Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Weinhandel
ihn etliche Jahre liegen, und zieht
ihn endlich wieder einmal ab, und
alsdann bleibt er so. Bey dem er-
sten und abermaligen Abziehen des
ersten Jahrs muß man sich in Acht
nehmen, daß nichts trübes mit un-
ter den klaren Wein komme, weil
er davon leicht trübe und zähe wer-
den kann. Das Klare kann aber
wol ohne Schaden unter das Trü-
be kommen, welches man besonders
auf ein Faß thut, in welchem es
sich mit der Zeit schon abkläret.
Man pfleget auch dem Weine bey
dem Abziehen gern (b) etwas vom
Einschlage zu geben, damit er et-
was zu zehren habe, und vor der
Verderbung verwahret werde, siehe
Einschlag. Den alten Weinen
giebt man nicht gern Einschlag, son-
dern lieber Muscatennüsse. Des-
gleichen will der Wein von Zeit zu
Zeit fleißig (c) gefüllet seyn. Denn
werden die Gefäße nicht voll gehal-
ten: so dringt die Luft, als ein
schädlicher Fremdling, in solchen
Raum, und verzehret das Beste
des Weins, also, daß das übrige
an Kräften geschwächet, herbe,
sauer und kanigt wird. Das Fül-
len muß man alle Wochen ein paar
mal vornehmen. Man muß keinen
alten Wein mit neuem anfüllen;
sondern er muß wenigstens zwey
Jahre alt seyn. Aber neuen Wein
kann man wol mit altem füllen.
Aus Ermangelung des alten Weins,
wenn man ihn nicht so gut haben
kann, füllet man die Fässer mit
saubern Kieselsteinen; die man aber
zuvor in heißem Wasser brühen,
mit einem saubern Besen abscheu-
ern, alsdann wieder im kalten Was-
ser waschen, und mit einem saubern
Tuche abtrocknen muß, da es denn
keines Füllens gebrauchet. Jn der
Weinblüte und Herbstzeit kann man
ihn mit rheinischem, oder Weinhe-
fenbranntwein füllen. Jn ein Faß
von 6 Eimern gießt man etwann
[Spaltenumbruch]
Weinhandel
sechs Löffel voll von dergleichen
Branntwein. Jst der Wein zähe:
so schüttet man wol öfter und et-
was mehr hinein, das hält den
Wein vortrefflich gut. Damit der
Wein in den Fässern nicht verrieche
und also verderbe, muß man oben
den (d) Spund zuschlagen, und
wohl verstopfen, auch kein Faß
eher anstecken, als bis man es ge-
braucht. Der Wein bleibt viel bes-
ser, wenn er fest zugespündet ist;
und sind sonderlich solche Spünde
gut, die inwendig hohl sind. Denn
so darf man die Weine kaum in vier
Wochen einmal füllen. Sonst,
wenn er nicht zugespündet ist, muß
man ihn entweder mit reinen Glas-
scheiben, oder Schiefersteinen zude-
cken, alsdann aber die Woche zwey-
mal füllen. Den Spund muß man
vorher überall fein reinlich abpu-
tzen, und ihn sauber halten. So
muß man auch die (e) Fässer
vom Schimmel und anderer Fäul-
niß saubern.
Zu dem Ende muß
man alle Wochen selbige über und
über abwischen, und die Reifen auf
allen Seiten mit einem spitzigen
Hölzchen abputzen, daß nichts un-
sauberes daran hängen bleibe:
die Tücher, damit man die Fässer ab-
wischet, muß man gleichfalls fleißig
saubern und auswaschen lassen. Um
nun die Fässer reinlich halten
zu können, muß man in dem Wein-
keller (f) die Fässer in guter
Ordnung zusammen legen,
jedoch
so, daß sie einander nicht berüh-
ren, sondern ein jedes von dem an-
dern durch einen guten Zwischen-
raum unterschieden sey, damit man,
wenn es vonnöthen, desto besser
hinter die Fässer kommen kann. Und
weil die Fasser, wenn sie naß in den
Keller kommen, ganz und gar be-
schlagen, und Pilze darauf wach-
sen: so hat man auch fleißig Sorge
zu tragen, daß die (g) Fässer tro-
cken in den Keller geschaffet
wer-

den.

