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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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französischen Handlung.
re Rechnungen aber vor dem königl. Procurator bey dem Chatelet
abgelegt. Durch die Hände dieser 7 Jnnungen von Kaufleuten, und
der Meister, aus denen die Jnnungen der Künstler und Handwerker
bestehen, geht nun die ganze Handlung der Stadt Paris, was den
Verkauf sowol der von ihnen selbst fabricirten, als der von aus-
sen dahin gebrachten, Waaren betrifft, indem es außer ihnen
niemanden erlaubt ist, ein offenes Gewölbe oder offene Kram-
laden zu halten. Jedoch sind von dieser allgemeinen Regel die
auf Befehl oder Erlaubniß des Königs errichteten berühm-
ten Manufacturen
ausgenommen. Dergleichen sind die Ma-
nufacturen a) des königl. Hotel des Gobelins, wo die Tape-
tenmanufactur von hoher und niedriger Scherung, und die aus-
gelegte Tischlerarbeit, auf den höchsten Grad ihrer Vollkom-
menheit getrieben sind; b) das Hotel de la Savonnerie, wo
die reichen aus Wolle und Seide gemachten Tapeten verfertiget
werden, die an Schönheit wegen der angenehmen Mischung
der Farben, den wirklichen persischen Tapeten sehr nahe kom-
men, und in Ansehung der Vollkommenheit der Zeichnung sehr
weit übertreffen; c) die Glasmanufactur in der Vorstadt St.
Antonin, wo man diejenigen großen Gläser, insonderheit Spie-
gelgläser, poliret und färbet, welche zu St. Gobin, einem Schlos-
se in dem Walde von la Fere in der Picardie, gemacht werden;
d) die Manufactur der sehr künstlichen Tapeten, deren Bo-
den nur von Leinewand, und die Arbeit selbst von gehackter
Wolle ist; und endlich e) die in der Vorstadt St. Marcel an
dem kleinen Flusse des Gobelins neu errichtete Tuchmanufa-
ctur
und Scharlachfärberey. Unter die Anzahl der privile-
girten Künstler und Handwerker
zu Paris rechnet man auch
a) diejenigen, deren Geschicklichkeit und Erfahrung in ihrer
Kunst und Handwerke verdienet hat, daß man ihnen in der
Galerie des Louvre besondere Wohnungen angewiesen hat;
wie auch, obwol in einem geringeren Range, b) diejenigen Künst-
ler und Handwerker, die entweder an solchen Orten der Stadt,
die privilegirt zu seyn glauben,
arbeiten; oder als Hofbe-
freyte
an allen Orten, wo sich der Hof befindet, ihr Gewerbe
zu treiben berechtiget sind; oder bey erfreulichen Gelegenbei-
ten,
als Vermählungen, der Geburt des Dauphins oder ersten
Prinzens vom Geblüte, das Jnnungs und Meisterrecht erlan-
get haben; und endlich die in den Palästen der Prinzen vom
Geblüte oder der Collegien der Universität wohnen. Außer
denen nur gedachten Manufacturen der Stadt Paris, womit
daselbst gehandelt wird, macht man in Paris ferner a) verschie-
dene Gattungen von goldenen, silbernen, seidenen, wolle-
nen und mit Seide gemischten Zeugen;
imgleichen noch fol-
gende, mit denen vor andern daselbst stark gehandelt wird, und
die auch am meisten im Rufe sind: b) allerhand Bänder, un-
ter welchen die von Gold oder Silber vor allem andern, sowol
französischen als ausländischem, Bandwerke den Vorzug haben;
c) goldene und silberne Galonen und Franzen, die wegen der
Schönheit der Arbeit und des Goldes in und außer Frankreich

hoch-
(N n) 3

franzoͤſiſchen Handlung.
