Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.[Spaltenumbruch] Wasser Schneewasser. Hiernächst ist eszum Brauen gar dienlich, wie an dem Märzbiere zu ersehen. Das (b) Erdwasser ist das ohne Ge- schmack auf dem Erdballe in seinen Canälen und Höhlen rinnend oder stehend befindliche allgemeine Was- ser. Es wird weißlicht und trübe, wenn es mit reinem Luftwasser ver- mischt wird; leidet längere und stärkere Wärme, ehe es kochet, als das Luftwasser; erträgt auch meh- rere Kälte, ehe es erkaltet; löset nicht gerne die Seife auf, noch ver- schäumet sich mit derselben, und zwar desto mehr, je gröber jene ist; ist für alle lebendige Thiere nöthig und nützlich: kann auch zugleich den Durst am besten löschen. Zu dem Erdwasser wird gerechnet: rinnendes Erdwasser, stehendes Erdwasser, Seewasser, und Eis. a) Rinnendes oder lebendiges Was- ser ist unter dem Erdwasser das leichteste, doch schwerer als das Luftwasser; und hat verschiedene Gattungen unter sich, als Quell- wasser, das ist, welches aus ei- gener Kraft aus der Erde hervor- springt, und beständig rinnet: Die Quellen führen das schönste Was- ser, welche bey Sandhügeln ent- springen; nächstdem die, welche aus einigem Thone hervor kommen, deren Wasser ganz klar ist, im Gla- se kleine Bläsgen aufwirft, und sich mit der Seife nicht verdicket, son- dern dieselbe gänzlich auflöset, und an Leichtigkeit dem Luftwasser am nä- hesten kömmt. Unter dem rinnen- den Wasser folget nach dem Quell- wasser das Brunnenwasser, wel- ches von ungleicher Beschaffenheit, je nachdem das Wasser durch Sand oder Thonerde läuft. Wenige von ih- nen reichen an die Güte des Quell- wassers; doch finden sich welche, die dieses Wasser hoch genug achten, insonderheit, je mehr und je zeitiger oder öfter ausgeschöpft oder ausge- [Spaltenumbruch] Wasser räumet wird. Drittens gehörethieher das Fließwasser, das ist, welches in seinem Canale auf der Erde von höhern zu niedrigern Oertern rinnet, und findet man Bäche, Flüsse, Ströhme, etc. Und ist von dem Fließwasser gemeiniglich dasjenige das beste, welches am geschwindesten rinnet, und folglich das aus den Ströhmen, wie es denn so leichtlich nicht faulet, auch die Wäsche, so damit gewaschen wird, so viel weißer macht. Hin- gegen das langsam rinnende Fließ- wasser, in Bächen und Ströhmen, ist fischreich, erdartig und schwe- rer. b) Stehendes oder todtes Erdwasser ist unter den Erdwas- sern das schwereste. Es kann so viel weniger der Fäulniß widerste- hen, da es vorher mehrentheils schon etwas von Fäulniß in sich hat. Zu dem stehenden Wasser ge- hören erstlich das Teichwasser, mit welchem Namen man dasjenige Wasser belegt, welches sehr dick und trübe, fast grau aussieht, und in einiger Tiefe, die keinen Auslauf hat, versammlet steht, derglei- chen sind das Grubenwasser, Teichwasser und Kolkwasser, oder vertieftes Seewasser. Die zwey- te Gattung des stehenden Seewas- sers ist das Sumpfwasser. Sol- ches Wasser steht nicht in einigen Gruben oder Tiefen, sondert findet sich allein daselbst, wo die Erde et- was flach gelegen ist; daher hat dieses Wasser aus der Erde hervor- stehende Bügel, Büsche, Mooß und anderes in sich. Es ist das Sumpfwasser entweder Bruchwas- ser oder Moderwasser. Jenes steht um Büsche herum, um Bü- gel und Strauchmooß, und ist gleichsam von einem ganzen Hau- fen kleiner Gruben um die Gebüsche zusammen gesetzt. Dieses ist gleich- sam, als ob es aus zusammenge- mischtem Wasser und Erde bestünde, und
