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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vorgeb. der guten Hoffn.
nommen worden. Es scheint auch
nicht, daß nach der Zeit die Hol-
länder eine Landung auf diesem
Vorgebirge vorgenommen haben,
bis im Jahre 1600, da die Schif-
fe der holländischen ostindischen
Compagnie anfingen, auf ihren ost-
indischen Reisen dieses Vorgebirge
zu berühren. Weil aber die Hol-
länder gleich aufangs nicht alle die
Vortheile einsahen, die sie von ei-
nem ordentlichen Etablissemente in
diesem Lande haben konnten; so be-
gnügten sie sich, viele Jahre lang,
sowol wenn sie nach, als von Jn-
dien zurück giengen, daselbst vor
Anker zu gehen, und daselbst Pro-
vision und Erfrischungen zu kaufen.
Zu diesem Behufe baueten sie da-
selbst ein kleines Fort, von welchem
man noch die Ruinen sieht, um in
demselben mit ihren Erfrischungen
so lange in Sicherheit zu seyn, bis
sie wieder zu Schiffe gehen konnten.
Erst im Jahre 1650 erkannte van
Riebeek, der damals auf den Schif-
fen der Compagnie als Wundarzt
dienete, während des gewöhnlichen
Aufenthalts dieser Schiffe an be-
meldetem Vorgebirge, aus der Lage
und Güte des Landes den Vortheil,
welchen die Handlung der Compa-
gnie davon zu gewarten hätte, wenn
sie daselbst ein Contoir anlegte.
Bey seiner Zurückkunft nach Hol-
land theilete er den Directoren der
Compagnie seine Gedanken mit, die
solche billigten, und die Sache oh-
ne Zeitverlust zu versuchen beschlos-
sen. Man trug ihm diese Expedi-
tion auf; gab ihm vier große Schif-
fe, mit allen dazu nöthigen Mate-
rialien, Jnstrumenten und Arbeits-
leuten; man machte ihn zum Admi-
rale dieser kleinen Flotte, und Gou-
verneur des Vorgebirges; und gab
ihm völlige Gewalt, wenn er da-
selbst würde angelanget seyn, mit
den Eingebohrnen des Landes einen
Handelstractat zu schließen; und
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Vorgeb. der guten Hoffn.
überhaupt alles zu einem Etablisse-
mente so einzurichten, wie er es für
dienlich erachten würde. Van Rie-
beek hatte bey dieser Unternehmung
alles Glück, das er nur verlangen
konnte. Er wußte die Gunst der
Hottentotten durch die Geschenke,
die er ihnen an allerley Kramwaa-
ren machete, so gut zu gewinnen,
daß er mit ihnen fast in einem Au-
genblicke einen Tractat schloß, kraft
dessen die Holländer gegen Auslie-
ferung einer gewissen Menge von
dergleichen Waaren, deren Werth
sich etwann auf 50000 holländische
Gulden belaufen mochte, die völli-
ge Freyheit erhielten, sich in ihrem
Lande nieder zu lassen, und mit ih-
nen so zu handeln, wie sie es für
gut befinden würden. Dieser Tra-
ctat ward alsobald auf beyden Sei-
ten getreulich gehalten; und von
der Zeit an hat die Compagnie die-
ses Etablissement ununterbrochen
behalten, und nichts unterlassen,
solches so vortheilhaftig als mög-
lich zu machen. Denn ob zwar, als
die Holländer kaum angefangen
hatten, das gekaufte Land zu bau-
en und Häuser und Festungen dar-
auf anzulegen, die Gunjemans
(eine auf dem Vorgebirge zu nächst
an dem Meere wohnende Nation,)
sich ihrem Etablissemente widersetz-
ten, und alle die andern Nationen
zu Hülfe ruften, um die Holländer
zu bekriegen: so richteten sie doch
dadurch nichts aus, sondern die
Holländer wehreten sich so gut, daß
ihre Feinde genöthiget wurden, um
Friede zu bitten, welchen man ih-
nen auch unter den Bedingungen
bewilligte, daß nicht allein der er-
ste Tractat bestätiget; sondern auch
noch überdieß alles Land, welches
sie nicht wirklich bewohnten, künf-
tig den Holländern gehören sollte,
wobey jedoch den Landeseingebohr-
nen frey stehen sollte, sich überall
nieder zu lassen, wo sie wollten,

wenn

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Vorgeb. der guten Hoffn.
nommen worden. Es ſcheint auch
nicht, daß nach der Zeit die Hol-
laͤnder eine Landung auf dieſem
Vorgebirge vorgenommen haben,
bis im Jahre 1600, da die Schif-
fe der hollaͤndiſchen oſtindiſchen
Compagnie anfingen, auf ihren oſt-
indiſchen Reiſen dieſes Vorgebirge
zu beruͤhren. Weil aber die Hol-
laͤnder gleich aufangs nicht alle die
Vortheile einſahen, die ſie von ei-
nem ordentlichen Etabliſſemente in
dieſem Lande haben konnten; ſo be-
gnuͤgten ſie ſich, viele Jahre lang,
ſowol wenn ſie nach, als von Jn-
dien zuruͤck giengen, daſelbſt vor
Anker zu gehen, und daſelbſt Pro-
viſion und Erfriſchungen zu kaufen.
