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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallruß
Thran brennen: allein das Aus-
brennen dieses Specks würde gar
zu viel Mühe machen, weil solcher
mit dem Fleische durchwachsen ist,
eben wie das Fett der Schweine,
welchem es auch nicht sehr ungleich
ist. Diejenigen, die diesen Speck
auszuschmelzen versucht haben, ha-
ben gefunden, daß fünf Wallrosse
nur ein Quarteel Thran geben.
Einige Theile von dem Wallrosse
lassen sich auch (c) ganz gut essen,
unter andern die Zunge, das Herz,
und die Leber, wenn man näm-
lich diese Theile sogleich, nachdem
das Thier getödtet ist, kochen läßt,
denn sonst werden sie ranzigt, und
bekommen einen thranigten Ge-
schmack und Geruch. Hiernächst
wird (II) das Wallruß, See- oder
Meerpferd, lat. Hippopotamus,
dasjenige vierfüßige Thier genen-
net, dessen Kopf einem Pferdekopfe
am nächsten gleichet, davon es den
Namen bekommen; das aber dem
Leibe nach einem Ochsen ähnlicher
ist, den es |auch an Größe zwey-
mal übertrifft. Es hat dicke kurze
Füße (wie die an einem Bären)
mit vier Klauen; einen ganz kurzen
Schwanz, der einigermaßen dem
Schwanze eines Schweins gleichet,
eine glatte, ungemein harte und
dicke, und folglich sehr schwere
Haut: wenn man aber saget, daß
solche durch vier Kameele kaum
fortzubringen sey, so gehöret sol-
ches unter die Mährgen. Ferner
hat es kleine Augen und Ohren,
weite Nasenlöcher, und vorne in dem
Maule etliche dicke, eines halben
Fußes lange Zähne, davon zwey
gerade hinaus stehen. Diese Zäh-
ne sind so hart, daß, wenn man
dieselben zusammen schlägt, Feuer
heraus springt: und diese Zähne
werden allein in der Handlung ge-
führet, und nicht nur auf den Apo-
theken, sondern auch von Zahnärz-
ten gebraucht, die eingesetzten Zäh-
[Spaltenumbruch]
Wallruß
ne davon zu machen, weil sie nicht
anlaufen, wie das Helfenbein.
Es wird dieses Thier nur in den
großen Flüssen mitten in Africa,
und in den Gegenden, wo es viel
vegnet, angetroffen. Verschiedene
Schriftsteller, die von diesem Thie-
re reden, betrügen sich, wenn sie
sagen, es sey an den Ufern des
Nils in Menge zu finden. Denn
man sieht selbiges daselbst nur sehr sel-
ten, und gleichsam nur von unge-
fähr; weil Aegypten nicht der ei-
gentliche Ort seines Aufenthalts
ist, da solches zu trocken und im
Winter zu kalt für dieses Thier
ist. Es hält sich nur in der Ge-
gend der Quellen des Nils auf, wo
es eine Zeitlang sehr stark regnet,
und wo es zu allen Zeiten gleich
warm ist. Es ist auch fast nicht
zu zweifeln, daß es sich nur zur Re-
genzeit aus einem andern großen
Flusse nach den Quellen des Rils
hinbegebe, und hernach wieder nach
jenen Flüssen zurück kehre. Dieje-
gen, die man zuweilen in Aegypten
sieht, kommen nur zu der Zeit
dahin, wenn der Nil anläuft, wel-
cher sie aus Aethiopien mit sich fort-
führet, ohne daß sie merken, daß
sie sich verirren, und es ist glaub-
lich, daß diejenigen, die sich also
verirret haben, nach und nach wie-
der nach ihrer Heimath zurück keh-
ren. Solche sind die Flüsse Sene-
gal, Gambia und Sierra Liona,
welche so voller Wallrusse oder Hip-
popotames
sind, daß die Reiß- und
Maisfelder von ihnen völlig würden
abgefressen werden, wenn man sie
nicht Nacht und Tag sorgfältig be-
wachete, und sie verjagte, welches
in Ansehung ihrer leichter ist, als
in Ansehung der Elephanten, weil
sie fruchtsamer sind, als diese, wie
sie denn auch auf das geringste ge-
hörte Geräusch sich wieder in die
Flüsse begeben, in welchen sie an-
fangs den Kopf untertauchen, her-

nach
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Wallruß
Thran brennen: allein das Aus-
brennen dieſes Specks wuͤrde gar
zu viel Muͤhe machen, weil ſolcher
mit dem Fleiſche durchwachſen iſt,
eben wie das Fett der Schweine,
welchem es auch nicht ſehr ungleich
iſt. Diejenigen, die dieſen Speck
auszuſchmelzen verſucht haben, ha-
ben gefunden, daß fuͤnf Wallroſſe
nur ein Quarteel Thran geben.
