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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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Traßirer
menen Abrede zahlbar, in keine We-
ge schützen, indem des Remittenten
Vortheil die baldige Einhändigung
und Absendung zur Acceptation er-
fordert, in Betrachtung der Re-
mittent alsdenn noch einen Schuld-
ner, nämlich den Acceptanten, und
Gelegenheit bekömmt, den Wechsel
auf andere Plätze mit Vortheil zu
verhandeln. Wenn aber der Traf-
sirer der Aushändigung des Wech-
sels sich weigert, wie kann ihn der
Remittent zur Erfüllung seiner
Schuldigkeit auf das kürzeste gericht-
lich anhalten? An denjenigen Or-
ten, wo der Remittent durch die
Strenge des Wechselrechts zur Be-
zahlung der Valuta angehalten wer-
den kann, (siehe Remittent), ist
auch der Traßirer, ob er gleich
diesfalls keinen Schein von sich ge-
geben hat, durch Personalarrest zur
Ausstellung des Wechselbriefes an-
zustrengen, (siehe amsterdamer Wech-
selstyl Cap. 32. §. 21. franz. W. O.
Tit. 7. Art. 1) jedoch daß alles das-
jenige hierbey in Obacht zu nehmen,
was an seinem Orte diesfalls von
dem Remittenten erinnert worden.
Und obgleich wider diesen Satz eine
Einwendung daher entlehnet werden
wollte, daß die in dem Artikel:
Remittent, angeführte Wechselord-
nungen welche ohne Wechselbriefe
ein Wechfelrecht verstatten, zu den
besondern Rechten zu zählen sind,
und daher keine Extension leiden;
so ist doch dieser Einwendung da-
durch zu begegnen, weil des Remit-
tentens gegen den Trassirer, und des
Trassirers gegen den Remittenten
Obliegenheit darinnen gleich zu ach-
ten, daß einer dem andern gewisse
Leistungen (Praestanda) zu liefern
schuldig, und nicht allein dem Re-
mittenten, sondern auch dem Com-
merz so viel daran gelegen ist, von
dem Traßirer den abgeredeten Wech-
sel zu bekommen, als dem Traßirer
und seinem Credite daran gelegen ist,
[Spaltenumbruch]
Traßirer
von dem Remittenten die Valuta
des Wechsels schleunig zu erhalten,
mithin die mit der Schuldigkeit des
Remittentens verknüpfte Verfah-
rungsart (Modus procedendi) auf
des Traßirers Verbindlichkeit ebenmä-
ßig zu ziehen ist. 3) Meßwechsel hin-
gegen ist der Traßirer nicht sogleich,
nachdem er mit dem Remittenten
das Wechselgeschäffte geschlossen hat,
zu fertigen und auszuliefern schuldig.
Nach dem allgem. preußisch. W. R.
Art. 46. churpfälz. W. O. Art. 46,
wiener W. O. Art. 37, ist der Tras-
sirer die Meßwechsel nicht eher, als
14 Tage vor der Messe, auszuhän-
digen; immittelst aber besage der
churpfälz. und wien. W. O. l. c.
ingleichen der hamb. W. O. Art. 37.
einen Jnterimsschein unter seiner
Hand dem Remittenten auszustellen
schuldig. Die franz. W. O. Tit. 5.
Art. 28. erfordert zu einem solchen
Jnterimsscheine die Ausdrückung
des Namens, auf welchen der Wech-
sel gezogen worden, wer den Werth
gegeben, und ob die Bezahlung an
Geld, Waare, oder andern Effecten
geschehen. Dergleichen Jnterims-
schein, davon man ein Formular
in unsers berühmten Hrn. D. Siegels
Einleitung zum Wechselrechte p. 85.
antrifft, hat insbesondere die Si-
cherheit des Remittentens zum End-
zwecke, wiewol auch der fürsichti-
ge Banquier Cap. 5. §. 59. meynet,
daß der Traßirer aus einem solchen
Scheine gleicher Gestalt nicht gerin-
gen Vortheil habe. Es kann aus
einem solchen Jnterimsscheine ohne
allen Zweifel executivisch und nach
Wechselrechte geklaget werden, siehe
die hamb. W. O. Art. 37. Das
allgem. preuß. W. R. verordnet
Art. 46, daß der Traßirer in sol-
chem Falle einen Jnterimswechsel-
brief ausstellen soll, siehe Jnte-
rimsschein.
Jn andern Wechsel-
ordnungen ist in Ansehung der Zeit,
wenn die Meßwechsel dem Remit-

tenten

[Spaltenumbruch]

