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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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[Spaltenumbruch]

Usance
Gewohnheit, Gebrauch und Her-
kommen,
gehöret. Daher See-
costumen
und Seeusanzen, so viel
bedeuten, als Seegebräuche, siehe
Seerecht; ingleichen Wechsel-
Usances, so viel, als Wechselge-
bräuche.
So lange über die unter
den Kaufleuten üblichen Usanzen
kein Widerspruch entsteht, behal-
ten sie ihren Werth, und sind gleich-
sam als eine Nachahmung anzuse-
hen, da ein Kaufmann dasjenige
sich auch gefallen läßt, was viele
andere bereits ins Werk gerichtet
haben: allein, sobald dergleichen
Usanzen widersprechen, und die
Sache vor das Gericht gebracht
wird, verlieren die Usanzen alle
Wirkungen. Herr D. Siegel in
der Einleitung zum Wechselrechte,
p. 10 führet, zur Erläuterung dieses,
folgendes Exempel an: unter den
Kaufleuten ist üblich, daß, wenn
einen indoßirten Wechsel der Aus-
geber oder Acceptant nicht bezahlet,
der Juhaber zu einem Jndossanten,
welchen er für den besten hält,
schickt, und seine Bezahlung ohne
Widerrede erhält. Jn der leipziger
Wechselordnung §. 19 aber, und
dem Anhange der chursächsischen er-
läut. Proceßord. ist §. 14 anbefohlen,
bey der Regreßnehmung wider die
Jndossanten eine Ordnung zu be-
obachten. Als daher bey dem
Handelsgerichte zu Leipzig ein Jnha-
ber des indossirten und nicht be-
zahlten Wechsels außer solcher Ord-
nung einen Jndossanten in Anspruch
nahm, dieser hingegen auf den An-
hang der erläuterten Proceßordnung
provocirte, wurde Kläger, unge-
achtet er auf die unter den Kaufleu-
ten übliche Usanz sich bezog, mit
seinem Suchen, nebst Erstattung
der Unkosten, abgewiesen. Jn
Heineccii Elem. Iur. camb. cap. 1.
§. 11. werden die Wechsel-Usanzen zu
dem nicht geschriebenen Wechselrech-
te gezählet.

[Spaltenumbruch]
Uso

Usblat, siehe Hausenblase.

Uso, franz. Usance, oder Usage,
ital. Uso, ein bey dem Wechselhan-
del gebräuchliches Wort, das nichts
anders, als diejenige Frist oder
Zeit bemerket, welche die traßirten
Wechselbriefe an diesem oder jenem
Orte, außer den Messen, gewöhn-
licher maßen in der Bezahlung zu
genießen haben, und nach deren
Verfließung die von dem Jnnhaber
dem Trassaten präsentirten Wech-
selbriefe entweder von dem letztern
acceptirt und bezahlet sey, noder von
dem erstern protestiret werden müs-
sen. Mithin ist der Uso in solchem
Verstande eigentlich nichts |anders,
als die endliche Verfall- und Zah-
lungszeit derer traßirten Jrregulier-
oder nicht Meßwechsel; oder aber
es ist der Uso eine unter den Wech-
selnegocianten beliebig angenomme-
ne, und durch die Gewohnheit, oder
eines jeden Orts Obrigkeit bestätig-
te Nachsicht oder Nachwartung,
wie lange nämlich der Briefinhaber
mit Eintreibung der Zahlung, oder,
in deren Unterbleibung, mit Levi-
rung des Protestes sicher und ohne
seinen Schaden in Geduld stehen
kann und muß. Es sind aber die
Wechselbriefe, so a Uso lauten, nicht
zu einer Zeit verfallen, indem der
Uso, oder die Nachsichtszeit in allen
Handelsplätzen fast unterschied-
lich
ist, wie er denn auch mancher
Orten von der Acceptation an (indem
die Wechsel a Uso gemeiniglich zu
denenjenigen gezählet werden, deren
Zahlungstermin durch die Accepta-
tion seine Gewißheit erlanget); nach
Dato des ausgestellten Wechselbrie-
fes gerechnet wird. Man darf nur
die in dieser Akademie vorkommen-
de Artikel der Handelsstädte, bey
denen wir allemal das Uso mit an-
geführet haben, nachschlagen: so
wird man von diesem Unterschiede
vollkommen überzeuget werden. Was
halb Uso, anderthalb Uso, dop-

pel

[Spaltenumbruch]

