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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Wachs
Ermangelung der Presse nimmt man
eine schlechte Bank, richtet solche
mit dem einen Ende in die Höhe,
mit dem andern aber abschüßig zu
gegen die Erde, doch nicht gar auf
die Erde; darunter setzt man
das Gefäß mit Wasser, gleich wie
unter der Presse; leget das Säck-
lein, so vorher mit siedend heißem
Wasser wohl erwärmet seyn muß,
mit dem eingegossenen Wachse auf
die Bank; nimmt hernach ein Man-
del- oder Mangelholz, und drücket
damit das Wachs auf das beste ge-
gen das Gefäße zu. Wenn auf et-
lichmaliges Pressen nichts mehr her-
auslaufen will, so schüttet man es
wieder in den Topf, und thut alle-
wege mehr Ros oder Gewirke da-
zu. Wenn es wiederum zergangen,
so verfährt man abermals mit Pres-
sen, Drücken und Rudeln auf dem
Säcklein wie zuvor; und so oft es
kalt geworden, wärmet man es
wieder auf, und macht es lauter,
bis es gar ausgepreßt, und die Hül-
sen vorhanden sind. Solche macht
man in der Hand zu Ballen, und
drückt sie fein fest zusammen, wel-
che sodann unter dem Namen Vor-
stoß
oder Wachswinden verkauft
werden. Das reine Wachs aber
wird sodann in einem besondern
Topfe bey dem Feuer zerlassen; und
hernach in eine inwendig mit Oel
oder Fett wohl geschmierte, oder
auch nur mit kaltem Wasser genetzte
glatte Pfanne allmählig gegossen,
in welcher es stehen bleibt, bis es
hart wird, worauf es aus der Pfan-
ne herausgeschüttet wird, da es sich
denn allenthalben fein ablöset, und das
heißt man: das Wachs in Boden ge-
gossen.
Einige bedienen sich, um das
(3) Wachs zu reinigen, des römischen
oder eines andern Vitriols: allein
das wahre Geheimniß, ohne alle
Zuthat schönes gelbes Wachs zu
haben, besteht darinn, daß man
solches gehörig schmelzen lasse; und
[Spaltenumbruch]
Wachs
insonderheit, daß man es nicht zu
heiß werden lasse, welches der ge-
wöhnliche Fehler des größesten
Theils derjenigen ist, die solches
schmelzen: und dieses ist einer von
den Hauptfehlern des Wachses, wel-
cher verhindert, daß solches her-
nach niemals recht schön weiß wird,
wie es thut, wenn es nicht zu heiß
ausgeschmolzen ist. Ueber dieses
muß man es auch fleißig schäumen,
und, nachdem es gestanden hat, und
kalt geworden ist, mit einem Mes-
ser den Bodensatz wegnehmen, wel-
chen man den Fuß des Wachses,
franz. le Pied de la Cire, nennet,
und welcher die Unreinigkeiten in
sich hat, die bey dem Auspressen
mit durch die Leinwand oder die
Löcher der Presse durchgegangen
sind. Das (4) Wachsbleichen
geschieht von den so genannten
Wachsbleichern auf folgende Art:
Man zerläßt das gemeine gelbe Guß-
wachs in einem mit frischen Wasser
angefüllten und über dem Feuer ste-
henden kupfernen Kessel, schäumet
es unter währendem Sieden fleißig
ab, und seiget es nachgehends durch
eine saubere und zarte Leinwand,
damit aller Wust und Unrath hin-
weg komme. Hierauf wird es zum
andernmale auf einem gelinden
Kohlfeuer in einem weiten Gefäße
zerschmelzet, und entweder gekörnet,
oder zu ganz dünnen papierähnlichen
Blättgen formiret, damit die Son-
nenwärme desto besser durchdringen,
und die Farbe sich ändern möge.
Das erste, nämlich das Körnen
des Wachses, geschieht, indem man
es ganz heiß, aber allgemach durch
große durchlöcherte Löffel in kaltes
Wasser gießt: das letzte hingegen,
nämlich das Formiren zu dünnen
Blättgen,
geschieht also: Man
netzet eine hölzerne sauber gedrech-
selte Kugel oder einen Teller in rei-
nem Wasser, und fährt geschwinde
damit in das geschmolzene Wachs,

welches

[Spaltenumbruch]

