Beamter, der alles Eisen fleißig abwägen, und die Hammer öfters bereuten, auch mit Fleiß Acht dar- auf haben muß, daß allenthalben gut Eisen verfertiget, keines heim- lich verführet oder verhandelt, so wohl an Wag- und Ladegroschen oder andern nichts untergeschlagen werde, auch alle Wochen mit den Hammermeistern über das, was an Eisen geschmelzet und geschmiedet worden, richtiges Verzeichniß hal- ten, und solches in ihre Büchlein einschreiben lassen muß.
Wagen, franz. Chariot, lat. Cur- rus, ist ein mit vier, auch zwey Rädern versehenes Gerüst, so Per- sonen und Sachen auf dem Lande fort zu bringen dienet. Nach ihrem Gebrauche bekommen sie mancher- ley Gestalt und Zunamen: 1) Zur Pracht und zur Bequemlichkeit der Personen dienen die Kutschen oder Carossen und Chaisen; 2) Vor die Reisenden die Reisewagen, da man hinten und vorne Kuffers auf- schrauben kann, ingleichen die Land- kutschen, Wochen- und Postwa- gen, siehe Post; 3) zu Fortbringung der Waaren die Fracht- und Last- wagen u. s. w. Es sind die Wa- gen im Handel nicht ganz und gar ausgeschlossen. Gemeiniglich kom- men heut zu Tage die berliner Chai- sen und danziger Caleschen in Nach- frage: wiewol man auch gestehen muß; daß es fast nirgends in Deutschland an guten Stell- und Wagenmachern, viel weniger an- guten Riemern fehlet. Von den Fracht- und Lastwagen merken wir aus der königl. poln. und chursächs. Postordnung §. 10, daß, ob wol den Posten alles ausweichen muß, doch bey denen nach Leipzig gehenden und von dar herkommenden, mit Kauf- mannsgut beladenen Frachtwagen, wenn sie nicht ausweichen können, oder der Ausbruch durch die Lasten die gebesserten Straßen zerreißen [Spaltenumbruch]
Wagen
möchte, der Frachtfuhrmann wei- ter nicht gehalten sey, als daß er nach gehörtem Hornblasen stille halte, und die Post vorbey fahren lasse.
Wagen, Hazardiren, franz. Ha- zarder, heißt etwas ungewisses un- ternehmen, in der Hoffnung, daß es glücken solle. Manche Kaufleute hazardiren in vielen Fällen, als z. E. im Einkaufe der Waaren, mehr als die Klugheit haben will, welche solches nur erlaubet 1) wenn das anzuwendende Mittel kein Geld, sondern bloße Bemühung kostet; 2) wenn das Mittel zwar Geld kostet, doch nicht mehr, als, allem Ansehen nach, obne einige Beschwerung entra- then werden kann, und uns der Verlust desselben nicht wehe thut, hingegen der Gewinnst um ein großes größer als der Aufwand ist; und 3) wenn Wahrscheinlichkeit da ist, daß die Sache gut gehen werde, bey wel- chem letztern Puncte man sowol die Gründe vor als wider die Hoff- nung, zu überlegen, und gegen ein- ander zu halten hat, um die Grade der Hoffnung zu bestimmen. Jst nun das Mittel in Ansehung unsers ganzen Vermögens von sehr hohem Werthe, z. E. es erfordert einen ansehnlichen Theil des Vermögens, und wir haben den stärksten Grad der Hoffnung vor uns; oder es ist das Mittel von sehr schlechtem Werthe, die Hoffnung auch in einem geringen Grade; und der gesuchte Nutzen sehr groß: so ist in beyden solchen Fällen zu hazardiren erlaubt. Hingegen ist die Hoffnung schlecht, und die Mittel sehr kostbar, und wir unterstünden uns dennoch, es zu wagen, so hieße dieses auf eine un- besonnene Art hazardiren. Je- doch ist es auch erlaubt, nach einer bloßen Möglichkeit zu handeln, wenn wir des Endzwecks (a) bey Verlust eines allzugroßen Gutes, z. E. der Ehre, des Lebens etc. benö- thiget sind, und (b) gleichwol ein an-
deres
[Spaltenumbruch]
Wagen
Beamter, der alles Eiſen fleißig abwaͤgen, und die Hammer oͤfters bereuten, auch mit Fleiß Acht dar- auf haben muß, daß allenthalben gut Eiſen verfertiget, keines heim- lich verfuͤhret oder verhandelt, ſo wohl an Wag- und Ladegroſchen oder andern nichts untergeſchlagen werde, auch alle Wochen mit den Hammermeiſtern uͤber das, was an Eiſen geſchmelzet und geſchmiedet worden, richtiges Verzeichniß hal- ten, und ſolches in ihre Buͤchlein einſchreiben laſſen muß.