Einige Theile von dem Wallroſſe
laſſen ſich auch (c) ganz gut eſſen,
unter andern die Zunge, das Herz,
und die Leber, wenn man naͤm-
lich dieſe Theile ſogleich, nachdem
das Thier getoͤdtet iſt, kochen laͤßt,
denn ſonſt werden ſie ranzigt, und
bekommen einen thranigten Ge-
ſchmack und Geruch. Hiernaͤchſt
wird (II) das Wallruß, See- oder
Meerpferd, lat. Hippopotamus,
dasjenige vierfuͤßige Thier genen-
net, deſſen Kopf einem Pferdekopfe
am naͤchſten gleichet, davon es den
Namen bekommen; das aber dem
Leibe nach einem Ochſen aͤhnlicher
iſt, den es |auch an Groͤße zwey-
mal uͤbertrifft. Es hat dicke kurze
Fuͤße (wie die an einem Baͤren)
mit vier Klauen; einen ganz kurzen
Schwanz, der einigermaßen dem
Schwanze eines Schweins gleichet,
eine glatte, ungemein harte und
dicke, und folglich ſehr ſchwere
Haut: wenn man aber ſaget, daß
ſolche durch vier Kameele kaum
fortzubringen ſey, ſo gehoͤret ſol-
ches unter die Maͤhrgen. Ferner
hat es kleine Augen und Ohren,
weite Naſenloͤcher, und vorne in dem
Maule etliche dicke, eines halben
Fußes lange Zaͤhne, davon zwey
gerade hinaus ſtehen. Dieſe Zaͤh-
ne ſind ſo hart, daß, wenn man
dieſelben zuſammen ſchlaͤgt, Feuer
heraus ſpringt: und dieſe Zaͤhne
werden allein in der Handlung ge-
fuͤhret, und nicht nur auf den Apo-
theken, ſondern auch von Zahnaͤrz-
ten gebraucht, die eingeſetzten Zaͤh-
[Spaltenumbruch]
Wallruß
ne davon zu machen, weil ſie nicht
anlaufen, wie das Helfenbein.
Es wird dieſes Thier nur in den
großen Fluͤſſen mitten in Africa,
und in den Gegenden, wo es viel
vegnet, angetroffen. Verſchiedene
Schriftſteller, die von dieſem Thie-
re reden, betruͤgen ſich, wenn ſie
ſagen, es ſey an den Ufern des
Nils in Menge zu finden. Denn
man ſieht ſelbiges daſelbſt nur ſehr ſel-
ten, und gleichſam nur von unge-
faͤhr; weil Aegypten nicht der ei-
gentliche Ort ſeines Aufenthalts
iſt, da ſolches zu trocken und im
Winter zu kalt fuͤr dieſes Thier
iſt. Es haͤlt ſich nur in der Ge-
gend der Quellen des Nils auf, wo
es eine Zeitlang ſehr ſtark regnet,
und wo es zu allen Zeiten gleich
warm iſt. Es iſt auch faſt nicht
zu zweifeln, daß es ſich nur zur Re-
genzeit aus einem andern großen
Fluſſe nach den Quellen des Rils
hinbegebe, und hernach wieder nach
jenen Fluͤſſen zuruͤck kehre. Dieje-
gen, die man zuweilen in Aegypten
ſieht, kommen nur zu der Zeit
dahin, wenn der Nil anlaͤuft, wel-
cher ſie aus Aethiopien mit ſich fort-
fuͤhret, ohne daß ſie merken, daß
ſie ſich verirren, und es iſt glaub-
lich, daß diejenigen, die ſich alſo
verirret haben, nach und nach wie-
der nach ihrer Heimath zuruͤck keh-
ren. Solche ſind die Fluͤſſe Sene-
gal, Gambia und Sierra Liona,
welche ſo voller Wallruſſe oder Hip-
popotames
ſind, daß die Reiß- und
Maisfelder von ihnen voͤllig wuͤrden
abgefreſſen werden, wenn man ſie
nicht Nacht und Tag ſorgfaͤltig be-
wachete, und ſie verjagte, welches
in Anſehung ihrer leichter iſt, als
in Anſehung der Elephanten, weil
ſie fruchtſamer ſind, als dieſe, wie
ſie denn auch auf das geringſte ge-
hoͤrte Geraͤuſch ſich wieder in die
Fluͤſſe begeben, in welchen ſie an-
fangs den Kopf untertauchen, her-

