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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Venedig
Glasperlen, und vielerley Drogue-
reywaaren, auch manchmal Reiß
und Oel etc. Aus (b) Holland,
(c) Hamburg, (d) Norwegen, und
den (e) Häfen an dem balthischen
Meere kommen nach Venedig
jähr-
lich ebenfalls 10 bis 15 Schiffe, die
Farbenholz, Pfeffer, Zimmet, Würz-
nägeln, Muscaten, Juchten, Mes-
sing, weiß und schwarz Bley, Eisen,
Theer, Pech, Stockfisch etc. bringen.
Diese Schiffe kehren auch mehren-
theils nach Amsterdam, Rotterdam,
Hamburg etc. mit eben den Waaren
zurück,
die vorgedachtermaßen nach
England gehen. Vor Zeiten ka-
men jährlich von (f) Lissabon
nach Venedig, ohngefähr 3000 Ki-
sten Zucker, wogegen man Getreide,
theils aus Ancona, theils aus Si-
cilien, und theils aus der Levante,
ingleichen Reiß, türkisch Korn,
Stahl, Glasperlen, Spiegel, Ta-
felscheiben, und anderes Fenster-
glas etc. gerades Weges dahin sen-
dete. Da man aber seit etlichen
Jahren eine große Menge Zucker
aus den französischen Häfen nach
Venedig geführet hat; so nimmt
der Handel nach Portugal immer
mehr und mehr ab, nachdem der
Handel mit Zucker zwischen Frank-
reich und Venedig zunimmt. Aus
(g) Cadix und andern spanischen
Häfen
bekommen die Venetianer
Jndigo, Cochenille, Wolle, Sode etc.
wogegen man nach Spanien eben
die Waaren sendet, die wir allererst
bey Lissabon genennet haben. Aus
(h) Frankreich bekömmt man vor-
nehmlich über Marseille Zucker und
allerley französische Seidenzeuge,
Galanterie- und Krahmwaaren, wo-
gegen man den Franzosen eben die-
jenigen Waaren, die wir oben bey
England benennet haben, wieder zu-
sendet. Nach (i) Genua, und
(k) Livorno schickt man jährlich
viele Schiffsladungen mit Feldfrüch-
ten, welche die venetianischen Fahr-
zeuge insgemein in den um Grie-
[Spaltenumbruch]
Venedig
chenland gelegenen Jnseln holen.
Man sendet auch Fensterglas und
andere Waaren dahin, an welchen
man daselbst einigen Vortheil zu
finden hoffet: dagegen empfängt
man solche Waaren, an denen einiger
Profit zu machen ist, in deren Er-
mangelung dafür baares Geld nach
Venedig übermacht wird. Nach
den Königreichen (l) Neapel und
(m) Sicilien gehen von Venedig
große Parteyen ordinär Tuch,
Stahl, Eisen, Schreibpapier, Spie-
gel, Trink- und Fenstergläser etc.
Man bekömmt dagegen viel Oel aus
Apulien, ingleichen Mandeln, Sode,
Pistazien, Seide, Pech, Citronen,
und Citronensaft. Aus (n) Mo-
rea
und den Meerbusen von (o) Le-
panto
und (p) Athen führet man
nach Venedig viel Wolle, Seide,
Wachs, Galläpfel, Avellanede, Oel,
Baumwolle, Getreide, Honig, Theer,
und eine große Menge von eingesalze-
nen Käsen, welche Waaren insgesamt
Venedig mit baarem Gelde bezahlen
muß, weil diese Stadt wenig Waa-
ren dahin sendet, und auch die, so
sie dahin sendet, wenig Abgang fin-
den, als welche in Bretern von
Tannen- und Lerchenbaumholz, und
etwas Nägeln und Eisenwerke be-
stehen, zu deren Verführung man
jedoch beständig viel Schiffe ge-
braucht. Aus (q) Salonichi und
(r) Albanien erhält Venedig inson-
derheit Taback, mit welchem da-
selbst ein so ansehnlicher Handel ge-
trieben wird, daß das Privilegium
des Handels mit demselben der Re-
publik jährlich 736000 Ducaten
wirklich geprägte Münze, oder, wel-
ches einerley ist 950000 Ducaten
current einträgt. Die Handlung,
welche Venedig nach den verschiede-
nen Handelsplätzen der (s) Levante,
vornehmlich nach Smyrna, Constan-
tinopel
etc. treibt, erstrecket sich von
Zeit zu Zeit immer weiter, wegen der
großen Menge von seidenen Zeugen,

Drap

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Venedig
Glasperlen, und vielerley Drogue-
reywaaren, auch manchmal Reiß
und Oel ꝛc. Aus (b) Holland,
(c) Hamburg, (d) Norwegen, und
den (e) Haͤfen an dem balthiſchen
Meere kommen nach Venedig
jaͤhr-
lich ebenfalls 10 bis 15 Schiffe, die
Farbenholz, Pfeffer, Zimmet, Wuͤrz-
naͤgeln, Muſcaten, Juchten, Meſ-
ſing, weiß und ſchwarz Bley, Eiſen,
Theer, Pech, Stockfiſch ꝛc. bringen.
