Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Tamariskenbaum
einen angenehmen Geschmack zu ge-
ben. Am gewöhnlichsten aber wer-
den solche, wenn sie reif sind, an
die Sonne geleget, daß sie welken
und trocknen; hernach in Fäßgen ge-
druckt, stark zusammen gestoßen, und
also verführet. Und auf diese letzte
Art bekommen auch wir solche; da
hingegen die eingemachten oder einge-
salzenen grünen und reifen Tamarin-
den wenig zu uns gebracht werden.
Sie werden bey uns vornehmlich
zur Arztney in hitzigen und andern
Fiebern nützlich gebrauchet, weil
sie kühlen und gelinde abführen, den
Durst stillen, den Ekel benehmen,
und dem Gifte, ingleichen der Fäul-
niß widerstehen. Wir bekommen
deren | zweyerley Sorten, eine brau-
ne
mit vielen Stengeln und kleinen
Kernen; und dann eine schwarze
von wenig Stengeln, aber großen
Kernen, und viel säuerem Geschmack,
als die ersten, weswegen sie auch
mehr gesuchet werden, indem sie sich
länger halten. Man muß demnach
bey dem Einkaufe, in Ansehung der
Güte, diejenigen erwählen, die fein
frisch, und gelinde, fett, schwarz-
braun, mit vielen Fäserlein durch-
zogen, und von einem säuerlichen
und angenehmen Geschmacke; auch
nicht mit Honig, Syrup und Wein-
eßig geschmieret und aufgefrischt sind,
wie mit den alten Tamarinden be-
trüglicher Weise zu geschehen pfleget,
um sie aufzufrischen. Auf den Apo-
theken findet man, | außer den Ta-
marinden selbst, auch das Tama-
rindenmark,
lat. Pulpa Tamarin-
dorum;
und für zärtliche Leute die
Tamarindenlatwerge, lat. Electua-
rium ex Tamarindis.

Tamariskenbaum, lat. Tamarix,
oder Tamariscus, franz. Tamaris
oder Tamarisc, ein Baum von mit-
telmäßiger Größe, der in Frankreich
in Languedoc, und in Deutschland
am Oberrhein und der Donau wild
wächst; bey uns aber in Gärten
[Spaltenumbruch]

Tamettes
gehalten wird. Er hat eine starke
Wurzel, viele Aeste, schmale und
spitzige Blätter, dem Laube des Cy-
pressenbaumes oder Sevenbaumes
gleich, purpurfarbene Blüten, und
schwarze traubenweise bey einander
sitzende Früchte. Dieser Früchte
bedienen sich die Färber anstatt der
Galläpfel zum Schwarzfärben. Jn
den Apotheken wird auch das Laub,
die Rinde, sowol von der Wurzel
als dem Stamme, und das Holz,
gebrauchet; weil man glaubet, daß
solche, wenn davon getrunken wird,
die Verstopfungen der Milz und
verschiedene andere Krankheiten he-
ben, welches aber die Erfahrung
nicht bestätiget hat. Man bekömmt
solche viel von Augspurg. Die
Rinde muß gelb, von der äußerli-
chen braunen Rinde gesäubert, am
Geruche lieblich, und am Geschma-
cke sowol bitter, als zusammenzie-
hend seyn. Das Holz aber muß
noch mit seiner Rinde bedeckt, in-
wendig weiß, fast ohne Geschmack
und | ohne Geruch seyn. Aus dem
Holze werden auch Becher und an-
dere Trinkgeschirre gemachet, daß
die Kranken ihr Getränke darinn
halten und daraus trinken mögen:
wenigstens ist solches vor dem ge-
schehen; es scheint sich aber der
Gebrauch dieser Becher zu verlie-
ren, weil man gefunden hat, daß sie
keine Wirkung thun. Auf den Apothe-
ken hat man ferner aus der Rinde ei-
nen Extract und ein Salz. Das letzte
muß weiß, crystallinisch, trocken,
und nicht in ein Pulver zerfallen
seyn. Von dem Manna, das man
in Persien von den Tamariskenbäu-
men sammlet, siehe den Artikel:
Persien.

