Peter dem I einzig und allein zu danken haben. Es hat Ruß- land nicht nur alle hierzu benöthigte Materialien in dem gößten Ueberflusse, sondern auch zu Petersburg und Archangel ansehn- liche Werfte, auf welchen nunmehro fast lauter Nationalbau- meister arbeiten, da man solche anfangs aus Holland und Ve- nedig verschreiben mußte (§. 249). Unerachtet nun also Ruß- land an guten und natürlichen Manufacturen und Manufactu- risten keinen Mangel leidet: so kann man doch der ausländi- schen Manufacturen und Handwerker noch nicht entbehren. Was die rußischen Handwerker verfertigen, kostet zwar nur halb oder ein Drittel so viel, als was die ausländischen zu Pe- tersburg und Moscau machen; es hält aber auch nur halb oder den dritten Theil so lange, als der Ausländer Arbeit. Ueber- haupt aber findet man in Rußland die besten Manufacturen in und um Petersburg.
§. 266.
(3) Die Schifffahrt betreffend, so hat solche, eben wie3) Schiffahrt den Schiffbau (§. 265.), Peter der I zuerst in Rußland eingefüh- ret: und, welches am meisten bewundernswürdig ist, so hat dieser große Monarch selbst sein Volk mit sehr glücklichem Er- folge in der See- und Schifffahrt, die er von holländischen und englischen Meistern erlernet (§. 250.), wieder unterrichtet. Man rühmet sogar von ihm, daß, wenn andere etwann bey einem heftigen Sturme alles schon verloren gegeben, er gleichwol ganz unerschrocken geblieben, gemeiniglich selbst die Hand an das Ruder geleget, alles benöthigte in hoher Person angeordnet, und die besten Schiffsleute beschämet hätte. Zu mehrerer Be- förderung der See- und Schifffahrt in seinem Reiche hat er eine besondere Seeakademie gestiftet (§. 253.), und die Schiff- fahrt selbsten aller Orten wohl eingerichtet. Er hatte auch noch bey seinem Leben, und sehr zeitig, das Vergnügen, zahlrei- che Flotten mit rußischen Flaggen zu sehen, welche fast alle in seinen Arsenälen erbauet, und in seinen Zeughäusern ausgerü- stet waren. Und diese Schiffsflotten, die unter Peters des I Nachfolgern zahlreicher worden sind, versichern die Seehand- lung der Russen, und setzen das rußische Reich bey seinen Nach- barn in die größte Ehrerbiethung. Schon von Peters des I Zei- ten an, haben sich die rußischen Kaufleute gewöhnet, auf ihren eigenen Schiffen, beydes die Landesproducte den Fremden zu zuführen, und dagegen von diesen diejenigen Waaren zu holen, welche sie gebrauchen: Gleichwie auch die andern Nationen die rußischen Häfen fleißig besuchen. Anfänglich wurde die See- handlung nur allein zu Archangel getrieben, bis endlich Peter der I solche nach Petersburg verlegte (§. 256.), doch wurde sie gar bald der Stadt Archangel wieder frey gegeben (§. 257). Jndessen ist doch gleichwol die Seehandlung der Russen selber noch nicht von solcher Wichtigkeit, als sie wol wegen Rußlands glücklicher Lage dazu, seyn könnte. Denn die Handlung, welche in den Häfen Archangel, Petersburg und Riga getrieben wird, unterhalten noch gegenwärtig mehr die fremden, als die rußi-
schen
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rußiſchen Handlung.
Peter dem I einzig und allein zu danken haben. Es hat Ruß- land nicht nur alle hierzu benoͤthigte Materialien in dem goͤßten Ueberfluſſe, ſondern auch zu Petersburg und Archangel anſehn- liche Werfte, auf welchen nunmehro faſt lauter Nationalbau- meiſter arbeiten, da man ſolche anfangs aus Holland und Ve- nedig verſchreiben mußte (§. 249). Unerachtet nun alſo Ruß- land an guten und natuͤrlichen Manufacturen und Manufactu- riſten keinen Mangel leidet: ſo kann man doch der auslaͤndi- ſchen Manufacturen und Handwerker noch nicht entbehren. Was die rußiſchen Handwerker verfertigen, koſtet zwar nur halb oder ein Drittel ſo viel, als was die auslaͤndiſchen zu Pe- tersburg und Moſcau machen; es haͤlt aber auch nur halb oder den dritten Theil ſo lange, als der Auslaͤnder Arbeit. Ueber- haupt aber findet man in Rußland die beſten Manufacturen in und um Petersburg.
§. 266.
