nufacturen gebräuchliches Wort, und bedeutet das gute Maaß oder die Zugabe, welche die Tuch-Sar- sche-Droguet- und andere Zeugma- cher den Käufern pflegen zu gute gehen zu lassen. Jn dem Regle- ment, die Manufacturen in der Ge- neralität von Bourgogne betreffend, wird den Kaufleuten, die derglei- chen Zeuge einkaufen, bey Strafe einer Geldbuße von 100 Livres ver- boten, den Verkäufern auf jedes Stück von 211/4 Ellen mehr, als 11/4 Elle, und von den halben Stücken nach Proportion zur Zugabe abzu- fordern, und dieses nennet man ins- gemein ein und zwanzig und ein Virtel vor 20 Ellen.
Vink, heißt bey dem Wallfisch- fange, ein kleines Stück würflicht geschnittenen Specks 1/2 Fuß lang, und 2 Daumen breit.
Vintin, franz. Vintin, oder Vintain, eine kleine Silbermünze, so in Portugal geschlagen wird, und daselbst gangbar ist. Wir nennen sie eine Silbermünze, ungeachtet sie mehr aus Kupfer als aus Sil- ber besteht. Sie gilt 20 Rees, daher sie auch ihren Namen erhal- ten hat. An verschiedenen Orten in Ostindien, vornehmlich denen- jenigen, welche die Portugiesen noch besitzen, oder in der Nachbarschaft dieser portugiesischen Orte liegen, ist der Vintin auch eine Rechenmün- ze, deren man daselbst zweyerley Gattungen hat, nämlich die von gutem und die von schlechtem Ge- halte. Diese letztere ist um 1/5 schlechter, als die erste: 4 Vin- tins von gutem oder 5 Vintins von schlechtem Gehalte machen 1 Tan- ga. 15 gute oder 18 böse Bazaru- cos machen 1 Vintin aus, den gu- ten Bazaruco für 2 portugiesische Rees gerechnet.
Violenwurzel, lat.Radix Iridis Florentinae, ist die Wurzel von einer Gattung Schwertel, der in [Spaltenumbruch]
Violet
Jtalien, Dalmatien, und andern warmen Ländern wild wächst, und weiß blühet. Man hat diese Gat- tung von Schwertel zwar in unsern Gärten: aber die Wurzel davon kömmt nicht in die Handlung, son- dern solche wird meistens aus Jta- lien gebracht: wiewol man solche auch aus Portugal bekömmt, die aber nicht so gut ist, als die italie- nische. Diese Wurzel ist knotig, etwas gedruckt, weiß, vom schar- fem Geschmacke, und von angeneh- men, den Märzviolen gleichendem Geruche. Sie muß trocken gehal- ten werden, denn sonst läuft sie leicht an, und verliert ihren Ge- ruch. Jm Einkaufe, da man or- dentlich die florentinische hat, muß man dahin sehen, daß sie aus fein großen Stücken bestehe, dick und dicht, wohl ausgetrocknet, weiß und sauber, und von schönem Ge- ruche, nicht aber dünn, runzlicht, mager und wurmstichigt sey. Sie hat eine zertheilende und auflösende Kraft, und wird daher in der Arzt- ney sowol innerlich, als äußerlich gebraucht, auch wegen ihres Ge- ruchs in den Haarpuder und andere wohlriechende Pulver genommen. Auf den Apotheken hat man davon einen Extract, ein Wasser, ein Oel, und Species, die häufig gebraucht werden.
Violet, oder Violenblau, und Veilgenblau, eine aus blau und roth färbenden Farbezeugen gemisch- te Farbe, welche die Färber der Seide, Wolle, den Haaren, und daraus gemachten Zeugen geben. Alles, was mit dieser Farbe gefär- bet werden soll, muß erst roth ge- färbet werden, welches, nachdem es entweder schön oder schlecht ge- färbet werden soll, entweder mit Cochenille, Kermes, Färberröthe, etc. oder mit Orseille, Brasilienhol- ze, etc. geschieht, worauf solches in eine Blauküpe gebracht wird, die
nach-
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[Spaltenumbruch]
Vink
nufacturen gebraͤuchliches Wort, und bedeutet das gute Maaß oder die Zugabe, welche die Tuch-Sar- ſche-Droguet- und andere Zeugma- cher den Kaͤufern pflegen zu gute gehen zu laſſen. Jn dem Regle- ment, die Manufacturen in der Ge- neralitaͤt von Bourgogne betreffend, wird den Kaufleuten, die derglei- chen Zeuge einkaufen, bey Strafe einer Geldbuße von 100 Livres ver- boten, den Verkaͤufern auf jedes Stuͤck von 21¼ Ellen mehr, als 1¼ Elle, und von den halben Stuͤcken nach Proportion zur Zugabe abzu- fordern, und dieſes nennet man ins- gemein ein und zwanzig und ein Virtel vor 20 Ellen.
