Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

[Spaltenumbruch]

Wechselbrief
angetroffen werden kann, oder man
anderer Ursachen halber Bedenken
trägt, selbigem von der Schuld
Nachricht zu geben) den Wechsel
nebst dem Schuldner durch zwey
Zeugen unterschreiben läßt. Denn
obgleich ein Wechselschuldner, wenn
er zur Diffeßion des producirten
Wechsels sich anerbiethet, nicht in
Arrest zu bringen ist, indem der
Wechsel dadurch vor recognoscirt
nicht zu achten ist; sondern, wenn
ihn der Wechselgläubiger zur eidli-
chen Diffeßion nicht zulassen will,
dieser von dem angestellten Wechsel-
processe abzustehen nöthig hat: so
hat doch solches darinn seinen Nu-
tzen, daß der Wechselgläubiger,
wenn er sieht, daß es des Schuld-
ners Ernst ist, den Wechsel zu diffi-
tiren, den Wechselproceß aufheben,
und durch der beyden unterschrie-
benen Aussage die ordinarie ange-
stellte Klage gehörig erweisen kann.
Uebrigens gedenken wir noch,
c) daß Originalwechsel oder Ori-
ginalwechselbriefe lat. Litterae
Cambiales originales, die Unter-
schriften der ausgestellten Wechsel-
briefe, oder die von deren Ausstel-
lern eigenhändig geschriebene oder
unterschriebene Wechselbriefe, sind.
Oftmals wird auch ein traßirter
Wechsel (VI) addreßiret, das ist,
ihm ein Addreßzettelgen angehängt,
siehe Addresse. Die (VII) Trans-
portirung der Wechsel ist nichts
anders, als die Wechsel an einen
andern abtreten. Solche Abtre-
tung geschieht auf dreyerley Art,
oder hat vielmehr, nach Verschie-
denheit der Umstände, drey ver-
schiedene Namen. Wenn ein Wech-
sel (1) nur einmal transportiret
worden, heißt solcher ein indoßirter
Wechsel, siehe Jndoßiren. Jst
dessen Transportirung (2) mehr als
einmal erfolget; wird der Wechsel
ein girirter Wechsel genennet, siehe
Giro. Endlich ist die Transporti-
[Spaltenumbruch]
Wechselbrief
rung (3) vermittelst einer absonder-
lichen Ceßion geschehen, heißt der
Wechsel alsdenn ein cedirter Wech-
sel, siehe Ceßion eines Wechsels.
Von der (VIII) Verfallzeit der
Wechsel handelt ein besonderer Ar-
tikel. Gleichwie das, was von
(IX) Prolongirung der Wechsel zu
merken ist, man in dem | Artikel:
Prolongiren, findet. Die (X) Ver-
jährung der Wechsel, wodurch ihre
Verbindlichkeit erlöschet, anlangend;
so betrachten wir zuförderst (1) die
eigenen Wechsel. Bey deren Ver-
jährung hat man theils auf die Zeit,
von welcher an solche zu rechnen;
theils auf die Zeit, nach welcher ein
Wechsel vor verjährt zu achten, zu
sehen: Sie (a) nimmt ihren
Anfang von der Verfallzeit; und,
wenn eine Prolongation geschehen
ist, von dem Ablaufe der Zeit, wo-
hin die Prolongation gerichtet ist. Jn
Ansehung der (b) Zeit, nach welcher
ein eigener Wechsel vor verjährt
zu achten, merke man folgendes:
Es verjährt ein eigener Wechselbrief
nach der braunschw. W. O. Art. 45.
binnen Jahr und Tage, welche Frist,
wenn immittelst der Wechselschuld-
ner gestorben ist, verdoppelt wird.
Die brem. W. O. Art. 55. inglei-
chen die nürnb. W. O. c. 6. §. 4.
disponiren, daß ein eigener Wech-
selbrief ein ganzes Jahr hindurch
als ein Wechselbrief gelten soll.