Zu dieſem Behufe baueten ſie da-
ſelbſt ein kleines Fort, von welchem
man noch die Ruinen ſieht, um in
demſelben mit ihren Erfriſchungen
ſo lange in Sicherheit zu ſeyn, bis
ſie wieder zu Schiffe gehen konnten.
Erſt im Jahre 1650 erkannte van
Riebeek, der damals auf den Schif-
fen der Compagnie als Wundarzt
dienete, waͤhrend des gewoͤhnlichen
Aufenthalts dieſer Schiffe an be-
meldetem Vorgebirge, aus der Lage
und Guͤte des Landes den Vortheil,
welchen die Handlung der Compa-
gnie davon zu gewarten haͤtte, wenn
ſie daſelbſt ein Contoir anlegte.
Bey ſeiner Zuruͤckkunft nach Hol-
land theilete er den Directoren der
Compagnie ſeine Gedanken mit, die
ſolche billigten, und die Sache oh-
ne Zeitverluſt zu verſuchen beſchloſ-
ſen. Man trug ihm dieſe Expedi-
tion auf; gab ihm vier große Schif-
fe, mit allen dazu noͤthigen Mate-
rialien, Jnſtrumenten und Arbeits-
leuten; man machte ihn zum Admi-
rale dieſer kleinen Flotte, und Gou-
verneur des Vorgebirges; und gab
ihm voͤllige Gewalt, wenn er da-
ſelbſt wuͤrde angelanget ſeyn, mit
den Eingebohrnen des Landes einen
Handelstractat zu ſchließen; und
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Vorgeb. der guten Hoffn.
uͤberhaupt alles zu einem Etabliſſe-
mente ſo einzurichten, wie er es fuͤr
dienlich erachten wuͤrde. Van Rie-
beek hatte bey dieſer Unternehmung
alles Gluͤck, das er nur verlangen
konnte. Er wußte die Gunſt der
Hottentotten durch die Geſchenke,
die er ihnen an allerley Kramwaa-
ren machete, ſo gut zu gewinnen,
daß er mit ihnen faſt in einem Au-
genblicke einen Tractat ſchloß, kraft
deſſen die Hollaͤnder gegen Auslie-
ferung einer gewiſſen Menge von
dergleichen Waaren, deren Werth
ſich etwann auf 50000 hollaͤndiſche
Gulden belaufen mochte, die voͤlli-
ge Freyheit erhielten, ſich in ihrem
Lande nieder zu laſſen, und mit ih-
nen ſo zu handeln, wie ſie es fuͤr
gut befinden wuͤrden. Dieſer Tra-
ctat ward alſobald auf beyden Sei-
ten getreulich gehalten; und von
der Zeit an hat die Compagnie die-
ſes Etabliſſement ununterbrochen
behalten, und nichts unterlaſſen,
ſolches ſo vortheilhaftig als moͤg-
lich zu machen. Denn ob zwar, als
die Hollaͤnder kaum angefangen
hatten, das gekaufte Land zu bau-
en und Haͤuſer und Feſtungen dar-
auf anzulegen, die Gunjemans
(eine auf dem Vorgebirge zu naͤchſt
an dem Meere wohnende Nation,)
ſich ihrem Etabliſſemente widerſetz-
ten, und alle die andern Nationen
zu Huͤlfe ruften, um die Hollaͤnder
zu bekriegen: ſo richteten ſie doch
dadurch nichts aus, ſondern die
Hollaͤnder wehreten ſich ſo gut, daß
ihre Feinde genoͤthiget wurden, um
Friede zu bitten, welchen man ih-
nen auch unter den Bedingungen
bewilligte, daß nicht allein der er-
ſte Tractat beſtaͤtiget; ſondern auch
noch uͤberdieß alles Land, welches
ſie nicht wirklich bewohnten, kuͤnf-
tig den Hollaͤndern gehoͤren ſollte,
wobey jedoch den Landeseingebohr-
nen frey ſtehen ſollte, ſich uͤberall