Dieſe Schiffe kehren auch mehren-
theils nach Amſterdam, Rotterdam,
Hamburg ꝛc. mit eben den Waaren
zuruͤck,
die vorgedachtermaßen nach
England gehen. Vor Zeiten ka-
men jaͤhrlich von (f) Liſſabon
nach Venedig, ohngefaͤhr 3000 Ki-
ſten Zucker, wogegen man Getreide,
theils aus Ancona, theils aus Si-
cilien, und theils aus der Levante,
ingleichen Reiß, tuͤrkiſch Korn,
Stahl, Glasperlen, Spiegel, Ta-
felſcheiben, und anderes Fenſter-
glas ꝛc. gerades Weges dahin ſen-
dete. Da man aber ſeit etlichen
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aus den franzoͤſiſchen Haͤfen nach
Venedig gefuͤhret hat; ſo nimmt
der Handel nach Portugal immer
mehr und mehr ab, nachdem der
Handel mit Zucker zwiſchen Frank-
reich und Venedig zunimmt. Aus
(g) Cadix und andern ſpaniſchen
Haͤfen
bekommen die Venetianer
Jndigo, Cochenille, Wolle, Sode ꝛc.
wogegen man nach Spanien eben
die Waaren ſendet, die wir allererſt
bey Liſſabon genennet haben. Aus
(h) Frankreich bekoͤmmt man vor-
nehmlich uͤber Marſeille Zucker und
allerley franzoͤſiſche Seidenzeuge,
Galanterie- und Krahmwaaren, wo-
gegen man den Franzoſen eben die-
jenigen Waaren, die wir oben bey
England benennet haben, wieder zu-
ſendet. Nach (i) Genua, und
(k) Livorno ſchickt man jaͤhrlich
viele Schiffsladungen mit Feldfruͤch-
ten, welche die venetianiſchen Fahr-
zeuge insgemein in den um Grie-
[Spaltenumbruch]
Venedig
chenland gelegenen Jnſeln holen.
Man ſendet auch Fenſterglas und
andere Waaren dahin, an welchen
man daſelbſt einigen Vortheil zu
finden hoffet: dagegen empfaͤngt
man ſolche Waaren, an denen einiger
Profit zu machen iſt, in deren Er-
mangelung dafuͤr baares Geld nach
Venedig uͤbermacht wird. Nach
den Koͤnigreichen (l) Neapel und
(m) Sicilien gehen von Venedig
große Parteyen ordinaͤr Tuch,
Stahl, Eiſen, Schreibpapier, Spie-
gel, Trink- und Fenſterglaͤſer ꝛc.
Man bekoͤmmt dagegen viel Oel aus
Apulien, ingleichen Mandeln, Sode,
Piſtazien, Seide, Pech, Citronen,
und Citronenſaft. Aus (n) Mo-
rea
und den Meerbuſen von (o) Le-
panto
und (p) Athen fuͤhret man
nach Venedig viel Wolle, Seide,
Wachs, Gallaͤpfel, Avellanede, Oel,
Baumwolle, Getreide, Honig, Theer,
und eine große Menge von eingeſalze-
nen Kaͤſen, welche Waaren insgeſamt
Venedig mit baarem Gelde bezahlen
muß, weil dieſe Stadt wenig Waa-
ren dahin ſendet, und auch die, ſo
ſie dahin ſendet, wenig Abgang fin-
den, als welche in Bretern von
Tannen- und Lerchenbaumholz, und
etwas Naͤgeln und Eiſenwerke be-
ſtehen, zu deren Verfuͤhrung man
jedoch beſtaͤndig viel Schiffe ge-
braucht. Aus (q) Salonichi und
(r) Albanien erhaͤlt Venedig inſon-
derheit Taback, mit welchem da-
ſelbſt ein ſo anſehnlicher Handel ge-
trieben wird, daß das Privilegium
des Handels mit demſelben der Re-
publik jaͤhrlich 736000 Ducaten
wirklich gepraͤgte Muͤnze, oder, wel-
ches einerley iſt 950000 Ducaten
current eintraͤgt. Die Handlung,
welche Venedig nach den verſchiede-
nen Handelsplaͤtzen der (s) Levante,
vornehmlich nach Smyrna, Conſtan-
tinopel
ꝛc. treibt, erſtrecket ſich von
Zeit zu Zeit immer weiter, wegen der
großen Menge von ſeidenen Zeugen,

Drap