Die danz. W. O. besaget Art. 36.
daß aus einem eigenen Wechsel bin-
nen Jahr und Tag von der Verfall-
zeit an Klage erhoben werden muß;
es wäre denn, daß der Gläubiger
vor Ablauf dieser Zeit mit Tode ab-
gienge, alsdenn dessen Erben, über
das erste, noch ein ganzes Jahr zur
Production des Wechselbriefes Frist
haben sollen. Die leipziger W. O.
hält §. 32. in Ansehung der von
Kaufleuten ausgestellten und zu
Leipzig dey dem dasigen Handelsge-
richte einzutreibenden Wechsel eine

Ver-
Y 4

[Spaltenumbruch]

Wechſelbrief
angetroffen werden kann, oder man
anderer Urſachen halber Bedenken
traͤgt, ſelbigem von der Schuld
Nachricht zu geben) den Wechſel
nebſt dem Schuldner durch zwey
Zeugen unterſchreiben laͤßt. Denn
obgleich ein Wechſelſchuldner, wenn
er zur Diffeßion des producirten
Wechſels ſich anerbiethet, nicht in
Arreſt zu bringen iſt, indem der
Wechſel dadurch vor recognoſcirt
nicht zu achten iſt; ſondern, wenn
ihn der Wechſelglaͤubiger zur eidli-
chen Diffeßion nicht zulaſſen will,
dieſer von dem angeſtellten Wechſel-
proceſſe abzuſtehen noͤthig hat: ſo
hat doch ſolches darinn ſeinen Nu-
tzen, daß der Wechſelglaͤubiger,
wenn er ſieht, daß es des Schuld-
ners Ernſt iſt, den Wechſel zu diffi-
tiren, den Wechſelproceß aufheben,
und durch der beyden unterſchrie-
benen Ausſage die ordinarie ange-
ſtellte Klage gehoͤrig erweiſen kann.
Uebrigens gedenken wir noch,
c) daß Originalwechſel oder Ori-
ginalwechſelbriefe lat. Litterae
Cambiales originales, die Unter-
ſchriften der ausgeſtellten Wechſel-
briefe, oder die von deren Ausſtel-
lern eigenhaͤndig geſchriebene oder
unterſchriebene Wechſelbriefe, ſind.
Oftmals wird auch ein traßirter
Wechſel (VI) addreßiret, das iſt,
ihm ein Addreßzettelgen angehaͤngt,
ſiehe Addreſſe. Die (VII) Trans-
portirung der Wechſel iſt nichts
anders, als die Wechſel an einen
andern abtreten. Solche Abtre-
tung geſchieht auf dreyerley Art,
oder hat vielmehr, nach Verſchie-
denheit der Umſtaͤnde, drey ver-
ſchiedene Namen. Wenn ein Wech-
ſel (1) nur einmal transportiret
worden, heißt ſolcher ein indoßirter
Wechſel, ſiehe Jndoßiren. Jſt
deſſen Transportirung (2) mehr als
einmal erfolget; wird der Wechſel
ein girirter Wechſel genennet, ſiehe
Giro. Endlich iſt die Tranſporti-
[Spaltenumbruch]
Wechſelbrief
rung (3) vermittelſt einer abſonder-
lichen Ceßion geſchehen, heißt der
Wechſel alsdenn ein cedirter Wech-
ſel, ſiehe Ceßion eines Wechſels.
