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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Westindische Compagnie
enthaltenen Ländern gereichen mö-
ge. Die (b) Einlage dieser Com-
pagnie wurde auf 2200000 Gulden
gesetzt. Wer 1200 Gulden Antheil
hatte, bekam eine Stimme bey der
Wahl eines Vorstehers. Die (c)
Einrichtung dieser Compagnie wur-
de bey nahe auf eben den Fuß ge-
setzet, als die ostindische. Man
theilte die Verwaltung in 5 (d)
Kammern, nämlich von Amster-
dam, Seeland, auf der Maaß, in
Nordholland, und Stadt und Pro-
vinz Gröningen. Jn der Kammer
von Amsterdam wurden anfänglich
20, in der von Seeland 12, und in
den übrigen ein jeder 14 (e) Vor-
steher
oder Directoren verordnet.
Man errichtete ein Collegium von
19 Personen, zu welchem allezeit ein
oder mehrere Deputirten von den
Generalstaaten abgeordnet wurden.
Was nun den (b) Fortgang der
Unternehmungen
dieser Compagnie
anbetrifft; so verehrten die Gene-
ralstaaten der Compagnie drey gros-
se Kriegsschiffe, zu welchen die
Schiffe, so sie selbst ausgerüstet
hatte, stießen, und unter Comman-
do von l' Hermite und Willekens
nach Westindien geschickt wurden.
L' Hermite hatte sein Absehen auf
Peru: und Willekens auf Brasili-
en gerichtet. Beyde stachen also
1625 in See. L'Hermite nahm sei-
nen Weg nach der magellanischen
See, und nachdem er das Vorge-
birge Hoorn vorbey gesegelt hatte,
warf er Anker in der Bay, die man
nachhero Nassaubay nennete. All-
hier nahm er einige Erfrischungen
ein, und kam mit einem Theile sei-
ner Flotte in die Südsee. Er hat-
te Befehl, die spanische Flotte in
Peru anzugreifen; als er aber ver-
nahm, daß diese bereits abgegangen
war, beschloß er, einige Tage zuvor
eine Galiotte und einige Fahrzeuge,
welche in dem Hafen von Lima ge-
blieben waren, anzugreifen: allein
[Spaltenumbruch]
Westindische Compagnie
es lief unglücklich ab. Alles, was
l' Hermite auf dieser Reise verrich-
tete, bestund in Verbrennung ei-
niger spanischer Schiffe und der
Plünderung von Guajaquil in Pe-
ru. Seine Flotte nahm ihren Weg
bey den Diebsinseln vorbey, und
kam 1625 nach Holland zurück.
Willekens war glücklicher. Denn
nachdem er in der Bay Allerheili-
gen Fuß an Land gesetzt hatte,
eroberte er St. Salvator, die
Hauptstadt einer Landvogtey in Bra-
silien, und einige Festungen in der
Nähe. Van Dort blieb als Gou-
verneur in St. Salvator, und
nahm 8 spanische Schiffe weg, wel-
che er, da sie von der Uebergabe
der Stadt nichts wußten, durch
Aufstecken der spanischen Flagge,
verführet hatte. Jm Jahre 1625
gieng St. Salvator wieder verlo-
ren: allein dieser Verlust wurde
drey Jahre darauf durch Eroberung
der Silberflotte reichlich wieder er-
setzet, von welcher sich der Admiral
Pteer Peterson Hein auf der Küste
von Florida Meister machte. Dieser
kam im Anfange des 1628 Jahres
glücklich damit in Holland an.
Diese Beute bestund in 2200000 Gul-
den an Silber, 3600000 Gulden an
Kaufmannswaaren, und 4000000
Gulden an Kriegs- und Schiffsbe-
dürfnissen. Die Vortheile, welche
die Compagnie zuvor in Westindien
erhalten hatte, bewog sie, starke
Austheilungen des Gewinnstes zu
machen, als wodurch die Actien,
wie man gedachte, steigen sollten.
Und weil man der ostindischen Com-
pagnie nichts nachgeben wollte,
theilte man 20 bis 25 von 100 aus.