Vink, heißt bey dem Wallfiſch- fange, ein kleines Stuͤck wuͤrflicht geſchnittenen Specks ½ Fuß lang, und 2 Daumen breit.
Vintin, franz. Vintin, oder Vintain, eine kleine Silbermuͤnze, ſo in Portugal geſchlagen wird, und daſelbſt gangbar iſt. Wir nennen ſie eine Silbermuͤnze, ungeachtet ſie mehr aus Kupfer als aus Sil- ber beſteht. Sie gilt 20 Rees, daher ſie auch ihren Namen erhal- ten hat. An verſchiedenen Orten in Oſtindien, vornehmlich denen- jenigen, welche die Portugieſen noch beſitzen, oder in der Nachbarſchaft dieſer portugieſiſchen Orte liegen, iſt der Vintin auch eine Rechenmuͤn- ze, deren man daſelbſt zweyerley Gattungen hat, naͤmlich die von gutem und die von ſchlechtem Ge- halte. Dieſe letztere iſt um ⅕ ſchlechter, als die erſte: 4 Vin- tins von gutem oder 5 Vintins von ſchlechtem Gehalte machen 1 Tan- ga. 15 gute oder 18 boͤſe Bazaru- cos machen 1 Vintin aus, den gu- ten Bazaruco fuͤr 2 portugieſiſche Rees gerechnet.
Violenwurzel, lat.Radix Iridis Florentinae, iſt die Wurzel von einer Gattung Schwertel, der in [Spaltenumbruch]
Violet
Jtalien, Dalmatien, und andern warmen Laͤndern wild waͤchſt, und weiß bluͤhet. Man hat dieſe Gat- tung von Schwertel zwar in unſern Gaͤrten: aber die Wurzel davon koͤmmt nicht in die Handlung, ſon- dern ſolche wird meiſtens aus Jta- lien gebracht: wiewol man ſolche auch aus Portugal bekoͤmmt, die aber nicht ſo gut iſt, als die italie- niſche. Dieſe Wurzel iſt knotig, etwas gedruckt, weiß, vom ſchar- fem Geſchmacke, und von angeneh- men, den Maͤrzviolen gleichendem Geruche. Sie muß trocken gehal- ten werden, denn ſonſt laͤuft ſie leicht an, und verliert ihren Ge- ruch. Jm Einkaufe, da man or- dentlich die florentiniſche hat, muß man dahin ſehen, daß ſie aus fein großen Stuͤcken beſtehe, dick und dicht, wohl ausgetrocknet, weiß und ſauber, und von ſchoͤnem Ge- ruche, nicht aber duͤnn, runzlicht, mager und wurmſtichigt ſey. Sie hat eine zertheilende und aufloͤſende Kraft, und wird daher in der Arzt- ney ſowol innerlich, als aͤußerlich gebraucht, auch wegen ihres Ge- ruchs in den Haarpuder und andere wohlriechende Pulver genommen. Auf den Apotheken hat man davon einen Extract, ein Waſſer, ein Oel, und Species, die haͤufig gebraucht werden.
Violet, oder Violenblau, und Veilgenblau, eine aus blau und roth faͤrbenden Farbezeugen gemiſch- te Farbe, welche die Faͤrber der Seide, Wolle, den Haaren, und daraus gemachten Zeugen geben. Alles, was mit dieſer Farbe gefaͤr- bet werden ſoll, muß erſt roth ge- faͤrbet werden, welches, nachdem es entweder ſchoͤn oder ſchlecht ge- faͤrbet werden ſoll, entweder mit Cochenille, Kermes, Faͤrberroͤthe, ꝛc. oder mit Orſeille, Braſilienhol- ze, ꝛc. geſchieht, worauf ſolches in eine Blaukuͤpe gebracht wird, die
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[[229]/0235]
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Violet
nufacturen gebraͤuchliches Wort,
und bedeutet das gute Maaß oder
die Zugabe, welche die Tuch-Sar-
ſche-Droguet- und andere Zeugma-
cher den Kaͤufern pflegen zu gute
gehen zu laſſen. Jn dem Regle-
ment, die Manufacturen in der Ge-
neralitaͤt von Bourgogne betreffend,
wird den Kaufleuten, die derglei-
chen Zeuge einkaufen, bey Strafe
einer Geldbuße von 100 Livres ver-
boten, den Verkaͤufern auf jedes
Stuͤck von 21¼ Ellen mehr, als 1¼
Elle, und von den halben Stuͤcken
nach Proportion zur Zugabe abzu-
fordern, und dieſes nennet man ins-
gemein ein und zwanzig und ein
Virtel vor 20 Ellen.