Von der (VIII) Verfallzeit der
Wechſel handelt ein beſonderer Ar-
tikel. Gleichwie das, was von
(IX) Prolongirung der Wechſel zu
merken iſt, man in dem | Artikel:
Prolongiren, findet. Die (X) Ver-
jaͤhrung der Wechſel, wodurch ihre
Verbindlichkeit erloͤſchet, anlangend;
ſo betrachten wir zufoͤrderſt (1) die
eigenen Wechſel. Bey deren Ver-
jaͤhrung hat man theils auf die Zeit,
von welcher an ſolche zu rechnen;
theils auf die Zeit, nach welcher ein
Wechſel vor verjaͤhrt zu achten, zu
ſehen: Sie (a) nimmt ihren
Anfang von der Verfallzeit; und,
wenn eine Prolongation geſchehen
iſt, von dem Ablaufe der Zeit, wo-
hin die Prolongation gerichtet iſt. Jn
Anſehung der (b) Zeit, nach welcher
ein eigener Wechſel vor verjaͤhrt
zu achten, merke man folgendes:
Es verjaͤhrt ein eigener Wechſelbrief
nach der braunſchw. W. O. Art. 45.
binnen Jahr und Tage, welche Friſt,
wenn immittelſt der Wechſelſchuld-
ner geſtorben iſt, verdoppelt wird.
Die brem. W. O. Art. 55. inglei-
chen die nuͤrnb. W. O. c. 6. §. 4.
diſponiren, daß ein eigener Wech-
ſelbrief ein ganzes Jahr hindurch
als ein Wechſelbrief gelten ſoll.
Die danz. W. O. beſaget Art. 36.
daß aus einem eigenen Wechſel bin-
nen Jahr und Tag von der Verfall-
zeit an Klage erhoben werden muß;
es waͤre denn, daß der Glaͤubiger
vor Ablauf dieſer Zeit mit Tode ab-
gienge, alsdenn deſſen Erben, uͤber
das erſte, noch ein ganzes Jahr zur
Production des Wechſelbriefes Friſt
haben ſollen. Die leipziger W. O.
haͤlt §. 32. in Anſehung der von
Kaufleuten ausgeſtellten und zu
Leipzig dey dem daſigen Handelsge-
richte einzutreibenden Wechſel eine

Ver-
Y 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0349" n="[343]"/><cb n="685"/><fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
angetroffen werden kann, oder man<lb/>
anderer Ur&#x017F;achen halber Bedenken<lb/>
tra&#x0364;gt, &#x017F;elbigem von der Schuld<lb/>
Nachricht zu geben) den Wech&#x017F;el<lb/>
neb&#x017F;t dem Schuldner durch zwey<lb/>
Zeugen unter&#x017F;chreiben la&#x0364;ßt. Denn<lb/>
obgleich ein Wech&#x017F;el&#x017F;chuldner, wenn<lb/>
er zur Diffeßion des producirten<lb/>
Wech&#x017F;els &#x017F;ich anerbiethet, nicht in<lb/>
Arre&#x017F;t zu bringen i&#x017F;t, indem der<lb/>
Wech&#x017F;el dadurch vor recogno&#x017F;cirt<lb/>
nicht zu achten i&#x017F;t; &#x017F;ondern, wenn<lb/>
ihn der Wech&#x017F;elgla&#x0364;ubiger zur eidli-<lb/>
chen Diffeßion nicht zula&#x017F;&#x017F;en will,<lb/>
die&#x017F;er von dem ange&#x017F;tellten Wech&#x017F;el-<lb/>
proce&#x017F;&#x017F;e abzu&#x017F;tehen no&#x0364;thig hat: &#x017F;o<lb/>
hat doch &#x017F;olches darinn &#x017F;einen Nu-<lb/>
tzen, daß der Wech&#x017F;elgla&#x0364;ubiger,<lb/>
wenn er &#x017F;ieht, daß es des Schuld-<lb/>
ners Ern&#x017F;t i&#x017F;t, den Wech&#x017F;el zu diffi-<lb/>
tiren, den Wech&#x017F;elproceß aufheben,<lb/>