Da aber die Silberflotte solcher
Compagnie in die Hände fiel, theil-
te sie 50 von 100 aus; wiewol man,
nachdem St. Salvator verloren
gegangen war, bereits anfing, die
starke Austheilung zu bereuen,
Man sahe sich genöthiget, von den

Theil-

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Weſtindiſche Compagnie
enthaltenen Laͤndern gereichen moͤ-
ge. Die (b) Einlage dieſer Com-
pagnie wurde auf 2200000 Gulden
geſetzt. Wer 1200 Gulden Antheil
hatte, bekam eine Stimme bey der
Wahl eines Vorſtehers. Die (c)
Einrichtung dieſer Compagnie wur-
de bey nahe auf eben den Fuß ge-
ſetzet, als die oſtindiſche. Man
theilte die Verwaltung in 5 (d)
Kammern, naͤmlich von Amſter-
dam, Seeland, auf der Maaß, in
Nordholland, und Stadt und Pro-
vinz Groͤningen. Jn der Kammer
von Amſterdam wurden anfaͤnglich
20, in der von Seeland 12, und in
den uͤbrigen ein jeder 14 (e) Vor-
ſteher
oder Directoren verordnet.
Man errichtete ein Collegium von
19 Perſonen, zu welchem allezeit ein
oder mehrere Deputirten von den
Generalſtaaten abgeordnet wurden.
Was nun den (b) Fortgang der
Unternehmungen
dieſer Compagnie
anbetrifft; ſo verehrten die Gene-
ralſtaaten der Compagnie drey groſ-
ſe Kriegsſchiffe, zu welchen die
Schiffe, ſo ſie ſelbſt ausgeruͤſtet
hatte, ſtießen, und unter Comman-
do von l’ Hermite und Willekens
nach Weſtindien geſchickt wurden.
L’ Hermite hatte ſein Abſehen auf
Peru: und Willekens auf Braſili-
en gerichtet. Beyde ſtachen alſo
1625 in See. L’Hermite nahm ſei-
nen Weg nach der magellaniſchen
See, und nachdem er das Vorge-
birge Hoorn vorbey geſegelt hatte,
warf er Anker in der Bay, die man
nachhero Naſſaubay nennete. All-
hier nahm er einige Erfriſchungen
ein, und kam mit einem Theile ſei-
ner Flotte in die Suͤdſee. Er hat-
te Befehl, die ſpaniſche Flotte in
Peru anzugreifen; als er aber ver-
nahm, daß dieſe bereits abgegangen
war, beſchloß er, einige Tage zuvor
eine Galiotte und einige Fahrzeuge,
welche in dem Hafen von Lima ge-
blieben waren, anzugreifen: allein
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Weſtindiſche Compagnie
es lief ungluͤcklich ab. Alles, was
l’ Hermite auf dieſer Reiſe verrich-
tete, beſtund in Verbrennung ei-
niger ſpaniſcher Schiffe und der
Pluͤnderung von Guajaquil in Pe-
ru. Seine Flotte nahm ihren Weg
bey den Diebsinſeln vorbey, und
kam 1625 nach Holland zuruͤck.
Willekens war gluͤcklicher. Denn
nachdem er in der Bay Allerheili-
gen Fuß an Land geſetzt hatte,
eroberte er St. Salvator, die
Hauptſtadt einer Landvogtey in Bra-
ſilien, und einige Feſtungen in der
Naͤhe. Van Dort blieb als Gou-
verneur in St. Salvator, und
nahm 8 ſpaniſche Schiffe weg, wel-
che er, da ſie von der Uebergabe
der Stadt nichts wußten, durch
Aufſtecken der ſpaniſchen Flagge,
verfuͤhret hatte. Jm Jahre 1625
gieng St. Salvator wieder verlo-
ren: allein dieſer Verluſt wurde
drey Jahre darauf durch Eroberung
der Silberflotte reichlich wieder er-
ſetzet, von welcher ſich der Admiral
Pteer Peterſon Hein auf der Kuͤſte
von Florida Meiſter machte. Dieſer
kam im Anfange des 1628 Jahres
gluͤcklich damit in Holland an.
Dieſe Beute beſtund in 2200000 Gul-
den an Silber, 3600000 Gulden an
Kaufmannswaaren, und 4000000
Gulden an Kriegs- und Schiffsbe-
duͤrfniſſen. Die Vortheile, welche
die Compagnie zuvor in Weſtindien
erhalten hatte, bewog ſie, ſtarke
Austheilungen des Gewinnſtes zu
machen, als wodurch die Actien,
wie man gedachte, ſteigen ſollten.
Und weil man der oſtindiſchen Com-
pagnie nichts nachgeben wollte,
theilte man 20 bis 25 von 100 aus.