Wachs
Ermangelung der Preſſe nimmt man
eine ſchlechte Bank, richtet ſolche
mit dem einen Ende in die Hoͤhe,
mit dem andern aber abſchuͤßig zu
gegen die Erde, doch nicht gar auf
die Erde; darunter ſetzt man
das Gefaͤß mit Waſſer, gleich wie
unter der Preſſe; leget das Saͤck-
lein, ſo vorher mit ſiedend heißem
Waſſer wohl erwaͤrmet ſeyn muß,
mit dem eingegoſſenen Wachſe auf
die Bank; nimmt hernach ein Man-
del- oder Mangelholz, und druͤcket
damit das Wachs auf das beſte ge-
gen das Gefaͤße zu. Wenn auf et-
lichmaliges Preſſen nichts mehr her-
auslaufen will, ſo ſchuͤttet man es
wieder in den Topf, und thut alle-
wege mehr Ros oder Gewirke da-
zu. Wenn es wiederum zergangen,
ſo verfaͤhrt man abermals mit Preſ-
ſen, Druͤcken und Rudeln auf dem
Saͤcklein wie zuvor; und ſo oft es
kalt geworden, waͤrmet man es
wieder auf, und macht es lauter,
bis es gar ausgepreßt, und die Huͤl-
ſen vorhanden ſind. Solche macht
man in der Hand zu Ballen, und
druͤckt ſie fein feſt zuſammen, wel-
che ſodann unter dem Namen Vor-
ſtoß
oder Wachswinden verkauft
werden. Das reine Wachs aber
wird ſodann in einem beſondern
Topfe bey dem Feuer zerlaſſen; und
hernach in eine inwendig mit Oel
oder Fett wohl geſchmierte, oder
auch nur mit kaltem Waſſer genetzte
glatte Pfanne allmaͤhlig gegoſſen,
in welcher es ſtehen bleibt, bis es
hart wird, worauf es aus der Pfan-
ne herausgeſchuͤttet wird, da es ſich
denn allenthalben fein abloͤſet, und das
heißt man: das Wachs in Boden ge-
goſſen.
Einige bedienen ſich, um das
(3) Wachs zu reinigen, des roͤmiſchen
oder eines andern Vitriols: allein
das wahre Geheimniß, ohne alle
Zuthat ſchoͤnes gelbes Wachs zu
haben, beſteht darinn, daß man
ſolches gehoͤrig ſchmelzen laſſe; und
[Spaltenumbruch]
Wachs
inſonderheit, daß man es nicht zu
heiß werden laſſe, welches der ge-
woͤhnliche Fehler des groͤßeſten
Theils derjenigen iſt, die ſolches
ſchmelzen: und dieſes iſt einer von
den Hauptfehlern des Wachſes, wel-
cher verhindert, daß ſolches her-
nach niemals recht ſchoͤn weiß wird,
wie es thut, wenn es nicht zu heiß
ausgeſchmolzen iſt. Ueber dieſes
muß man es auch fleißig ſchaͤumen,
und, nachdem es geſtanden hat, und
kalt geworden iſt, mit einem Meſ-
ſer den Bodenſatz wegnehmen, wel-
chen man den Fuß des Wachſes,
franz. le Pied de la Cire, nennet,
und welcher die Unreinigkeiten in
ſich hat, die bey dem Auspreſſen
mit durch die Leinwand oder die
Loͤcher der Preſſe durchgegangen
ſind. Das (4) Wachsbleichen
geſchieht von den ſo genannten
Wachsbleichern auf folgende Art:
Man zerlaͤßt das gemeine gelbe Guß-
wachs in einem mit friſchen Waſſer
angefuͤllten und uͤber dem Feuer ſte-
henden kupfernen Keſſel, ſchaͤumet
es unter waͤhrendem Sieden fleißig
ab, und ſeiget es nachgehends durch
eine ſaubere und zarte Leinwand,
damit aller Wuſt und Unrath hin-
weg komme. Hierauf wird es zum
andernmale auf einem gelinden
Kohlfeuer in einem weiten Gefaͤße
zerſchmelzet, und entweder gekoͤrnet,
oder zu ganz duͤnnen papieraͤhnlichen
Blaͤttgen formiret, damit die Son-
nenwaͤrme deſto beſſer durchdringen,
und die Farbe ſich aͤndern moͤge.
Das erſte, naͤmlich das Koͤrnen
des Wachſes, geſchieht, indem man
es ganz heiß, aber allgemach durch
große durchloͤcherte Loͤffel in kaltes
Waſſer gießt: das letzte hingegen,
naͤmlich das Formiren zu duͤnnen
Blaͤttgen,
geſchieht alſo: Man
netzet eine hoͤlzerne ſauber gedrech-
ſelte Kugel oder einen Teller in rei-
nem Waſſer, und faͤhrt geſchwinde
damit in das geſchmolzene Wachs,

