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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wachs
welches sich ganz dünne anleget, und
Blättgenweise abnehmen läßt; wobey
zu merken ist, daß die Kugel oder der
Teller, so oft man sie in das Wachs
stoßen will, vorher allemal mit fri-
schem Wasser müsse genetzet wer-
den. Wenn nun alles Wachs zu
solchen zarten Blättgen gemacht
worden; so breitet man es auf ei-
ne oder etliche mit Leinwand über-
zogene Hurden aus, und stellet es
auf solchen an die Luft, an welcher
es Tag und Nacht liegen bleibt,
indem es, wenn es weiß werden
soll, sowol des Sonenscheins, als
der Befeuchtung von dem des
Nachts fallenden Thaue, oder am
Tage, wenn die Sonne sehr heiß
scheint, durch Begießen nöthig hat.
Alsdenn schmelzt man es wieder,
und körnet es, oder machet es zu
kleinen dünnen Blättgen, und die-
ses wiederholt man zu verschiedenen
malen, indem man es allemal zwi-
schen jedem Schmelzen auf vorhin
gedachte Art wieder an die Luft
legt. Wenn endlich der Thau und
die Sonne das Wachs vollkommen
gebleichet haben: so schmelzt man es
zum letzten male in großen Kesseln,
aus welchen man es mit einem Ge-
fäße von weißem Bleche heraus-
schöpfet, und es auf eine Tafel gießt,
in welcher sich lauter kleine Vertie-
fungen befinden, welche die Gestalt
haben, wie die weißen Wachstafeln
oder Kuchen, die man bey den
Kaufleuten sieht: und diese Ver-
tiefungen werden, zu dem Ende,
damit man das geschmolzene und in
dieselben hineingegossene Wachs be-
quem aus denselben herausnehmen
könne, vorher mit kaltem und rei-
nem Wasser angefüllet. Endlich
werden diese also gegossene Tafeln
oder Kuchen, so von verschiedenen
Pfunden gegossen werden, nochmals
zwey Tage und Nächte lang auf die
oben erwähnte Art an die Luft ge-
legt, um dadurch das Wachs durch-
sichtiger zu machen, und zu trock-
[Spaltenumbruch]
Wachs
nen. Die beste Zeit zu diesem
Wachsbleichen ist im Junius, und
man hat dazu an verschiedenen Or-
ten besonders dazu gebauete Wachs-
bleichen.
So ist z. E. nahe an der
Stadt Fiume eine Wachsbleiche mit
großem Vortheile angelegt; des-
gleichen zu Dreßden und zu Zeiz, in
Meißen; zu Großhennersdorf bey Zit-
tau, und zu Cotbus bey Sorau. Je-
doch ist in Deutschland heutiges Ta-
ges die vornehmste Wachsbleiche in
Augspurg, welche ihrer ungemeinen
Curiosität halber unter die sehens-
würdigen Plätze selbiger Stadt ge-
rechnet wird. Die ersten Erfinder
des Wachsbleichens sind die Vene-
tianer gewesen; und von ihren
Wachsbleichen haben zuerst die
Franzosen, und nach diesen auch
die Holländer und Deutschen diese
Kunst gelernet. Von dem (5) Fär-
ben
des Wachses erinnern wir, daß
nicht allein das gelbe, sondern auch
das weiße gefärbet werde, und zwar
dieses entweder noch weißer, oder
mit allerhand Farben bunt. Das
weiße Wachs wird (a) noch weis-
ser
gefärbet vermittelst eines schö-
nen Bleyweißes, welches, nachdem
es recht klar gestoßen, oder durch
ein Tüchlein oder fein Haarsieb
durchgesiebet worden, mit dem
Wachse vermischet wird, da dieses
denn eine angenehme weiße Farbe
wie ein Alabaster bekömmt. Gelbes
Wachs wird mit allerhand Farben
(b) bunt gefärbet, als a) schön
roth
durch Zinnober; b) heller roth
durch wohl geriebene Mennige; c)
dunkelroth durch die Schalen von
der rothen Ochsenzungenwurzel;
hellgelb durch gestoßene Cureu-
mewurzel, jedoch nimmt man hier-
zu weißes Wachs, weil man das
gelbe Wachs nicht gelber machen
darf, da es von Natur gelb genug;
e) hellgrün durch ein sehr wohl und
fein geriebenes Berggrün; f) dun-
kelgrün
durch einen wohl geriebe-
nen gemeinen Grünspan; g) blau

durch
V. Theil. T

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Wachs
welches ſich ganz duͤnne anleget, und
Blaͤttgenweiſe abnehmen laͤßt; wobey
zu merken iſt, daß die Kugel oder der
Teller, ſo oft man ſie in das Wachs
ſtoßen will, vorher allemal mit fri-
ſchem Waſſer muͤſſe genetzet wer-
den. Wenn nun alles Wachs zu
ſolchen zarten Blaͤttgen gemacht
worden; ſo breitet man es auf ei-
ne oder etliche mit Leinwand uͤber-
zogene Hurden aus, und ſtellet es
auf ſolchen an die Luft, an welcher
es Tag und Nacht liegen bleibt,
indem es, wenn es weiß werden
ſoll, ſowol des Sonenſcheins, als
der Befeuchtung von dem des
Nachts fallenden Thaue, oder am
Tage, wenn die Sonne ſehr heiß
ſcheint, durch Begießen noͤthig hat.