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[[327]/0333] Wallruß Wallruß Thran brennen: allein das Aus- brennen dieſes Specks wuͤrde gar zu viel Muͤhe machen, weil ſolcher mit dem Fleiſche durchwachſen iſt, eben wie das Fett der Schweine, welchem es auch nicht ſehr ungleich iſt. Diejenigen, die dieſen Speck auszuſchmelzen verſucht haben, ha- ben gefunden, daß fuͤnf Wallroſſe nur ein Quarteel Thran geben. Einige Theile von dem Wallroſſe laſſen ſich auch (c) ganz gut eſſen, unter andern die Zunge, das Herz, und die Leber, wenn man naͤm- lich dieſe Theile ſogleich, nachdem das Thier getoͤdtet iſt, kochen laͤßt, denn ſonſt werden ſie ranzigt, und bekommen einen thranigten Ge- ſchmack und Geruch. Hiernaͤchſt wird (II) das Wallruß, See- oder Meerpferd, lat. Hippopotamus, dasjenige vierfuͤßige Thier genen- net, deſſen Kopf einem Pferdekopfe am naͤchſten gleichet, davon es den Namen bekommen; das aber dem Leibe nach einem Ochſen aͤhnlicher iſt, den es |auch an Groͤße zwey- mal uͤbertrifft. Es hat dicke kurze Fuͤße (wie die an einem Baͤren) mit vier Klauen; einen ganz kurzen Schwanz, der einigermaßen dem Schwanze eines Schweins gleichet, eine glatte, ungemein harte und dicke, und folglich ſehr ſchwere Haut: wenn man aber ſaget, daß ſolche durch vier Kameele kaum fortzubringen ſey, ſo gehoͤret ſol- ches unter die Maͤhrgen. Ferner hat es kleine Augen und Ohren, weite Naſenloͤcher, und vorne in dem Maule etliche dicke, eines halben Fußes lange Zaͤhne, davon zwey gerade hinaus ſtehen. Dieſe Zaͤh- ne ſind ſo hart, daß, wenn man dieſelben zuſammen ſchlaͤgt, Feuer heraus ſpringt: und dieſe Zaͤhne werden allein in der Handlung ge- fuͤhret, und nicht nur auf den Apo- theken, ſondern auch von Zahnaͤrz- ten gebraucht, die eingeſetzten Zaͤh- ne davon zu machen, weil ſie nicht anlaufen, wie das Helfenbein. Es wird dieſes Thier nur in den großen Fluͤſſen mitten in Africa, und in den Gegenden, wo es viel vegnet, angetroffen. Verſchiedene Schriftſteller, die von dieſem Thie- re reden, betruͤgen ſich, wenn ſie ſagen, es ſey an den Ufern des Nils in Menge zu finden. Denn man ſieht ſelbiges daſelbſt nur ſehr ſel- ten, und gleichſam nur von unge- faͤhr; weil Aegypten nicht der ei- gentliche Ort ſeines Aufenthalts iſt, da ſolches zu trocken und im Winter zu kalt fuͤr dieſes Thier iſt. Es haͤlt ſich nur in der Ge- gend der Quellen des Nils auf, wo es eine Zeitlang ſehr ſtark regnet, und wo es zu allen Zeiten gleich warm iſt. Es iſt auch faſt nicht zu zweifeln, daß es ſich nur zur Re- genzeit aus einem andern großen Fluſſe nach den Quellen des Rils hinbegebe, und hernach wieder nach jenen Fluͤſſen zuruͤck kehre. Dieje- gen, die man zuweilen in Aegypten ſieht, kommen nur zu der Zeit dahin, wenn der Nil anlaͤuft, wel- cher ſie aus Aethiopien mit ſich fort- fuͤhret, ohne daß ſie merken, daß ſie ſich verirren, und es iſt glaub- lich, daß diejenigen, die ſich alſo verirret haben, nach und nach wie- der nach ihrer Heimath zuruͤck keh- ren. Solche ſind die Fluͤſſe Sene- gal, Gambia und Sierra Liona, welche ſo voller Wallruſſe oder Hip- popotames ſind, daß die Reiß- und Maisfelder von ihnen voͤllig wuͤrden abgefreſſen werden, wenn man ſie nicht Nacht und Tag ſorgfaͤltig be- wachete, und ſie verjagte, welches in Anſehung ihrer leichter iſt, als in Anſehung der Elephanten, weil ſie fruchtſamer ſind, als dieſe, wie ſie denn auch auf das geringſte ge- hoͤrte Geraͤuſch ſich wieder in die Fluͤſſe begeben, in welchen ſie an- fangs den Kopf untertauchen, her- nach X 4

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [327]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/333>, abgerufen am 22.11.2024.