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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Vollmacht
giebt, indem er hernach vor alles
dasjenige responfable ist, was ein
solcher Bevollmächtigter, vermöge
seiner Vollmacht, in seinem Namen
oder für ihn acceptiret oder nego-
tiiret. Denn da ein Dritter auf
eine solche Vollmacht das Seinige
bona fide hingiebt, und anvertrauet,
und sich dadurch öfters considerabel
versteckt sieht; so würde es dem un-
gehinderten Laufe der Handlung
zum unsäglichen Schaden gereichen,
wenn man einem solchen eine Voll-
macht gebenden Principal oder Ge-
waltgeber einräumen wollte, gegen ei-
ne solche dritte Person hernach an
statt schuldiger Zahlung Ausflüchte
oder Chicanen zu machen. Es ist dan-
nenhero eben so nöthig, als an sich
billig, daß ein Dritter schadlos blei-
be, und der Principal oder Gewalt-
geber, wenn sein Bevollmächtigter
die ihm gegebene Vollmacht gegen
seine gehabte Jnstruction mis-
braucht, sich bloß an diesem erholen
müsse, als gewiß in widrigen vie-
len Collusionen und Betrügereyen
gleichsam Thür und Thor würden
geöffnet werden. Denn es dürfte
sich alsdenn ein betrüglicher Prin-
cipal nur mit seinem betrüglichen Ge-
vollmächtigten verstehen; so wäre
ein Dritter allemal gottloser Weise
um das Seinige. Ein Principal
und Gewaltgebender thut 2) wohl
und vorsichtig, wenn er eine solche
Vollmacht, die er von sich stellet,
entweder auf eine kurze Zeit ein-
richtet, und benöthigten Falls her-
nach wieder verneuert; oder solcher
einfließen läßt, daß selbige so lange
statt baben solle,
bis er oder seine
Erben dieselbe widerrufen würde.
Denn wenn er solche auf einen all-
zulangen Termin gegeben hat: so
können Umstände vorkommen, daß es
hernach so leicht nicht mehr in seiner
Gewalt ist, solche gänzlich zu wi-
derrufen, indem z. E. der Bevoll-
mächtigte (es mag nun mit oder
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Vollmacht
ohne Consens | seines Gewaltgebers
geschehen seyn) Negotia kann ge-
schlossen haben, die erst gegen das
Ende des Termins oder nach sol-
chem zur endlichen Richtigkeit kön-
nen gebracht werden. Vornehmlich
aber ist ihm um deswillen anzura-
then, daß er einen kurzen Termin
vor einen langen erwähle, weil es
sich mit seinem Bevollmächtigten in
Ansehung der dießfalls erforderli-
chen Treue in kurzer Zeit weniger,
als in einer langen ändern kann.
Endlich muß ein Principal oder Ge-
waltgeber 3) eine solche Vollmacht,
im Fall er deren in seiner Hand-
lung nicht mehr nöthig hat, nach
des Orts Statuten gehörig zu wi-
derrufen,
und damit die Vollmacht
selbst zu caßiren nicht vergessen.
So lange solches nicht geschieht,
und die Zeit der Vollmacht wäre
darinn nicht limitiret; so muß er die
von seinem Gevollmächtigten in sei-
nem Namen indessen eingegangene
oder unternommene Negotien sämt-
lich gut machen; und es hilft ihm
nichts, wenn er schon ein anders
mit seinem Bevollmächtigten abge-
redet hätte, indem ihre unter sich
genommene Abrede, zumal in Hand-
lungssachen, wo alles bona fido
zugehen soll, einem Dritten unschad-
lich seyn muß. An Seiten des
Bevollmächtigten ist wohl zu be-
obachten, daß er seines Orts
1) Sorge trage, damit die ihm von
seinem Gewaltgeber und Freunde
gegebene Vollmacht nicht allein
nach allen rechtlichen Erforder-
nissen eingerichtet,
sondern auch
nach den seines Orts gebräuchlichen
Statuten und Gewohnheiten ge-
hörig registriret werde. Sollte an
den Erfordernissen oder der Regi-
stratur etwas und so viel fehlen,
daß sein Principal oder Gewaltge-
ber die von ihm dem Bevollmäch-
tigten gethane Acceptation oder
übrige Negotien gegen Präsentan-

