bey allen Taschenspiegeln, Schreibtafeln, oder Kalendern be- findlich ist. Uebrigens kann man in unserer Akad. der Kaufl. bey diesem Capitel den Artikel: Rußland, nachlesen.
Das 12 Capitel. Von der schwedischen Handlung.
§. 280.
Unter allen europäischen Nationen sind ungezweifelt die Schwe-Seehand- lung der Schweden nach Ostin- dien, eine der neuesten den die letzten gewesen, welche sich in die Handlung nach Ostindien eingelassen, indem sie allererst im Jahre 1731 durch Stiftung einer ostindischen Compagnie sich dieser Handlung zu unterziehen, angefangen haben (§. 31). Denn wollte man gleich die 1751 errichtete asiatische Compagnie zu Embden, als einen Beweis anführen, daß die Deutschen noch später die See- handlung nach den andern Welttheilen getrieben: so ist doch der deutschen Seehandlung ihr Anfang nicht in dieser neuen Com- pagnie, sondern in der von dem glorwürdigsten Churfürsten, Friedrich Wilhelm, von Brandenburg 1682 ebenfalls zu Emb- den gestifteten africanischen Compagnie zu suchen (§. 71). Was nun aber überhaupt die Handlung der schwedischen Nation an- betrifft: so ist sie, auch selbst ihre Seehandlung, wenn wir Ostindien auf die Seite setzen, nicht die neueste; obwol gewiß ist, daß die Schweden lange ohne eigene Handlung gewesen sind. Den eigentlichen Anfang ihrer ununterbrochenen Hand- lung kann man nicht höher hinauf, als in die Regierung Gu- stavs des I setzen. Durch dieses Königs Sorgfalt fingen die Schweden an, sich selbst auf den eigenen Seehandel zu legen, da vorher andere Nationen den Handel nach Schweden getrie- ben hatten. Um dieses alles begreiflicher zu machen, wollen wir in die alten Zeiten zurück gehen.
§. 281.
Anfangs haben die deutschen Hansestädte den Handel nachDer Deut- schen Hanse- städte Han- del nach Schweden. Schweden, an und vor sich betrachtet, getrieben. Und weil dieses Reich damals noch gar nichts von Manufacturen und Handwerkern wußte, so hohleten gedachte Städte von den Schweden, nicht nur ihr rohes Eisen und Kupfer, sondern auch ihre übrigen rohen Erzte ab, und brachten ihnen die daraus verfertigten Sachen dagegen wieder zurück, versorgten sie auch sonst mit allen nöthigen Waaren. Zur Betreibung solcher Handlung erhielten die Hansestädte schon 1344 und 1361 von den Schweden Zollfreyheit und andere Vorrechte. Jn diesem letz- ten Jahre ward Wisby von den Dänen erobert, und ziem- lich ruiniret. Dieses trieb einen großen Theil der wisbyischen Einwohner nach Stockholm. Ungefähr um das Jahr 1417 munterte der schwedische König Erich, aus Pommern, zuerst sein Volk auf, mit 5 bis 6 Schiffen sich selbst die nöthigen Din- ge zu hohlen; und Carl der VIII Cnutson, gab um das Jahr 1458 den Engländern bey Billingfors einen freyen Hafen. Durch
bey-
K. S. (P p)
ſchwediſchen Handlung.
bey allen Taſchenſpiegeln, Schreibtafeln, oder Kalendern be- findlich iſt. Uebrigens kann man in unſerer Akad. der Kaufl. bey dieſem Capitel den Artikel: Rußland, nachleſen.
Das 12 Capitel. Von der ſchwediſchen Handlung.
§. 280.
Unter allen europaͤiſchen Nationen ſind ungezweifelt die Schwe-Seehand- lung der Schweden nach Oſtin- dien, eine der neueſten den die letzten geweſen, welche ſich in die Handlung nach Oſtindien eingelaſſen, indem ſie allererſt im Jahre 1731 durch Stiftung einer oſtindiſchen Compagnie ſich dieſer Handlung zu unterziehen, angefangen haben (§. 31). Denn wollte man gleich die 1751 errichtete aſiatiſche Compagnie zu Embden, als einen Beweis anfuͤhren, daß die Deutſchen noch ſpaͤter die See- handlung nach den andern Welttheilen getrieben: ſo iſt doch der deutſchen Seehandlung ihr Anfang nicht in dieſer neuen Com- pagnie, ſondern in der von dem glorwuͤrdigſten Churfuͤrſten, Friedrich Wilhelm, von Brandenburg 1682 ebenfalls zu Emb- den geſtifteten africaniſchen Compagnie zu ſuchen (§. 71). Was nun aber uͤberhaupt die Handlung der ſchwediſchen Nation an- betrifft: ſo iſt ſie, auch ſelbſt ihre Seehandlung, wenn wir Oſtindien auf die Seite ſetzen, nicht die neueſte; obwol gewiß iſt, daß die Schweden lange ohne eigene Handlung geweſen ſind. Den eigentlichen Anfang ihrer ununterbrochenen Hand- lung kann man nicht hoͤher hinauf, als in die Regierung Gu- ſtavs des I ſetzen. Durch dieſes Koͤnigs Sorgfalt fingen die Schweden an, ſich ſelbſt auf den eigenen Seehandel zu legen, da vorher andere Nationen den Handel nach Schweden getrie- ben hatten. Um dieſes alles begreiflicher zu machen, wollen wir in die alten Zeiten zuruͤck gehen.
