſtaaten auf
Mittel, und ſchickten ſofort den Ad-
miral Ruiter mit 12 Schiffen nach
Guinea. Er eroberte 1665 die Fe-
ſtung Amſterdam an dem Dorfe
Kleinkormantyn, und machte den
Englaͤndern einen Strich durch ih-
re Rechnung. Gleichwol eroberten
die Englaͤnder nachhero Neuholland,
welches ſie Neuengland nenneten.

Es
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0422" n="[416]"/><cb n="831"/><fw place="top" type="header">We&#x017F;tindi&#x017F;che Compagnie</fw><lb/>
Theilhabern eine neue Einlage zu<lb/>
verlangen. Schiffe, Ha&#x0364;u&#x017F;er, Fe-<lb/>
&#x017F;tungen, Kriegsvolk nahmen un-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;gliche Summen weg. Das Ca-<lb/>
pital der Compagnie wuchs bis auf<lb/>
180 Tonnen Goldes an, und die<lb/>
Vor&#x017F;teher be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, von der neu-<lb/>
en Einlage nicht mehr Jntere&#x017F;&#x017F;e zu<lb/>
bezahlen, als das Land dazumal<lb/>
gab, na&#x0364;mlich 6 von 100. Jm<lb/>
Jahre 1630 wurde unter dem Admi-<lb/>
ral Lonk wieder eine an&#x017F;ehnliche<lb/>
Flotte nach Bra&#x017F;ilien ge&#x017F;chickt. Sie<lb/>
machte &#x017F;ich von ver&#x017F;chiedenen Land-<lb/>
vogteyen in den da&#x017F;igen Gegenden<lb/>
Mei&#x017F;ter, wodurch das An&#x017F;ehen die-<lb/>
&#x017F;er Compagnie merklich zunahm.<lb/>
Es fiel ihr u&#x0364;ber die&#x017F;es die wohlge-<lb/>
legene Jn&#x017F;el Curacao in die Ha&#x0364;nde.<lb/>
Jnzwi&#x017F;chen ru&#x0364;&#x017F;teten die Spanier ei-<lb/>
ne neue Flotte aus, welche unter<lb/>
Commando des Admirals Toledo in<lb/>
See ge&#x017F;chickt wurde; auch aller-<lb/>
dings den Jn&#x017F;eln, Fe&#x017F;tungen und<lb/>
Schiffen der Compagnie nicht ge-<lb/>
ringen Schaden zufu&#x0364;gte, die daher<lb/>
fu&#x0364;r gut befand, das Gouvernement<lb/>
von Bra&#x017F;ilien, und das Comman-<lb/>
do u&#x0364;ber ihre Armee in We&#x017F;tindien<lb/>
Johann Moritzen, Grafen von Na&#x017F;-<lb/>
&#x017F;au, einem Vetter von Prinz Frie-<lb/>
drich Heinrichen, aufzutragen.<lb/>
Er gieng mit ohngefa&#x0364;hr 3000 Mann<lb/>
auserle&#x017F;enen Volks nach Bra&#x017F;ilien.<lb/>
Es lief alles glu&#x0364;cklich. Ver&#x017F;chiedene<lb/>
Sta&#x0364;dte wurden erobert; und auf<lb/>
einem Fel&#x017F;en in der See eine Fe-<lb/>
&#x017F;tung erbauet, welche nach Mori-<lb/>
tzens Namen genennet wurde. Jm<lb/>
Jahre 1638 &#x017F;chickte Moritz einige Schif-<lb/>
fe nach der Nordwe&#x017F;tku&#x0364;&#x017F;te von Africa,<lb/>
um &#x017F;ich des Ca&#x017F;tels St. George del<lb/>
Mino in Guinea zu bema&#x0364;chtigen,<lb/>
welches nach Wun&#x017F;ch ablief. Nach-<lb/>
dem nun die Portugie&#x017F;en &#x017F;ich von<lb/>
Spanien los geri&#x017F;&#x017F;en hatten, &#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie 1641 einen zehnja&#x0364;hrigen Still-<lb/>
&#x017F;tand mit der Republik, und lebten<lb/>
einige Zeit mit den Holla&#x0364;ndern in<lb/>
Bra&#x017F;ilien in großer Einigkeit. Mo-<lb/><cb n="832"/>
<fw place="top" type="header">We&#x017F;tindi&#x017F;che Compagnie</fw><lb/>