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R 2

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Vollmacht
giebt, indem er hernach vor alles
dasjenige reſponfable iſt, was ein
ſolcher Bevollmaͤchtigter, vermoͤge
ſeiner Vollmacht, in ſeinem Namen
oder fuͤr ihn acceptiret oder nego-
tiiret. Denn da ein Dritter auf
eine ſolche Vollmacht das Seinige
bona fide hingiebt, und anvertrauet,
und ſich dadurch oͤfters conſiderabel
verſteckt ſieht; ſo wuͤrde es dem un-
gehinderten Laufe der Handlung
zum unſaͤglichen Schaden gereichen,
wenn man einem ſolchen eine Voll-
macht gebenden Principal oder Ge-
waltgeber einraͤumen wollte, gegen ei-
ne ſolche dritte Perſon hernach an
ſtatt ſchuldiger Zahlung Ausfluͤchte
oder Chicanen zu machen. Es iſt dan-
nenhero eben ſo noͤthig, als an ſich
billig, daß ein Dritter ſchadlos blei-
be, und der Principal oder Gewalt-
geber, wenn ſein Bevollmaͤchtigter
die ihm gegebene Vollmacht gegen
ſeine gehabte Jnſtruction mis-
braucht, ſich bloß an dieſem erholen
muͤſſe, als gewiß in widrigen vie-
len Colluſionen und Betruͤgereyen
gleichſam Thuͤr und Thor wuͤrden
geoͤffnet werden. Denn es duͤrfte
ſich alsdenn ein betruͤglicher Prin-
cipal nur mit ſeinem betruͤglichen Ge-
vollmaͤchtigten verſtehen; ſo waͤre
ein Dritter allemal gottloſer Weiſe
um das Seinige. Ein Principal
und Gewaltgebender thut 2) wohl
und vorſichtig, wenn er eine ſolche
Vollmacht, die er von ſich ſtellet,
entweder auf eine kurze Zeit ein-
richtet, und benoͤthigten Falls her-
nach wieder verneuert; oder ſolcher
einfließen laͤßt, daß ſelbige ſo lange
ſtatt baben ſolle,
bis er oder ſeine
Erben dieſelbe widerrufen wuͤrde.
Denn wenn er ſolche auf einen all-
zulangen Termin gegeben hat: ſo
koͤnnen Umſtaͤnde vorkommen, daß es
hernach ſo leicht nicht mehr in ſeiner
Gewalt iſt, ſolche gaͤnzlich zu wi-
derrufen, indem z. E. der Bevoll-
maͤchtigte (es mag nun mit oder
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Vollmacht
ohne Conſens | ſeines Gewaltgebers
geſchehen ſeyn) Negotia kann ge-
ſchloſſen haben, die erſt gegen das
Ende des Termins oder nach ſol-
chem zur endlichen Richtigkeit koͤn-
nen gebracht werden. Vornehmlich
aber iſt ihm um deswillen anzura-
then, daß er einen kurzen Termin
vor einen langen erwaͤhle, weil es
ſich mit ſeinem Bevollmaͤchtigten in
Anſehung der dießfalls erforderli-
chen Treue in kurzer Zeit weniger,
als in einer langen aͤndern kann.
Endlich muß ein Principal oder Ge-
waltgeber 3) eine ſolche Vollmacht,
im Fall er deren in ſeiner Hand-
lung nicht mehr noͤthig hat, nach
des Orts Statuten gehoͤrig zu wi-
derrufen,
und damit die Vollmacht
ſelbſt zu caßiren nicht vergeſſen.
So lange ſolches nicht geſchieht,
und die Zeit der Vollmacht waͤre
darinn nicht limitiret; ſo muß er die
von ſeinem Gevollmaͤchtigten in ſei-
nem Namen indeſſen eingegangene
oder unternommene Negotien ſaͤmt-
lich gut machen; und es hilft ihm
nichts, wenn er ſchon ein anders
mit ſeinem Bevollmaͤchtigten abge-
redet haͤtte, indem ihre unter ſich
genommene Abrede, zumal in Hand-
lungsſachen, wo alles bona fido
zugehen ſoll, einem Dritten unſchad-
lich ſeyn muß. An Seiten des
Bevollmaͤchtigten iſt wohl zu be-
obachten, daß er ſeines Orts
1) Sorge trage, damit die ihm von
ſeinem Gewaltgeber und Freunde
gegebene Vollmacht nicht allein
nach allen rechtlichen Erforder-
niſſen eingerichtet,
ſondern auch
nach den ſeines Orts gebraͤuchlichen
Statuten und Gewohnheiten ge-
hoͤrig regiſtriret werde. Sollte an
den Erforderniſſen oder der Regi-
ſtratur etwas und ſo viel fehlen,
daß ſein Principal oder Gewaltge-
ber die von ihm dem Bevollmaͤch-
tigten gethane Acceptation oder