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[[194]/0200] Venedig Venedig Glasperlen, und vielerley Drogue- reywaaren, auch manchmal Reiß und Oel ꝛc. Aus (b) Holland, (c) Hamburg, (d) Norwegen, und den (e) Haͤfen an dem balthiſchen Meere kommen nach Venedig jaͤhr- lich ebenfalls 10 bis 15 Schiffe, die Farbenholz, Pfeffer, Zimmet, Wuͤrz- naͤgeln, Muſcaten, Juchten, Meſ- ſing, weiß und ſchwarz Bley, Eiſen, Theer, Pech, Stockfiſch ꝛc. bringen. Dieſe Schiffe kehren auch mehren- theils nach Amſterdam, Rotterdam, Hamburg ꝛc. mit eben den Waaren zuruͤck, die vorgedachtermaßen nach England gehen. Vor Zeiten ka- men jaͤhrlich von (f) Liſſabon nach Venedig, ohngefaͤhr 3000 Ki- ſten Zucker, wogegen man Getreide, theils aus Ancona, theils aus Si- cilien, und theils aus der Levante, ingleichen Reiß, tuͤrkiſch Korn, Stahl, Glasperlen, Spiegel, Ta- felſcheiben, und anderes Fenſter- glas ꝛc. gerades Weges dahin ſen- dete. Da man aber ſeit etlichen Jahren eine große Menge Zucker aus den franzoͤſiſchen Haͤfen nach Venedig gefuͤhret hat; ſo nimmt der Handel nach Portugal immer mehr und mehr ab, nachdem der Handel mit Zucker zwiſchen Frank- reich und Venedig zunimmt. Aus (g) Cadix und andern ſpaniſchen Haͤfen bekommen die Venetianer Jndigo, Cochenille, Wolle, Sode ꝛc. wogegen man nach Spanien eben die Waaren ſendet, die wir allererſt bey Liſſabon genennet haben. Aus (h) Frankreich bekoͤmmt man vor- nehmlich uͤber Marſeille Zucker und allerley franzoͤſiſche Seidenzeuge, Galanterie- und Krahmwaaren, wo- gegen man den Franzoſen eben die- jenigen Waaren, die wir oben bey England benennet haben, wieder zu- ſendet. Nach (i) Genua, und (k) Livorno ſchickt man jaͤhrlich viele Schiffsladungen mit Feldfruͤch- ten, welche die venetianiſchen Fahr- zeuge insgemein in den um Grie- chenland gelegenen Jnſeln holen. Man ſendet auch Fenſterglas und andere Waaren dahin, an welchen man daſelbſt einigen Vortheil zu finden hoffet: dagegen empfaͤngt man ſolche Waaren, an denen einiger Profit zu machen iſt, in deren Er- mangelung dafuͤr baares Geld nach Venedig uͤbermacht wird. Nach den Koͤnigreichen (l) Neapel und (m) Sicilien gehen von Venedig große Parteyen ordinaͤr Tuch, Stahl, Eiſen, Schreibpapier, Spie- gel, Trink- und Fenſterglaͤſer ꝛc. Man bekoͤmmt dagegen viel Oel aus Apulien, ingleichen Mandeln, Sode, Piſtazien, Seide, Pech, Citronen, und Citronenſaft. Aus (n) Mo- rea und den Meerbuſen von (o) Le- panto und (p) Athen fuͤhret man nach Venedig viel Wolle, Seide, Wachs, Gallaͤpfel, Avellanede, Oel, Baumwolle, Getreide, Honig, Theer, und eine große Menge von eingeſalze- nen Kaͤſen, welche Waaren insgeſamt Venedig mit baarem Gelde bezahlen muß, weil dieſe Stadt wenig Waa- ren dahin ſendet, und auch die, ſo ſie dahin ſendet, wenig Abgang fin- den, als welche in Bretern von Tannen- und Lerchenbaumholz, und etwas Naͤgeln und Eiſenwerke be- ſtehen, zu deren Verfuͤhrung man jedoch beſtaͤndig viel Schiffe ge- braucht. Aus (q) Salonichi und (r) Albanien erhaͤlt Venedig inſon- derheit Taback, mit welchem da- ſelbſt ein ſo anſehnlicher Handel ge- trieben wird, daß das Privilegium des Handels mit demſelben der Re- publik jaͤhrlich 736000 Ducaten wirklich gepraͤgte Muͤnze, oder, wel- ches einerley iſt 950000 Ducaten current eintraͤgt. Die Handlung, welche Venedig nach den verſchiede- nen Handelsplaͤtzen der (s) Levante, vornehmlich nach Smyrna, Conſtan- tinopel ꝛc. treibt, erſtrecket ſich von Zeit zu Zeit immer weiter, wegen der großen Menge von ſeidenen Zeugen, Drap

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [194]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/200>, abgerufen am 25.11.2024.