Da aber die Silberflotte ſolcher
Compagnie in die Haͤnde fiel, theil-
te ſie 50 von 100 aus; wiewol man,
nachdem St. Salvator verloren
gegangen war, bereits anfing, die
ſtarke Austheilung zu bereuen,
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Theil-
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[[415]/0421] Weſtindiſche Compagnie Weſtindiſche Compagnie enthaltenen Laͤndern gereichen moͤ- ge. Die (b) Einlage dieſer Com- pagnie wurde auf 2200000 Gulden geſetzt. Wer 1200 Gulden Antheil hatte, bekam eine Stimme bey der Wahl eines Vorſtehers. Die (c) Einrichtung dieſer Compagnie wur- de bey nahe auf eben den Fuß ge- ſetzet, als die oſtindiſche. Man theilte die Verwaltung in 5 (d) Kammern, naͤmlich von Amſter- dam, Seeland, auf der Maaß, in Nordholland, und Stadt und Pro- vinz Groͤningen. Jn der Kammer von Amſterdam wurden anfaͤnglich 20, in der von Seeland 12, und in den uͤbrigen ein jeder 14 (e) Vor- ſteher oder Directoren verordnet. Man errichtete ein Collegium von 19 Perſonen, zu welchem allezeit ein oder mehrere Deputirten von den Generalſtaaten abgeordnet wurden. Was nun den (b) Fortgang der Unternehmungen dieſer Compagnie anbetrifft; ſo verehrten die Gene- ralſtaaten der Compagnie drey groſ- ſe Kriegsſchiffe, zu welchen die Schiffe, ſo ſie ſelbſt ausgeruͤſtet hatte, ſtießen, und unter Comman- do von l’ Hermite und Willekens nach Weſtindien geſchickt wurden. L’ Hermite hatte ſein Abſehen auf Peru: und Willekens auf Braſili- en gerichtet. Beyde ſtachen alſo 1625 in See. L’Hermite nahm ſei- nen Weg nach der magellaniſchen See, und nachdem er das Vorge- birge Hoorn vorbey geſegelt hatte, warf er Anker in der Bay, die man nachhero Naſſaubay nennete. All- hier nahm er einige Erfriſchungen ein, und kam mit einem Theile ſei- ner Flotte in die Suͤdſee. Er hat- te Befehl, die ſpaniſche Flotte in Peru anzugreifen; als er aber ver- nahm, daß dieſe bereits abgegangen war, beſchloß er, einige Tage zuvor eine Galiotte und einige Fahrzeuge, welche in dem Hafen von Lima ge- blieben waren, anzugreifen: allein es lief ungluͤcklich ab. Alles, was l’ Hermite auf dieſer Reiſe verrich- tete, beſtund in Verbrennung ei- niger ſpaniſcher Schiffe und der Pluͤnderung von Guajaquil in Pe- ru. Seine Flotte nahm ihren Weg bey den Diebsinſeln vorbey, und kam 1625 nach Holland zuruͤck. Willekens war gluͤcklicher. Denn nachdem er in der Bay Allerheili- gen Fuß an Land geſetzt hatte, eroberte er St. Salvator, die Hauptſtadt einer Landvogtey in Bra- ſilien, und einige Feſtungen in der Naͤhe. Van Dort blieb als Gou- verneur in St. Salvator, und nahm 8 ſpaniſche Schiffe weg, wel- che er, da ſie von der Uebergabe der Stadt nichts wußten, durch Aufſtecken der ſpaniſchen Flagge, verfuͤhret hatte. Jm Jahre 1625 gieng St. Salvator wieder verlo- ren: allein dieſer Verluſt wurde drey Jahre darauf durch Eroberung der Silberflotte reichlich wieder er- ſetzet, von welcher ſich der Admiral Pteer Peterſon Hein auf der Kuͤſte von Florida Meiſter machte. Dieſer kam im Anfange des 1628 Jahres gluͤcklich damit in Holland an. Dieſe Beute beſtund in 2200000 Gul- den an Silber, 3600000 Gulden an Kaufmannswaaren, und 4000000 Gulden an Kriegs- und Schiffsbe- duͤrfniſſen. Die Vortheile, welche die Compagnie zuvor in Weſtindien erhalten hatte, bewog ſie, ſtarke Austheilungen des Gewinnſtes zu machen, als wodurch die Actien, wie man gedachte, ſteigen ſollten. Und weil man der oſtindiſchen Com- pagnie nichts nachgeben wollte, theilte man 20 bis 25 von 100 aus. Da aber die Silberflotte ſolcher Compagnie in die Haͤnde fiel, theil- te ſie 50 von 100 aus; wiewol man, nachdem St. Salvator verloren gegangen war, bereits anfing, die ſtarke Austheilung zu bereuen, Man ſahe ſich genoͤthiget, von den Theil-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [415]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/421>, abgerufen am 25.11.2024.