Vink, heißt bey dem Wallfiſch-
fange, ein kleines Stuͤck wuͤrflicht
geſchnittenen Specks ½ Fuß lang,
und 2 Daumen breit.
Vintin, franz. Vintin, oder
Vintain, eine kleine Silbermuͤnze,
ſo in Portugal geſchlagen wird, und
daſelbſt gangbar iſt. Wir nennen
ſie eine Silbermuͤnze, ungeachtet
ſie mehr aus Kupfer als aus Sil-
ber beſteht. Sie gilt 20 Rees,
daher ſie auch ihren Namen erhal-
ten hat. An verſchiedenen Orten
in Oſtindien, vornehmlich denen-
jenigen, welche die Portugieſen noch
beſitzen, oder in der Nachbarſchaft
dieſer portugieſiſchen Orte liegen,
iſt der Vintin auch eine Rechenmuͤn-
ze, deren man daſelbſt zweyerley
Gattungen hat, naͤmlich die von
gutem und die von ſchlechtem Ge-
halte. Dieſe letztere iſt um ⅕
ſchlechter, als die erſte: 4 Vin-
tins von gutem oder 5 Vintins von
ſchlechtem Gehalte machen 1 Tan-
ga. 15 gute oder 18 boͤſe Bazaru-
cos machen 1 Vintin aus, den gu-
ten Bazaruco fuͤr 2 portugieſiſche
Rees gerechnet.
Violenwurzel, lat. Radix Iridis
Florentinae, iſt die Wurzel von
einer Gattung Schwertel, der in
Jtalien, Dalmatien, und andern
warmen Laͤndern wild waͤchſt, und
weiß bluͤhet. Man hat dieſe Gat-
tung von Schwertel zwar in unſern
Gaͤrten: aber die Wurzel davon
koͤmmt nicht in die Handlung, ſon-
dern ſolche wird meiſtens aus Jta-
lien gebracht: wiewol man ſolche
auch aus Portugal bekoͤmmt, die
aber nicht ſo gut iſt, als die italie-
niſche. Dieſe Wurzel iſt knotig,
etwas gedruckt, weiß, vom ſchar-
fem Geſchmacke, und von angeneh-
men, den Maͤrzviolen gleichendem
Geruche. Sie muß trocken gehal-
ten werden, denn ſonſt laͤuft ſie
leicht an, und verliert ihren Ge-
ruch. Jm Einkaufe, da man or-
dentlich die florentiniſche hat, muß
man dahin ſehen, daß ſie aus fein
großen Stuͤcken beſtehe, dick und
dicht, wohl ausgetrocknet, weiß
und ſauber, und von ſchoͤnem Ge-
ruche, nicht aber duͤnn, runzlicht,
mager und wurmſtichigt ſey. Sie
hat eine zertheilende und aufloͤſende
Kraft, und wird daher in der Arzt-
ney ſowol innerlich, als aͤußerlich
gebraucht, auch wegen ihres Ge-
ruchs in den Haarpuder und andere
wohlriechende Pulver genommen.
Auf den Apotheken hat man davon
einen Extract, ein Waſſer, ein Oel,
und Species, die haͤufig gebraucht
werden.
Violet, oder Violenblau, und
Veilgenblau, eine aus blau und
roth faͤrbenden Farbezeugen gemiſch-
te Farbe, welche die Faͤrber der
Seide, Wolle, den Haaren, und
daraus gemachten Zeugen geben.
Alles, was mit dieſer Farbe gefaͤr-
bet werden ſoll, muß erſt roth ge-
faͤrbet werden, welches, nachdem
es entweder ſchoͤn oder ſchlecht ge-
faͤrbet werden ſoll, entweder mit
Cochenille, Kermes, Faͤrberroͤthe,
ꝛc. oder mit Orſeille, Braſilienhol-
ze, ꝛc. geſchieht, worauf ſolches
in eine Blaukuͤpe gebracht wird, die
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [229]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/235>, abgerufen am 22.11.2024.
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