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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wallfisch
sie (c) entweder Baarden, als der
grönländische Wallfisch, Nordkaper,
Finnfisch; oder Zähne, und zwar
theils nur einen, als das so genan-
te Einhorn, theils viele: und die-
selben entweder nur allein, oder doch
meistens, im Unterkiefer, als die
Cachelotte und der Wittfisch; oder
in beyden Kiefern, als der Butz-
kopf, der Delphin, das Meer-
schwein, etc. Was nun die verschie-
denen (3) Gattungen der Wallfische
anbelanget; so ist unter denen, die
(a) Baarden und einen glatten
oder schlechten Rücken haben,

(a) der rechte grönländische Wall-
fisch,
von Zorgdragern der eilän-
dische Wallfisch,
isländ. Slett-
bakr,
dän. Slichtebak, Schlecht-
rück,
ingleichen Sandhual, ge-
nannt, der vornehmste, welcher
auch insbesondere den Namen des
Wallfisches führet. Es ist ein
plumper und dicker Fisch, an dem
der Kopf den dritten Theil aus-
macht. Sie werden von 60 bis 70
Fuß lang, und je höher man gegen
Norden kömmt, je größer werden
sie angetroffen. Die Finnen an
den Seiten sind 5 bis 8 Fuß lang;
und der Schwanz 3 bis 4 Klaftern
breit, womit er, wenn er sich auf
die Seite geworfen hat, sehr ge-
waltig schlagen kann. Jn Anse-
hung der Farbe ist die Haut glatt
und schwarz, doch an einigen mit
weiß und gelb, insonderheit auf den
Finnen und dem Schwanze zierlich
gemarmelt; und der Bauch weiß.
Gleich unter der Haut, die nur so
dick, als ein dickes Papier, oder
dünnes Pergament ist, und der
Schwarte, die eines Fingers dick
ist, steht so fort oben über dem
Fleische her, der Speck, 9 bis 12
Zoll dick, schön gelb von Farbe,
wenn der Fisch gesund ist. Das Fleisch
aber an sich ist mager oder hoch-
roth. An dem Oberkiefer sitzen zu
beyden Seiten die Baarden, wel-
[Spaltenumbruch]
Wallfisch
che ziemlich schief unterwärts in die
Unterlefze, als in eine Scheide sich
senken, und die Zunge von beyden
Seiten gleichsam umfassen; wie sie
denn auch auf ihren scharfen Ecken
mit Zotten oder Fasen versehen sind,
damit sie eines Theils die Lefze und
Zunge vor dem Einschneiden und
Verletzen bewahren, zugleich aber
auch das Ungeziefer oder Aaß, so
der Fisch eingeschlurfet, und zwi-
schen den Blättern der Baarden zu
seiner Nahrung gequetschet, als ein
Netz auffangen und halten, bis der
Fisch solche hinab schlingt. Die
Baarden sitzen gleichsam wie Orgel-
pfeifen im Kiefer: vorne und hinten
die aller kleinsten und kleineren,
und in der Mitte die größesten, wel-
che letztere 6, 8 und mehr Fuß lang
sind. Die Zunge sitzt meist fest,
und ist eigentlich nur ein großes
Stück Speck, womit man einige
Tonnen anfüllen kann. Das Au-
ge
ist nicht größer als ein Ochsen-
auge, und die getrocknete crystallene
Feuchtigkeit, wie eine große Erbse.
Zum Schutze der Augen hat der
thierische Wallfisch, wider aller
andern Fische Art, Augenlieder
und Augenbraunen, wie die Land-
thiere. Hierneben, und weil er so
sehr beydes von dem Schwerdtfische
und den Menschen verfolget und ge-
tödtet wird, doch sein Geschlecht
nicht stark vermehret: so hat die
weise Vorsorge des gütigen Schö-
pfers ihn auch noch mit einem über-
aus scharfen und weiten |Gehör zu sei-
ner Rettung versehen. Zwar merket
man an dem Kopfe äußerlich nicht die
geringste Spur einiger Ohren oder
Ohrlappen: allein so bald die obere
Haut vom Kopfe hinweg gethan
wird, findet sich recht hinter dem
Auge, und ein wenig niedriger, ein
schwarzer Flecken, und auf dersel-
ben Stelle eine zarte Röhre, wo-
durch ohne Zweifel der Schall bis
zum Trummelhäutgen dringt. Denn

durch
U 2

[Spaltenumbruch]