[Spaltenumbruch] Waſſer Schneewaſſer. Hiernaͤchſt iſt eszum Brauen gar dienlich, wie an dem Maͤrzbiere zu erſehen. Das (b) Erdwaſſer iſt das ohne Ge- ſchmack auf dem Erdballe in ſeinen Canaͤlen und Hoͤhlen rinnend oder ſtehend befindliche allgemeine Waſ- ſer. Es wird weißlicht und truͤbe, wenn es mit reinem Luftwaſſer ver- miſcht wird; leidet laͤngere und ſtaͤrkere Waͤrme, ehe es kochet, als das Luftwaſſer; ertraͤgt auch meh- rere Kaͤlte, ehe es erkaltet; loͤſet nicht gerne die Seife auf, noch ver- ſchaͤumet ſich mit derſelben, und zwar deſto mehr, je groͤber jene iſt; iſt fuͤr alle lebendige Thiere noͤthig und nuͤtzlich: kann auch zugleich den Durſt am beſten loͤſchen. Zu dem Erdwaſſer wird gerechnet: rinnendes Erdwaſſer, ſtehendes Erdwaſſer, Seewaſſer, und Eis. a) Rinnendes oder lebendiges Waſ- ſer iſt unter dem Erdwaſſer das leichteſte, doch ſchwerer als das Luftwaſſer; und hat verſchiedene Gattungen unter ſich, als Quell- waſſer, das iſt, welches aus ei- gener Kraft aus der Erde hervor- ſpringt, und beſtaͤndig rinnet: Die Quellen fuͤhren das ſchoͤnſte Waſ- ſer, welche bey Sandhuͤgeln ent- ſpringen; naͤchſtdem die, welche aus einigem Thone hervor kommen, deren Waſſer ganz klar iſt, im Gla- ſe kleine Blaͤsgen aufwirft, und ſich mit der Seife nicht verdicket, ſon- dern dieſelbe gaͤnzlich aufloͤſet, und an Leichtigkeit dem Luftwaſſer am naͤ- heſten koͤmmt. Unter dem rinnen- den Waſſer folget nach dem Quell- waſſer das Brunnenwaſſer, wel- ches von ungleicher Beſchaffenheit, je nachdem das Waſſer durch Sand oder Thonerde laͤuft. Wenige von ih- nen reichen an die Guͤte des Quell- waſſers; doch finden ſich welche, die dieſes Waſſer hoch genug achten, inſonderheit, je mehr und je zeitiger oder oͤfter ausgeſchoͤpft oder ausge- [Spaltenumbruch] Waſſer raͤumet wird. Drittens gehoͤrethieher das Fließwaſſer, das iſt, welches in ſeinem Canale auf der Erde von hoͤhern zu niedrigern Oertern rinnet, und findet man Baͤche, Fluͤſſe, Stroͤhme, ꝛc. Und iſt von dem Fließwaſſer gemeiniglich dasjenige das beſte, welches am geſchwindeſten rinnet, und folglich das aus den Stroͤhmen, wie es denn ſo leichtlich nicht faulet, auch die Waͤſche, ſo damit gewaſchen wird, ſo viel weißer macht. Hin- gegen das langſam rinnende Fließ- waſſer, in Baͤchen und Stroͤhmen, iſt fiſchreich, erdartig und ſchwe- rer. b) Stehendes oder todtes Erdwaſſer iſt unter den Erdwaſ- ſern das ſchwereſte. Es kann ſo viel weniger der Faͤulniß widerſte- hen, da es vorher mehrentheils ſchon etwas von Faͤulniß in ſich hat. Zu dem ſtehenden Waſſer ge- hoͤren erſtlich das Teichwaſſer, mit welchem Namen man dasjenige Waſſer belegt, welches ſehr dick und truͤbe, faſt grau ausſieht, und in einiger Tiefe, die keinen Auslauf hat, verſammlet ſteht, derglei- chen ſind das Grubenwaſſer, Teichwaſſer und Kolkwaſſer, oder vertieftes Seewaſſer. Die zwey- te Gattung des ſtehenden Seewaſ- ſers iſt das Sumpfwaſſer. Sol- ches Waſſer ſteht nicht in einigen Gruben oder Tiefen, ſondert findet ſich allein daſelbſt, wo die Erde et- was flach gelegen iſt; daher hat dieſes Waſſer aus der Erde hervor- ſtehende Buͤgel, Buͤſche, Mooß und anderes in ſich. Es iſt das Sumpfwaſſer entweder Bruchwaſ- ſer oder Moderwaſſer. Jenes ſteht um Buͤſche herum, um Buͤ- gel und Strauchmooß, und iſt gleichſam von einem ganzen Hau- fen kleiner Gruben um die Gebuͤſche zuſammen geſetzt. Dieſes iſt gleich- ſam, als ob es aus zuſammenge- miſchtem Waſſer und Erde beſtuͤnde, und
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Waſſer
Waſſer
Schneewaſſer. Hiernaͤchſt iſt es
zum Brauen gar dienlich, wie an
dem Maͤrzbiere zu erſehen. Das
(b) Erdwaſſer iſt das ohne Ge-
ſchmack auf dem Erdballe in ſeinen
Canaͤlen und Hoͤhlen rinnend oder
ſtehend befindliche allgemeine Waſ-
ſer. Es wird weißlicht und truͤbe,
wenn es mit reinem Luftwaſſer ver-
miſcht wird; leidet laͤngere und
ſtaͤrkere Waͤrme, ehe es kochet, als
das Luftwaſſer; ertraͤgt auch meh-
rere Kaͤlte, ehe es erkaltet; loͤſet
nicht gerne die Seife auf, noch ver-
ſchaͤumet ſich mit derſelben, und
zwar deſto mehr, je groͤber jene iſt;
iſt fuͤr alle lebendige Thiere noͤthig
und nuͤtzlich: kann auch zugleich
den Durſt am beſten loͤſchen. Zu
dem Erdwaſſer wird gerechnet:
rinnendes Erdwaſſer, ſtehendes
Erdwaſſer, Seewaſſer, und Eis.