und durch der beyden unter&#x017F;chrie-<lb/>
benen Aus&#x017F;age die ordinarie ange-<lb/>
&#x017F;tellte Klage geho&#x0364;rig erwei&#x017F;en kann.<lb/>
Uebrigens gedenken wir noch,<lb/><hi rendition="#aq">c</hi>) daß <hi rendition="#fr">Originalwech&#x017F;el</hi> oder <hi rendition="#fr">Ori-<lb/>
ginalwech&#x017F;elbriefe lat.</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Litterae<lb/>
Cambiales originales</hi>,</hi> die Unter-<lb/>
&#x017F;chriften der ausge&#x017F;tellten Wech&#x017F;el-<lb/>
briefe, oder die von deren Aus&#x017F;tel-<lb/>
lern eigenha&#x0364;ndig ge&#x017F;chriebene oder<lb/>
unter&#x017F;chriebene Wech&#x017F;elbriefe, &#x017F;ind.<lb/>
Oftmals wird auch ein traßirter<lb/>
Wech&#x017F;el (<hi rendition="#aq">VI</hi>) <hi rendition="#fr">addreßiret,</hi> das i&#x017F;t,<lb/>
ihm ein Addreßzettelgen angeha&#x0364;ngt,<lb/>
&#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Addre&#x017F;&#x017F;e.</hi> Die (<hi rendition="#aq">VII</hi>) <hi rendition="#fr">Trans-<lb/>
portirung</hi> der Wech&#x017F;el i&#x017F;t nichts<lb/>
anders, als die Wech&#x017F;el an einen<lb/>
andern abtreten. Solche Abtre-<lb/>
tung ge&#x017F;chieht auf dreyerley Art,<lb/>
oder hat vielmehr, nach Ver&#x017F;chie-<lb/>
denheit der Um&#x017F;ta&#x0364;nde, drey ver-<lb/>
&#x017F;chiedene Namen. Wenn ein Wech-<lb/>
&#x017F;el (1) nur einmal transportiret<lb/>
worden, heißt &#x017F;olcher ein <hi rendition="#fr">indoßirter</hi><lb/>
Wech&#x017F;el, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Jndoßiren.</hi> J&#x017F;t<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Transportirung (2) mehr als<lb/>
einmal erfolget; wird der Wech&#x017F;el<lb/>
ein <hi rendition="#fr">girirter</hi> Wech&#x017F;el genennet, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Giro.</hi> Endlich i&#x017F;t die Tran&#x017F;porti-<lb/><cb n="686"/>
<fw place="top" type="header">Wech&#x017F;elbrief</fw><lb/>
rung (3) vermittel&#x017F;t einer ab&#x017F;onder-<lb/>
lichen Ceßion ge&#x017F;chehen, heißt der<lb/>
Wech&#x017F;el alsdenn ein <hi rendition="#fr">cedirter</hi> Wech-<lb/>
&#x017F;el, &#x017F;iehe <hi rendition="#fr">Ceßion eines Wech&#x017F;els.</hi><lb/>
Von der (<hi rendition="#aq">VIII</hi>) <hi rendition="#fr">Verfallzeit</hi> der<lb/>
Wech&#x017F;el handelt ein be&#x017F;onderer Ar-<lb/>
tikel. Gleichwie das, was von<lb/>
(<hi rendition="#aq">IX</hi>) <hi rendition="#fr">Prolongirung</hi> der Wech&#x017F;el zu<lb/>
merken i&#x017F;t, man in dem | Artikel:<lb/><hi rendition="#fr">Prolongiren,</hi> findet. Die (<hi rendition="#aq">X</hi>) <hi rendition="#fr">Ver-<lb/>
ja&#x0364;hrung der Wech&#x017F;el,</hi> wodurch ihre<lb/>
Verbindlichkeit erlo&#x0364;&#x017F;chet, anlangend;<lb/>
&#x017F;o betrachten wir zufo&#x0364;rder&#x017F;t (1) die<lb/><hi rendition="#fr">eigenen Wech&#x017F;el.</hi> Bey deren Ver-<lb/>
