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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wein
gerechnet. Er wird zum Theil von
den Europäern, vornehmlich von
den Engländern und Holländern,
abgehohlet, die ihn zuweilen unmit-
telbar aus Madera hohlen; am
oftersten aber in Portugal laden:
Zum Theil aber wird er von den
Portugiesen selbst nach den africa-
nischen Küsten, wo sie große Eta-
blissements haben, und nach Bra-
silien geführet; in welchem letzten
Lande jedoch jede Pipe über 8 Pi-
stolen Einfahrtszoll geben muß,
welches macht, daß er daselbst sehr
theuer ist. 7) Jn Deutschland be-
hält (a) der Rheinwein oder rhei-
nische Wein,
und unter solchen
der Hochheimer bey Maynz, und
nach solchem der Kostheimer- den
Preiß. Die Rbeingauer sind auch
vortreffliche Weine, und wachsen
längst dem Rheine hinunter von
Maynz bis Bacharach: Für den
besten hält man den rudesheimer,
welcher der Stadt Bingen gegen-
über gebauet wird; nächst diesem
den Johannesberger; wie auch die
zwischen Erpach, Hattenheim und
Markbrunn; welchen der rauen-
thaler
und neuendorfer folget.
Von den rheingauer Weinen insge-
samt ist merkwürdig, daß sie die zwey
ersten Jahre sehr sauer sind, nach
mals aber immer lieblicher werden.
Uebrigens bemerken wir, daß, wenn
von dem herrlichen Rheinweine, und
denen Orten, wo solcher am besten
wächst, die Rede ist; solches von
den niederrheinischen Kreislanden
verstanden werden muß. Unter den
Weinen in den oberrheinischen
Landen, gedenken wir der (b) elsas-
ser Weine.
Es wachsen aber die
desten elsasser Weine sonderlich um
Roßheim in Nieder- und um Türk-
heim in Oberelsaß; bey Kaisersberg
aber in Oberelsaß soll der beste Wein
wachsen. Noch rechnet man unter
die besten elsasser Weine, welche
nicht unangenehm und bey mäßigem
[Spaltenumbruch]
Wein
Gebrauche auch unschädlich sind,
die reichsfeldischen, bliensweilleri-
schen, gebweillerischen, ingleichen
die dambachischen, und die auf den
sturmischen Hügeln wachsen. Jn-
dessen sind die elsasser Weine nicht
so gut, als die eigentlich sogenann-
ten Rheinweine, und kommen auch
nicht weit, außer wenn solche von
gewinnsüchtigen Weinhändlern zur
Vermischung unter andere bessere
Weine gebrauchet werden. Die
gefürstete Grafschaft (c) Müm-
pelgard
zeuget ebenfalls einen gu-
ten Wein, um Hericourt und Ma-
gni d' Anegon herum. Jn der
(d) Wetterau hat es in manchen
Gegenden ganz schönen Weinwuchs,
wie denn die mühlbacher, hirsch-
heimer, nierensteiner,
und hoch-
städter
Weine bekannt, ob freylich
wohl nicht in so herrlicher Güte
und Menge sind, wie etwann die in
der (e) Unterpfalz, die wegen des
Bacharacher Weins insonderheit
berühmt, der in hohem Werthe ge-
halten wird; oder sonst in den
niederrheinischen Provinzen: Und
(f) Hessen bauet auch etwas Wein,
welcher aber weder an Menge des
Wuchses, noch an Güte des Ge-
schmacks, ein Rheinwein ist. (g) Die
Kocher- und (h) Neckarweine in
Schwaben sind zwar schwach, je-
doch an Geschmacke desto angeneh-
mer, und zum Schmausen am ge-
schicktesten. Sie werden vornehm-
lich um Marpach, in dem Rems-
thale, und Neckarthale, im Zaber-
gow, um Stuttgard, um Bracken-
heim, um Uhlbach etc. erzeuget. Der
beste unter den Neckarweinen ist der
Heilbrunner, Eßlinger, und das
bey dem Dorfe Stetten im Rems-
thale wachsende Brodtwasser; so
weiß von Farbe und sehr stark ist.
Weil sich aber diese Weine nicht
lange halten: so werden sie nur den
nächsten Nachbarn, insonderheit den
Bayern und Schweizern, mitge-

theilet.