a) Rinnendes oder lebendiges Waſ-
ſer iſt unter dem Erdwaſſer das
leichteſte, doch ſchwerer als das
Luftwaſſer; und hat verſchiedene
Gattungen unter ſich, als Quell-
waſſer, das iſt, welches aus ei-
gener Kraft aus der Erde hervor-
ſpringt, und beſtaͤndig rinnet: Die
Quellen fuͤhren das ſchoͤnſte Waſ-
ſer, welche bey Sandhuͤgeln ent-
ſpringen; naͤchſtdem die, welche
aus einigem Thone hervor kommen,
deren Waſſer ganz klar iſt, im Gla-
ſe kleine Blaͤsgen aufwirft, und ſich
mit der Seife nicht verdicket, ſon-
dern dieſelbe gaͤnzlich aufloͤſet, und an
Leichtigkeit dem Luftwaſſer am naͤ-
heſten koͤmmt. Unter dem rinnen-
den Waſſer folget nach dem Quell-
waſſer das Brunnenwaſſer, wel-
ches von ungleicher Beſchaffenheit,
je nachdem das Waſſer durch Sand
oder Thonerde laͤuft. Wenige von ih-
nen reichen an die Guͤte des Quell-
waſſers; doch finden ſich welche, die
dieſes Waſſer hoch genug achten,
inſonderheit, je mehr und je zeitiger
oder oͤfter ausgeſchoͤpft oder ausge-
raͤumet wird. Drittens gehoͤret
hieher das Fließwaſſer, das iſt,
welches in ſeinem Canale auf der
Erde von hoͤhern zu niedrigern
Oertern rinnet, und findet man
Baͤche, Fluͤſſe, Stroͤhme, ꝛc. Und
iſt von dem Fließwaſſer gemeiniglich
dasjenige das beſte, welches am
geſchwindeſten rinnet, und folglich
das aus den Stroͤhmen, wie es
denn ſo leichtlich nicht faulet, auch
die Waͤſche, ſo damit gewaſchen
wird, ſo viel weißer macht. Hin-
gegen das langſam rinnende Fließ-
waſſer, in Baͤchen und Stroͤhmen,
iſt fiſchreich, erdartig und ſchwe-
rer. b) Stehendes oder todtes
Erdwaſſer iſt unter den Erdwaſ-
ſern das ſchwereſte. Es kann ſo
viel weniger der Faͤulniß widerſte-
hen, da es vorher mehrentheils
ſchon etwas von Faͤulniß in ſich
hat. Zu dem ſtehenden Waſſer ge-
hoͤren erſtlich das Teichwaſſer,
mit welchem Namen man dasjenige
Waſſer belegt, welches ſehr dick
und truͤbe, faſt grau ausſieht, und
in einiger Tiefe, die keinen Auslauf
hat, verſammlet ſteht, derglei-
chen ſind das Grubenwaſſer,
Teichwaſſer und Kolkwaſſer, oder
vertieftes Seewaſſer. Die zwey-
te Gattung des ſtehenden Seewaſ-
ſers iſt das Sumpfwaſſer. Sol-
ches Waſſer ſteht nicht in einigen
Gruben oder Tiefen, ſondert findet
ſich allein daſelbſt, wo die Erde et-
was flach gelegen iſt; daher hat
dieſes Waſſer aus der Erde hervor-
ſtehende Buͤgel, Buͤſche, Mooß
und anderes in ſich. Es iſt das
Sumpfwaſſer entweder Bruchwaſ-
ſer oder Moderwaſſer. Jenes
ſteht um Buͤſche herum, um Buͤ-
gel und Strauchmooß, und iſt
gleichſam von einem ganzen Hau-
fen kleiner Gruben um die Gebuͤſche
zuſammen geſetzt. Dieſes iſt gleich-
ſam, als ob es aus zuſammenge-
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