re Rechnungen aber vor dem koͤnigl. Procurator bey dem Chatelet
abgelegt. Durch die Haͤnde dieſer 7 Jnnungen von Kaufleuten, und
der Meiſter, aus denen die Jnnungen der Kuͤnſtler und Handwerker
beſtehen, geht nun die ganze Handlung der Stadt Paris, was den
Verkauf ſowol der von ihnen ſelbſt fabricirten, als der von auſ-
ſen dahin gebrachten, Waaren betrifft, indem es außer ihnen
niemanden erlaubt iſt, ein offenes Gewoͤlbe oder offene Kram-
laden zu halten. Jedoch ſind von dieſer allgemeinen Regel die
auf Befehl oder Erlaubniß des Koͤnigs errichteten beruͤhm-
ten Manufacturen
ausgenommen. Dergleichen ſind die Ma-
nufacturen a) des koͤnigl. Hotel des Gobelins, wo die Tape-
tenmanufactur von hoher und niedriger Scherung, und die aus-
gelegte Tiſchlerarbeit, auf den hoͤchſten Grad ihrer Vollkom-
menheit getrieben ſind; b) das Hotel de la Savonnerie, wo
die reichen aus Wolle und Seide gemachten Tapeten verfertiget
werden, die an Schoͤnheit wegen der angenehmen Miſchung
der Farben, den wirklichen perſiſchen Tapeten ſehr nahe kom-
men, und in Anſehung der Vollkommenheit der Zeichnung ſehr
weit uͤbertreffen; c) die Glasmanufactur in der Vorſtadt St.
Antonin, wo man diejenigen großen Glaͤſer, inſonderheit Spie-
gelglaͤſer, poliret und faͤrbet, welche zu St. Gobin, einem Schloſ-
ſe in dem Walde von la Fere in der Picardie, gemacht werden;
d) die Manufactur der ſehr kuͤnſtlichen Tapeten, deren Bo-
den nur von Leinewand, und die Arbeit ſelbſt von gehackter
Wolle iſt; und endlich e) die in der Vorſtadt St. Marcel an
dem kleinen Fluſſe des Gobelins neu errichtete Tuchmanufa-
ctur
und Scharlachfaͤrberey. Unter die Anzahl der privile-
girten Kuͤnſtler und Handwerker
zu Paris rechnet man auch
a) diejenigen, deren Geſchicklichkeit und Erfahrung in ihrer
Kunſt und Handwerke verdienet hat, daß man ihnen in der
Galerie des Louvre beſondere Wohnungen angewieſen hat;
wie auch, obwol in einem geringeren Range, b) diejenigen Kuͤnſt-
ler und Handwerker, die entweder an ſolchen Orten der Stadt,
die privilegirt zu ſeyn glauben,
arbeiten; oder als Hofbe-
freyte
an allen Orten, wo ſich der Hof befindet, ihr Gewerbe
zu treiben berechtiget ſind; oder bey erfreulichen Gelegenbei-
ten,
als Vermaͤhlungen, der Geburt des Dauphins oder erſten
Prinzens vom Gebluͤte, das Jnnungs und Meiſterrecht erlan-
get haben; und endlich die in den Palaͤſten der Prinzen vom
Gebluͤte oder der Collegien der Univerſitaͤt wohnen. Außer
denen nur gedachten Manufacturen der Stadt Paris, womit
daſelbſt gehandelt wird, macht man in Paris ferner a) verſchie-
dene Gattungen von goldenen, ſilbernen, ſeidenen, wolle-
nen und mit Seide gemiſchten Zeugen;
imgleichen noch fol-
gende, mit denen vor andern daſelbſt ſtark gehandelt wird, und
die auch am meiſten im Rufe ſind: b) allerhand Baͤnder, un-
ter welchen die von Gold oder Silber vor allem andern, ſowol
franzoͤſiſchen als auslaͤndiſchem, Bandwerke den Vorzug haben;
c) goldene und ſilberne Galonen und Franzen, die wegen der