(3) Die Schifffahrt betreffend, ſo hat ſolche, eben wie3) Schiffahrt den Schiffbau (§. 265.), Peter der I zuerſt in Rußland eingefuͤh- ret: und, welches am meiſten bewundernswuͤrdig iſt, ſo hat dieſer große Monarch ſelbſt ſein Volk mit ſehr gluͤcklichem Er- folge in der See- und Schifffahrt, die er von hollaͤndiſchen und engliſchen Meiſtern erlernet (§. 250.), wieder unterrichtet. Man ruͤhmet ſogar von ihm, daß, wenn andere etwann bey einem heftigen Sturme alles ſchon verloren gegeben, er gleichwol ganz unerſchrocken geblieben, gemeiniglich ſelbſt die Hand an das Ruder geleget, alles benoͤthigte in hoher Perſon angeordnet, und die beſten Schiffsleute beſchaͤmet haͤtte. Zu mehrerer Be- foͤrderung der See- und Schifffahrt in ſeinem Reiche hat er eine beſondere Seeakademie geſtiftet (§. 253.), und die Schiff- fahrt ſelbſten aller Orten wohl eingerichtet. Er hatte auch noch bey ſeinem Leben, und ſehr zeitig, das Vergnuͤgen, zahlrei- che Flotten mit rußiſchen Flaggen zu ſehen, welche faſt alle in ſeinen Arſenaͤlen erbauet, und in ſeinen Zeughaͤuſern ausgeruͤ- ſtet waren. Und dieſe Schiffsflotten, die unter Peters des I Nachfolgern zahlreicher worden ſind, verſichern die Seehand- lung der Ruſſen, und ſetzen das rußiſche Reich bey ſeinen Nach- barn in die groͤßte Ehrerbiethung. Schon von Peters des I Zei- ten an, haben ſich die rußiſchen Kaufleute gewoͤhnet, auf ihren eigenen Schiffen, beydes die Landesproducte den Fremden zu zufuͤhren, und dagegen von dieſen diejenigen Waaren zu holen, welche ſie gebrauchen: Gleichwie auch die andern Nationen die rußiſchen Haͤfen fleißig beſuchen. Anfaͤnglich wurde die See- handlung nur allein zu Archangel getrieben, bis endlich Peter der I ſolche nach Petersburg verlegte (§. 256.), doch wurde ſie gar bald der Stadt Archangel wieder frey gegeben (§. 257). Jndeſſen iſt doch gleichwol die Seehandlung der Ruſſen ſelber noch nicht von ſolcher Wichtigkeit, als ſie wol wegen Rußlands gluͤcklicher Lage dazu, ſeyn koͤnnte. Denn die Handlung, welche in den Haͤfen Archangel, Petersburg und Riga getrieben wird, unterhalten noch gegenwaͤrtig mehr die fremden, als die rußi-
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Peter dem I einzig und allein zu danken haben. Es hat Ruß-
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Ueberfluſſe, ſondern auch zu Petersburg und Archangel anſehn-
liche Werfte, auf welchen nunmehro faſt lauter Nationalbau-
meiſter arbeiten, da man ſolche anfangs aus Holland und Ve-
nedig verſchreiben mußte (§. 249). Unerachtet nun alſo Ruß-
land an guten und natuͤrlichen Manufacturen und Manufactu-
riſten keinen Mangel leidet: ſo kann man doch der auslaͤndi-
ſchen Manufacturen und Handwerker noch nicht entbehren.
Was die rußiſchen Handwerker verfertigen, koſtet zwar nur
halb oder ein Drittel ſo viel, als was die auslaͤndiſchen zu Pe-
tersburg und Moſcau machen; es haͤlt aber auch nur halb oder
den dritten Theil ſo lange, als der Auslaͤnder Arbeit. Ueber-
haupt aber findet man in Rußland die beſten Manufacturen in
und um Petersburg.
§. 266.
(3) Die Schifffahrt betreffend, ſo hat ſolche, eben wie
den Schiffbau (§. 265.), Peter der I zuerſt in Rußland eingefuͤh-
ret: und, welches am meiſten bewundernswuͤrdig iſt, ſo hat
dieſer große Monarch ſelbſt ſein Volk mit ſehr gluͤcklichem Er-
folge in der See- und Schifffahrt, die er von hollaͤndiſchen und
engliſchen Meiſtern erlernet (§. 250.), wieder unterrichtet. Man
ruͤhmet ſogar von ihm, daß, wenn andere etwann bey einem
heftigen Sturme alles ſchon verloren gegeben, er gleichwol
ganz unerſchrocken geblieben, gemeiniglich ſelbſt die Hand an das
Ruder geleget, alles benoͤthigte in hoher Perſon angeordnet,
und die beſten Schiffsleute beſchaͤmet haͤtte. Zu mehrerer Be-
foͤrderung der See- und Schifffahrt in ſeinem Reiche hat er
eine beſondere Seeakademie geſtiftet (§. 253.), und die Schiff-
fahrt ſelbſten aller Orten wohl eingerichtet. Er hatte auch
noch bey ſeinem Leben, und ſehr zeitig, das Vergnuͤgen, zahlrei-
che Flotten mit rußiſchen Flaggen zu ſehen, welche faſt alle in
ſeinen Arſenaͤlen erbauet, und in ſeinen Zeughaͤuſern ausgeruͤ-
ſtet waren. Und dieſe Schiffsflotten, die unter Peters des I
Nachfolgern zahlreicher worden ſind, verſichern die Seehand-
lung der Ruſſen, und ſetzen das rußiſche Reich bey ſeinen Nach-
barn in die groͤßte Ehrerbiethung. Schon von Peters des I Zei-
ten an, haben ſich die rußiſchen Kaufleute gewoͤhnet, auf ihren
eigenen Schiffen, beydes die Landesproducte den Fremden zu
zufuͤhren, und dagegen von dieſen diejenigen Waaren zu holen,
welche ſie gebrauchen: Gleichwie auch die andern Nationen die
rußiſchen Haͤfen fleißig beſuchen. Anfaͤnglich wurde die See-
handlung nur allein zu Archangel getrieben, bis endlich Peter
der I ſolche nach Petersburg verlegte (§. 256.), doch wurde ſie
gar bald der Stadt Archangel wieder frey gegeben (§. 257).
Jndeſſen iſt doch gleichwol die Seehandlung der Ruſſen ſelber
noch nicht von ſolcher Wichtigkeit, als ſie wol wegen Rußlands
gluͤcklicher Lage dazu, ſeyn koͤnnte. Denn die Handlung, welche
in den Haͤfen Archangel, Petersburg und Riga getrieben wird,
unterhalten noch gegenwaͤrtig mehr die fremden, als die rußi-
ſchen
3) Schiffahrt
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1187>, abgerufen am 21.11.2024.
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