[Spaltenumbruch]

Wein
gerechnet. Er wird zum Theil von
den Europaͤern, vornehmlich von
den Englaͤndern und Hollaͤndern,
abgehohlet, die ihn zuweilen unmit-
telbar aus Madera hohlen; am
ofterſten aber in Portugal laden:
Zum Theil aber wird er von den
Portugieſen ſelbſt nach den africa-
niſchen Kuͤſten, wo ſie große Eta-
bliſſements haben, und nach Bra-
ſilien gefuͤhret; in welchem letzten
Lande jedoch jede Pipe uͤber 8 Pi-
ſtolen Einfahrtszoll geben muß,
welches macht, daß er daſelbſt ſehr
theuer iſt. 7) Jn Deutſchland be-
haͤlt (a) der Rheinwein oder rhei-
niſche Wein,
und unter ſolchen
der Hochheimer bey Maynz, und
nach ſolchem der Koſtheimer- den
Preiß. Die Rbeingauer ſind auch
vortreffliche Weine, und wachſen
laͤngſt dem Rheine hinunter von
Maynz bis Bacharach: Fuͤr den
beſten haͤlt man den rudesheimer,
welcher der Stadt Bingen gegen-
uͤber gebauet wird; naͤchſt dieſem
den Johannesberger; wie auch die
zwiſchen Erpach, Hattenheim und
Markbrunn; welchen der rauen-
thaler
und neuendorfer folget.
Von den rheingauer Weinen insge-
ſamt iſt merkwuͤrdig, daß ſie die zwey
erſten Jahre ſehr ſauer ſind, nach
mals aber immer lieblicher werden.
Uebrigens bemerken wir, daß, wenn
von dem herrlichen Rheinweine, und
denen Orten, wo ſolcher am beſten
waͤchſt, die Rede iſt; ſolches von
den niederrheiniſchen Kreislanden
verſtanden werden muß. Unter den
Weinen in den oberrheiniſchen
Landen, gedenken wir der (b) elſaſ-
ſer Weine.
Es wachſen aber die
deſten elſaſſer Weine ſonderlich um
Roßheim in Nieder- und um Tuͤrk-
heim in Oberelſaß; bey Kaiſersberg
aber in Oberelſaß ſoll der beſte Wein
wachſen. Noch rechnet man unter
die beſten elſaſſer Weine, welche
nicht unangenehm und bey maͤßigem
[Spaltenumbruch]
Wein
Gebrauche auch unſchaͤdlich ſind,
die reichsfeldiſchen, bliensweilleri-
ſchen, gebweilleriſchen, ingleichen
die dambachiſchen, und die auf den
ſturmiſchen Huͤgeln wachſen. Jn-
deſſen ſind die elſaſſer Weine nicht
ſo gut, als die eigentlich ſogenann-
ten Rheinweine, und kommen auch
nicht weit, außer wenn ſolche von
gewinnſuͤchtigen Weinhaͤndlern zur
Vermiſchung unter andere beſſere
Weine gebrauchet werden. Die
gefuͤrſtete Grafſchaft (c) Muͤm-
pelgard
zeuget ebenfalls einen gu-
ten Wein, um Hericourt und Ma-
gni d’ Anegon herum. Jn der
(d) Wetterau hat es in manchen
Gegenden ganz ſchoͤnen Weinwuchs,
wie denn die muͤhlbacher, hirſch-
heimer, nierenſteiner,
und hoch-
ſtaͤdter
Weine bekannt, ob freylich
wohl nicht in ſo herrlicher Guͤte
und Menge ſind, wie etwann die in
der (e) Unterpfalz, die wegen des
Bacharacher Weins inſonderheit
beruͤhmt, der in hohem Werthe ge-
halten wird; oder ſonſt in den
niederrheiniſchen Provinzen: Und
(f) Heſſen bauet auch etwas Wein,
welcher aber weder an Menge des
Wuchſes, noch an Guͤte des Ge-
ſchmacks, ein Rheinwein iſt. (g) Die
Kocher- und (h) Neckarweine in
Schwaben ſind zwar ſchwach, je-
doch an Geſchmacke deſto angeneh-
mer, und zum Schmauſen am ge-
ſchickteſten. Sie werden vornehm-
lich um Marpach, in dem Rems-
thale, und Neckarthale, im Zaber-
gow, um Stuttgard, um Bracken-
heim, um Uhlbach ꝛc. erzeuget. Der
beſte unter den Neckarweinen iſt der
Heilbrunner, Eßlinger, und das
bey dem Dorfe Stetten im Rems-
thale wachſende Brodtwaſſer; ſo
weiß von Farbe und ſehr ſtark iſt.
Weil ſich aber dieſe Weine nicht
lange halten: ſo werden ſie nur den
naͤchſten Nachbarn, inſonderheit den
Bayern und Schweizern, mitge-

