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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Weide
erkennen, indem etliches gekerbt,
anderes gleich, etliches lang, ande-
res breitlich, etliches weißlicht, und
anderes grünlicht ist: daher sie auch
unterschiedene Namen bekommen,
und Bind-Busch- oder Saal-
Glas-Rosen-Bruch-Pappel-
Haar-Rhein-Krebs-Bach-
Sand-
und Goldweiden heißen.
Jn die Handlung kommen davon
solgende Stücke: 1) das Holz, wel-
ches einen vielfältigen Nutzen hat,
indem es nicht nur zur Feurung,
sondern auch zu Zäunen, Pfählen,
absonderlich bey Wassergebäuden;
ferner den Böttchern zu mancherley
Reifen und Bändern; den Korbma-
chern zu ihrer Arbeit; und den
Gärtnern zum Anbinden, dienet:
2) die Kohlen, welche zum Schieß-
pulvermachen sehr gut sind: 3)
die Blätter: 4) die Rinde: 5) die
Zäpflein: und 6) der Miftel, wel-
cher letztere aber selten gefunden
wird, die insgesamt zur Arztney
bisweilen gebraucht werden.

Weide, oder Wiede, ingleichen
Wau, franz. Gaude, oder Herbe
jaune
,
lat. Luteola, ein Kraut,
das aus seiner Wurzel länglichte
und schmale Blätter treibt, die sich
gar gelinde anfühlen lassen. Zwi-
schen denselben erheben sich auf drey
Fuß hohe Stengel, die hart, grün,
ästig, und mit Blättern besetzt sind,
welche sehr viel kleiner, als die un-
tersten, und auf den Spitzen gar
kleine Blumen bringen, die aus vie-
len ungleichen, gar schöne gelben
Blätterchen bestehen; nach densel-
ben folgen Hülsen, oder Capseln,
die fast ganz rund und an dem En-
de mit drey Spitzen versehen sind,
und dünne, beynahe ganz und gar
runde schwärzlichte Saamen be-
schließen. Das ganze Kraut wird
gelb, wenn es dürre worden ist.
Es wächst theils von sich selbst,
theils aber wird es gebauet. Sein
eigentlicher Geburtsort ist Frank-
[Spaltenumbruch]

Weide
reich, wo es in den meisten Land-
schaften wächst. Jnsonderheit wächst
es häufig auf fünf oder sechs Mei-
len um Paris herum, absonderlich
gegen Pontoise von selbst. Jedoch
ist das, so man bauet, weit besser,
als das, welches ohne Beyhülfe
einiger Wartung hervor kömmt.
Jn der Picardie, und an vielen an-
dern Orten mehr, wird es in feistem
Lande gebauet und trocken versen-
det. Jn den warmen Ländern fin-
det man selbiges öfters schon tro-
cken genug, wenn es eingesammlet
wird, so in den Monaten Junius
und Julius geschieht; in den kal-
ten Ländern aber muß man es dör-
ren. Es muß recht zeitig seyn;
auch muß man acht haben, daß es
nicht feucht, oder naß werde, nach-
dem es eingesammlet worden. Die
Färber gebrauchen die Weide, oder
Wau, zum Gelbfärben der Zeuge
und Tücher. Es wird aber auch
die Seide, die Wolle und das
Garn mit Weide oder Wau gefär-
bet. Jnsonderheit müssen die Se-
ladon-Apfel-Meer-blaß-und licht-
grünen erstlich alauniret, sodann
mit Weide, oder Saturey, gefärbet,
und endlich in eine Küpe von Jndi-
go geleget werden. Es machet die
Weide das beste gelb von der Art,
die man jaune franc nennet, siehe
Gelb. Das Gelbfärben mit der
Weide
geschieht auf folgende Art:
Nachdem die Wolle oder der Zeug
im Sude gewesen ist, thut man in
eine frische Brühe fünf bis sechs
Pfund Weide auf jedes Pfund Zeug.
Man bindet sie in einen Sack von
klarer Leinwand, damit sie sich nicht
in den Zeug menget; und, damit
sich der Sack nicht zu oberst in dem
Kessel erhebt, beschwert man ihn
mit einem Kreuze von schwerem
Holze. Andere lassen ihre Weide
kochen, bis sie alle ihre Farbe der
Brühe mitgetheilet, und sich auf
den Boden des Kessels gesetzet hat,

worauf

[Spaltenumbruch]

