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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallfisch
Kaviar, welchen die äußersten
Norweger aus dem Rogen des
Delphins machen; aber nicht in
andere Länder verführet wird. Und
endlich k) Wallfischohr, ein beson-
derer zum Gehör dienender Kno-
chen im Wallfische, den die Matro-
sen mit Bootshaken aus schon et-
was verfaulten Fischen, (denn in
frisch getödteten sitzt er gar zu fest,)
heraus reißen, darüber aber gemei-
niglich etwas verletzen, und an die
Apotheker, oder Droguisten über-
lassen, die ihn fälschlich Lapidem
Tiburonis,
oder Lapidem Manati,
nennen, und dafür besonders in
Landstädten, wiewol ganz irrig, ver-
kaufen. Die (5) Gegend, wo die
rechten Wallfische sich aufhalten,
wird von erfahrnen und der Sache
kundigen Leuten angegeben, unter
Grönland von der Straße Davis
und Jsland an längst dem Rande
des Eises gegen Westen, bis an die
Jnsel Mauritius, welche auch Jan
Maien Jnsel genennet wird, und
bis an das nordliche Vorgebirge:
weiter längst gemeldetem Eisrande,
bis an Spitzbergen längst dem mit-
tägigen Eise, so von Spitzbergen
gegen Süden liegt, bis an die
Maygatsstraße und Nova Zembla,
wie auch um und sehr nahe bey dem
Nordpole. Man muß sie aber itzt,
nachdem sie aus dem Meerbusen,
und von den Ufern vertrieben wor-
den, in dem Eise aufsuchen. Es
werden aber die Wallfische nicht
nur in unserm Eismeere, sondern
auch anderwärts angetroffen. Die
Japaner fangen derselben unter Co-
rea fast um dieselbe Zeit, und auf die-
selbe Art, wenn und wie sie bey uns
gefangen werden. Sie sind aber
viel größer, und bis 120 Fuß lang,
mit großen Augen bis 6 Fuß lang,
und 3 weit. Die Chineser fangen
derselben bey der Jnsel Hainan, fast
von gleicher Größe; wiewol man
Nachricht haben will, daß in den
[Spaltenumbruch]
Wallfisch
indianischen Meeren ein Wallfisch
960 Fuß lang gesehen worden. Um
die americanischen Jnseln werden
sie| desgleichen zum öftern angetrof-
fen. Jn Europa wird der (6)
Wallfischfang auf folgende Art ver-
anstaltet: Jm Herbste fängt man
schon an, Schiffgeräthe zusammen
zu machen, um die Schiffe das fol-
gende Jahr in See schicken zu kön-
nen. Die (a) Schiffe welche zum
Wallfischfange gebraucht werden,
sind gemeiniglich 100 bis 118 Fuß
lang, und von dem Schiffschnabel
an, bis an den Fock mit starkem Ei-
chenholze und Eisen beschlagen.