theilet.
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[[388]/0394] Wein Wein gerechnet. Er wird zum Theil von den Europaͤern, vornehmlich von den Englaͤndern und Hollaͤndern, abgehohlet, die ihn zuweilen unmit- telbar aus Madera hohlen; am ofterſten aber in Portugal laden: Zum Theil aber wird er von den Portugieſen ſelbſt nach den africa- niſchen Kuͤſten, wo ſie große Eta- bliſſements haben, und nach Bra- ſilien gefuͤhret; in welchem letzten Lande jedoch jede Pipe uͤber 8 Pi- ſtolen Einfahrtszoll geben muß, welches macht, daß er daſelbſt ſehr theuer iſt. 7) Jn Deutſchland be- haͤlt (a) der Rheinwein oder rhei- niſche Wein, und unter ſolchen der Hochheimer bey Maynz, und nach ſolchem der Koſtheimer- den Preiß. Die Rbeingauer ſind auch vortreffliche Weine, und wachſen laͤngſt dem Rheine hinunter von Maynz bis Bacharach: Fuͤr den beſten haͤlt man den rudesheimer, welcher der Stadt Bingen gegen- uͤber gebauet wird; naͤchſt dieſem den Johannesberger; wie auch die zwiſchen Erpach, Hattenheim und Markbrunn; welchen der rauen- thaler und neuendorfer folget. Von den rheingauer Weinen insge- ſamt iſt merkwuͤrdig, daß ſie die zwey erſten Jahre ſehr ſauer ſind, nach mals aber immer lieblicher werden. Uebrigens bemerken wir, daß, wenn von dem herrlichen Rheinweine, und denen Orten, wo ſolcher am beſten waͤchſt, die Rede iſt; ſolches von den niederrheiniſchen Kreislanden verſtanden werden muß. Unter den Weinen in den oberrheiniſchen Landen, gedenken wir der (b) elſaſ- ſer Weine. Es wachſen aber die deſten elſaſſer Weine ſonderlich um Roßheim in Nieder- und um Tuͤrk- heim in Oberelſaß; bey Kaiſersberg aber in Oberelſaß ſoll der beſte Wein wachſen. Noch rechnet man unter die beſten elſaſſer Weine, welche nicht unangenehm und bey maͤßigem Gebrauche auch unſchaͤdlich ſind, die reichsfeldiſchen, bliensweilleri- ſchen, gebweilleriſchen, ingleichen die dambachiſchen, und die auf den ſturmiſchen Huͤgeln wachſen. Jn- deſſen ſind die elſaſſer Weine nicht ſo gut, als die eigentlich ſogenann- ten Rheinweine, und kommen auch nicht weit, außer wenn ſolche von gewinnſuͤchtigen Weinhaͤndlern zur Vermiſchung unter andere beſſere Weine gebrauchet werden. Die gefuͤrſtete Grafſchaft (c) Muͤm- pelgard zeuget ebenfalls einen gu- ten Wein, um Hericourt und Ma- gni d’ Anegon herum. Jn der (d) Wetterau hat es in manchen Gegenden ganz ſchoͤnen Weinwuchs, wie denn die muͤhlbacher, hirſch- heimer, nierenſteiner, und hoch- ſtaͤdter Weine bekannt, ob freylich wohl nicht in ſo herrlicher Guͤte und Menge ſind, wie etwann die in der (e) Unterpfalz, die wegen des Bacharacher Weins inſonderheit beruͤhmt, der in hohem Werthe ge- halten wird; oder ſonſt in den niederrheiniſchen Provinzen: Und (f) Heſſen bauet auch etwas Wein, welcher aber weder an Menge des Wuchſes, noch an Guͤte des Ge- ſchmacks, ein Rheinwein iſt. (g) Die Kocher- und (h) Neckarweine in Schwaben ſind zwar ſchwach, je- doch an Geſchmacke deſto angeneh- mer, und zum Schmauſen am ge- ſchickteſten. Sie werden vornehm- lich um Marpach, in dem Rems- thale, und Neckarthale, im Zaber- gow, um Stuttgard, um Bracken- heim, um Uhlbach ꝛc. erzeuget. Der beſte unter den Neckarweinen iſt der Heilbrunner, Eßlinger, und das bey dem Dorfe Stetten im Rems- thale wachſende Brodtwaſſer; ſo weiß von Farbe und ſehr ſtark iſt. Weil ſich aber dieſe Weine nicht lange halten: ſo werden ſie nur den naͤchſten Nachbarn, inſonderheit den Bayern und Schweizern, mitge- theilet.

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [388]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/394>, abgerufen am 22.12.2024.