Uſance
Gewohnheit, Gebrauch und Her-
kommen,
gehoͤret. Daher See-
coſtumen
und Seeuſanzen, ſo viel
bedeuten, als Seegebraͤuche, ſiehe
Seerecht; ingleichen Wechſel-
Uſances, ſo viel, als Wechſelge-
braͤuche.
So lange uͤber die unter
den Kaufleuten uͤblichen Uſanzen
kein Widerſpruch entſteht, behal-
ten ſie ihren Werth, und ſind gleich-
ſam als eine Nachahmung anzuſe-
hen, da ein Kaufmann dasjenige
ſich auch gefallen laͤßt, was viele
andere bereits ins Werk gerichtet
haben: allein, ſobald dergleichen
Uſanzen widerſprechen, und die
Sache vor das Gericht gebracht
wird, verlieren die Uſanzen alle
Wirkungen. Herr D. Siegel in
der Einleitung zum Wechſelrechte,
p. 10 fuͤhret, zur Erlaͤuterung dieſes,
folgendes Exempel an: unter den
Kaufleuten iſt uͤblich, daß, wenn
einen indoßirten Wechſel der Aus-
geber oder Acceptant nicht bezahlet,
der Juhaber zu einem Jndoſſanten,
welchen er fuͤr den beſten haͤlt,
ſchickt, und ſeine Bezahlung ohne
Widerrede erhaͤlt. Jn der leipziger
Wechſelordnung §. 19 aber, und
dem Anhange der churſaͤchſiſchen er-
laͤut. Proceßord. iſt §. 14 anbefohlen,
bey der Regreßnehmung wider die
Jndoſſanten eine Ordnung zu be-
obachten. Als daher bey dem
Handelsgerichte zu Leipzig ein Jnha-
ber des indoſſirten und nicht be-
zahlten Wechſels außer ſolcher Ord-
nung einen Jndoſſanten in Anſpruch
nahm, dieſer hingegen auf den An-
hang der erlaͤuterten Proceßordnung
provocirte, wurde Klaͤger, unge-
achtet er auf die unter den Kaufleu-
ten uͤbliche Uſanz ſich bezog, mit
ſeinem Suchen, nebſt Erſtattung
der Unkoſten, abgewieſen. Jn
Heineccii Elem. Iur. camb. cap. 1.
§. 11. werden die Wechſel-Uſanzen zu
dem nicht geſchriebenen Wechſelrech-
te gezaͤhlet.

[Spaltenumbruch]
Uſo

Usblat, ſiehe Hauſenblaſe.