Wallfiſch
ſie (c) entweder Baarden, als der
groͤnlaͤndiſche Wallfiſch, Nordkaper,
Finnfiſch; oder Zaͤhne, und zwar
theils nur einen, als das ſo genan-
te Einhorn, theils viele: und die-
ſelben entweder nur allein, oder doch
meiſtens, im Unterkiefer, als die
Cachelotte und der Wittfiſch; oder
in beyden Kiefern, als der Butz-
kopf, der Delphin, das Meer-
ſchwein, ꝛc. Was nun die verſchie-
denen (3) Gattungen der Wallfiſche
anbelanget; ſo iſt unter denen, die
(a) Baarden und einen glatten
oder ſchlechten Ruͤcken haben,

(a) der rechte groͤnlaͤndiſche Wall-
fiſch,
von Zorgdragern der eilaͤn-
diſche Wallfiſch,
islaͤnd. Slett-
bakr,
daͤn. Slichtebak, Schlecht-
ruͤck,
ingleichen Sandhual, ge-
nannt, der vornehmſte, welcher
auch insbeſondere den Namen des
Wallfiſches fuͤhret. Es iſt ein
plumper und dicker Fiſch, an dem
der Kopf den dritten Theil aus-
macht. Sie werden von 60 bis 70
Fuß lang, und je hoͤher man gegen
Norden koͤmmt, je groͤßer werden
ſie angetroffen. Die Finnen an
den Seiten ſind 5 bis 8 Fuß lang;
und der Schwanz 3 bis 4 Klaftern
breit, womit er, wenn er ſich auf
die Seite geworfen hat, ſehr ge-
waltig ſchlagen kann. Jn Anſe-
hung der Farbe iſt die Haut glatt
und ſchwarz, doch an einigen mit
weiß und gelb, inſonderheit auf den
Finnen und dem Schwanze zierlich
gemarmelt; und der Bauch weiß.
Gleich unter der Haut, die nur ſo
dick, als ein dickes Papier, oder
duͤnnes Pergament iſt, und der
Schwarte, die eines Fingers dick
iſt, ſteht ſo fort oben uͤber dem
Fleiſche her, der Speck, 9 bis 12
Zoll dick, ſchoͤn gelb von Farbe,
wenn der Fiſch geſund iſt. Das Fleiſch
aber an ſich iſt mager oder hoch-
roth. An dem Oberkiefer ſitzen zu
beyden Seiten die Baarden, wel-
[Spaltenumbruch]
Wallfiſch
che ziemlich ſchief unterwaͤrts in die
Unterlefze, als in eine Scheide ſich
ſenken, und die Zunge von beyden
Seiten gleichſam umfaſſen; wie ſie
denn auch auf ihren ſcharfen Ecken
mit Zotten oder Faſen verſehen ſind,
damit ſie eines Theils die Lefze und
Zunge vor dem Einſchneiden und
Verletzen bewahren, zugleich aber
auch das Ungeziefer oder Aaß, ſo
der Fiſch eingeſchlurfet, und zwi-
ſchen den Blaͤttern der Baarden zu
ſeiner Nahrung gequetſchet, als ein
Netz auffangen und halten, bis der
Fiſch ſolche hinab ſchlingt. Die
Baarden ſitzen gleichſam wie Orgel-
pfeifen im Kiefer: vorne und hinten
die aller kleinſten und kleineren,
und in der Mitte die groͤßeſten, wel-
che letztere 6, 8 und mehr Fuß lang
ſind. Die Zunge ſitzt meiſt feſt,
und iſt eigentlich nur ein großes
Stuͤck Speck, womit man einige
Tonnen anfuͤllen kann. Das Au-
ge
iſt nicht groͤßer als ein Ochſen-
auge, und die getrocknete cryſtallene
Feuchtigkeit, wie eine große Erbſe.
Zum Schutze der Augen hat der
thieriſche Wallfiſch, wider aller
andern Fiſche Art, Augenlieder
und Augenbraunen, wie die Land-
thiere. Hierneben, und weil er ſo
ſehr beydes von dem Schwerdtfiſche
und den Menſchen verfolget und ge-
toͤdtet wird, doch ſein Geſchlecht
nicht ſtark vermehret: ſo hat die
weiſe Vorſorge des guͤtigen Schoͤ-
pfers ihn auch noch mit einem uͤber-
aus ſcharfen und weiten |Gehoͤr zu ſei-
ner Rettung verſehen. Zwar merket
man an dem Kopfe aͤußerlich nicht die
geringſte Spur einiger Ohren oder
Ohrlappen: allein ſo bald die obere
Haut vom Kopfe hinweg gethan
wird, findet ſich recht hinter dem
Auge, und ein wenig niedriger, ein
ſchwarzer Flecken, und auf derſel-
ben Stelle eine zarte Roͤhre, wo-
durch ohne Zweifel der Schall bis
zum Trummelhaͤutgen dringt. Denn