Weide
erkennen, indem etliches gekerbt,
anderes gleich, etliches lang, ande-
res breitlich, etliches weißlicht, und
anderes gruͤnlicht iſt: daher ſie auch
unterſchiedene Namen bekommen,
und Bind-Buſch- oder Saal-
Glas-Roſen-Bruch-Pappel-
Haar-Rhein-Krebs-Bach-
Sand-
und Goldweiden heißen.
Jn die Handlung kommen davon
ſolgende Stuͤcke: 1) das Holz, wel-
ches einen vielfaͤltigen Nutzen hat,
indem es nicht nur zur Feurung,
ſondern auch zu Zaͤunen, Pfaͤhlen,
abſonderlich bey Waſſergebaͤuden;
ferner den Boͤttchern zu mancherley
Reifen und Baͤndern; den Korbma-
chern zu ihrer Arbeit; und den
Gaͤrtnern zum Anbinden, dienet:
2) die Kohlen, welche zum Schieß-
pulvermachen ſehr gut ſind: 3)
die Blaͤtter: 4) die Rinde: 5) die
Zaͤpflein: und 6) der Miftel, wel-
cher letztere aber ſelten gefunden
wird, die insgeſamt zur Arztney
bisweilen gebraucht werden.

Weide, oder Wiede, ingleichen
Wau, franz. Gaude, oder Herbe
jaune
,
lat. Luteola, ein Kraut,
das aus ſeiner Wurzel laͤnglichte
und ſchmale Blaͤtter treibt, die ſich
gar gelinde anfuͤhlen laſſen. Zwi-
ſchen denſelben erheben ſich auf drey
Fuß hohe Stengel, die hart, gruͤn,
aͤſtig, und mit Blaͤttern beſetzt ſind,
welche ſehr viel kleiner, als die un-
terſten, und auf den Spitzen gar
kleine Blumen bringen, die aus vie-
len ungleichen, gar ſchoͤne gelben
Blaͤtterchen beſtehen; nach denſel-
ben folgen Huͤlſen, oder Capſeln,
die faſt ganz rund und an dem En-
de mit drey Spitzen verſehen ſind,
und duͤnne, beynahe ganz und gar
runde ſchwaͤrzlichte Saamen be-
ſchließen. Das ganze Kraut wird
gelb, wenn es duͤrre worden iſt.
Es waͤchſt theils von ſich ſelbſt,
theils aber wird es gebauet. Sein
eigentlicher Geburtsort iſt Frank-
[Spaltenumbruch]