Traßirer
menen Abrede zahlbar, in keine We-
ge ſchuͤtzen, indem des Remittenten
Vortheil die baldige Einhaͤndigung
und Abſendung zur Acceptation er-
fordert, in Betrachtung der Re-
mittent alsdenn noch einen Schuld-
ner, naͤmlich den Acceptanten, und
Gelegenheit bekoͤmmt, den Wechſel
auf andere Plaͤtze mit Vortheil zu
verhandeln. Wenn aber der Traf-
ſirer der Aushaͤndigung des Wech-
ſels ſich weigert, wie kann ihn der
Remittent zur Erfuͤllung ſeiner
Schuldigkeit auf das kuͤrzeſte gericht-
lich anhalten? An denjenigen Or-
ten, wo der Remittent durch die
Strenge des Wechſelrechts zur Be-
zahlung der Valuta angehalten wer-
den kann, (ſiehe Remittent), iſt
auch der Traßirer, ob er gleich
diesfalls keinen Schein von ſich ge-
geben hat, durch Perſonalarreſt zur
Ausſtellung des Wechſelbriefes an-
zuſtrengen, (ſiehe amſterdamer Wech-
ſelſtyl Cap. 32. §. 21. franz. W. O.
Tit. 7. Art. 1) jedoch daß alles das-
jenige hierbey in Obacht zu nehmen,
was an ſeinem Orte diesfalls von
dem Remittenten erinnert worden.
Und obgleich wider dieſen Satz eine
Einwendung daher entlehnet werden
wollte, daß die in dem Artikel:
Remittent, angefuͤhrte Wechſelord-
nungen welche ohne Wechſelbriefe
ein Wechfelrecht verſtatten, zu den
beſondern Rechten zu zaͤhlen ſind,
und daher keine Extenſion leiden;
ſo iſt doch dieſer Einwendung da-
durch zu begegnen, weil des Remit-
tentens gegen den Traſſirer, und des
Traſſirers gegen den Remittenten
Obliegenheit darinnen gleich zu ach-
ten, daß einer dem andern gewiſſe
Leiſtungen (Præſtanda) zu liefern
ſchuldig, und nicht allein dem Re-
mittenten, ſondern auch dem Com-
merz ſo viel daran gelegen iſt, von
dem Traßirer den abgeredeten Wech-
ſel zu bekommen, als dem Traßirer
und ſeinem Credite daran gelegen iſt,
[Spaltenumbruch]
Traßirer
von dem Remittenten die Valuta
des Wechſels ſchleunig zu erhalten,
mithin die mit der Schuldigkeit des
Remittentens verknuͤpfte Verfah-
rungsart (Modus procedendi) auf
des Traßirers Verbindlichkeit ebenmaͤ-
ßig zu ziehen iſt. 3) Meßwechſel hin-
gegen iſt der Traßirer nicht ſogleich,
nachdem er mit dem Remittenten
das Wechſelgeſchaͤffte geſchloſſen hat,
zu fertigen und auszuliefern ſchuldig.
Nach dem allgem. preußiſch. W. R.
Art. 46. churpfaͤlz. W. O. Art. 46,
wiener W. O. Art. 37, iſt der Traſ-
ſirer die Meßwechſel nicht eher, als
14 Tage vor der Meſſe, auszuhaͤn-
digen; immittelſt aber beſage der
churpfaͤlz. und wien. W. O. l. c.
ingleichen der hamb. W. O. Art. 37.
einen Jnterimsſchein unter ſeiner
Hand dem Remittenten auszuſtellen
ſchuldig. Die franz. W. O. Tit. 5.
Art. 28. erfordert zu einem ſolchen
Jnterimsſcheine die Ausdruͤckung
des Namens, auf welchen der Wech-
ſel gezogen worden, wer den Werth
gegeben, und ob die Bezahlung an
Geld, Waare, oder andern Effecten
geſchehen. Dergleichen Jnterims-
ſchein, davon man ein Formular
in unſers beruͤhmten Hrn. D. Siegels
Einleitung zum Wechſelrechte p. 85.
antrifft, hat insbeſondere die Si-
cherheit des Remittentens zum End-
zwecke, wiewol auch der fuͤrſichti-
ge Banquier Cap. 5. §. 59. meynet,
daß der Traßirer aus einem ſolchen
Scheine gleicher Geſtalt nicht gerin-
gen Vortheil habe. Es kann aus
einem ſolchen Jnterimsſcheine ohne
allen Zweifel executiviſch und nach
Wechſelrechte geklaget werden, ſiehe
die hamb. W. O. Art. 37. Das
allgem. preuß. W. R. verordnet
Art. 46, daß der Traßirer in ſol-
chem Falle einen Jnterimswechſel-
brief ausſtellen ſoll, ſiehe Jnte-
rimsſchein.
Jn andern Wechſel-
ordnungen iſt in Anſehung der Zeit,
wenn die Meßwechſel dem Remit-