[Spaltenumbruch]

Weinhandel
ihn etliche Jahre liegen, und zieht
ihn endlich wieder einmal ab, und
alsdann bleibt er ſo. Bey dem er-
ſten und abermaligen Abziehen des
erſten Jahrs muß man ſich in Acht
nehmen, daß nichts truͤbes mit un-
ter den klaren Wein komme, weil
er davon leicht truͤbe und zaͤhe wer-
den kann. Das Klare kann aber
wol ohne Schaden unter das Truͤ-
be kommen, welches man beſonders
auf ein Faß thut, in welchem es
ſich mit der Zeit ſchon abklaͤret.
Man pfleget auch dem Weine bey
dem Abziehen gern (b) etwas vom
Einſchlage zu geben, damit er et-
was zu zehren habe, und vor der
Verderbung verwahret werde, ſiehe
Einſchlag. Den alten Weinen
giebt man nicht gern Einſchlag, ſon-
dern lieber Muſcatennuͤſſe. Des-
gleichen will der Wein von Zeit zu
Zeit fleißig (c) gefuͤllet ſeyn. Denn
werden die Gefaͤße nicht voll gehal-
ten: ſo dringt die Luft, als ein
ſchaͤdlicher Fremdling, in ſolchen
Raum, und verzehret das Beſte
des Weins, alſo, daß das uͤbrige
an Kraͤften geſchwaͤchet, herbe,
ſauer und kanigt wird. Das Fuͤl-
len muß man alle Wochen ein paar
mal vornehmen. Man muß keinen
alten Wein mit neuem anfuͤllen;
ſondern er muß wenigſtens zwey
Jahre alt ſeyn. Aber neuen Wein
kann man wol mit altem fuͤllen.
Aus Ermangelung des alten Weins,
wenn man ihn nicht ſo gut haben
kann, fuͤllet man die Faͤſſer mit
ſaubern Kieſelſteinen; die man aber
zuvor in heißem Waſſer bruͤhen,
mit einem ſaubern Beſen abſcheu-
ern, alsdann wieder im kalten Waſ-
ſer waſchen, und mit einem ſaubern
Tuche abtrocknen muß, da es denn
keines Fuͤllens gebrauchet. Jn der
Weinbluͤte und Herbſtzeit kann man
ihn mit rheiniſchem, oder Weinhe-
fenbranntwein fuͤllen. Jn ein Faß
von 6 Eimern gießt man etwann
[Spaltenumbruch]
Weinhandel
ſechs Loͤffel voll von dergleichen
Branntwein. Jſt der Wein zaͤhe:
ſo ſchuͤttet man wol oͤfter und et-
was mehr hinein, das haͤlt den
Wein vortrefflich gut. Damit der
Wein in den Faͤſſern nicht verrieche
und alſo verderbe, muß man oben
den (d) Spund zuſchlagen, und
wohl verſtopfen, auch kein Faß
eher anſtecken, als bis man es ge-
braucht. Der Wein bleibt viel beſ-
ſer, wenn er feſt zugeſpuͤndet iſt;
und ſind ſonderlich ſolche Spuͤnde
gut, die inwendig hohl ſind. Denn
ſo darf man die Weine kaum in vier
Wochen einmal fuͤllen. Sonſt,
wenn er nicht zugeſpuͤndet iſt, muß
man ihn entweder mit reinen Glas-
ſcheiben, oder Schieferſteinen zude-
cken, alsdann aber die Woche zwey-
mal fuͤllen. Den Spund muß man
vorher uͤberall fein reinlich abpu-
tzen, und ihn ſauber halten. So
muß man auch die (e) Faͤſſer
vom Schimmel und anderer Faͤul-
niß ſaubern.