durch
U 2
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[[307]/0313] Wallfiſch Wallfiſch ſie (c) entweder Baarden, als der groͤnlaͤndiſche Wallfiſch, Nordkaper, Finnfiſch; oder Zaͤhne, und zwar theils nur einen, als das ſo genan- te Einhorn, theils viele: und die- ſelben entweder nur allein, oder doch meiſtens, im Unterkiefer, als die Cachelotte und der Wittfiſch; oder in beyden Kiefern, als der Butz- kopf, der Delphin, das Meer- ſchwein, ꝛc. Was nun die verſchie- denen (3) Gattungen der Wallfiſche anbelanget; ſo iſt unter denen, die (a) Baarden und einen glatten oder ſchlechten Ruͤcken haben, (a) der rechte groͤnlaͤndiſche Wall- fiſch, von Zorgdragern der eilaͤn- diſche Wallfiſch, islaͤnd. Slett- bakr, daͤn. Slichtebak, Schlecht- ruͤck, ingleichen Sandhual, ge- nannt, der vornehmſte, welcher auch insbeſondere den Namen des Wallfiſches fuͤhret. Es iſt ein plumper und dicker Fiſch, an dem der Kopf den dritten Theil aus- macht. Sie werden von 60 bis 70 Fuß lang, und je hoͤher man gegen Norden koͤmmt, je groͤßer werden ſie angetroffen. Die Finnen an den Seiten ſind 5 bis 8 Fuß lang; und der Schwanz 3 bis 4 Klaftern breit, womit er, wenn er ſich auf die Seite geworfen hat, ſehr ge- waltig ſchlagen kann. Jn Anſe- hung der Farbe iſt die Haut glatt und ſchwarz, doch an einigen mit weiß und gelb, inſonderheit auf den Finnen und dem Schwanze zierlich gemarmelt; und der Bauch weiß. Gleich unter der Haut, die nur ſo dick, als ein dickes Papier, oder duͤnnes Pergament iſt, und der Schwarte, die eines Fingers dick iſt, ſteht ſo fort oben uͤber dem Fleiſche her, der Speck, 9 bis 12 Zoll dick, ſchoͤn gelb von Farbe, wenn der Fiſch geſund iſt. Das Fleiſch aber an ſich iſt mager oder hoch- roth. An dem Oberkiefer ſitzen zu beyden Seiten die Baarden, wel- che ziemlich ſchief unterwaͤrts in die Unterlefze, als in eine Scheide ſich ſenken, und die Zunge von beyden Seiten gleichſam umfaſſen; wie ſie denn auch auf ihren ſcharfen Ecken mit Zotten oder Faſen verſehen ſind, damit ſie eines Theils die Lefze und Zunge vor dem Einſchneiden und Verletzen bewahren, zugleich aber auch das Ungeziefer oder Aaß, ſo der Fiſch eingeſchlurfet, und zwi- ſchen den Blaͤttern der Baarden zu ſeiner Nahrung gequetſchet, als ein Netz auffangen und halten, bis der Fiſch ſolche hinab ſchlingt. Die Baarden ſitzen gleichſam wie Orgel- pfeifen im Kiefer: vorne und hinten die aller kleinſten und kleineren, und in der Mitte die groͤßeſten, wel- che letztere 6, 8 und mehr Fuß lang ſind. Die Zunge ſitzt meiſt feſt, und iſt eigentlich nur ein großes Stuͤck Speck, womit man einige Tonnen anfuͤllen kann. Das Au- ge iſt nicht groͤßer als ein Ochſen- auge, und die getrocknete cryſtallene Feuchtigkeit, wie eine große Erbſe. Zum Schutze der Augen hat der thieriſche Wallfiſch, wider aller andern Fiſche Art, Augenlieder und Augenbraunen, wie die Land- thiere. Hierneben, und weil er ſo ſehr beydes von dem Schwerdtfiſche und den Menſchen verfolget und ge- toͤdtet wird, doch ſein Geſchlecht nicht ſtark vermehret: ſo hat die weiſe Vorſorge des guͤtigen Schoͤ- pfers ihn auch noch mit einem uͤber- aus ſcharfen und weiten |Gehoͤr zu ſei- ner Rettung verſehen. Zwar merket man an dem Kopfe aͤußerlich nicht die geringſte Spur einiger Ohren oder Ohrlappen: allein ſo bald die obere Haut vom Kopfe hinweg gethan wird, findet ſich recht hinter dem Auge, und ein wenig niedriger, ein ſchwarzer Flecken, und auf derſel- ben Stelle eine zarte Roͤhre, wo- durch ohne Zweifel der Schall bis zum Trummelhaͤutgen dringt. Denn durch U 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [307]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/313>, abgerufen am 25.11.2024.