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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallfisch
oder Aufhalten dienet. Sie ziehen
gemeiniglich in kleinen Truppen,
fallen den Wallfisch an, und zerren
ganze Stücken aus dessen Leibe, wo-
durch derselbe dermaßen geängstiget
wird, daß er die Zunge heraus re-
cket, an die sie sich gleich machen,
und dieselbe fressen, weil sie von
dem Wallfische, von dessen Fleische
sie vermuthlich, der dicken Haut
halber, sonst nichts herunter zer-
ren können, außer dieser Zunge fast
gar nichts fressen. Mit diesem
Schwerdtfische werden vom Ander-
son 5) der Wallfischtödter, engl.
Killaers, für einerley gehalten.
Sie halten sich auf den Küsten von
Neuengland auf, sind zwanzig bis
dreyßig Fuß lang, und haben in
beyden Kiefern in einander schlies-
sende Zähne, auch eine Finne 4 bis
5 Fuß hoch, die gegen die Mitte
des Rückens sitzet. Es werden
mehrentheils ihrer zwölfe beysam-
men gefunden, die einen jungen
Wallfisch sehr hitzig anfallen. Ei-
nige machen sich an den Schwanz,
damit der Wallfisch mit demselben
nicht schlagen könne; da hingegen
andere sich an den Kopf machen,
bis derselbe die Zunge ein wenig
heraus recket, da sie denn die Lef-
zen, oder die Zunge zu ergreifen su-
chen. Wenn er also todt ist, fres-
sen sie vornehmlich von der Zunge
und dem Kopfe; wenn er aber an-
fängt zu faulen, verlassen sie ihn.
Wenn einige Chaloupen mit einan-
der einen todten Wallfisch fort-
schleppen: so ist ein einiger, der
seine Zähne darein setzet, vermö-
gend den Fisch mit sich hinunter
auf den Grund zu reißen. Sie ge-
ben guten Thran. Die (4) Waa-
ren, welche
die gedachten Gattun-
gen der Wallfische insgesamt zur
Handlung
liefern, sind folgende:
a) der Speck. Solcher ist dreyer-
ley, nämlich a) weiß, dieser hat
viel Sehnen, und giebt wenig
[Spaltenumbruch]
Wallfisch
Thran; b) gelb, sieht aus wie
Butter, und ist der beste; und c)
roth, ist von Wallfischen, die lan-
ge todt herum getrieben sind, sehr
wässerigt, und giebt den wenigsten
Thran. Die größten Wallfische lie-
fern 70 bis 90 Quarteele Speck,
die mittlern nur 40 bis 60, und die
kleinen noch weniger. b) Der
Thran, so aus diesem Specke in
den Thrankochereyen ausgebrennet
wird, siehe Thran. c) Die Wall-
fischbaarden,
von denen in dem Ar-
tikel Baarden besonders gehandelt
worden, und hier nur noch folgen-
des anzumerken ist, daß ein Fisch,
der 50 Quarteele Speck giebt, 240
bis 250 Bund Baarden, oder Stü-
cken Fischbein von den obern Kinn-
laden und zweyhundert Stücke von
den untern Kinnladen liefert. d)
Die Ruthe vom Wallfische, lat.
Priapus Ceti, französ. Balenas,
oder Membre de Baleine, wird
von den Jndianern als ein be-
währtes Mittel wider die rothe
Ruhr gebraucht, welches auch bey
uns zum öftern wohl angeschlagen
hat. Man kann sie auf eben die
Art, wie die Wallfischbaarden spal-
ten und gebrauchen, weil sie mit
jenen gleiche Beschaffenheit haben.
e) Das Einhorn von dem Nar-
hwal,
oder Einhornfische, von
dem im Artikel: Einhorn, das nö-
thige bereits beygebracht ist. f)
Die Cachelotzähne, welche von den
Drechslern, Messerschmieden, und
denjenigen Künstlern, die ausgeleg-
te Arbeit machen, gebraucht wer-
den. g) Der Wallrath, so, wie
schon oben angezeiget ist, und
in einem besondern Artikel näher
wird dargethan werden, ebenfalls
von dem Wallfische, und zwar von
der Cachelotte, kömmt. h) Der
Ambra, so gleichfalls von den
Wallfischen kömmt, wie die Alten
schon geglaubet haben, siehe Am-
bra.
i) Eine besondere Art von

Ka-

[Spaltenumbruch]

Wallfiſch
oder Aufhalten dienet. Sie ziehen
gemeiniglich in kleinen Truppen,
fallen den Wallfiſch an, und zerren
ganze Stuͤcken aus deſſen Leibe, wo-
durch derſelbe dermaßen geaͤngſtiget
wird, daß er die Zunge heraus re-
cket, an die ſie ſich gleich machen,
und dieſelbe freſſen, weil ſie von
dem Wallfiſche, von deſſen Fleiſche
ſie vermuthlich, der dicken Haut
halber, ſonſt nichts herunter zer-
ren koͤnnen, außer dieſer Zunge faſt
gar nichts freſſen. Mit dieſem
Schwerdtfiſche werden vom Ander-
ſon 5) der Wallfiſchtoͤdter, engl.