§. 281.
Anfangs haben die deutſchen Hanſeſtaͤdte den Handel nachDer Deut- ſchen Hanſe- ſtaͤdte Han- del nach Schweden. Schweden, an und vor ſich betrachtet, getrieben. Und weil dieſes Reich damals noch gar nichts von Manufacturen und Handwerkern wußte, ſo hohleten gedachte Staͤdte von den Schweden, nicht nur ihr rohes Eiſen und Kupfer, ſondern auch ihre uͤbrigen rohen Erzte ab, und brachten ihnen die daraus verfertigten Sachen dagegen wieder zuruͤck, verſorgten ſie auch ſonſt mit allen noͤthigen Waaren. Zur Betreibung ſolcher Handlung erhielten die Hanſeſtaͤdte ſchon 1344 und 1361 von den Schweden Zollfreyheit und andere Vorrechte. Jn dieſem letz- ten Jahre ward Wisby von den Daͤnen erobert, und ziem- lich ruiniret. Dieſes trieb einen großen Theil der wisbyiſchen Einwohner nach Stockholm. Ungefaͤhr um das Jahr 1417 munterte der ſchwediſche Koͤnig Erich, aus Pommern, zuerſt ſein Volk auf, mit 5 bis 6 Schiffen ſich ſelbſt die noͤthigen Din- ge zu hohlen; und Carl der VIII Cnutſon, gab um das Jahr 1458 den Englaͤndern bey Billingfors einen freyen Hafen. Durch
bey-
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ſchwediſchen Handlung.
bey allen Taſchenſpiegeln, Schreibtafeln, oder Kalendern be-
findlich iſt. Uebrigens kann man in unſerer Akad. der Kaufl.
bey dieſem Capitel den Artikel: Rußland, nachleſen.
Das 12 Capitel.
Von der ſchwediſchen Handlung.
§. 280.
Unter allen europaͤiſchen Nationen ſind ungezweifelt die Schwe-
den die letzten geweſen, welche ſich in die Handlung nach
Oſtindien eingelaſſen, indem ſie allererſt im Jahre 1731 durch
Stiftung einer oſtindiſchen Compagnie ſich dieſer Handlung zu
unterziehen, angefangen haben (§. 31). Denn wollte man
gleich die 1751 errichtete aſiatiſche Compagnie zu Embden, als
einen Beweis anfuͤhren, daß die Deutſchen noch ſpaͤter die See-
handlung nach den andern Welttheilen getrieben: ſo iſt doch der
deutſchen Seehandlung ihr Anfang nicht in dieſer neuen Com-
pagnie, ſondern in der von dem glorwuͤrdigſten Churfuͤrſten,
Friedrich Wilhelm, von Brandenburg 1682 ebenfalls zu Emb-
den geſtifteten africaniſchen Compagnie zu ſuchen (§. 71). Was
nun aber uͤberhaupt die Handlung der ſchwediſchen Nation an-
betrifft: ſo iſt ſie, auch ſelbſt ihre Seehandlung, wenn wir
Oſtindien auf die Seite ſetzen, nicht die neueſte; obwol gewiß
iſt, daß die Schweden lange ohne eigene Handlung geweſen
ſind. Den eigentlichen Anfang ihrer ununterbrochenen Hand-
lung kann man nicht hoͤher hinauf, als in die Regierung Gu-
ſtavs des I ſetzen. Durch dieſes Koͤnigs Sorgfalt fingen die
Schweden an, ſich ſelbſt auf den eigenen Seehandel zu legen,
da vorher andere Nationen den Handel nach Schweden getrie-
ben hatten. Um dieſes alles begreiflicher zu machen, wollen
wir in die alten Zeiten zuruͤck gehen.
Seehand-
lung der
Schweden
nach Oſtin-
dien, eine
der neueſten
§. 281.
Anfangs haben die deutſchen Hanſeſtaͤdte den Handel nach
Schweden, an und vor ſich betrachtet, getrieben. Und weil
dieſes Reich damals noch gar nichts von Manufacturen und
Handwerkern wußte, ſo hohleten gedachte Staͤdte von den
Schweden, nicht nur ihr rohes Eiſen und Kupfer, ſondern auch
ihre uͤbrigen rohen Erzte ab, und brachten ihnen die daraus
verfertigten Sachen dagegen wieder zuruͤck, verſorgten ſie auch
ſonſt mit allen noͤthigen Waaren. Zur Betreibung ſolcher
Handlung erhielten die Hanſeſtaͤdte ſchon 1344 und 1361 von den
Schweden Zollfreyheit und andere Vorrechte. Jn dieſem letz-
ten Jahre ward Wisby von den Daͤnen erobert, und ziem-
lich ruiniret. Dieſes trieb einen großen Theil der wisbyiſchen
Einwohner nach Stockholm. Ungefaͤhr um das Jahr 1417
munterte der ſchwediſche Koͤnig Erich, aus Pommern, zuerſt
ſein Volk auf, mit 5 bis 6 Schiffen ſich ſelbſt die noͤthigen Din-
ge zu hohlen; und Carl der VIII Cnutſon, gab um das Jahr
1458 den Englaͤndern bey Billingfors einen freyen Hafen. Durch
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Der Deut-
ſchen Hanſe-
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del nach
Schweden.
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 593. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1197>, abgerufen am 21.11.2024.
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