ritz, welcher al&#x017F;o nicht viel zu thun<lb/>
hatte und des Lebens in We&#x017F;tindien<lb/>
mu&#x0364;de war, be&#x017F;chloß, wieder nach<lb/>
Hau&#x017F;e zu kehren. Er kam al&#x017F;o mit<lb/>
einer reichbeladenen Flotte 1644<lb/>
nach Holland zuru&#x0364;ck, und wurde<lb/>
von der Compagnie, mit Ver&#x017F;iche-<lb/>
rung der gro&#x0364;ßten Dankbarkeit, &#x017F;ei-<lb/>
ner Dien&#x017F;te erla&#x017F;&#x017F;en. Als die Por-<lb/>
tugie&#x017F;en merkten, daß ein großer<lb/>
Theil von dem holla&#x0364;ndi&#x017F;chen Kriegs-<lb/>
volke mit Moritzen zuru&#x0364;ck gegan-<lb/>
gen war, fingen &#x017F;ie an, die Ko&#x0364;pfe<lb/>
in die Ho&#x0364;he zu richten, und ihre<lb/>
Gedanken auf die Wiedereroberung<lb/>
von Bra&#x017F;ilien zu richten. Verra&#x0364;-<lb/>
therey und Gewalt kamen ihnen da-<lb/>
bey zu &#x017F;tatten: wie denn einige<lb/>
Holla&#x0364;nder &#x017F;o untreu waren, daß &#x017F;ie<lb/>
den Portugie&#x017F;en ver&#x017F;chiedene Sta&#x0364;dte<lb/>
der Compagnie verkauften. Es<lb/>
erfolgte hierauf 1646 ein o&#x0364;ffentlicher<lb/>
Krieg. Man &#x017F;chickte eine Flotte<lb/>
von 52 Schiffen nach Bra&#x017F;ilien; al-<lb/>
lein es ward nichts damit ausge-<lb/>
richtet, und es vergiengen nicht 10<lb/>
Jahre, &#x017F;o verlor die Compagnie<lb/>
ganz Bra&#x017F;ilien. Es ward zwar<lb/>
Neuholland entdeckt: allein die&#x017F;es<lb/>
wollte den Verlu&#x017F;t von Bra&#x017F;ilien<lb/>
noch nicht gut machen. Einige<lb/>
Jahre hernach, na&#x0364;mlich 1664, nah-<lb/>
men desgleichen die Engla&#x0364;nder die<lb/>
Fe&#x017F;tungen auf der Jn&#x017F;el Goederede<lb/>
hinweg; wendeten &#x017F;ich auch nach<lb/>
Guinea zu, und droheten, &#x017F;ich<lb/>
des Ca&#x017F;tels del Mina, und der<lb/>
ganzen Goldku&#x0364;&#x017F;te zu bema&#x0364;chtigen,<lb/>
welches ein to&#x0364;dtlicher Stoß vor die<lb/>
Compagnie gewe&#x017F;en wa&#x0364;re. Es<lb/>
dachten aber die General&#x017F;taaten auf<lb/>
Mittel, und &#x017F;chickten &#x017F;ofort den Ad-<lb/>
miral Ruiter mit 12 Schiffen nach<lb/>
Guinea. Er eroberte 1665 die Fe-<lb/>
&#x017F;tung Am&#x017F;terdam an dem Dorfe<lb/>
Kleinkormantyn, und machte den<lb/>
Engla&#x0364;ndern einen Strich durch ih-<lb/>
re Rechnung. Gleichwol eroberten<lb/>
die Engla&#x0364;nder nachhero Neuholland,<lb/>
welches &#x017F;ie Neuengland nenneten.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[416]/0422] Weſtindiſche Compagnie Weſtindiſche Compagnie Theilhabern eine neue Einlage zu verlangen. Schiffe, Haͤuſer, Fe- ſtungen, Kriegsvolk nahmen un- ſaͤgliche Summen weg. Das Ca- pital der Compagnie wuchs bis auf 180 Tonnen Goldes an, und die Vorſteher beſchloſſen, von der neu- en Einlage nicht mehr Jntereſſe zu bezahlen, als das Land dazumal gab, naͤmlich 6 von 100. Jm Jahre 1630 wurde unter dem Admi- ral Lonk wieder eine anſehnliche Flotte nach Braſilien geſchickt. Sie machte ſich von verſchiedenen Land- vogteyen in den daſigen Gegenden Meiſter, wodurch das Anſehen die- ſer Compagnie merklich zunahm. Es