Tamettes, sind baumwollene
Schnupftücher, die zu Botton in
Ostindien gemacht werden. Jn den
moluckischen, und andern in dem indi-
anischen Meere gelegenen Jnseln, wer-
den sie sehr geachtet, wie sie denn auch

fast

[Spaltenumbruch]

Tamariskenbaum
einen angenehmen Geſchmack zu ge-
ben. Am gewoͤhnlichſten aber wer-
den ſolche, wenn ſie reif ſind, an
die Sonne geleget, daß ſie welken
und trocknen; hernach in Faͤßgen ge-
druckt, ſtark zuſammen geſtoßen, und
alſo verfuͤhret. Und auf dieſe letzte
Art bekommen auch wir ſolche; da
hingegen die eingemachten oder einge-
ſalzenen gruͤnen und reifen Tamarin-
den wenig zu uns gebracht werden.
Sie werden bey uns vornehmlich
zur Arztney in hitzigen und andern
Fiebern nuͤtzlich gebrauchet, weil
ſie kuͤhlen und gelinde abfuͤhren, den
Durſt ſtillen, den Ekel benehmen,
und dem Gifte, ingleichen der Faͤul-
niß widerſtehen. Wir bekommen
deren | zweyerley Sorten, eine brau-
ne
mit vielen Stengeln und kleinen
Kernen; und dann eine ſchwarze
von wenig Stengeln, aber großen
Kernen, und viel ſaͤuerem Geſchmack,
als die erſten, weswegen ſie auch
mehr geſuchet werden, indem ſie ſich
laͤnger halten. Man muß demnach
bey dem Einkaufe, in Anſehung der
Guͤte, diejenigen erwaͤhlen, die fein
friſch, und gelinde, fett, ſchwarz-
braun, mit vielen Faͤſerlein durch-
zogen, und von einem ſaͤuerlichen
und angenehmen Geſchmacke; auch
nicht mit Honig, Syrup und Wein-
eßig geſchmieret und aufgefriſcht ſind,
wie mit den alten Tamarinden be-
truͤglicher Weiſe zu geſchehen pfleget,
um ſie aufzufriſchen. Auf den Apo-
theken findet man, | außer den Ta-
marinden ſelbſt, auch das Tama-
rindenmark,
lat. Pulpa Tamarin-
dorum;
und fuͤr zaͤrtliche Leute die
Tamarindenlatwerge, lat. Electua-
rium ex Tamarindis.

Tamariskenbaum, lat. Tamarix,
oder Tamariſcus, franz. Tamaris
oder Tamariſc, ein Baum von mit-
telmaͤßiger Groͤße, der in Frankreich
in Languedoc, und in Deutſchland
am Oberrhein und der Donau wild
waͤchſt; bey uns aber in Gaͤrten
[Spaltenumbruch]

Tamettes
gehalten wird. Er hat eine ſtarke
Wurzel, viele Aeſte, ſchmale und
ſpitzige Blaͤtter, dem Laube des Cy-
preſſenbaumes oder Sevenbaumes
gleich, purpurfarbene Bluͤten, und
ſchwarze traubenweiſe bey einander
ſitzende Fruͤchte. Dieſer Fruͤchte
bedienen ſich die Faͤrber anſtatt der
Gallaͤpfel zum Schwarzfaͤrben. Jn
den Apotheken wird auch das Laub,
die Rinde, ſowol von der Wurzel
als dem Stamme, und das Holz,
gebrauchet; weil man glaubet, daß
ſolche, wenn davon getrunken wird,
die Verſtopfungen der Milz und
verſchiedene andere Krankheiten he-
ben, welches aber die Erfahrung
nicht beſtaͤtiget hat. Man bekoͤmmt
ſolche viel von Augſpurg. Die
Rinde muß gelb, von der aͤußerli-
chen braunen Rinde geſaͤubert, am
Geruche lieblich, und am Geſchma-
cke ſowol bitter, als zuſammenzie-
hend ſeyn. Das Holz aber muß
noch mit ſeiner Rinde bedeckt, in-
wendig weiß, faſt ohne Geſchmack
und | ohne Geruch ſeyn. Aus dem
Holze werden auch Becher und an-
dere Trinkgeſchirre gemachet, daß
die Kranken ihr Getraͤnke darinn
halten und daraus trinken moͤgen:
wenigſtens iſt ſolches vor dem ge-
ſchehen; es ſcheint ſich aber der
Gebrauch dieſer Becher zu verlie-
ren, weil man gefunden hat, daß ſie
keine Wirkung thun. Auf den Apothe-
ken hat man ferner aus der Rinde ei-
nen Extract und ein Salz. Das letzte
muß weiß, cryſtalliniſch, trocken,
und nicht in ein Pulver zerfallen
ſeyn. Von dem Manna, das man
in Perſien von den Tamariskenbaͤu-
men ſammlet, ſiehe den Artikel:
Perſien.