ja&#x0364;hrung hat man theils auf die Zeit,<lb/>
von welcher an &#x017F;olche zu rechnen;<lb/>
theils auf die Zeit, nach welcher ein<lb/>
Wech&#x017F;el vor verja&#x0364;hrt zu achten, zu<lb/>
&#x017F;ehen: Sie (<hi rendition="#aq">a</hi>) <hi rendition="#fr">nimmt ihren<lb/>
Anfang</hi> von der Verfallzeit; und,<lb/>
wenn eine Prolongation ge&#x017F;chehen<lb/>
i&#x017F;t, von dem Ablaufe der Zeit, wo-<lb/>
hin die Prolongation gerichtet i&#x017F;t. Jn<lb/>
An&#x017F;ehung der (<hi rendition="#aq">b</hi>) <hi rendition="#fr">Zeit, nach welcher<lb/>
ein eigener Wech&#x017F;el vor verja&#x0364;hrt<lb/>
zu achten,</hi> merke man folgendes:<lb/>
Es verja&#x0364;hrt ein eigener Wech&#x017F;elbrief<lb/>
nach der <hi rendition="#fr">braun&#x017F;chw. W. O.</hi> Art. 45.<lb/>
binnen Jahr und Tage, welche Fri&#x017F;t,<lb/>
wenn immittel&#x017F;t der Wech&#x017F;el&#x017F;chuld-<lb/>
ner ge&#x017F;torben i&#x017F;t, verdoppelt wird.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">brem. W. O.</hi> Art. 55. inglei-<lb/>
chen die <hi rendition="#fr">nu&#x0364;rnb. W. O.</hi> c. 6. §. 4.<lb/>
di&#x017F;poniren, daß ein eigener Wech-<lb/>
&#x017F;elbrief ein ganzes Jahr hindurch<lb/>
als ein Wech&#x017F;elbrief gelten &#x017F;oll.<lb/>
Die <hi rendition="#fr">danz. W. O.</hi> be&#x017F;aget Art. 36.<lb/>
daß aus einem eigenen Wech&#x017F;el bin-<lb/>
nen Jahr und Tag von der Verfall-<lb/>
zeit an Klage erhoben werden muß;<lb/>
es wa&#x0364;re denn, daß der Gla&#x0364;ubiger<lb/>
vor Ablauf die&#x017F;er Zeit mit Tode ab-<lb/>
gienge, alsdenn de&#x017F;&#x017F;en Erben, u&#x0364;ber<lb/>
das er&#x017F;te, noch ein ganzes Jahr zur<lb/>
Production des Wech&#x017F;elbriefes Fri&#x017F;t<lb/>
haben &#x017F;ollen. Die <hi rendition="#fr">leipziger W. O.</hi><lb/>
ha&#x0364;lt §. 32. in An&#x017F;ehung der von<lb/>
Kaufleuten ausge&#x017F;tellten und zu<lb/>
Leipzig dey dem da&#x017F;igen Handelsge-<lb/>
richte einzutreibenden Wech&#x017F;el eine<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[343]/0349] Wechſelbrief Wechſelbrief angetroffen werden kann, oder man anderer Urſachen halber Bedenken traͤgt, ſelbigem von der Schuld Nachricht zu geben) den Wechſel nebſt dem Schuldner durch zwey Zeugen unterſchreiben laͤßt. Denn obgleich ein Wechſelſchuldner, wenn er zur Diffeßion des producirten Wechſels ſich anerbiethet, nicht in Arreſt zu bringen iſt, indem der Wechſel dadurch vor recognoſcirt nicht zu achten iſt; ſondern, wenn ihn der Wechſelglaͤubiger zur eidli- chen Diffeßion nicht zulaſſen will, dieſer von dem angeſtellten Wechſel- proceſſe abzuſtehen noͤthig hat: ſo hat doch ſolches darinn ſeinen Nu- tzen, daß der Wechſelglaͤubiger, wenn er ſieht, daß es des Schuld- ners Ernſt iſt, den Wechſel zu diffi- tiren, den Wechſelproceß aufheben, und durch der beyden unterſchrie- benen Ausſage die ordinarie ange- ſtellte