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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weihrauchrinde
te (b) Judenweihrauch aber ist
nichts anders, als rother Storax,
siehe Storax. Eine (c) ganz aus-
serordentliche Gattung von Weih-
rauch ist diejenige, so in Mähren
gefunden wird, indem solche nicht
wie in Arabien von Bäumen ge-
sammlet, sondern aus der Erde ge-
graben wird, und zwar dem arabi-
schen an Kraft und Wirkung nicht
gleich kömmt, wohl aber an Ge-
ruch. Jn den ältern Zeiten ist die-
ser Weihrauch an verschiedenen Or-
ten in Mähren gegraben worden;
heutiges Tages aber findet man
noch eine Art davon in dem olmü-
tzer und brünner Kreise, wo näm-
lich bey Boskowitz und Czernahora
die Alaune aus der Erde gegra-
ben wird, da dergleichen Weihrauch
von den schwarzen Erdklößen, ehe
man die Alaune heraus kochet, pfle-
get abgeschabt und gesammlet zu
werden; wiewol man auch noch
dergleichen in den Wäldern bey
Brunow, in dem rhadischen Kreise,
finden will, so ganz schwarz ausse-
hen soll, und dessen Geruch beson-
ders die Schlangen nicht vertragen
können.

Weihrauchrinde, s. Thymiama.

Weimar, Stadt, siehe Weymar.

Wein, lat. Vinum, franz. Vin,
ital. Vino, ist eigentlich der aus
den Trauben, als der Frucht des
Weinstocks, ausgepreßte Saft,
nachdem er vergohren hat, siehe
Weintraube. Denn, ob zwar
auch verschiedene andere zubereitete
Getränke, so an vielen, insonder-
heit denen Orten, wo kein Wein-
wachs ist, die Schleckerey, oder
die Noth erfunden hat, und die
also an den letztern Orten des
Weins Stelle vertreten müssen,
als der Apfel- und Birnwein, so
in Frankreich und England häufig
gemacht wird, siehe Cidre; wie
auch der Palmwein, so aus einer
gewissen Art Palmbäume, in bey-
[Spaltenumbruch]

Wein
den Jndien gezapfet wird; ferner
der Cocoswein, und andere, eben-
falls (I) den Namen Wein führen:
so sind doch alle dergleichen Geträn-
ke nur uneigentlich sogenannte
Weine,
mit denen wir hier nichts
zu thun haben, indem wir bloß von
den eigentlich sogenannten Wei-
nen
handeln werden. Die (II) Be-
reitung
derselben geschieht also:
die Trauben, wenn sie reif gewor-
den, werden abgeschnitten; in Zo-
ber oder Bodemen geschüttet; dar-
inn gestampfet, oder getreten;
nachmals auf die Presse gebracht,
und der übrige Saft ausgepresset;
mit einander in Fässer, die nicht
ganz gefüllet, gefasset, bis er
vergohren hat; alsdann erst die
Fässer voll gemacht; der Spund
zugeschlagen; und der Wein einge-
kellert. Was (III) aus dem Zober
von den Trauben, ehe sie noch ge-
stampfet oder getreten werden, von
selbst abläuft, wird der 1) Vorlauf,
franz. Mere-goutte, und mit dem,
was von dem Treten abläuft, der
(2) Vorschuß, franz. Surmonst,
oder Monst, genennet, und ist das
beste; was aber ausgepreßt wird,
heißt der (3) Nachdruck, franz.
Vin de pressurage: und diese müssen
bey dem Fassen gleich unter einan-
der vertheilet und gegossen werden,
damit nicht das Gute allein, und
das Geringe auch absonderlich blei-
be; man wollte denn mit Fleiß
zwey- oder dreyerley Weine behal-
ten. Wenn die Trauben wohl aus-
gepresset sind, wird Wasser auf die
Hülsen gegossen, und sie nochmals
ausgepresset, woraus (4) Lauer,
Lurke, Lorke,
oder Tresterwein,
lat. Lora, Acinaceum, franz. Pi-
quette
,
oder Brisson, wird. Der
unvergohrne Wein heißt (5) Most,
franz. Vin doux; ein neuer und
nicht ausgelegener Wein wird ein
(6) grüner Wein; wenn er aber
alt geworden ist, und sich ausgele-

gen

[Spaltenumbruch]