Alsdenn ſchmelzt man es wieder,
und koͤrnet es, oder machet es zu
kleinen duͤnnen Blaͤttgen, und die-
ſes wiederholt man zu verſchiedenen
malen, indem man es allemal zwi-
ſchen jedem Schmelzen auf vorhin
gedachte Art wieder an die Luft
legt. Wenn endlich der Thau und
die Sonne das Wachs vollkommen
gebleichet haben: ſo ſchmelzt man es
zum letzten male in großen Keſſeln,
aus welchen man es mit einem Ge-
faͤße von weißem Bleche heraus-
ſchoͤpfet, und es auf eine Tafel gießt,
in welcher ſich lauter kleine Vertie-
fungen befinden, welche die Geſtalt
haben, wie die weißen Wachstafeln
oder Kuchen, die man bey den
Kaufleuten ſieht: und dieſe Ver-
tiefungen werden, zu dem Ende,
damit man das geſchmolzene und in
dieſelben hineingegoſſene Wachs be-
quem aus denſelben herausnehmen
koͤnne, vorher mit kaltem und rei-
nem Waſſer angefuͤllet. Endlich
werden dieſe alſo gegoſſene Tafeln
oder Kuchen, ſo von verſchiedenen
Pfunden gegoſſen werden, nochmals
zwey Tage und Naͤchte lang auf die
oben erwaͤhnte Art an die Luft ge-
legt, um dadurch das Wachs durch-
ſichtiger zu machen, und zu trock-
[Spaltenumbruch]
Wachs
nen. Die beſte Zeit zu dieſem
Wachsbleichen iſt im Junius, und
man hat dazu an verſchiedenen Or-
ten beſonders dazu gebauete Wachs-
bleichen.
So iſt z. E. nahe an der
Stadt Fiume eine Wachsbleiche mit
großem Vortheile angelegt; des-
gleichen zu Dreßden und zu Zeiz, in
Meißen; zu Großhennersdorf bey Zit-
tau, und zu Cotbus bey Sorau. Je-
doch iſt in Deutſchland heutiges Ta-
ges die vornehmſte Wachsbleiche in
Augſpurg, welche ihrer ungemeinen
Curioſitaͤt halber unter die ſehens-
wuͤrdigen Plaͤtze ſelbiger Stadt ge-
rechnet wird. Die erſten Erfinder
des Wachsbleichens ſind die Vene-
tianer geweſen; und von ihren
Wachsbleichen haben zuerſt die
Franzoſen, und nach dieſen auch
die Hollaͤnder und Deutſchen dieſe
Kunſt gelernet. Von dem (5) Faͤr-
ben
des Wachſes erinnern wir, daß
nicht allein das gelbe, ſondern auch
das weiße gefaͤrbet werde, und zwar
dieſes entweder noch weißer, oder
mit allerhand Farben bunt. Das
weiße Wachs wird (a) noch weiſ-
ſer
gefaͤrbet vermittelſt eines ſchoͤ-
nen Bleyweißes, welches, nachdem
es recht klar geſtoßen, oder durch
ein Tuͤchlein oder fein Haarſieb
durchgeſiebet worden, mit dem
Wachſe vermiſchet wird, da dieſes
denn eine angenehme weiße Farbe
wie ein Alabaſter bekoͤmmt. Gelbes
Wachs wird mit allerhand Farben
(b) bunt gefaͤrbet, als a) ſchoͤn
roth
durch Zinnober; b) heller roth
durch wohl geriebene Mennige; c)
dunkelroth durch die Schalen von
der rothen Ochſenzungenwurzel;
hellgelb durch geſtoßene Cureu-
mewurzel, jedoch nimmt man hier-
zu weißes Wachs, weil man das
gelbe Wachs nicht gelber machen
darf, da es von Natur gelb genug;
e) hellgruͤn durch ein ſehr wohl und
fein geriebenes Berggruͤn; f) dun-
kelgruͤn
durch einen wohl geriebe-
nen gemeinen Gruͤnſpan; g) blau

durch
V. Theil. T