Tamettes, ſind baumwollene
Schnupftuͤcher, die zu Botton in
Oſtindien gemacht werden. Jn den
moluckiſchen, und andern in dem indi-
aniſchen Meere gelegenen Jnſeln, wer-
den ſie ſehr geachtet, wie ſie denn auch

faſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0034" n="[28]"/><cb n="55"/><fw place="top" type="header">Tamariskenbaum</fw><lb/>
einen angenehmen Ge&#x017F;chmack zu ge-<lb/>
ben. Am gewo&#x0364;hnlich&#x017F;ten aber wer-<lb/>
den &#x017F;olche, wenn &#x017F;ie reif &#x017F;ind, an<lb/>
die Sonne geleget, daß &#x017F;ie welken<lb/>
und trocknen; hernach in Fa&#x0364;ßgen ge-<lb/>
druckt, &#x017F;tark zu&#x017F;ammen ge&#x017F;toßen, und<lb/>
al&#x017F;o verfu&#x0364;hret. Und auf die&#x017F;e letzte<lb/>
Art bekommen auch wir &#x017F;olche; da<lb/>
hingegen die eingemachten oder einge-<lb/>
&#x017F;alzenen gru&#x0364;nen und reifen Tamarin-<lb/>
den wenig zu uns gebracht werden.<lb/>
Sie werden bey uns vornehmlich<lb/>
zur Arztney in hitzigen und andern<lb/>
Fiebern nu&#x0364;tzlich <hi rendition="#fr">gebrauchet,</hi> weil<lb/>
&#x017F;ie ku&#x0364;hlen und gelinde abfu&#x0364;hren, den<lb/>
Dur&#x017F;t &#x017F;tillen, den Ekel benehmen,<lb/>
und dem Gifte, ingleichen der Fa&#x0364;ul-<lb/>
niß wider&#x017F;tehen. Wir bekommen<lb/>
deren | zweyerley <hi rendition="#fr">Sorten,</hi> eine <hi rendition="#fr">brau-<lb/>
ne</hi> mit vielen Stengeln und kleinen<lb/>
Kernen; und dann eine <hi rendition="#fr">&#x017F;chwarze</hi><lb/>
von wenig Stengeln, aber großen<lb/>
Kernen, und viel &#x017F;a&#x0364;uerem Ge&#x017F;chmack,<lb/>
als die er&#x017F;ten, weswegen &#x017F;ie auch<lb/>
mehr ge&#x017F;uchet werden, indem &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
la&#x0364;nger halten. Man muß demnach<lb/>
bey dem Einkaufe, in An&#x017F;ehung der<lb/><hi rendition="#fr">Gu&#x0364;te,</hi> diejenigen erwa&#x0364;hlen, die fein<lb/>
fri&#x017F;ch, und gelinde, fett, &#x017F;chwarz-<lb/>
braun, mit vielen Fa&#x0364;&#x017F;erlein durch-<lb/>
zogen, und von einem &#x017F;a&#x0364;uerlichen<lb/>
und angenehmen Ge&#x017F;chmacke; auch<lb/>
nicht mit Honig, Syrup und Wein-<lb/>
eßig ge&#x017F;chmieret und aufgefri&#x017F;cht &#x017F;ind,<lb/>
wie mit den alten Tamarinden be-<lb/>
tru&#x0364;glicher Wei&#x017F;e zu ge&#x017F;chehen pfleget,<lb/>
um &#x017F;ie aufzufri&#x017F;chen. Auf den Apo-<lb/>
theken findet man, | außer den Ta-<lb/>
marinden &#x017F;elb&#x017F;t, auch das <hi rendition="#fr">Tama-<lb/>
rindenmark,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pulpa Tamarin-<lb/>
dorum;</hi></hi> und fu&#x0364;r za&#x0364;rtliche Leute die<lb/><hi rendition="#fr">Tamarindenlatwerge,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Electua-<lb/>
rium ex Tamarindis.</hi></hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Tamariskenbaum,</hi> lat. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tamarix</hi>,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tamari&#x017F;cus</hi>,</hi> franz. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tamaris</hi></hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tamari&#x017F;c</hi>,</hi> ein Baum von mit-<lb/>
telma&#x0364;ßiger Gro&#x0364;ße, der in Frankreich<lb/>
in Languedoc, und in Deut&#x017F;chland<lb/>