Weihrauchrinde
te (b) Judenweihrauch aber iſt
nichts anders, als rother Storax,
ſiehe Storax. Eine (c) ganz auſ-
ſerordentliche Gattung von Weih-
rauch iſt diejenige, ſo in Maͤhren
gefunden wird, indem ſolche nicht
wie in Arabien von Baͤumen ge-
ſammlet, ſondern aus der Erde ge-
graben wird, und zwar dem arabi-
ſchen an Kraft und Wirkung nicht
gleich koͤmmt, wohl aber an Ge-
ruch. Jn den aͤltern Zeiten iſt die-
ſer Weihrauch an verſchiedenen Or-
ten in Maͤhren gegraben worden;
heutiges Tages aber findet man
noch eine Art davon in dem olmuͤ-
tzer und bruͤnner Kreiſe, wo naͤm-
lich bey Boskowitz und Czernahora
die Alaune aus der Erde gegra-
ben wird, da dergleichen Weihrauch
von den ſchwarzen Erdkloͤßen, ehe
man die Alaune heraus kochet, pfle-
get abgeſchabt und geſammlet zu
werden; wiewol man auch noch
dergleichen in den Waͤldern bey
Brunow, in dem rhadiſchen Kreiſe,
finden will, ſo ganz ſchwarz ausſe-
hen ſoll, und deſſen Geruch beſon-
ders die Schlangen nicht vertragen
koͤnnen.

Weihrauchrinde, ſ. Thymiama.

Weimar, Stadt, ſiehe Weymar.

Wein, lat. Vinum, franz. Vin,
ital. Vino, iſt eigentlich der aus
den Trauben, als der Frucht des
Weinſtocks, ausgepreßte Saft,
nachdem er vergohren hat, ſiehe
Weintraube. Denn, ob zwar
auch verſchiedene andere zubereitete
Getraͤnke, ſo an vielen, inſonder-
heit denen Orten, wo kein Wein-
wachs iſt, die Schleckerey, oder
die Noth erfunden hat, und die
alſo an den letztern Orten des
Weins Stelle vertreten muͤſſen,
als der Apfel- und Birnwein, ſo
in Frankreich und England haͤufig
gemacht wird, ſiehe Cidre; wie
auch der Palmwein, ſo aus einer
gewiſſen Art Palmbaͤume, in bey-
[Spaltenumbruch]