Weide
reich, wo es in den meiſten Land-
ſchaften waͤchſt. Jnſonderheit waͤchſt
es haͤufig auf fuͤnf oder ſechs Mei-
len um Paris herum, abſonderlich
gegen Pontoiſe von ſelbſt. Jedoch
iſt das, ſo man bauet, weit beſſer,
als das, welches ohne Beyhuͤlfe
einiger Wartung hervor koͤmmt.
Jn der Picardie, und an vielen an-
dern Orten mehr, wird es in feiſtem
Lande gebauet und trocken verſen-
det. Jn den warmen Laͤndern fin-
det man ſelbiges oͤfters ſchon tro-
cken genug, wenn es eingeſammlet
wird, ſo in den Monaten Junius
und Julius geſchieht; in den kal-
ten Laͤndern aber muß man es doͤr-
ren. Es muß recht zeitig ſeyn;
auch muß man acht haben, daß es
nicht feucht, oder naß werde, nach-
dem es eingeſammlet worden. Die
Faͤrber gebrauchen die Weide, oder
Wau, zum Gelbfaͤrben der Zeuge
und Tuͤcher. Es wird aber auch
die Seide, die Wolle und das
Garn mit Weide oder Wau gefaͤr-
bet. Jnſonderheit muͤſſen die Se-
ladon-Apfel-Meer-blaß-und licht-
gruͤnen erſtlich alauniret, ſodann
mit Weide, oder Saturey, gefaͤrbet,
und endlich in eine Kuͤpe von Jndi-
go geleget werden. Es machet die
Weide das beſte gelb von der Art,
die man jaune franc nennet, ſiehe
Gelb. Das Gelbfaͤrben mit der
Weide
geſchieht auf folgende Art:
Nachdem die Wolle oder der Zeug
im Sude geweſen iſt, thut man in
eine friſche Bruͤhe fuͤnf bis ſechs
Pfund Weide auf jedes Pfund Zeug.
Man bindet ſie in einen Sack von
klarer Leinwand, damit ſie ſich nicht
in den Zeug menget; und, damit
ſich der Sack nicht zu oberſt in dem
Keſſel erhebt, beſchwert man ihn
mit einem Kreuze von ſchwerem
Holze. Andere laſſen ihre Weide
kochen, bis ſie alle ihre Farbe der
Bruͤhe mitgetheilet, und ſich auf
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[[378]/0384] Weide Weide erkennen, indem etliches gekerbt, anderes gleich, etliches lang, ande- res breitlich, etliches weißlicht, und anderes gruͤnlicht iſt: daher ſie auch unterſchiedene Namen bekommen, und Bind-Buſch- oder Saal- Glas-Roſen-Bruch-Pappel- Haar-Rhein-Krebs-Bach- Sand- und Goldweiden heißen. Jn die Handlung kommen davon ſolgende Stuͤcke: 1) das Holz, wel- ches einen vielfaͤltigen Nutzen hat, indem es nicht nur zur Feurung, ſondern auch zu Zaͤunen, Pfaͤhlen, abſonderlich bey Waſſergebaͤuden; ferner den Boͤttchern zu mancherley Reifen und Baͤndern; den Korbma- chern zu ihrer Arbeit; und den Gaͤrtnern zum Anbinden, dienet: 2) die Kohlen, welche zum Schieß- pulvermachen ſehr gut ſind: 3) die Blaͤtter: 4) die Rinde: 5) die Zaͤpflein: und 6) der Miftel, wel- cher letztere aber ſelten gefunden wird, die insgeſamt zur Arztney bisweilen gebraucht werden. Weide, oder Wiede, ingleichen Wau, franz. Gaude, oder Herbe jaune, lat. Luteola, ein Kraut, das aus ſeiner Wurzel laͤnglichte und ſchmale Blaͤtter treibt, die ſich gar gelinde anfuͤhlen laſſen. Zwi- ſchen denſelben erheben ſich auf drey Fuß hohe Stengel, die hart, gruͤn, aͤſtig, und mit Blaͤttern beſetzt ſind, welche ſehr viel kleiner, als die un- terſten, und auf den Spitzen gar kleine Blumen bringen, die aus vie- len ungleichen, gar ſchoͤne gelben Blaͤtterchen beſtehen; nach denſel- ben folgen Huͤlſen, oder Capſeln, die faſt ganz rund und an dem En- de mit drey Spitzen verſehen ſind, und duͤnne, beynahe ganz und gar runde ſchwaͤrzlichte Saamen be- ſchließen. Das ganze Kraut wird gelb, wenn es duͤrre worden iſt. Es waͤchſt theils von ſich ſelbſt, theils aber wird es gebauet. Sein eigentlicher Geburtsort iſt Frank- reich, wo es in den meiſten Land- ſchaften waͤchſt. Jnſonderheit waͤchſt es haͤufig auf fuͤnf oder ſechs Mei- len um Paris herum, abſonderlich gegen Pontoiſe von ſelbſt. Jedoch iſt das, ſo man bauet, weit beſſer, als das, welches ohne Beyhuͤlfe einiger Wartung hervor koͤmmt. Jn der Picardie, und an vielen an- dern Orten mehr, wird es in feiſtem Lande gebauet und trocken verſen- det. Jn den warmen Laͤndern fin- det man ſelbiges oͤfters ſchon tro- cken genug, wenn es eingeſammlet wird, ſo in den Monaten Junius und Julius geſchieht; in den kal- ten Laͤndern aber muß man es doͤr- ren. Es muß recht zeitig ſeyn; auch muß man acht haben, daß es nicht feucht, oder naß werde, nach- dem es eingeſammlet worden. Die Faͤrber gebrauchen die Weide, oder Wau, zum Gelbfaͤrben der Zeuge und Tuͤcher. Es wird aber auch die Seide, die Wolle und das Garn mit Weide oder Wau gefaͤr- bet. Jnſonderheit muͤſſen die Se- ladon-Apfel-Meer-blaß-und licht- gruͤnen erſtlich alauniret, ſodann mit Weide, oder Saturey, gefaͤrbet, und endlich in eine Kuͤpe von Jndi- go geleget werden. Es machet die Weide das beſte gelb von der Art, die man jaune franc nennet, ſiehe Gelb. Das Gelbfaͤrben mit der Weide geſchieht auf folgende Art: Nachdem die Wolle oder der Zeug im Sude geweſen iſt, thut man in eine friſche Bruͤhe fuͤnf bis ſechs Pfund Weide auf jedes Pfund Zeug. Man bindet ſie in einen Sack von klarer Leinwand, damit ſie ſich nicht in den Zeug menget; und, damit ſich der Sack nicht zu oberſt in dem Keſſel erhebt, beſchwert man ihn mit einem Kreuze von ſchwerem Holze. Andere laſſen ihre Weide kochen, bis ſie alle ihre Farbe der Bruͤhe mitgetheilet, und ſich auf den Boden des Keſſels geſetzet hat, worauf

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [378]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/384>, abgerufen am 22.11.2024.