Klage gehoͤrig erweiſen kann. Uebrigens gedenken wir noch, c) daß Originalwechſel oder Ori- ginalwechſelbriefe lat. Litterae Cambiales originales, die Unter- ſchriften der ausgeſtellten Wechſel- briefe, oder die von deren Ausſtel- lern eigenhaͤndig geſchriebene oder unterſchriebene Wechſelbriefe, ſind. Oftmals wird auch ein traßirter Wechſel (VI) addreßiret, das iſt, ihm ein Addreßzettelgen angehaͤngt, ſiehe Addreſſe. Die (VII) Trans- portirung der Wechſel iſt nichts anders, als die Wechſel an einen andern abtreten. Solche Abtre- tung geſchieht auf dreyerley Art, oder hat vielmehr, nach Verſchie- denheit der Umſtaͤnde, drey ver- ſchiedene Namen. Wenn ein Wech- ſel (1) nur einmal transportiret worden, heißt ſolcher ein indoßirter Wechſel, ſiehe Jndoßiren. Jſt deſſen Transportirung (2) mehr als einmal erfolget; wird der Wechſel ein girirter Wechſel genennet, ſiehe Giro. Endlich iſt die Tranſporti- rung (3) vermittelſt einer abſonder- lichen Ceßion geſchehen, heißt der Wechſel alsdenn ein cedirter Wech- ſel, ſiehe Ceßion eines Wechſels. Von der (VIII) Verfallzeit der Wechſel handelt ein beſonderer Ar- tikel. Gleichwie das, was von (IX) Prolongirung der Wechſel zu merken iſt, man in dem | Artikel: Prolongiren, findet. Die (X) Ver- jaͤhrung der Wechſel, wodurch ihre Verbindlichkeit erloͤſchet, anlangend; ſo betrachten wir zufoͤrderſt (1) die eigenen Wechſel. Bey deren Ver- jaͤhrung hat man theils auf die Zeit, von welcher an ſolche zu rechnen; theils auf die Zeit, nach welcher ein Wechſel vor verjaͤhrt zu achten, zu ſehen: Sie (a) nimmt ihren Anfang von der Verfallzeit; und, wenn eine Prolongation geſchehen iſt, von dem Ablaufe der Zeit, wo- hin die Prolongation gerichtet iſt. Jn Anſehung der (b) Zeit, nach welcher ein eigener Wechſel vor verjaͤhrt zu achten, merke man folgendes: Es verjaͤhrt ein eigener Wechſelbrief nach der braunſchw. W. O. Art. 45. binnen Jahr und Tage, welche Friſt, wenn immittelſt der Wechſelſchuld- ner geſtorben iſt, verdoppelt wird. Die brem. W. O. Art. 55. inglei- chen die nuͤrnb. W. O. c. 6. §. 4. diſponiren, daß ein eigener Wech- ſelbrief ein ganzes Jahr hindurch als ein Wechſelbrief gelten ſoll. Die danz. W. O. beſaget Art. 36. daß aus einem eigenen Wechſel bin- nen Jahr und Tag von der Verfall- zeit an Klage erhoben werden muß; es waͤre denn, daß der Glaͤubiger vor Ablauf dieſer Zeit mit Tode ab- gienge, alsdenn deſſen Erben, uͤber das erſte, noch ein ganzes Jahr zur Production des Wechſelbriefes Friſt haben ſollen. Die leipziger W. O. haͤlt §. 32. in Anſehung der von Kaufleuten ausgeſtellten und zu Leipzig dey dem daſigen Handelsge- richte einzutreibenden Wechſel eine Ver- Y 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/349
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [343]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/349>, abgerufen am 22.12.2024.