Wagen, franz. Chariot, lat. Cur- rus, iſt ein mit vier, auch zwey Raͤdern verſehenes Geruͤſt, ſo Per- ſonen und Sachen auf dem Lande fort zu bringen dienet. Nach ihrem Gebrauche bekommen ſie mancher- ley Geſtalt und Zunamen: 1) Zur Pracht und zur Bequemlichkeit der Perſonen dienen die Kutſchen oder Caroſſen und Chaiſen; 2) Vor die Reiſenden die Reiſewagen, da man hinten und vorne Kuffers auf- ſchrauben kann, ingleichen die Land- kutſchen, Wochen- und Poſtwa- gen, ſiehe Poſt; 3) zu Fortbringung der Waaren die Fracht- und Laſt- wagen u. ſ. w. Es ſind die Wa- gen im Handel nicht ganz und gar ausgeſchloſſen. Gemeiniglich kom- men heut zu Tage die berliner Chai- ſen und danziger Caleſchen in Nach- frage: wiewol man auch geſtehen muß; daß es faſt nirgends in Deutſchland an guten Stell- und Wagenmachern, viel weniger an- guten Riemern fehlet. Von den Fracht- und Laſtwagen merken wir aus der koͤnigl. poln. und churſaͤchſ. Poſtordnung §. 10, daß, ob wol den Poſten alles ausweichen muß, doch bey denen nach Leipzig gehenden und von dar herkommenden, mit Kauf- mannsgut beladenen Frachtwagen, wenn ſie nicht ausweichen koͤnnen, oder der Ausbruch durch die Laſten die gebeſſerten Straßen zerreißen [Spaltenumbruch]
Wagen
moͤchte, der Frachtfuhrmann wei- ter nicht gehalten ſey, als daß er nach gehoͤrtem Hornblaſen ſtille halte, und die Poſt vorbey fahren laſſe.
Wagen, Hazardiren, franz. Ha- zarder, heißt etwas ungewiſſes un- ternehmen, in der Hoffnung, daß es gluͤcken ſolle. Manche Kaufleute hazardiren in vielen Faͤllen, als z. E. im Einkaufe der Waaren, mehr als die Klugheit haben will, welche ſolches nur erlaubet 1) wenn das anzuwendende Mittel kein Geld, ſondern bloße Bemuͤhung koſtet; 2) wenn das Mittel zwar Geld koſtet, doch nicht mehr, als, allem Anſehen nach, obne einige Beſchwerung entra- then werden kann, und uns der Verluſt deſſelben nicht wehe thut, hingegen der Gewinnſt um ein großes groͤßer als der Aufwand iſt; und 3) wenn Wahrſcheinlichkeit da iſt, daß die Sache gut gehen werde, bey wel- chem letztern Puncte man ſowol die Gruͤnde vor als wider die Hoff- nung, zu uͤberlegen, und gegen ein- ander zu halten hat, um die Grade der Hoffnung zu beſtimmen. Jſt nun das Mittel in Anſehung unſers ganzen Vermoͤgens von ſehr hohem Werthe, z. E. es erfordert einen anſehnlichen Theil des Vermoͤgens, und wir haben den ſtaͤrkſten Grad der Hoffnung vor uns; oder es iſt das Mittel von ſehr ſchlechtem Werthe, die Hoffnung auch in einem geringen Grade; und der geſuchte Nutzen ſehr groß: ſo iſt in beyden ſolchen Faͤllen zu hazardiren erlaubt. Hingegen iſt die Hoffnung ſchlecht, und die Mittel ſehr koſtbar, und wir unterſtuͤnden uns dennoch, es zu wagen, ſo hieße dieſes auf eine un- beſonnene Art hazardiren. Je- doch iſt es auch erlaubt, nach einer bloßen Moͤglichkeit zu handeln, wenn wir des Endzwecks (a) bey Verluſt eines allzugroßen Gutes, z. E. der Ehre, des Lebens ꝛc. benoͤ- thiget ſind, und (b) gleichwol ein an-
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[[296]/0302]
Wagen
Wagen
Beamter, der alles Eiſen fleißig
abwaͤgen, und die Hammer oͤfters
bereuten, auch mit Fleiß Acht dar-
auf haben muß, daß allenthalben
gut Eiſen verfertiget, keines heim-
lich verfuͤhret oder verhandelt, ſo
wohl an Wag- und Ladegroſchen
oder andern nichts untergeſchlagen
werde, auch alle Wochen mit den
Hammermeiſtern uͤber das, was an
Eiſen geſchmelzet und geſchmiedet
worden, richtiges Verzeichniß hal-
ten, und ſolches in ihre Buͤchlein
einſchreiben laſſen muß.