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[565/1169] franzoͤſiſchen Handlung. re Rechnungen aber vor dem koͤnigl. Procurator bey dem Chatelet abgelegt. Durch die Haͤnde dieſer 7 Jnnungen von Kaufleuten, und der Meiſter, aus denen die Jnnungen der Kuͤnſtler und Handwerker beſtehen, geht nun die ganze Handlung der Stadt Paris, was den Verkauf ſowol der von ihnen ſelbſt fabricirten, als der von auſ- ſen dahin gebrachten, Waaren betrifft, indem es außer ihnen niemanden erlaubt iſt, ein offenes Gewoͤlbe oder offene Kram- laden zu halten. Jedoch ſind von dieſer allgemeinen Regel die auf Befehl oder Erlaubniß des Koͤnigs errichteten beruͤhm- ten Manufacturen ausgenommen. Dergleichen ſind die Ma- nufacturen a) des koͤnigl. Hotel des Gobelins, wo die Tape- tenmanufactur von hoher und niedriger Scherung, und die aus- gelegte Tiſchlerarbeit, auf den hoͤchſten Grad ihrer Vollkom- menheit getrieben ſind; b) das Hotel de la Savonnerie, wo die reichen aus Wolle und Seide gemachten Tapeten verfertiget werden, die an Schoͤnheit wegen der angenehmen Miſchung der Farben, den wirklichen perſiſchen Tapeten ſehr nahe kom- men, und in Anſehung der Vollkommenheit der Zeichnung ſehr weit uͤbertreffen; c) die Glasmanufactur in der Vorſtadt St. Antonin, wo man diejenigen großen Glaͤſer, inſonderheit Spie- gelglaͤſer, poliret und faͤrbet, welche zu St. Gobin, einem Schloſ- ſe in dem Walde von la Fere in der Picardie, gemacht werden; d) die Manufactur der ſehr kuͤnſtlichen Tapeten, deren Bo- den nur von Leinewand, und die Arbeit ſelbſt von gehackter Wolle iſt; und endlich e) die in der Vorſtadt St. Marcel an dem kleinen Fluſſe des Gobelins neu errichtete Tuchmanufa- ctur und Scharlachfaͤrberey. Unter die Anzahl der privile- girten Kuͤnſtler und Handwerker zu Paris rechnet man auch a) diejenigen, deren Geſchicklichkeit und Erfahrung in ihrer Kunſt und Handwerke verdienet hat, daß man ihnen in der Galerie des Louvre beſondere Wohnungen angewieſen hat; wie auch, obwol in einem geringeren Range, b) diejenigen Kuͤnſt- ler und Handwerker, die entweder an ſolchen Orten der Stadt, die privilegirt zu ſeyn glauben, arbeiten; oder als Hofbe- freyte an allen Orten, wo ſich der Hof befindet, ihr Gewerbe zu treiben berechtiget ſind; oder bey erfreulichen Gelegenbei- ten, als Vermaͤhlungen, der Geburt des Dauphins oder erſten Prinzens vom Gebluͤte, das Jnnungs und Meiſterrecht erlan- get haben; und endlich die in den Palaͤſten der Prinzen vom Gebluͤte oder der Collegien der Univerſitaͤt wohnen. Außer denen nur gedachten Manufacturen der Stadt Paris, womit daſelbſt gehandelt wird, macht man in Paris ferner a) verſchie- dene Gattungen von goldenen, ſilbernen, ſeidenen, wolle- nen und mit Seide gemiſchten Zeugen; imgleichen noch fol- gende, mit denen vor andern daſelbſt ſtark gehandelt wird, und die auch am meiſten im Rufe ſind: b) allerhand Baͤnder, un- ter welchen die von Gold oder Silber vor allem andern, ſowol franzoͤſiſchen als auslaͤndiſchem, Bandwerke den Vorzug haben; c) goldene und ſilberne Galonen und Franzen, die wegen der Schoͤnheit der Arbeit und des Goldes in und außer Frankreich hoch- (N n) 3

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1169>, abgerufen am 22.11.2024.