Uſo, franz. Uſance, oder Uſage,
ital. Uſo, ein bey dem Wechſelhan-
del gebraͤuchliches Wort, das nichts
anders, als diejenige Friſt oder
Zeit bemerket, welche die traßirten
Wechſelbriefe an dieſem oder jenem
Orte, außer den Meſſen, gewoͤhn-
licher maßen in der Bezahlung zu
genießen haben, und nach deren
Verfließung die von dem Jnnhaber
dem Traſſaten praͤſentirten Wech-
ſelbriefe entweder von dem letztern
acceptirt und bezahlet ſey, noder von
dem erſtern proteſtiret werden muͤſ-
ſen. Mithin iſt der Uſo in ſolchem
Verſtande eigentlich nichts |anders,
als die endliche Verfall- und Zah-
lungszeit derer traßirten Jrregulier-
oder nicht Meßwechſel; oder aber
es iſt der Uſo eine unter den Wech-
ſelnegocianten beliebig angenomme-
ne, und durch die Gewohnheit, oder
eines jeden Orts Obrigkeit beſtaͤtig-
te Nachſicht oder Nachwartung,
wie lange naͤmlich der Briefinhaber
mit Eintreibung der Zahlung, oder,
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rung des Proteſtes ſicher und ohne
ſeinen Schaden in Geduld ſtehen
kann und muß. Es ſind aber die
Wechſelbriefe, ſo a Uſo lauten, nicht
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Uſo, oder die Nachſichtszeit in allen
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lich
iſt, wie er denn auch mancher
Orten von der Acceptation an (indem
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denenjenigen gezaͤhlet werden, deren
Zahlungstermin durch die Accepta-
tion ſeine Gewißheit erlanget); nach
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fes gerechnet wird. Man darf nur
die in dieſer Akademie vorkommen-
de Artikel der Handelsſtaͤdte, bey
denen wir allemal das Uſo mit an-
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[[269]/0275] Uſance Uſo Gewohnheit, Gebrauch und Her- kommen, gehoͤret. Daher See- coſtumen und Seeuſanzen, ſo viel bedeuten, als Seegebraͤuche, ſiehe Seerecht; ingleichen Wechſel- Uſances, ſo viel, als Wechſelge- braͤuche. So lange uͤber die unter den Kaufleuten uͤblichen Uſanzen kein Widerſpruch entſteht, behal- ten ſie ihren Werth, und ſind gleich- ſam als eine Nachahmung anzuſe- hen, da ein Kaufmann dasjenige ſich auch gefallen laͤßt, was viele andere bereits ins Werk gerichtet haben: allein, ſobald dergleichen Uſanzen widerſprechen, und die Sache vor das Gericht gebracht wird, verlieren die Uſanzen alle Wirkungen. Herr D. Siegel in der Einleitung zum Wechſelrechte, p. 10 fuͤhret, zur Erlaͤuterung dieſes, folgendes Exempel an: unter den Kaufleuten iſt uͤblich, daß, wenn einen indoßirten Wechſel der Aus- geber oder Acceptant nicht bezahlet, der Juhaber zu einem Jndoſſanten, welchen er fuͤr den beſten haͤlt, ſchickt, und ſeine Bezahlung ohne Widerrede erhaͤlt. Jn der leipziger Wechſelordnung §. 19 aber, und dem Anhange der churſaͤchſiſchen er- laͤut. Proceßord. iſt §. 14 anbefohlen, bey der Regreßnehmung wider die Jndoſſanten eine Ordnung zu be- obachten. Als daher bey dem Handelsgerichte zu Leipzig ein Jnha- ber des indoſſirten und nicht be- zahlten Wechſels außer ſolcher Ord- nung einen Jndoſſanten in Anſpruch nahm, dieſer hingegen auf den An- hang der erlaͤuterten Proceßordnung provocirte, wurde Klaͤger, unge- achtet er auf die unter den Kaufleu- ten uͤbliche Uſanz ſich bezog, mit ſeinem Suchen, nebſt Erſtattung der Unkoſten, abgewieſen. Jn Heineccii Elem. Iur. camb. cap. 1. §. 11. werden die Wechſel-Uſanzen zu dem nicht geſchriebenen Wechſelrech- te gezaͤhlet. Usblat, ſiehe Hauſenblaſe. Uſo, franz. Uſance, oder Uſage, ital. Uſo, ein bey dem Wechſelhan- del gebraͤuchliches Wort, das nichts anders, als diejenige Friſt oder Zeit bemerket, welche die traßirten Wechſelbriefe an dieſem oder jenem Orte, außer den Meſſen, gewoͤhn- licher maßen in der Bezahlung zu genießen haben, und nach deren Verfließung die von dem Jnnhaber dem Traſſaten praͤſentirten Wech- ſelbriefe entweder von dem letztern acceptirt und bezahlet ſey, noder von dem erſtern proteſtiret werden muͤſ- ſen. Mithin iſt der Uſo in ſolchem Verſtande eigentlich nichts |anders, als die endliche Verfall- und Zah- lungszeit derer traßirten Jrregulier- oder nicht Meßwechſel; oder aber es iſt der Uſo eine unter den Wech- ſelnegocianten beliebig angenomme- ne, und durch die Gewohnheit, oder eines jeden Orts Obrigkeit beſtaͤtig- te Nachſicht oder Nachwartung, wie lange naͤmlich der Briefinhaber mit Eintreibung der Zahlung, oder, in deren Unterbleibung, mit Levi- rung des Proteſtes ſicher und ohne ſeinen Schaden in Geduld ſtehen kann und muß. Es ſind aber die Wechſelbriefe, ſo a Uſo lauten, nicht zu einer Zeit verfallen, indem der Uſo, oder die Nachſichtszeit in allen Handelsplaͤtzen faſt unterſchied- lich iſt, wie er denn auch mancher Orten von der Acceptation an (indem die Wechſel a Uſo gemeiniglich zu denenjenigen gezaͤhlet werden, deren Zahlungstermin durch die Accepta- tion ſeine Gewißheit erlanget); nach Dato des ausgeſtellten Wechſelbrie- fes gerechnet wird. Man darf nur die in dieſer Akademie vorkommen- de Artikel der Handelsſtaͤdte, bey denen wir allemal das Uſo mit an- gefuͤhret haben, nachſchlagen: ſo wird man von dieſem Unterſchiede vollkommen uͤberzeuget werden. Was halb Uſo, anderthalb Uſo, dop- pel

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [269]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/275>, abgerufen am 25.11.2024.