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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Talk
Freyenwalde, bey Manstein, bey
Hermstorf und Schmiedeberg; auf
dem Harze an dem Rammelsberge
und Blocksberge; desgleichen in
der Grafschaft Stolberg; in Fran-
ken an dem Fichtelberge; im Voigt-
lande bey Gera; und in Chursach-
sen in dem meißnischen Obererzge-
birge bey Chemnitz, desgleichen bey
Dresden in dem plauischen Grun-
de. Dieser letzte ist von brauner
Farbe, und gehöret mit zu der
oben angeführten Gattung des gel-
ben Talks, oder Goldtalks. Der
rammelsbergische Talk aber, wel-
cher ebenfalls ein gelber Talk ist,
hat dieses besondere an sich, daß
er, wenn er an einem kalten und
feuchten Orte liegt, zu einem gel-
ben safranfarbigen Safte zerfließt.
Es kömmt aber von allem diesem
Talke wenig oder nichts in die
(4) Handlung, außer a) der vene-
tianische,
der, wie Lemery behau-
ptet, aus verschiedenen Steinbrü-
chen um Venedig herum ausgegra-
ben wird; nach andern aber aus
dem Königreiche Neapel nach Ve-
nedig gebracht, und mit dem Na-
men des venedischen Talks nur des-
wegen beleget wird, weil vor diesem
vornehmlich die Venetianer Kauf-
mannschaft damit getrieben haben;
und b) der rußische, von dem man
in Rußland ganze weitläuftige Di-
stricte voll antrifft. Unter diesen
beyden Gattungen, die beyde eine
weiße, etwas grünliche Farbe ha-
ben, wird der venetianische für den
besten gehalten; der rußische aber
ist itzt bey uns in der Handlung der
gemeinste. Bey dem Einkaufe des-
selben muß man in Ansehung seiner
(5) Güte dahin sehen, daß er gleich-
sam fettig, oder schlüpfrig anzu-
fühlen, fest, und in groben Stü-
cken sey. Es ist aber die Handlung
mit dieser Waare nicht sehr groß,
weil er zu wenig Dingen zu (6) ge-
brauchen
ist. Am häufigsten wird
[Spaltenumbruch]
Talkbaum
er noch von dem Frauenzimmer
zart pulverisirt, und auf einem
Porphyrsteine zu einem subtilen
weißen Pulver gerieben, zur
Schminke gebraucht. Einige La-
boranten wollen auch ein Oel dar-
aus destilliren können, welches von
ihnen als eine vortreffliche und kost-
bare Schminke gepriesen wird: al-
lein da er, wie schon oben gesagt
worden, mit keinem Feuer zu zwin-
gen ist, und man eher aus einem
Ziegelsteine, als aus diesem Steine
ein Oel erzwingen kann; auch kein
scharfes Wasser, oder anderer Leit-
zeug demselben etwas an hat: so
kann man leicht einsehen, daß es
mit diesem so gepriesenen Talköle,
wo nicht immer, doch mehrentheils,
auf lauter Betrug hinaus laufen
werde; wie denn insgemein das von
selbst zerflossene Weinsteinöl (Ole-
um tartari per deliquium,
) oder die
von selbst zerflossene geblätterte
Weinsteinerde, (Liquor Terrae fo-
liatae tartari,
) unter diesem Namen
verkaufet wird. Gleiche Bewandt-
niß hat es auch mit der reichen
Hoffnung, und den großen Verspre-
chungen der Goldmacher, die in
dem Talke ein anderes Peru zu fin-
den hoffen; oder wenigstens denje-
nigen, die so einfältig sind, ihnen
zu glauben, daraus versprechen.
Wenn übrigens Pomet, und aus
ihm Savary, sagen, daß der Talk
zu dünnen Blättern gespalten, und
zu Bedeckung der mit trockenen Far-
ben, oder in Miniaturarbeit ge-
malten Gemälde gebraucht wer-
de: so ist auch dieses falsch, weil,
wie schon oben erwähnet worden,
der Talk schwerlich in Blätter zu
scheiden ist, auch selten oder gar
nicht durchsichtig ist.