Wein
den Jndien gezapfet wird; ferner
der Cocoswein, und andere, eben-
falls (I) den Namen Wein fuͤhren:
ſo ſind doch alle dergleichen Getraͤn-
ke nur uneigentlich ſogenannte
Weine,
mit denen wir hier nichts
zu thun haben, indem wir bloß von
den eigentlich ſogenannten Wei-
nen
handeln werden. Die (II) Be-
reitung
derſelben geſchieht alſo:
die Trauben, wenn ſie reif gewor-
den, werden abgeſchnitten; in Zo-
ber oder Bodemen geſchuͤttet; dar-
inn geſtampfet, oder getreten;
nachmals auf die Preſſe gebracht,
und der uͤbrige Saft ausgepreſſet;
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ganz gefuͤllet, gefaſſet, bis er
vergohren hat; alsdann erſt die
Faͤſſer voll gemacht; der Spund
zugeſchlagen; und der Wein einge-
kellert. Was (III) aus dem Zober
von den Trauben, ehe ſie noch ge-
ſtampfet oder getreten werden, von
ſelbſt ablaͤuft, wird der 1) Vorlauf,
franz. Mere-goutte, und mit dem,
was von dem Treten ablaͤuft, der
(2) Vorſchuß, franz. Surmonſt,
oder Monſt, genennet, und iſt das
beſte; was aber ausgepreßt wird,
heißt der (3) Nachdruck, franz.
Vin de preſſurage: und dieſe muͤſſen
bey dem Faſſen gleich unter einan-
der vertheilet und gegoſſen werden,
damit nicht das Gute allein, und
das Geringe auch abſonderlich blei-
be; man wollte denn mit Fleiß
zwey- oder dreyerley Weine behal-
ten. Wenn die Trauben wohl aus-
gepreſſet ſind, wird Waſſer auf die
Huͤlſen gegoſſen, und ſie nochmals
ausgepreſſet, woraus (4) Lauer,
Lurke, Lorke,
oder Treſterwein,
lat. Lora, Acinaceum, franz. Pi-
quette
,
oder Briſſon, wird. Der
unvergohrne Wein heißt (5) Moſt,
franz. Vin doux; ein neuer und
nicht ausgelegener Wein wird ein
(6) gruͤner Wein; wenn er aber
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[[382]/0388] Weihrauchrinde Wein te (b) Judenweihrauch aber iſt nichts anders, als rother Storax, ſiehe Storax. Eine (c) ganz auſ- ſerordentliche Gattung von Weih- rauch iſt diejenige, ſo in Maͤhren gefunden wird, indem ſolche nicht wie in Arabien von Baͤumen ge- ſammlet, ſondern aus der Erde ge- graben wird, und zwar dem arabi- ſchen an Kraft und Wirkung nicht gleich koͤmmt, wohl aber an Ge- ruch. Jn den aͤltern Zeiten iſt die- ſer Weihrauch an verſchiedenen Or- ten in Maͤhren gegraben worden; heutiges Tages aber findet man noch eine Art davon in dem olmuͤ- tzer und bruͤnner Kreiſe, wo naͤm- lich bey Boskowitz und Czernahora die Alaune aus der Erde gegra- ben wird, da dergleichen Weihrauch von den ſchwarzen Erdkloͤßen, ehe man die Alaune heraus kochet, pfle- get abgeſchabt und geſammlet zu werden; wiewol man auch noch dergleichen in den Waͤldern bey Brunow, in dem rhadiſchen Kreiſe, finden will, ſo ganz ſchwarz ausſe- hen ſoll, und deſſen Geruch beſon- ders die Schlangen nicht vertragen koͤnnen. Weihrauchrinde, ſ. Thymiama. Weimar, Stadt, ſiehe Weymar. Wein, lat. Vinum, franz. Vin, ital. Vino, iſt eigentlich der aus den Trauben, als der Frucht des Weinſtocks, ausgepreßte Saft, nachdem er vergohren hat, ſiehe Weintraube. Denn, ob zwar auch verſchiedene andere zubereitete Getraͤnke, ſo an vielen, inſonder- heit denen Orten, wo kein Wein- wachs iſt, die Schleckerey, oder die Noth erfunden hat, und die alſo an den letztern Orten des Weins Stelle vertreten muͤſſen, als der Apfel- und Birnwein, ſo in Frankreich und England haͤufig gemacht wird, ſiehe Cidre; wie auch der Palmwein, ſo aus einer gewiſſen Art Palmbaͤume, in bey- den Jndien gezapfet wird; ferner der Cocoswein, und andere, eben- falls (I) den Namen Wein fuͤhren: ſo ſind doch alle dergleichen Getraͤn- ke nur uneigentlich ſogenannte Weine, mit denen wir hier nichts zu thun haben, indem wir bloß von den eigentlich ſogenannten Wei- nen handeln werden. Die (II) Be- reitung derſelben geſchieht alſo: die Trauben, wenn ſie reif gewor- den, werden abgeſchnitten; in Zo- ber oder Bodemen geſchuͤttet; dar- inn geſtampfet, oder getreten; nachmals auf die Preſſe gebracht, und der uͤbrige Saft ausgepreſſet; mit einander in Faͤſſer, die nicht ganz gefuͤllet, gefaſſet, bis er vergohren hat; alsdann erſt die Faͤſſer voll gemacht; der Spund zugeſchlagen; und der Wein einge- kellert. Was (III) aus dem Zober von den Trauben, ehe ſie noch ge- ſtampfet oder getreten werden, von ſelbſt ablaͤuft, wird der 1) Vorlauf, franz. Mere-goutte, und mit dem, was von dem Treten ablaͤuft, der (2) Vorſchuß, franz. Surmonſt, oder Monſt, genennet, und iſt das beſte; was aber ausgepreßt wird, heißt der (3) Nachdruck, franz. Vin de preſſurage: und dieſe muͤſſen bey dem Faſſen gleich unter einan- der vertheilet und gegoſſen werden, damit nicht das Gute allein, und das Geringe auch abſonderlich blei- be; man wollte denn mit Fleiß zwey- oder dreyerley Weine behal- ten. Wenn die Trauben wohl aus- gepreſſet ſind, wird Waſſer auf die Huͤlſen gegoſſen, und ſie nochmals ausgepreſſet, woraus (4) Lauer, Lurke, Lorke, oder Treſterwein, lat. Lora, Acinaceum, franz. Pi- quette, oder Briſſon, wird. Der unvergohrne Wein heißt (5) Moſt, franz. Vin doux; ein neuer und nicht ausgelegener Wein wird ein (6) gruͤner Wein; wenn er aber alt geworden iſt, und ſich ausgele- gen

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/388>, abgerufen am 25.11.2024.