Zu dem Ende muß
man alle Wochen ſelbige uͤber und
uͤber abwiſchen, und die Reifen auf
allen Seiten mit einem ſpitzigen
Hoͤlzchen abputzen, daß nichts un-
ſauberes daran haͤngen bleibe:
die Tuͤcher, damit man die Faͤſſer ab-
wiſchet, muß man gleichfalls fleißig
ſaubern und auswaſchen laſſen. Um
nun die Faͤſſer reinlich halten
zu koͤnnen, muß man in dem Wein-
keller (f) die Faͤſſer in guter
Ordnung zuſammen legen,
jedoch
ſo, daß ſie einander nicht beruͤh-
ren, ſondern ein jedes von dem an-
dern durch einen guten Zwiſchen-
raum unterſchieden ſey, damit man,
wenn es vonnoͤthen, deſto beſſer
hinter die Faͤſſer kommen kann. Und
weil die Faſſer, wenn ſie naß in den
Keller kommen, ganz und gar be-
ſchlagen, und Pilze darauf wach-
ſen: ſo hat man auch fleißig Sorge
zu tragen, daß die (g) Faͤſſer tro-
cken in den Keller geſchaffet
wer-

den.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0402" n="[396]"/><cb n="791"/><fw place="top" type="header">Weinhandel</fw><lb/>
ihn etliche Jahre liegen, und zieht<lb/>
ihn endlich wieder einmal ab, und<lb/>
alsdann bleibt er &#x017F;o. Bey dem er-<lb/>
&#x017F;ten und abermaligen Abziehen des<lb/>
er&#x017F;ten Jahrs muß man &#x017F;ich in Acht<lb/>
nehmen, daß nichts tru&#x0364;bes mit un-<lb/>
ter den klaren Wein komme, weil<lb/>
er davon leicht tru&#x0364;be und za&#x0364;he wer-<lb/>
den kann. Das Klare kann aber<lb/>
wol ohne Schaden unter das Tru&#x0364;-<lb/>
be kommen, welches man be&#x017F;onders<lb/>
auf ein Faß thut, in welchem es<lb/>
&#x017F;ich mit der Zeit &#x017F;chon abkla&#x0364;ret.<lb/>
Man pfleget auch dem Weine bey<lb/>
dem Abziehen gern (<hi rendition="#aq">b</hi>) etwas vom<lb/><hi rendition="#fr">Ein&#x017F;chlage zu geben,</hi> damit er et-<lb/>
was zu zehren habe, und vor der<lb/>
Verderbung verwahret werde, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Ein&#x017F;chlag.</hi> Den alten Weinen<lb/>
giebt man nicht gern Ein&#x017F;chlag, &#x017F;on-<lb/>
dern lieber Mu&#x017F;catennu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Des-<lb/>
gleichen will der Wein von Zeit zu<lb/>
Zeit fleißig (<hi rendition="#aq">c</hi>) gefu&#x0364;llet &#x017F;eyn. Denn<lb/>
werden die Gefa&#x0364;ße nicht voll gehal-<lb/>
ten: &#x017F;o dringt die Luft, als ein<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlicher Fremdling, in &#x017F;olchen<lb/>
Raum, und verzehret das Be&#x017F;te<lb/>
des Weins, al&#x017F;o, daß das u&#x0364;brige<lb/>
an Kra&#x0364;ften ge&#x017F;chwa&#x0364;chet, herbe,<lb/>
&#x017F;auer und kanigt wird. Das Fu&#x0364;l-<lb/>
len muß man alle Wochen ein paar<lb/>
mal vornehmen. Man muß keinen<lb/>
alten Wein mit neuem anfu&#x0364;llen;<lb/>
&#x017F;ondern er muß wenig&#x017F;tens zwey<lb/>
Jahre alt &#x017F;eyn. Aber neuen Wein<lb/>
kann man wol mit altem fu&#x0364;llen.<lb/>
Aus Ermangelung des alten Weins,<lb/>
wenn man ihn nicht &#x017F;o gut haben<lb/>
kann, fu&#x0364;llet man die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er mit<lb/>
&#x017F;aubern Kie&#x017F;el&#x017F;teinen; die man aber<lb/>
zuvor in heißem Wa&#x017F;&#x017F;er bru&#x0364;hen,<lb/>
mit einem &#x017F;aubern Be&#x017F;en ab&#x017F;cheu-<lb/>
ern, alsdann wieder im kalten Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er wa&#x017F;chen, und mit einem &#x017F;aubern<lb/>
Tuche abtrocknen muß, da es denn<lb/>
keines Fu&#x0364;llens gebrauchet. Jn der<lb/>
Weinblu&#x0364;te und Herb&#x017F;tzeit kann man<lb/>