Talkbaum oder Talchbaum,
franz. Arbre a Suif, ein in China
wachsender Baum, welcher eine fet-
te, dem Talk oder Talch ähnliche
Materie hervorbringt. Er ist in

der

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Talk
Freyenwalde, bey Manſtein, bey
Hermſtorf und Schmiedeberg; auf
dem Harze an dem Rammelsberge
und Blocksberge; desgleichen in
der Grafſchaft Stolberg; in Fran-
ken an dem Fichtelberge; im Voigt-
lande bey Gera; und in Churſach-
ſen in dem meißniſchen Obererzge-
birge bey Chemnitz, desgleichen bey
Dresden in dem plauiſchen Grun-
de. Dieſer letzte iſt von brauner
Farbe, und gehoͤret mit zu der
oben angefuͤhrten Gattung des gel-
ben Talks, oder Goldtalks. Der
rammelsbergiſche Talk aber, wel-
cher ebenfalls ein gelber Talk iſt,
hat dieſes beſondere an ſich, daß
er, wenn er an einem kalten und
feuchten Orte liegt, zu einem gel-
ben ſafranfarbigen Safte zerfließt.
Es koͤmmt aber von allem dieſem
Talke wenig oder nichts in die
(4) Handlung, außer a) der vene-
tianiſche,
der, wie Lemery behau-
ptet, aus verſchiedenen Steinbruͤ-
chen um Venedig herum ausgegra-
ben wird; nach andern aber aus
dem Koͤnigreiche Neapel nach Ve-
nedig gebracht, und mit dem Na-
men des venediſchen Talks nur des-
wegen beleget wird, weil vor dieſem
vornehmlich die Venetianer Kauf-
mannſchaft damit getrieben haben;
und b) der rußiſche, von dem man
in Rußland ganze weitlaͤuftige Di-
ſtricte voll antrifft. Unter dieſen
beyden Gattungen, die beyde eine
weiße, etwas gruͤnliche Farbe ha-
ben, wird der venetianiſche fuͤr den
beſten gehalten; der rußiſche aber
iſt itzt bey uns in der Handlung der
gemeinſte. Bey dem Einkaufe deſ-
ſelben muß man in Anſehung ſeiner
(5) Guͤte dahin ſehen, daß er gleich-
ſam fettig, oder ſchluͤpfrig anzu-
fuͤhlen, feſt, und in groben Stuͤ-
cken ſey. Es iſt aber die Handlung
mit dieſer Waare nicht ſehr groß,
weil er zu wenig Dingen zu (6) ge-
brauchen
iſt. Am haͤufigſten wird
[Spaltenumbruch]
Talkbaum
er noch von dem Frauenzimmer
zart pulveriſirt, und auf einem
Porphyrſteine zu einem ſubtilen
weißen Pulver gerieben, zur
Schminke gebraucht. Einige La-
boranten wollen auch ein Oel dar-
aus deſtilliren koͤnnen, welches von
ihnen als eine vortreffliche und koſt-
bare Schminke geprieſen wird: al-
lein da er, wie ſchon oben geſagt
worden, mit keinem Feuer zu zwin-
gen iſt, und man eher aus einem
Ziegelſteine, als aus dieſem Steine
ein Oel erzwingen kann; auch kein
ſcharfes Waſſer, oder anderer Leit-
zeug demſelben etwas an hat: ſo
kann man leicht einſehen, daß es
mit dieſem ſo geprieſenen Talkoͤle,
wo nicht immer, doch mehrentheils,
auf lauter Betrug hinaus laufen
werde; wie denn insgemein das von
ſelbſt zerfloſſene Weinſteinoͤl (Ole-
um tartari per deliquium,
) oder die
von ſelbſt zerfloſſene geblaͤtterte
Weinſteinerde, (Liquor Terræ fo-
liatæ tartari,
) unter dieſem Namen
verkaufet wird. Gleiche Bewandt-
niß hat es auch mit der reichen
Hoffnung, und den großen Verſpre-
chungen der Goldmacher, die in
dem Talke ein anderes Peru zu fin-
den hoffen; oder wenigſtens denje-
nigen, die ſo einfaͤltig ſind, ihnen
zu glauben, daraus verſprechen.
Wenn uͤbrigens Pomet, und aus
ihm Savary, ſagen, daß der Talk
zu duͤnnen Blaͤttern geſpalten, und
zu Bedeckung der mit trockenen Far-
ben, oder in Miniaturarbeit ge-
malten Gemaͤlde gebraucht wer-
de: ſo iſt auch dieſes falſch, weil,
wie ſchon oben erwaͤhnet worden,
der Talk ſchwerlich in Blaͤtter zu
ſcheiden iſt, auch ſelten oder gar
nicht durchſichtig iſt.