Sie werden auch auf den Seiten
bis an die Pumpen doppelt gebauet,
um desto dauerhafter wider das Eis
zu seyn. Ein jedwedes Schiff hat,
nach Beschaffenheit seiner Größe, ei-
ne gewisse Anzahl Boote, oder Cha-
lupen. Ein Schiff von 118 Fuß
lang, 30 Fuß breit, und 121/2 Fuß
tief, und davon die Höhe des Ver-
decks 71/2 Fuß ist, muß 7 Chalupen
und 50 Mann führen: und zu einem
Schiffe von 112 Fuß lang, 29 Fuß
breit, 121/2 Fuß tief, und das ein
Verdeck von 7 Fuß hat, werden
6 Chalupen und 42 Mann erfordert.
Man fährt auch, wiewol selten, mit
Schiffen, die nur 4 bis 5 Chalu-
pen führen. Die Schiffe mit 6
Chalupen sind am meisten im Ge-
brauche. Dergleichen neu erbauetes
Schiff, so wie es in See geht, ko-
stet ungefähr 25000 Gulden. Das
Faßwerk, und die Geräthschaft,
so zum Fauge nöthig sind, nebst
dem Gelde, das dem Schiffsvolke
bey der Musterung auf die Hand
gegeben wird, beläuft sich auf 8000
bis 10000 Gulden. Die Schiffe,
so nach Grönland geschieket werden,
laufen durchgehends im Monate
April aus; die aber nach der Da-
visstraße gehen, und eine weitere
Reise zu thun haben, gehen einen
Monat früher ab. Die Gesellschaft

der-

[Spaltenumbruch]

Wallfiſch
Kaviar, welchen die aͤußerſten
Norweger aus dem Rogen des
Delphins machen; aber nicht in
andere Laͤnder verfuͤhret wird. Und
endlich k) Wallfiſchohr, ein beſon-
derer zum Gehoͤr dienender Kno-
chen im Wallfiſche, den die Matro-
ſen mit Bootshaken aus ſchon et-
was verfaulten Fiſchen, (denn in
friſch getoͤdteten ſitzt er gar zu feſt,)
heraus reißen, daruͤber aber gemei-
niglich etwas verletzen, und an die
Apotheker, oder Droguiſten uͤber-
laſſen, die ihn faͤlſchlich Lapidem
Tiburonis,
oder Lapidem Manati,
nennen, und dafuͤr beſonders in
Landſtaͤdten, wiewol ganz irrig, ver-
kaufen. Die (5) Gegend, wo die
rechten Wallfiſche ſich aufhalten,
wird von erfahrnen und der Sache
kundigen Leuten angegeben, unter
Groͤnland von der Straße Davis
und Jsland an laͤngſt dem Rande
des Eiſes gegen Weſten, bis an die
Jnſel Mauritius, welche auch Jan
Maien Jnſel genennet wird, und
bis an das nordliche Vorgebirge:
weiter laͤngſt gemeldetem Eisrande,
bis an Spitzbergen laͤngſt dem mit-
taͤgigen Eiſe, ſo von Spitzbergen
gegen Suͤden liegt, bis an die
Maygatsſtraße und Nova Zembla,
wie auch um und ſehr nahe bey dem
Nordpole. Man muß ſie aber itzt,
nachdem ſie aus dem Meerbuſen,
und von den Ufern vertrieben wor-
den, in dem Eiſe aufſuchen. Es
werden aber die Wallfiſche nicht
nur in unſerm Eismeere, ſondern
auch anderwaͤrts angetroffen. Die
Japaner fangen derſelben unter Co-
rea faſt um dieſelbe Zeit, und auf die-
ſelbe Art, wenn und wie ſie bey uns
gefangen werden. Sie ſind aber
viel groͤßer, und bis 120 Fuß lang,
mit großen Augen bis 6 Fuß lang,
und 3 weit. Die Chineſer fangen
derſelben bey der Jnſel Hainan, faſt
von gleicher Groͤße; wiewol man
Nachricht haben will, daß in den
[Spaltenumbruch]
Wallfiſch
indianiſchen Meeren ein Wallfiſch
960 Fuß lang geſehen worden. Um
die americaniſchen Jnſeln werden
ſie| desgleichen zum oͤftern angetrof-
fen. Jn Europa wird der (6)
Wallfiſchfang auf folgende Art ver-
anſtaltet: Jm Herbſte faͤngt man
ſchon an, Schiffgeraͤthe zuſammen
zu machen, um die Schiffe das fol-
gende Jahr in See ſchicken zu koͤn-
nen. Die (a) Schiffe welche zum
Wallfiſchfange gebraucht werden,
ſind gemeiniglich 100 bis 118 Fuß
lang, und von dem Schiffſchnabel
an, bis an den Fock mit ſtarkem Ei-
chenholze und Eiſen beſchlagen.