am Oberrhein und der Donau wild<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;t; bey uns aber in Ga&#x0364;rten<lb/><cb n="56"/>
<fw place="top" type="header">Tamettes</fw><lb/>
gehalten wird. Er hat eine &#x017F;tarke<lb/>
Wurzel, viele Ae&#x017F;te, &#x017F;chmale und<lb/>
&#x017F;pitzige Bla&#x0364;tter, dem Laube des Cy-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;enbaumes oder Sevenbaumes<lb/>
gleich, purpurfarbene Blu&#x0364;ten, und<lb/>
&#x017F;chwarze traubenwei&#x017F;e bey einander<lb/>
&#x017F;itzende Fru&#x0364;chte. Die&#x017F;er <hi rendition="#fr">Fru&#x0364;chte</hi><lb/>
bedienen &#x017F;ich die Fa&#x0364;rber an&#x017F;tatt der<lb/>
Galla&#x0364;pfel zum Schwarzfa&#x0364;rben. Jn<lb/>
den Apotheken wird auch das <hi rendition="#fr">Laub,</hi><lb/>
die <hi rendition="#fr">Rinde,</hi> &#x017F;owol von der Wurzel<lb/>
als dem Stamme, und das <hi rendition="#fr">Holz,</hi><lb/>
gebrauchet; weil man glaubet, daß<lb/>
&#x017F;olche, wenn davon getrunken wird,<lb/>
die Ver&#x017F;topfungen der Milz und<lb/>
ver&#x017F;chiedene andere Krankheiten he-<lb/>
ben, welches aber die Erfahrung<lb/>
nicht be&#x017F;ta&#x0364;tiget hat. Man <hi rendition="#fr">beko&#x0364;mmt</hi><lb/>
&#x017F;olche viel von Aug&#x017F;purg. Die<lb/><hi rendition="#fr">Rinde</hi> muß gelb, von der a&#x0364;ußerli-<lb/>
chen braunen Rinde ge&#x017F;a&#x0364;ubert, am<lb/>
Geruche lieblich, und am Ge&#x017F;chma-<lb/>
cke &#x017F;owol bitter, als zu&#x017F;ammenzie-<lb/>
hend &#x017F;eyn. Das <hi rendition="#fr">Holz</hi> aber muß<lb/>
noch mit &#x017F;einer Rinde bedeckt, in-<lb/>
wendig weiß, fa&#x017F;t ohne Ge&#x017F;chmack<lb/>
und | ohne Geruch &#x017F;eyn. Aus dem<lb/>
Holze werden auch <hi rendition="#fr">Becher</hi> und an-<lb/>
dere <hi rendition="#fr">Trinkge&#x017F;chirre</hi> gemachet, daß<lb/>
die Kranken ihr Getra&#x0364;nke darinn<lb/>
halten und daraus trinken mo&#x0364;gen:<lb/>
wenig&#x017F;tens i&#x017F;t &#x017F;olches vor dem ge-<lb/>
&#x017F;chehen; es &#x017F;cheint &#x017F;ich aber der<lb/>
Gebrauch die&#x017F;er Becher zu verlie-<lb/>
ren, weil man gefunden hat, daß &#x017F;ie<lb/>
keine Wirkung thun. Auf den Apothe-<lb/>
ken hat man ferner aus der Rinde ei-<lb/>
nen <hi rendition="#fr">Extract</hi> und ein <hi rendition="#fr">Salz.</hi> Das letzte<lb/>
muß weiß, cry&#x017F;tallini&#x017F;ch, trocken,<lb/>
und nicht in ein Pulver zerfallen<lb/>
&#x017F;eyn. Von dem <hi rendition="#fr">Manna,</hi> das man<lb/>
in Per&#x017F;ien von den Tamariskenba&#x0364;u-<lb/>
men &#x017F;ammlet, &#x017F;iehe den Artikel:<lb/><hi rendition="#fr">Per&#x017F;ien.</hi></p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Tamettes,</hi> &#x017F;ind baumwollene<lb/>
Schnupftu&#x0364;cher, die zu Botton in<lb/>
O&#x017F;tindien gemacht werden. Jn den<lb/>
molucki&#x017F;chen, und andern in dem indi-<lb/>
ani&#x017F;chen Meere gelegenen Jn&#x017F;eln, wer-<lb/>