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[[259]/0265] Vollmacht Vollmacht giebt, indem er hernach vor alles dasjenige reſponfable iſt, was ein ſolcher Bevollmaͤchtigter, vermoͤge ſeiner Vollmacht, in ſeinem Namen oder fuͤr ihn acceptiret oder nego- tiiret. Denn da ein Dritter auf eine ſolche Vollmacht das Seinige bona fide hingiebt, und anvertrauet, und ſich dadurch oͤfters conſiderabel verſteckt ſieht; ſo wuͤrde es dem un- gehinderten Laufe der Handlung zum unſaͤglichen Schaden gereichen, wenn man einem ſolchen eine Voll- macht gebenden Principal oder Ge- waltgeber einraͤumen wollte, gegen ei- ne ſolche dritte Perſon hernach an ſtatt ſchuldiger Zahlung Ausfluͤchte oder Chicanen zu machen. Es iſt dan- nenhero eben ſo noͤthig, als an ſich billig, daß ein Dritter ſchadlos blei- be, und der Principal oder Gewalt- geber, wenn ſein Bevollmaͤchtigter die ihm gegebene Vollmacht gegen ſeine gehabte Jnſtruction mis- braucht, ſich bloß an dieſem erholen muͤſſe, als gewiß in widrigen vie- len Colluſionen und Betruͤgereyen gleichſam Thuͤr und Thor wuͤrden geoͤffnet werden. Denn es duͤrfte ſich alsdenn ein betruͤglicher Prin- cipal nur mit ſeinem betruͤglichen Ge- vollmaͤchtigten verſtehen; ſo waͤre ein Dritter allemal gottloſer Weiſe um das Seinige. Ein Principal und Gewaltgebender thut 2) wohl und vorſichtig, wenn er eine ſolche Vollmacht, die er von ſich ſtellet, entweder auf eine kurze Zeit ein- richtet, und benoͤthigten Falls her- nach wieder verneuert; oder ſolcher einfließen laͤßt, daß ſelbige ſo lange ſtatt baben ſolle, bis er oder ſeine Erben dieſelbe widerrufen wuͤrde. Denn wenn er ſolche auf einen all- zulangen Termin gegeben hat: ſo koͤnnen Umſtaͤnde vorkommen, daß es hernach ſo leicht nicht mehr in ſeiner Gewalt iſt, ſolche gaͤnzlich zu wi- derrufen, indem z. E. der Bevoll- maͤchtigte (es mag nun mit oder ohne Conſens | ſeines Gewaltgebers geſchehen ſeyn) Negotia kann ge- ſchloſſen haben, die erſt gegen das Ende des Termins oder nach ſol- chem zur endlichen Richtigkeit koͤn- nen gebracht werden. Vornehmlich aber iſt ihm um deswillen anzura- then, daß er einen kurzen Termin vor einen langen erwaͤhle, weil es ſich mit ſeinem Bevollmaͤchtigten in Anſehung der dießfalls erforderli- chen Treue in kurzer Zeit weniger, als in einer langen aͤndern kann. Endlich muß ein Principal oder Ge- waltgeber 3) eine ſolche Vollmacht, im Fall er deren in ſeiner Hand- lung nicht mehr noͤthig hat, nach des Orts Statuten gehoͤrig zu wi- derrufen, und damit die Vollmacht ſelbſt zu caßiren nicht vergeſſen. So lange ſolches nicht geſchieht, und die Zeit der Vollmacht waͤre darinn nicht limitiret; ſo muß er die von ſeinem Gevollmaͤchtigten in ſei- nem Namen indeſſen eingegangene oder unternommene Negotien ſaͤmt- lich gut machen; und es hilft ihm nichts, wenn er ſchon ein anders mit ſeinem Bevollmaͤchtigten abge- redet haͤtte, indem ihre unter ſich genommene Abrede, zumal in Hand- lungsſachen, wo alles bona fido zugehen ſoll, einem Dritten unſchad- lich ſeyn muß. An Seiten des Bevollmaͤchtigten iſt wohl zu be- obachten, daß er ſeines Orts 1) Sorge trage, damit die ihm von ſeinem Gewaltgeber und Freunde gegebene Vollmacht nicht allein nach allen rechtlichen Erforder- niſſen eingerichtet, ſondern auch nach den ſeines Orts gebraͤuchlichen Statuten und Gewohnheiten ge- hoͤrig regiſtriret werde. Sollte an den Erforderniſſen oder der Regi- ſtratur etwas und ſo viel fehlen, daß ſein Principal oder Gewaltge- ber die von ihm dem Bevollmaͤch- tigten gethane Acceptation oder uͤbrige Negotien gegen Praͤſentan- ten R 2

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/265>, abgerufen am 22.12.2024.