Sie werden auch auf den Seiten
bis an die Pumpen doppelt gebauet,
um deſto dauerhafter wider das Eis
zu ſeyn. Ein jedwedes Schiff hat,
nach Beſchaffenheit ſeiner Groͤße, ei-
ne gewiſſe Anzahl Boote, oder Cha-
lupen. Ein Schiff von 118 Fuß
lang, 30 Fuß breit, und 12½ Fuß
tief, und davon die Hoͤhe des Ver-
decks 7½ Fuß iſt, muß 7 Chalupen
und 50 Mann fuͤhren: und zu einem
Schiffe von 112 Fuß lang, 29 Fuß
breit, 12½ Fuß tief, und das ein
Verdeck von 7 Fuß hat, werden
6 Chalupen und 42 Mann erfordert.
Man faͤhrt auch, wiewol ſelten, mit
Schiffen, die nur 4 bis 5 Chalu-
pen fuͤhren. Die Schiffe mit 6
Chalupen ſind am meiſten im Ge-
brauche. Dergleichen neu erbauetes
Schiff, ſo wie es in See geht, ko-
ſtet ungefaͤhr 25000 Gulden. Das
Faßwerk, und die Geraͤthſchaft,
ſo zum Fauge noͤthig ſind, nebſt
dem Gelde, das dem Schiffsvolke
bey der Muſterung auf die Hand
gegeben wird, belaͤuft ſich auf 8000
bis 10000 Gulden. Die Schiffe,
ſo nach Groͤnland geſchieket werden,
laufen durchgehends im Monate
April aus; die aber nach der Da-
visſtraße gehen, und eine weitere
Reiſe zu thun haben, gehen einen
Monat fruͤher ab. Die Geſellſchaft

der-
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[[317]/0323] Wallfiſch Wallfiſch Kaviar, welchen die aͤußerſten Norweger aus dem Rogen des Delphins machen; aber nicht in andere Laͤnder verfuͤhret wird. Und endlich k) Wallfiſchohr, ein beſon- derer zum Gehoͤr dienender Kno- chen im Wallfiſche, den die Matro- ſen mit Bootshaken aus ſchon et- was verfaulten Fiſchen, (denn in friſch getoͤdteten ſitzt er gar zu feſt,) heraus reißen, daruͤber aber gemei- niglich etwas verletzen, und an die Apotheker, oder Droguiſten uͤber- laſſen, die ihn faͤlſchlich Lapidem Tiburonis, oder Lapidem Manati, nennen, und dafuͤr beſonders in Landſtaͤdten, wiewol ganz irrig, ver- kaufen. Die (5) Gegend, wo die rechten Wallfiſche ſich aufhalten, wird von erfahrnen und der Sache kundigen Leuten angegeben, unter Groͤnland von der Straße Davis und Jsland an laͤngſt dem Rande des Eiſes gegen Weſten, bis an die Jnſel Mauritius, welche auch Jan Maien Jnſel genennet wird, und bis an das nordliche Vorgebirge: weiter laͤngſt gemeldetem Eisrande, bis an Spitzbergen laͤngſt dem mit- taͤgigen Eiſe, ſo von Spitzbergen gegen Suͤden liegt, bis an die Maygatsſtraße und Nova Zembla, wie auch um und ſehr nahe bey dem Nordpole. Man muß ſie aber itzt, nachdem ſie aus dem Meerbuſen, und von den Ufern vertrieben wor- den, in dem Eiſe aufſuchen. Es werden aber die Wallfiſche nicht nur in unſerm Eismeere, ſondern auch anderwaͤrts angetroffen. Die Japaner fangen derſelben unter Co- rea faſt um dieſelbe Zeit, und auf die- ſelbe Art, wenn und wie ſie bey uns gefangen werden. Sie ſind aber viel groͤßer, und bis 120 Fuß lang, mit großen Augen bis 6 Fuß lang, und 3 weit. Die Chineſer fangen derſelben bey der Jnſel Hainan, faſt von gleicher Groͤße; wiewol man Nachricht haben will, daß in den indianiſchen Meeren ein Wallfiſch 960 Fuß lang geſehen worden. Um die americaniſchen Jnſeln werden ſie| desgleichen zum oͤftern angetrof- fen. Jn Europa wird der (6) Wallfiſchfang auf folgende Art ver- anſtaltet: Jm Herbſte faͤngt man ſchon an, Schiffgeraͤthe zuſammen zu machen, um die Schiffe das fol- gende Jahr in See ſchicken zu koͤn- nen. Die (a) Schiffe welche zum Wallfiſchfange gebraucht werden, ſind gemeiniglich 100 bis 118 Fuß lang, und von dem Schiffſchnabel an, bis an den Fock mit ſtarkem Ei- chenholze und Eiſen beſchlagen. Sie werden auch auf den Seiten bis an die Pumpen doppelt gebauet, um deſto dauerhafter wider das Eis zu ſeyn. Ein jedwedes Schiff hat, nach Beſchaffenheit ſeiner Groͤße, ei- ne gewiſſe Anzahl Boote, oder Cha- lupen. Ein Schiff von 118 Fuß lang, 30 Fuß breit, und 12½ Fuß tief, und davon die Hoͤhe des Ver- decks 7½ Fuß iſt, muß 7 Chalupen und 50 Mann fuͤhren: und zu einem Schiffe von 112 Fuß lang, 29 Fuß breit, 12½ Fuß tief, und das ein Verdeck von 7 Fuß hat, werden 6 Chalupen und 42 Mann erfordert. Man faͤhrt auch, wiewol ſelten, mit Schiffen, die nur 4 bis 5 Chalu- pen fuͤhren. Die Schiffe mit 6 Chalupen ſind am meiſten im Ge- brauche. Dergleichen neu erbauetes Schiff, ſo wie es in See geht, ko- ſtet ungefaͤhr 25000 Gulden. Das Faßwerk, und die Geraͤthſchaft, ſo zum Fauge noͤthig ſind, nebſt dem Gelde, das dem Schiffsvolke bey der Muſterung auf die Hand gegeben wird, belaͤuft ſich auf 8000 bis 10000 Gulden. Die Schiffe, ſo nach Groͤnland geſchieket werden, laufen durchgehends im Monate April aus; die aber nach der Da- visſtraße gehen, und eine weitere Reiſe zu thun haben, gehen einen Monat fruͤher ab. Die Geſellſchaft der-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [317]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/323>, abgerufen am 22.12.2024.