den &#x017F;ie &#x017F;ehr geachtet, wie &#x017F;ie denn auch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fa&#x017F;t</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[28]/0034] Tamariskenbaum Tamettes einen angenehmen Geſchmack zu ge- ben. Am gewoͤhnlichſten aber wer- den ſolche, wenn ſie reif ſind, an die Sonne geleget, daß ſie welken und trocknen; hernach in Faͤßgen ge- druckt, ſtark zuſammen geſtoßen, und alſo verfuͤhret. Und auf dieſe letzte Art bekommen auch wir ſolche; da hingegen die eingemachten oder einge- ſalzenen gruͤnen und reifen Tamarin- den wenig zu uns gebracht werden. Sie werden bey uns vornehmlich zur Arztney in hitzigen und andern Fiebern nuͤtzlich gebrauchet, weil ſie kuͤhlen und gelinde abfuͤhren, den Durſt ſtillen, den Ekel benehmen, und dem Gifte, ingleichen der Faͤul- niß widerſtehen. Wir bekommen deren | zweyerley Sorten, eine brau- ne mit vielen Stengeln und kleinen Kernen; und dann eine ſchwarze von wenig Stengeln, aber großen Kernen, und viel ſaͤuerem Geſchmack, als die erſten, weswegen ſie auch mehr geſuchet werden, indem ſie ſich laͤnger halten. Man muß demnach bey dem Einkaufe, in Anſehung der Guͤte, diejenigen erwaͤhlen, die fein friſch, und gelinde, fett, ſchwarz- braun, mit vielen Faͤſerlein durch- zogen, und von einem ſaͤuerlichen und angenehmen Geſchmacke; auch nicht mit Honig, Syrup und Wein- eßig geſchmieret und aufgefriſcht ſind, wie mit den alten Tamarinden be- truͤglicher Weiſe zu geſchehen pfleget, um ſie aufzufriſchen. Auf den Apo- theken findet man, | außer den Ta- marinden ſelbſt, auch das Tama- rindenmark, lat. Pulpa Tamarin- dorum; und fuͤr zaͤrtliche Leute die Tamarindenlatwerge, lat. Electua- rium ex Tamarindis. Tamariskenbaum, lat. Tamarix, oder Tamariſcus, franz. Tamaris oder Tamariſc, ein Baum von mit- telmaͤßiger Groͤße, der in Frankreich in Languedoc, und in Deutſchland am Oberrhein und der Donau wild waͤchſt; bey uns aber in Gaͤrten gehalten wird. Er hat eine ſtarke Wurzel, viele Aeſte, ſchmale und ſpitzige Blaͤtter, dem Laube des Cy- preſſenbaumes oder Sevenbaumes gleich, purpurfarbene Bluͤten, und ſchwarze traubenweiſe bey einander ſitzende Fruͤchte. Dieſer Fruͤchte bedienen ſich die Faͤrber anſtatt der Gallaͤpfel zum Schwarzfaͤrben. Jn den Apotheken wird auch das Laub, die Rinde, ſowol von der Wurzel als dem Stamme, und das Holz, gebrauchet; weil man glaubet, daß ſolche, wenn davon getrunken wird, die Verſtopfungen der Milz und verſchiedene andere Krankheiten he- ben, welches aber die Erfahrung nicht beſtaͤtiget hat. Man bekoͤmmt ſolche viel von Augſpurg. Die Rinde muß gelb, von der aͤußerli- chen braunen Rinde geſaͤubert, am Geruche lieblich, und am Geſchma- cke ſowol bitter, als zuſammenzie- hend ſeyn. Das Holz aber muß noch mit ſeiner Rinde bedeckt, in- wendig weiß, faſt ohne Geſchmack und | ohne Geruch ſeyn. Aus dem Holze werden auch Becher und an- dere Trinkgeſchirre gemachet, daß die Kranken ihr Getraͤnke darinn halten und daraus trinken moͤgen: wenigſtens iſt ſolches vor dem ge- ſchehen; es ſcheint ſich aber der Gebrauch dieſer Becher zu verlie- ren, weil man gefunden hat, daß ſie keine Wirkung thun. Auf den Apothe- ken hat man ferner aus der Rinde ei- nen Extract und ein Salz. Das letzte muß weiß, cryſtalliniſch, trocken, und nicht in ein Pulver zerfallen ſeyn. Von dem Manna, das man in Perſien von den Tamariskenbaͤu- men ſammlet, ſiehe den Artikel: Perſien. Tamettes, ſind baumwollene Schnupftuͤcher, die zu Botton in Oſtindien gemacht werden. Jn den moluckiſchen, und andern in dem indi- aniſchen Meere gelegenen Jnſeln, wer- den ſie ſehr geachtet, wie ſie denn auch faſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/34
Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/34>, abgerufen am 24.11.2024.