Talkbaum oder Talchbaum,
franz. Arbre à Suif, ein in China
wachſender Baum, welcher eine fet-
te, dem Talk oder Talch aͤhnliche
Materie hervorbringt. Er iſt in

der
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[[26]/0032] Talk Talkbaum Freyenwalde, bey Manſtein, bey Hermſtorf und Schmiedeberg; auf dem Harze an dem Rammelsberge und Blocksberge; desgleichen in der Grafſchaft Stolberg; in Fran- ken an dem Fichtelberge; im Voigt- lande bey Gera; und in Churſach- ſen in dem meißniſchen Obererzge- birge bey Chemnitz, desgleichen bey Dresden in dem plauiſchen Grun- de. Dieſer letzte iſt von brauner Farbe, und gehoͤret mit zu der oben angefuͤhrten Gattung des gel- ben Talks, oder Goldtalks. Der rammelsbergiſche Talk aber, wel- cher ebenfalls ein gelber Talk iſt, hat dieſes beſondere an ſich, daß er, wenn er an einem kalten und feuchten Orte liegt, zu einem gel- ben ſafranfarbigen Safte zerfließt. Es koͤmmt aber von allem dieſem Talke wenig oder nichts in die (4) Handlung, außer a) der vene- tianiſche, der, wie Lemery behau- ptet, aus verſchiedenen Steinbruͤ- chen um Venedig herum ausgegra- ben wird; nach andern aber aus dem Koͤnigreiche Neapel nach Ve- nedig gebracht, und mit dem Na- men des venediſchen Talks nur des- wegen beleget wird, weil vor dieſem vornehmlich die Venetianer Kauf- mannſchaft damit getrieben haben; und b) der rußiſche, von dem man in Rußland ganze weitlaͤuftige Di- ſtricte voll antrifft. Unter dieſen beyden Gattungen, die beyde eine weiße, etwas gruͤnliche Farbe ha- ben, wird der venetianiſche fuͤr den beſten gehalten; der rußiſche aber iſt itzt bey uns in der Handlung der gemeinſte. Bey dem Einkaufe deſ- ſelben muß man in Anſehung ſeiner (5) Guͤte dahin ſehen, daß er gleich- ſam fettig, oder ſchluͤpfrig anzu- fuͤhlen, feſt, und in groben Stuͤ- cken ſey. Es iſt aber die Handlung mit dieſer Waare nicht ſehr groß, weil er zu wenig Dingen zu (6) ge- brauchen iſt. Am haͤufigſten wird er noch von dem Frauenzimmer zart pulveriſirt, und auf einem Porphyrſteine zu einem ſubtilen weißen Pulver gerieben, zur Schminke gebraucht. Einige La- boranten wollen auch ein Oel dar- aus deſtilliren koͤnnen, welches von ihnen als eine vortreffliche und koſt- bare Schminke geprieſen wird: al- lein da er, wie ſchon oben geſagt worden, mit keinem Feuer zu zwin- gen iſt, und man eher aus einem Ziegelſteine, als aus dieſem Steine ein Oel erzwingen kann; auch kein ſcharfes Waſſer, oder anderer Leit- zeug demſelben etwas an hat: ſo kann man leicht einſehen, daß es mit dieſem ſo geprieſenen Talkoͤle, wo nicht immer, doch mehrentheils, auf lauter Betrug hinaus laufen werde; wie denn insgemein das von ſelbſt zerfloſſene Weinſteinoͤl (Ole- um tartari per deliquium,) oder die von ſelbſt zerfloſſene geblaͤtterte Weinſteinerde, (Liquor Terræ fo- liatæ tartari,) unter dieſem Namen verkaufet wird. Gleiche Bewandt- niß hat es auch mit der reichen Hoffnung, und den großen Verſpre- chungen der Goldmacher, die in dem Talke ein anderes Peru zu fin- den hoffen; oder wenigſtens denje- nigen, die ſo einfaͤltig ſind, ihnen zu glauben, daraus verſprechen. Wenn uͤbrigens Pomet, und aus ihm Savary, ſagen, daß der Talk zu duͤnnen Blaͤttern geſpalten, und zu Bedeckung der mit trockenen Far- ben, oder in Miniaturarbeit ge- malten Gemaͤlde gebraucht wer- de: ſo iſt auch dieſes falſch, weil, wie ſchon oben erwaͤhnet worden, der Talk ſchwerlich in Blaͤtter zu ſcheiden iſt, auch ſelten oder gar nicht durchſichtig iſt. Talkbaum oder Talchbaum, franz. Arbre à Suif, ein in China wachſender Baum, welcher eine fet- te, dem Talk oder Talch aͤhnliche Materie hervorbringt. Er iſt in der

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/32>, abgerufen am 21.11.2024.