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[[289]/0295] Wachs Wachs welches ſich ganz duͤnne anleget, und Blaͤttgenweiſe abnehmen laͤßt; wobey zu merken iſt, daß die Kugel oder der Teller, ſo oft man ſie in das Wachs ſtoßen will, vorher allemal mit fri- ſchem Waſſer muͤſſe genetzet wer- den. Wenn nun alles Wachs zu ſolchen zarten Blaͤttgen gemacht worden; ſo breitet man es auf ei- ne oder etliche mit Leinwand uͤber- zogene Hurden aus, und ſtellet es auf ſolchen an die Luft, an welcher es Tag und Nacht liegen bleibt, indem es, wenn es weiß werden ſoll, ſowol des Sonenſcheins, als der Befeuchtung von dem des Nachts fallenden Thaue, oder am Tage, wenn die Sonne ſehr heiß ſcheint, durch Begießen noͤthig hat. Alsdenn ſchmelzt man es wieder, und koͤrnet es, oder machet es zu kleinen duͤnnen Blaͤttgen, und die- ſes wiederholt man zu verſchiedenen malen, indem man es allemal zwi- ſchen jedem Schmelzen auf vorhin gedachte Art wieder an die Luft legt. Wenn endlich der Thau und die Sonne das Wachs vollkommen gebleichet haben: ſo ſchmelzt man es zum letzten male in großen Keſſeln, aus welchen man es mit einem Ge- faͤße von weißem Bleche heraus- ſchoͤpfet, und es auf eine Tafel gießt, in welcher ſich lauter kleine Vertie- fungen befinden, welche die Geſtalt haben, wie die weißen Wachstafeln oder Kuchen, die man bey den Kaufleuten ſieht: und dieſe Ver- tiefungen werden, zu dem Ende, damit man das geſchmolzene und in dieſelben hineingegoſſene Wachs be- quem aus denſelben herausnehmen koͤnne, vorher mit kaltem und rei- nem Waſſer angefuͤllet. Endlich werden dieſe alſo gegoſſene Tafeln oder Kuchen, ſo von verſchiedenen Pfunden gegoſſen werden, nochmals zwey Tage und Naͤchte lang auf die oben erwaͤhnte Art an die Luft ge- legt, um dadurch das Wachs durch- ſichtiger zu machen, und zu trock- nen. Die beſte Zeit zu dieſem Wachsbleichen iſt im Junius, und man hat dazu an verſchiedenen Or- ten beſonders dazu gebauete Wachs- bleichen. So iſt z. E. nahe an der Stadt Fiume eine Wachsbleiche mit großem Vortheile angelegt; des- gleichen zu Dreßden und zu Zeiz, in Meißen; zu Großhennersdorf bey Zit- tau, und zu Cotbus bey Sorau. Je- doch iſt in Deutſchland heutiges Ta- ges die vornehmſte Wachsbleiche in Augſpurg, welche ihrer ungemeinen Curioſitaͤt halber unter die ſehens- wuͤrdigen Plaͤtze ſelbiger Stadt ge- rechnet wird. Die erſten Erfinder des Wachsbleichens ſind die Vene- tianer geweſen; und von ihren Wachsbleichen haben zuerſt die Franzoſen, und nach dieſen auch die Hollaͤnder und Deutſchen dieſe Kunſt gelernet. Von dem (5) Faͤr- ben des Wachſes erinnern wir, daß nicht allein das gelbe, ſondern auch das weiße gefaͤrbet werde, und zwar dieſes entweder noch weißer, oder mit allerhand Farben bunt. Das weiße Wachs wird (a) noch weiſ- ſer gefaͤrbet vermittelſt eines ſchoͤ- nen Bleyweißes, welches, nachdem es recht klar geſtoßen, oder durch ein Tuͤchlein oder fein Haarſieb durchgeſiebet worden, mit dem Wachſe vermiſchet wird, da dieſes denn eine angenehme weiße Farbe wie ein Alabaſter bekoͤmmt. Gelbes Wachs wird mit allerhand Farben (b) bunt gefaͤrbet, als a) ſchoͤn roth durch Zinnober; b) heller roth durch wohl geriebene Mennige; c) dunkelroth durch die Schalen von der rothen Ochſenzungenwurzel; hellgelb durch geſtoßene Cureu- mewurzel, jedoch nimmt man hier- zu weißes Wachs, weil man das gelbe Wachs nicht gelber machen darf, da es von Natur gelb genug; e) hellgruͤn durch ein ſehr wohl und fein geriebenes Berggruͤn; f) dun- kelgruͤn durch einen wohl geriebe- nen gemeinen Gruͤnſpan; g) blau durch V. Theil. T

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [289]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/295>, abgerufen am 22.11.2024.