ihn mit rheini&#x017F;chem, oder Weinhe-<lb/>
fenbranntwein fu&#x0364;llen. Jn ein Faß<lb/>
von 6 Eimern gießt man etwann<lb/><cb n="792"/>
<fw place="top" type="header">Weinhandel</fw><lb/>
&#x017F;echs Lo&#x0364;ffel voll von dergleichen<lb/>
Branntwein. J&#x017F;t der Wein za&#x0364;he:<lb/>
&#x017F;o &#x017F;chu&#x0364;ttet man wol o&#x0364;fter und et-<lb/>
was mehr hinein, das ha&#x0364;lt den<lb/>
Wein vortrefflich gut. Damit der<lb/>
Wein in den Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern nicht verrieche<lb/>
und al&#x017F;o verderbe, muß man oben<lb/>
den (<hi rendition="#aq">d</hi>) <hi rendition="#fr">Spund zu&#x017F;chlagen,</hi> und<lb/>
wohl ver&#x017F;topfen, auch kein Faß<lb/>
eher an&#x017F;tecken, als bis man es ge-<lb/>
braucht. Der Wein bleibt viel be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er, wenn er fe&#x017F;t zuge&#x017F;pu&#x0364;ndet i&#x017F;t;<lb/>
und &#x017F;ind &#x017F;onderlich &#x017F;olche Spu&#x0364;nde<lb/>
gut, die inwendig hohl &#x017F;ind. Denn<lb/>
&#x017F;o darf man die Weine kaum in vier<lb/>
Wochen einmal fu&#x0364;llen. Son&#x017F;t,<lb/>
wenn er nicht zuge&#x017F;pu&#x0364;ndet i&#x017F;t, muß<lb/>
man ihn entweder mit reinen Glas-<lb/>
&#x017F;cheiben, oder Schiefer&#x017F;teinen zude-<lb/>
cken, alsdann aber die Woche zwey-<lb/>
mal fu&#x0364;llen. Den Spund muß man<lb/>
vorher u&#x0364;berall fein reinlich abpu-<lb/>
tzen, und ihn &#x017F;auber halten. So<lb/>
muß man auch die (<hi rendition="#aq">e</hi>) <hi rendition="#fr">Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er<lb/>
vom Schimmel und anderer Fa&#x0364;ul-<lb/>
niß &#x017F;aubern.</hi> Zu dem Ende muß<lb/>
man alle Wochen &#x017F;elbige u&#x0364;ber und<lb/>
u&#x0364;ber abwi&#x017F;chen, und die Reifen auf<lb/>
allen Seiten mit einem &#x017F;pitzigen<lb/>
Ho&#x0364;lzchen abputzen, daß nichts un-<lb/>
&#x017F;auberes daran ha&#x0364;ngen bleibe:<lb/>
die Tu&#x0364;cher, damit man die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er ab-<lb/>
wi&#x017F;chet, muß man gleichfalls fleißig<lb/>
&#x017F;aubern und auswa&#x017F;chen la&#x017F;&#x017F;en. Um<lb/>
nun die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er reinlich halten<lb/>
zu ko&#x0364;nnen, muß man in dem Wein-<lb/>
keller (<hi rendition="#aq">f</hi>) <hi rendition="#fr">die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er in guter<lb/>
Ordnung zu&#x017F;ammen legen,</hi> jedoch<lb/>
&#x017F;o, daß &#x017F;ie einander nicht beru&#x0364;h-<lb/>
ren, &#x017F;ondern ein jedes von dem an-<lb/>
dern durch einen guten Zwi&#x017F;chen-<lb/>
raum unter&#x017F;chieden &#x017F;ey, damit man,<lb/>
wenn es vonno&#x0364;then, de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
hinter die Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er kommen kann. Und<lb/>
weil die Fa&#x017F;&#x017F;er, wenn &#x017F;ie naß in den<lb/>
Keller kommen, ganz und gar be-<lb/>
&#x017F;chlagen, und Pilze darauf wach-<lb/>
&#x017F;en: &#x017F;o hat man auch fleißig Sorge<lb/>
zu tragen, daß die (<hi rendition="#aq">g</hi>) <hi rendition="#fr">Fa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er tro-<lb/>