welches
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[[288]/0294] Wachs Wachs Ermangelung der Preſſe nimmt man eine ſchlechte Bank, richtet ſolche mit dem einen Ende in die Hoͤhe, mit dem andern aber abſchuͤßig zu gegen die Erde, doch nicht gar auf die Erde; darunter ſetzt man das Gefaͤß mit Waſſer, gleich wie unter der Preſſe; leget das Saͤck- lein, ſo vorher mit ſiedend heißem Waſſer wohl erwaͤrmet ſeyn muß, mit dem eingegoſſenen Wachſe auf die Bank; nimmt hernach ein Man- del- oder Mangelholz, und druͤcket damit das Wachs auf das beſte ge- gen das Gefaͤße zu. Wenn auf et- lichmaliges Preſſen nichts mehr her- auslaufen will, ſo ſchuͤttet man es wieder in den Topf, und thut alle- wege mehr Ros oder Gewirke da- zu. Wenn es wiederum zergangen, ſo verfaͤhrt man abermals mit Preſ- ſen, Druͤcken und Rudeln auf dem Saͤcklein wie zuvor; und ſo oft es kalt geworden, waͤrmet man es wieder auf, und macht es lauter, bis es gar ausgepreßt, und die Huͤl- ſen vorhanden ſind. Solche macht man in der Hand zu Ballen, und druͤckt ſie fein feſt zuſammen, wel- che ſodann unter dem Namen Vor- ſtoß oder Wachswinden verkauft werden. Das reine Wachs aber wird ſodann in einem beſondern Topfe bey dem Feuer zerlaſſen; und hernach in eine inwendig mit Oel oder Fett wohl geſchmierte, oder auch nur mit kaltem Waſſer genetzte glatte Pfanne allmaͤhlig gegoſſen, in welcher es ſtehen bleibt, bis es hart wird, worauf es aus der Pfan- ne herausgeſchuͤttet wird, da es ſich denn allenthalben fein abloͤſet, und das heißt man: das Wachs in Boden ge- goſſen. Einige bedienen ſich, um das (3) Wachs zu reinigen, des roͤmiſchen oder eines andern Vitriols: allein das wahre Geheimniß, ohne alle Zuthat ſchoͤnes gelbes Wachs zu haben, beſteht darinn, daß man ſolches gehoͤrig ſchmelzen laſſe; und inſonderheit, daß man es nicht zu heiß werden laſſe, welches der ge- woͤhnliche Fehler des groͤßeſten Theils derjenigen iſt, die ſolches ſchmelzen: und dieſes iſt einer von den Hauptfehlern des Wachſes, wel- cher verhindert, daß ſolches her- nach niemals recht ſchoͤn weiß wird, wie es thut, wenn es nicht zu heiß ausgeſchmolzen iſt. Ueber dieſes muß man es auch fleißig ſchaͤumen, und, nachdem es geſtanden hat, und kalt geworden iſt, mit einem Meſ- ſer den Bodenſatz wegnehmen, wel- chen man den Fuß des Wachſes, franz. le Pied de la Cire, nennet, und welcher die Unreinigkeiten in ſich hat, die bey dem Auspreſſen mit durch die Leinwand oder die Loͤcher der Preſſe durchgegangen ſind. Das (4) Wachsbleichen geſchieht von den ſo genannten Wachsbleichern auf folgende Art: Man zerlaͤßt das gemeine gelbe Guß- wachs in einem mit friſchen Waſſer angefuͤllten und uͤber dem Feuer ſte- henden kupfernen Keſſel, ſchaͤumet es unter waͤhrendem Sieden fleißig ab, und ſeiget es nachgehends durch eine ſaubere und zarte Leinwand, damit aller Wuſt und Unrath hin- weg komme. Hierauf wird es zum andernmale auf einem gelinden Kohlfeuer in einem weiten Gefaͤße zerſchmelzet, und entweder gekoͤrnet, oder zu ganz duͤnnen papieraͤhnlichen Blaͤttgen formiret, damit die Son- nenwaͤrme deſto beſſer durchdringen, und die Farbe ſich aͤndern moͤge. Das erſte, naͤmlich das Koͤrnen des Wachſes, geſchieht, indem man es ganz heiß, aber allgemach durch große durchloͤcherte Loͤffel in kaltes Waſſer gießt: das letzte hingegen, naͤmlich das Formiren zu duͤnnen Blaͤttgen, geſchieht alſo: Man netzet eine hoͤlzerne ſauber gedrech- ſelte Kugel oder einen Teller in rei- nem Waſſer, und faͤhrt geſchwinde damit in das geſchmolzene Wachs, welches

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [288]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/294>, abgerufen am 25.11.2024.