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[[114]/0120] Traßirer Traßirer menen Abrede zahlbar, in keine We- ge ſchuͤtzen, indem des Remittenten Vortheil die baldige Einhaͤndigung und Abſendung zur Acceptation er- fordert, in Betrachtung der Re- mittent alsdenn noch einen Schuld- ner, naͤmlich den Acceptanten, und Gelegenheit bekoͤmmt, den Wechſel auf andere Plaͤtze mit Vortheil zu verhandeln. Wenn aber der Traf- ſirer der Aushaͤndigung des Wech- ſels ſich weigert, wie kann ihn der Remittent zur Erfuͤllung ſeiner Schuldigkeit auf das kuͤrzeſte gericht- lich anhalten? An denjenigen Or- ten, wo der Remittent durch die Strenge des Wechſelrechts zur Be- zahlung der Valuta angehalten wer- den kann, (ſiehe Remittent), iſt auch der Traßirer, ob er gleich diesfalls keinen Schein von ſich ge- geben hat, durch Perſonalarreſt zur Ausſtellung des Wechſelbriefes an- zuſtrengen, (ſiehe amſterdamer Wech- ſelſtyl Cap. 32. §. 21. franz. W. O. Tit. 7. Art. 1) jedoch daß alles das- jenige hierbey in Obacht zu nehmen, was an ſeinem Orte diesfalls von dem Remittenten erinnert worden. Und obgleich wider dieſen Satz eine Einwendung daher entlehnet werden wollte, daß die in dem Artikel: Remittent, angefuͤhrte Wechſelord- nungen welche ohne Wechſelbriefe ein Wechfelrecht verſtatten, zu den beſondern Rechten zu zaͤhlen ſind, und daher keine Extenſion leiden; ſo iſt doch dieſer Einwendung da- durch zu begegnen, weil des Remit- tentens gegen den Traſſirer, und des Traſſirers gegen den Remittenten Obliegenheit darinnen gleich zu ach- ten, daß einer dem andern gewiſſe Leiſtungen (Præſtanda) zu liefern ſchuldig, und nicht allein dem Re- mittenten, ſondern auch dem Com- merz ſo viel daran gelegen iſt, von dem Traßirer den abgeredeten Wech- ſel zu bekommen, als dem Traßirer und ſeinem Credite daran gelegen iſt, von dem Remittenten die Valuta des Wechſels ſchleunig zu erhalten, mithin die mit der Schuldigkeit des Remittentens verknuͤpfte Verfah- rungsart (Modus procedendi) auf des Traßirers Verbindlichkeit ebenmaͤ- ßig zu ziehen iſt. 3) Meßwechſel hin- gegen iſt der Traßirer nicht ſogleich, nachdem er mit dem Remittenten das Wechſelgeſchaͤffte geſchloſſen hat, zu fertigen und auszuliefern ſchuldig. Nach dem allgem. preußiſch. W. R. Art. 46. churpfaͤlz. W. O. Art. 46, wiener W. O. Art. 37, iſt der Traſ- ſirer die Meßwechſel nicht eher, als 14 Tage vor der Meſſe, auszuhaͤn- digen; immittelſt aber beſage der churpfaͤlz. und wien. W. O. l. c. ingleichen der hamb. W. O. Art. 37. einen Jnterimsſchein unter ſeiner Hand dem Remittenten auszuſtellen ſchuldig. Die franz. W. O. Tit. 5. Art. 28. erfordert zu einem ſolchen Jnterimsſcheine die Ausdruͤckung des Namens, auf welchen der Wech- ſel gezogen worden, wer den Werth gegeben, und ob die Bezahlung an Geld, Waare, oder andern Effecten geſchehen. Dergleichen Jnterims- ſchein, davon man ein Formular in unſers beruͤhmten Hrn. D. Siegels Einleitung zum Wechſelrechte p. 85. antrifft, hat insbeſondere die Si- cherheit des Remittentens zum End- zwecke, wiewol auch der fuͤrſichti- ge Banquier Cap. 5. §. 59. meynet, daß der Traßirer aus einem ſolchen Scheine gleicher Geſtalt nicht gerin- gen Vortheil habe. Es kann aus einem ſolchen Jnterimsſcheine ohne allen Zweifel executiviſch und nach Wechſelrechte geklaget werden, ſiehe die hamb. W. O. Art. 37. Das allgem. preuß. W. R. verordnet Art. 46, daß der Traßirer in ſol- chem Falle einen Jnterimswechſel- brief ausſtellen ſoll, ſiehe Jnte- rimsſchein. Jn andern Wechſel- ordnungen iſt in Anſehung der Zeit, wenn die Meßwechſel dem Remit- tenten

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. [114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/120>, abgerufen am 24.11.2024.