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[[262]/0268] Vorgeb. der guten Hoffn. Vorgeb. der guten Hoffn. nommen worden. Es ſcheint auch nicht, daß nach der Zeit die Hol- laͤnder eine Landung auf dieſem Vorgebirge vorgenommen haben, bis im Jahre 1600, da die Schif- fe der hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compagnie anfingen, auf ihren oſt- indiſchen Reiſen dieſes Vorgebirge zu beruͤhren. Weil aber die Hol- laͤnder gleich aufangs nicht alle die Vortheile einſahen, die ſie von ei- nem ordentlichen Etabliſſemente in dieſem Lande haben konnten; ſo be- gnuͤgten ſie ſich, viele Jahre lang, ſowol wenn ſie nach, als von Jn- dien zuruͤck giengen, daſelbſt vor Anker zu gehen, und daſelbſt Pro- viſion und Erfriſchungen zu kaufen. Zu dieſem Behufe baueten ſie da- ſelbſt ein kleines Fort, von welchem man noch die Ruinen ſieht, um in demſelben mit ihren Erfriſchungen ſo lange in Sicherheit zu ſeyn, bis ſie wieder zu Schiffe gehen konnten. Erſt im Jahre 1650 erkannte van Riebeek, der damals auf den Schif- fen der Compagnie als Wundarzt dienete, waͤhrend des gewoͤhnlichen Aufenthalts dieſer Schiffe an be- meldetem Vorgebirge, aus der Lage und Guͤte des Landes den Vortheil, welchen die Handlung der Compa- gnie davon zu gewarten haͤtte, wenn ſie daſelbſt ein Contoir anlegte. Bey ſeiner Zuruͤckkunft nach Hol- land theilete er den Directoren der Compagnie ſeine Gedanken mit, die ſolche billigten, und die Sache oh- ne Zeitverluſt zu verſuchen beſchloſ- ſen. Man trug ihm dieſe Expedi- tion auf; gab ihm vier große Schif- fe, mit allen dazu noͤthigen Mate- rialien, Jnſtrumenten und Arbeits- leuten; man machte ihn zum Admi- rale dieſer kleinen Flotte, und Gou- verneur des Vorgebirges; und gab ihm voͤllige Gewalt, wenn er da- ſelbſt wuͤrde angelanget ſeyn, mit den Eingebohrnen des Landes einen Handelstractat zu ſchließen; und uͤberhaupt alles zu einem Etabliſſe- mente ſo einzurichten, wie er es fuͤr dienlich erachten wuͤrde. Van Rie- beek hatte bey dieſer Unternehmung alles Gluͤck, das er nur verlangen konnte. Er wußte die Gunſt der Hottentotten durch die Geſchenke, die er ihnen an allerley Kramwaa- ren machete, ſo gut zu gewinnen, daß er mit ihnen faſt in einem Au- genblicke einen Tractat ſchloß, kraft deſſen die Hollaͤnder gegen Auslie- ferung einer gewiſſen Menge von dergleichen Waaren, deren Werth ſich etwann auf 50000 hollaͤndiſche Gulden belaufen mochte, die voͤlli- ge Freyheit erhielten, ſich in ihrem Lande nieder zu laſſen, und mit ih- nen ſo zu handeln, wie ſie es fuͤr gut befinden wuͤrden. Dieſer Tra- ctat ward alſobald auf beyden Sei- ten getreulich gehalten; und von der Zeit an hat die Compagnie die- ſes Etabliſſement ununterbrochen behalten, und nichts unterlaſſen, ſolches ſo vortheilhaftig als moͤg- lich zu machen. Denn ob zwar, als die Hollaͤnder kaum angefangen hatten, das gekaufte Land zu bau- en und Haͤuſer und Feſtungen dar- auf anzulegen, die Gunjemans (eine auf dem Vorgebirge zu naͤchſt an dem Meere wohnende Nation,) ſich ihrem Etabliſſemente widerſetz- ten, und alle die andern Nationen zu Huͤlfe ruften, um die Hollaͤnder zu bekriegen: ſo richteten ſie doch dadurch nichts aus, ſondern die Hollaͤnder wehreten ſich ſo gut, daß ihre Feinde genoͤthiget wurden, um Friede zu bitten, welchen man ih- nen auch unter den Bedingungen bewilligte, daß nicht allein der er- ſte Tractat beſtaͤtiget; ſondern auch noch uͤberdieß alles Land, welches ſie nicht wirklich bewohnten, kuͤnf- tig den Hollaͤndern gehoͤren ſollte, wobey jedoch den Landeseingebohr- nen frey ſtehen ſollte, ſich uͤberall nieder zu laſſen, wo ſie wollten, wenn

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [262]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/268>, abgerufen am 25.11.2024.