Wagen, franz. Chariot, lat. Cur-
rus, iſt ein mit vier, auch zwey
Raͤdern verſehenes Geruͤſt, ſo Per-
ſonen und Sachen auf dem Lande
fort zu bringen dienet. Nach ihrem
Gebrauche bekommen ſie mancher-
ley Geſtalt und Zunamen: 1) Zur
Pracht und zur Bequemlichkeit der
Perſonen dienen die Kutſchen oder
Caroſſen und Chaiſen; 2) Vor die
Reiſenden die Reiſewagen, da man
hinten und vorne Kuffers auf-
ſchrauben kann, ingleichen die Land-
kutſchen, Wochen- und Poſtwa-
gen, ſiehe Poſt; 3) zu Fortbringung
der Waaren die Fracht- und Laſt-
wagen u. ſ. w. Es ſind die Wa-
gen im Handel nicht ganz und gar
ausgeſchloſſen. Gemeiniglich kom-
men heut zu Tage die berliner Chai-
ſen und danziger Caleſchen in Nach-
frage: wiewol man auch geſtehen
muß; daß es faſt nirgends in
Deutſchland an guten Stell- und
Wagenmachern, viel weniger an-
guten Riemern fehlet. Von den
Fracht- und Laſtwagen merken wir
aus der koͤnigl. poln. und churſaͤchſ.
Poſtordnung §. 10, daß, ob wol den
Poſten alles ausweichen muß, doch
bey denen nach Leipzig gehenden und
von dar herkommenden, mit Kauf-
mannsgut beladenen Frachtwagen,
wenn ſie nicht ausweichen koͤnnen,
oder der Ausbruch durch die Laſten
die gebeſſerten Straßen zerreißen
moͤchte, der Frachtfuhrmann wei-
ter nicht gehalten ſey, als daß er
nach gehoͤrtem Hornblaſen ſtille halte,
und die Poſt vorbey fahren laſſe.
Wagen, Hazardiren, franz. Ha-
zarder, heißt etwas ungewiſſes un-
ternehmen, in der Hoffnung, daß
es gluͤcken ſolle. Manche Kaufleute
hazardiren in vielen Faͤllen, als
z. E. im Einkaufe der Waaren,
mehr als die Klugheit haben will,
welche ſolches nur erlaubet 1) wenn
das anzuwendende Mittel kein Geld,
ſondern bloße Bemuͤhung koſtet; 2)
wenn das Mittel zwar Geld koſtet,
doch nicht mehr, als, allem Anſehen
nach, obne einige Beſchwerung entra-
then werden kann, und uns der Verluſt
deſſelben nicht wehe thut, hingegen
der Gewinnſt um ein großes groͤßer
als der Aufwand iſt; und 3) wenn
Wahrſcheinlichkeit da iſt, daß die
Sache gut gehen werde, bey wel-
chem letztern Puncte man ſowol
die Gruͤnde vor als wider die Hoff-
nung, zu uͤberlegen, und gegen ein-
ander zu halten hat, um die Grade
der Hoffnung zu beſtimmen. Jſt
nun das Mittel in Anſehung unſers
ganzen Vermoͤgens von ſehr hohem
Werthe, z. E. es erfordert einen
anſehnlichen Theil des Vermoͤgens,
und wir haben den ſtaͤrkſten Grad
der Hoffnung vor uns; oder es iſt
das Mittel von ſehr ſchlechtem
Werthe, die Hoffnung auch in einem
geringen Grade; und der geſuchte
Nutzen ſehr groß: ſo iſt in beyden
ſolchen Faͤllen zu hazardiren erlaubt.
Hingegen iſt die Hoffnung ſchlecht,
und die Mittel ſehr koſtbar, und
wir unterſtuͤnden uns dennoch, es zu
wagen, ſo hieße dieſes auf eine un-
beſonnene Art hazardiren. Je-
doch iſt es auch erlaubt, nach einer
bloßen Moͤglichkeit zu handeln,
wenn wir des Endzwecks (a) bey
Verluſt eines allzugroßen Gutes,
z. E. der Ehre, des Lebens ꝛc. benoͤ-
thiget ſind, und (b) gleichwol ein an-
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [296]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/302>, abgerufen am 22.11.2024.
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