fiel ihr uͤber dieſes die wohlge- legene Jnſel Curacao in die Haͤnde. Jnzwiſchen ruͤſteten die Spanier ei- ne neue Flotte aus, welche unter Commando des Admirals Toledo in See geſchickt wurde; auch aller- dings den Jnſeln, Feſtungen und Schiffen der Compagnie nicht ge- ringen Schaden zufuͤgte, die daher fuͤr gut befand, das Gouvernement von Braſilien, und das Comman- do uͤber ihre Armee in Weſtindien Johann Moritzen, Grafen von Naſ- ſau, einem Vetter von Prinz Frie- drich Heinrichen, aufzutragen. Er gieng mit ohngefaͤhr 3000 Mann auserleſenen Volks nach Braſilien. Es lief alles gluͤcklich. Verſchiedene Staͤdte wurden erobert; und auf einem Felſen in der See eine Fe- ſtung erbauet, welche nach Mori- tzens Namen genennet wurde. Jm Jahre 1638 ſchickte Moritz einige Schif- fe nach der Nordweſtkuͤſte von Africa, um ſich des Caſtels St. George del Mino in Guinea zu bemaͤchtigen, welches nach Wunſch ablief. Nach- dem nun die Portugieſen ſich von Spanien los geriſſen hatten, ſchloſ- ſen ſie 1641 einen zehnjaͤhrigen Still- ſtand mit der Republik, und lebten einige Zeit mit den Hollaͤndern in Braſilien in großer Einigkeit. Mo- ritz, welcher alſo nicht viel zu thun hatte und des Lebens in Weſtindien muͤde war, beſchloß, wieder nach Hauſe zu kehren. Er kam alſo mit einer reichbeladenen Flotte 1644 nach Holland zuruͤck, und wurde von der Compagnie, mit Verſiche- rung der groͤßten Dankbarkeit, ſei- ner Dienſte erlaſſen. Als die Por- tugieſen merkten, daß ein großer Theil von dem hollaͤndiſchen Kriegs- volke mit Moritzen zuruͤck gegan- gen war, fingen ſie an, die Koͤpfe in die Hoͤhe zu richten, und ihre Gedanken auf die Wiedereroberung von Braſilien zu richten. Verraͤ- therey und Gewalt kamen ihnen da- bey zu ſtatten: wie denn einige Hollaͤnder ſo untreu waren, daß ſie den Portugieſen verſchiedene Staͤdte der Compagnie verkauften. Es erfolgte hierauf 1646 ein oͤffentlicher Krieg. Man ſchickte eine Flotte von 52 Schiffen nach Braſilien; al- lein es ward nichts damit ausge- richtet, und es vergiengen nicht 10 Jahre, ſo verlor die Compagnie ganz Braſilien. Es ward zwar Neuholland entdeckt: allein dieſes wollte den Verluſt von Braſilien noch nicht gut machen. Einige Jahre hernach, naͤmlich 1664, nah- men desgleichen die Englaͤnder die Feſtungen auf der Jnſel Goederede hinweg; wendeten ſich auch nach Guinea zu, und droheten, ſich des Caſtels del Mina, und der ganzen Goldkuͤſte zu bemaͤchtigen, welches ein toͤdtlicher Stoß vor die Compagnie geweſen waͤre. Es dachten aber die Generalſtaaten auf Mittel, und ſchickten ſofort den Ad- miral Ruiter mit 12 Schiffen nach Guinea. Er eroberte 1665 die Fe- ſtung Amſterdam an dem Dorfe Kleinkormantyn, und machte den Englaͤndern einen Strich durch ih- re Rechnung. Gleichwol eroberten die Englaͤnder nachhero Neuholland, welches ſie Neuengland nenneten. Es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/422
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [416]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/422>, abgerufen am 22.12.2024.