cken in den Keller ge&#x017F;chaffet</hi> wer-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den.</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[396]/0402] Weinhandel Weinhandel ihn etliche Jahre liegen, und zieht ihn endlich wieder einmal ab, und alsdann bleibt er ſo. Bey dem er- ſten und abermaligen Abziehen des erſten Jahrs muß man ſich in Acht nehmen, daß nichts truͤbes mit un- ter den klaren Wein komme, weil er davon leicht truͤbe und zaͤhe wer- den kann. Das Klare kann aber wol ohne Schaden unter das Truͤ- be kommen, welches man beſonders auf ein Faß thut, in welchem es ſich mit der Zeit ſchon abklaͤret. Man pfleget auch dem Weine bey dem Abziehen gern (b) etwas vom Einſchlage zu geben, damit er et- was zu zehren habe, und vor der Verderbung verwahret werde, ſiehe Einſchlag. Den alten Weinen giebt man nicht gern Einſchlag, ſon- dern lieber Muſcatennuͤſſe. Des- gleichen will der Wein von Zeit zu Zeit fleißig (c) gefuͤllet ſeyn. Denn werden die Gefaͤße nicht voll gehal- ten: ſo dringt die Luft, als ein ſchaͤdlicher Fremdling, in ſolchen Raum, und verzehret das Beſte des Weins, alſo, daß das uͤbrige an Kraͤften geſchwaͤchet, herbe, ſauer und kanigt wird. Das Fuͤl- len muß man alle Wochen ein paar mal vornehmen. Man muß keinen alten Wein mit neuem anfuͤllen; ſondern er muß wenigſtens zwey Jahre alt ſeyn. Aber neuen Wein kann man wol mit altem fuͤllen. Aus Ermangelung des alten Weins, wenn man ihn nicht ſo gut haben kann, fuͤllet man die Faͤſſer mit ſaubern Kieſelſteinen; die man aber zuvor in heißem Waſſer bruͤhen, mit einem ſaubern Beſen abſcheu- ern, alsdann wieder im kalten Waſ- ſer waſchen, und mit einem ſaubern Tuche abtrocknen muß, da es denn keines Fuͤllens gebrauchet. Jn der Weinbluͤte und Herbſtzeit kann man ihn mit rheiniſchem, oder Weinhe- fenbranntwein fuͤllen. Jn ein Faß von 6 Eimern gießt man etwann ſechs Loͤffel voll von dergleichen Branntwein. Jſt der Wein zaͤhe: ſo ſchuͤttet man wol oͤfter und et- was mehr hinein, das haͤlt den Wein vortrefflich gut. Damit der Wein in den Faͤſſern nicht verrieche und alſo verderbe, muß man oben den (d) Spund zuſchlagen, und wohl verſtopfen, auch kein Faß eher anſtecken, als bis man es ge- braucht. Der Wein bleibt viel beſ- ſer, wenn er feſt zugeſpuͤndet iſt; und ſind ſonderlich ſolche Spuͤnde gut, die inwendig hohl ſind. Denn ſo darf man die Weine kaum in vier Wochen einmal fuͤllen. Sonſt, wenn er nicht zugeſpuͤndet iſt, muß man ihn entweder mit reinen Glas- ſcheiben, oder Schieferſteinen zude- cken, alsdann aber die Woche zwey- mal fuͤllen. Den Spund muß man vorher uͤberall fein reinlich abpu- tzen, und ihn ſauber halten. So muß man auch die (e) Faͤſſer vom Schimmel und anderer Faͤul- niß ſaubern. Zu dem Ende muß man alle Wochen ſelbige uͤber und uͤber abwiſchen, und die Reifen auf allen Seiten mit einem ſpitzigen Hoͤlzchen abputzen, daß nichts un- ſauberes daran haͤngen bleibe: die Tuͤcher, damit man die Faͤſſer ab- wiſchet, muß man gleichfalls fleißig ſaubern und auswaſchen laſſen. Um nun die Faͤſſer reinlich halten zu koͤnnen, muß man in dem Wein- keller (f) die Faͤſſer in guter Ordnung zuſammen legen, jedoch ſo, daß ſie einander nicht beruͤh- ren, ſondern ein jedes von dem an- dern durch einen guten Zwiſchen- raum unterſchieden ſey, damit man, wenn es vonnoͤthen, deſto beſſer hinter die Faͤſſer kommen kann. Und weil die Faſſer, wenn ſie naß in den Keller kommen, ganz und gar be- ſchlagen, und Pilze darauf wach- ſen: ſo hat man auch fleißig Sorge zu tragen, daß die (g) Faͤſſer tro- cken in den Keller geſchaffet wer- den.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/402
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [396]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/402>, abgerufen am 22.12.2024.