Killaers, fuͤr einerley gehalten.
Sie halten ſich auf den Kuͤſten von
Neuengland auf, ſind zwanzig bis
dreyßig Fuß lang, und haben in
beyden Kiefern in einander ſchlieſ-
ſende Zaͤhne, auch eine Finne 4 bis
5 Fuß hoch, die gegen die Mitte
des Ruͤckens ſitzet. Es werden
mehrentheils ihrer zwoͤlfe beyſam-
men gefunden, die einen jungen
Wallfiſch ſehr hitzig anfallen. Ei-
nige machen ſich an den Schwanz,
damit der Wallfiſch mit demſelben
nicht ſchlagen koͤnne; da hingegen
andere ſich an den Kopf machen,
bis derſelbe die Zunge ein wenig
heraus recket, da ſie denn die Lef-
zen, oder die Zunge zu ergreifen ſu-
chen. Wenn er alſo todt iſt, freſ-
ſen ſie vornehmlich von der Zunge
und dem Kopfe; wenn er aber an-
faͤngt zu faulen, verlaſſen ſie ihn.
Wenn einige Chaloupen mit einan-
der einen todten Wallfiſch fort-
ſchleppen: ſo iſt ein einiger, der
ſeine Zaͤhne darein ſetzet, vermoͤ-
gend den Fiſch mit ſich hinunter
auf den Grund zu reißen. Sie ge-
ben guten Thran. Die (4) Waa-
ren, welche
die gedachten Gattun-
gen der Wallfiſche insgeſamt zur
Handlung
liefern, ſind folgende:
a) der Speck. Solcher iſt dreyer-
ley, naͤmlich a) weiß, dieſer hat
viel Sehnen, und giebt wenig
[Spaltenumbruch]
Wallfiſch
Thran; b) gelb, ſieht aus wie
Butter, und iſt der beſte; und c)
roth, iſt von Wallfiſchen, die lan-
ge todt herum getrieben ſind, ſehr
waͤſſerigt, und giebt den wenigſten
Thran. Die groͤßten Wallfiſche lie-
fern 70 bis 90 Quarteele Speck,
die mittlern nur 40 bis 60, und die
kleinen noch weniger. b) Der
Thran, ſo aus dieſem Specke in
den Thrankochereyen ausgebrennet
wird, ſiehe Thran. c) Die Wall-
fiſchbaarden,
von denen in dem Ar-
tikel Baarden beſonders gehandelt
worden, und hier nur noch folgen-
des anzumerken iſt, daß ein Fiſch,
der 50 Quarteele Speck giebt, 240
bis 250 Bund Baarden, oder Stuͤ-
cken Fiſchbein von den obern Kinn-
laden und zweyhundert Stuͤcke von
den untern Kinnladen liefert. d)
Die Ruthe vom Wallfiſche, lat.
Priapus Ceti, franzoͤſ. Balenas,
oder Membre de Baleine, wird
von den Jndianern als ein be-
waͤhrtes Mittel wider die rothe
Ruhr gebraucht, welches auch bey
uns zum oͤftern wohl angeſchlagen
hat. Man kann ſie auf eben die
Art, wie die Wallfiſchbaarden ſpal-
ten und gebrauchen, weil ſie mit
jenen gleiche Beſchaffenheit haben.
e) Das Einhorn von dem Nar-
hwal,
oder Einhornfiſche, von
dem im Artikel: Einhorn, das noͤ-
thige bereits beygebracht iſt. f)
Die Cachelotzaͤhne, welche von den
Drechslern, Meſſerſchmieden, und
denjenigen Kuͤnſtlern, die ausgeleg-
te Arbeit machen, gebraucht wer-
den. g) Der Wallrath, ſo, wie
ſchon oben angezeiget iſt, und
in einem beſondern Artikel naͤher
wird dargethan werden, ebenfalls
von dem Wallfiſche, und zwar von
der Cachelotte, koͤmmt. h) Der
Ambra, ſo gleichfalls von den
Wallfiſchen koͤmmt, wie die Alten
ſchon geglaubet haben, ſiehe Am-
bra.
i) Eine beſondere Art von

Ka-
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[[316]/0322] Wallfiſch Wallfiſch oder Aufhalten dienet. Sie ziehen gemeiniglich in kleinen Truppen, fallen den Wallfiſch an, und zerren ganze Stuͤcken aus deſſen Leibe, wo- durch derſelbe dermaßen geaͤngſtiget wird, daß er die Zunge heraus re- cket, an die ſie ſich gleich machen, und dieſelbe freſſen, weil ſie von dem Wallfiſche, von deſſen Fleiſche ſie vermuthlich, der dicken Haut halber, ſonſt nichts herunter zer- ren koͤnnen, außer dieſer Zunge faſt gar nichts freſſen. Mit dieſem Schwerdtfiſche werden vom Ander- ſon 5) der Wallfiſchtoͤdter, engl. Killaers, fuͤr einerley gehalten. Sie halten ſich auf den Kuͤſten von Neuengland auf, ſind zwanzig bis dreyßig Fuß lang, und haben in beyden Kiefern in einander ſchlieſ- ſende Zaͤhne, auch eine Finne 4 bis 5 Fuß hoch, die gegen die Mitte des Ruͤckens ſitzet. Es werden mehrentheils ihrer zwoͤlfe beyſam- men gefunden, die einen jungen Wallfiſch ſehr hitzig anfallen. Ei- nige machen ſich an den Schwanz, damit der Wallfiſch mit demſelben nicht ſchlagen koͤnne; da hingegen andere ſich an den Kopf machen, bis derſelbe die Zunge ein wenig heraus recket, da ſie denn die Lef- zen, oder die Zunge zu ergreifen ſu- chen. Wenn er alſo todt iſt, freſ- ſen ſie vornehmlich von der Zunge und dem Kopfe; wenn er aber an- faͤngt zu faulen, verlaſſen ſie ihn. Wenn einige Chaloupen mit einan- der einen todten Wallfiſch fort- ſchleppen: ſo iſt ein einiger, der ſeine Zaͤhne darein ſetzet, vermoͤ- gend den Fiſch mit ſich hinunter auf den Grund zu reißen. Sie ge- ben guten Thran. Die (4) Waa- ren, welche die gedachten Gattun- gen der Wallfiſche insgeſamt zur Handlung liefern, ſind folgende: a) der Speck. Solcher iſt dreyer- ley, naͤmlich a) weiß, dieſer hat viel Sehnen, und giebt wenig Thran; b) gelb, ſieht aus wie Butter, und iſt der beſte; und c) roth, iſt von Wallfiſchen, die lan- ge todt herum getrieben ſind, ſehr waͤſſerigt, und giebt den wenigſten Thran. Die groͤßten Wallfiſche lie- fern 70 bis 90 Quarteele Speck, die mittlern nur 40 bis 60, und die kleinen noch weniger. b) Der Thran, ſo aus dieſem Specke in den Thrankochereyen ausgebrennet wird, ſiehe Thran. c) Die Wall- fiſchbaarden, von denen in dem Ar- tikel Baarden beſonders gehandelt worden, und hier nur noch folgen- des anzumerken iſt, daß ein Fiſch, der 50 Quarteele Speck giebt, 240 bis 250 Bund Baarden, oder Stuͤ- cken Fiſchbein von den obern Kinn- laden und zweyhundert Stuͤcke von den untern Kinnladen liefert. d) Die Ruthe vom Wallfiſche, lat. Priapus Ceti, franzoͤſ. Balenas, oder Membre de Baleine, wird von den Jndianern als ein be- waͤhrtes Mittel wider die rothe Ruhr gebraucht, welches auch bey uns zum oͤftern wohl angeſchlagen hat. Man kann ſie auf eben die Art, wie die Wallfiſchbaarden ſpal- ten und gebrauchen, weil ſie mit jenen gleiche Beſchaffenheit haben. e) Das Einhorn von dem Nar- hwal, oder Einhornfiſche, von dem im Artikel: Einhorn, das noͤ- thige bereits beygebracht iſt. f) Die Cachelotzaͤhne, welche von den Drechslern, Meſſerſchmieden, und denjenigen Kuͤnſtlern, die ausgeleg- te Arbeit machen, gebraucht wer- den. g) Der Wallrath, ſo, wie ſchon oben angezeiget iſt, und in einem beſondern Artikel naͤher wird dargethan werden, ebenfalls von dem Wallfiſche, und zwar von der Cachelotte, koͤmmt. h) Der Ambra, ſo gleichfalls von den Wallfiſchen koͤmmt, wie die Alten ſchon geglaubet haben, ſiehe Am- bra. i) Eine beſondere Art von Ka-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [316]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/322>, abgerufen am 25.11.2024.