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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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10 Cap. Von der
1) Naturga-
ben Frank-
reichs.
Grundstützen derselben. Unter solche gehören (1) die Natur-
gaben
Frankreichs, die um so beträchtlicher sind, je fruchtba-
rer Frankreich ist. Um nicht allzuweitläuftig zu seyn, werden
wir nur die erzählen, welche in Handel und Wandel kommen:
Es liefern sonderlich die Niedernormandie und Bretagne vor-
treffliche und wohlschmeckende Butter, die in ganz Frankreich
den Vorzug hat; la Brie in der Champagne, vorzüglich die
Stadt Colommiers, giebt herrliche Käse; und an Rinds- und
Kalbleder hat die Normandie keinen Mangel. Wolle haben
insonderheit Lyon und Languedoc, jedoch nicht im Ueberflusse.
An Pferden hat zwar Frankreich einigermaßen Mangel, und
es holet solche aus Deutschland; jedoch aber findet man deren
ganz gute in Bretagne, Lyon, Guienne und Gascogne: in wel-
chen drey letzten Landschaften auch sehr gute Maulthiere fal-
len. Fische liefern die Normandie, Bretagne, Guienne und
Provence überflüßig, wie man sie denn sonderlich in der Nor-
mandie fast umsonst haben kann; und bey Cancale in Bretagne
ist ein guter Austerfang. Von Honig und Seide giebt die
Provinz Languedoc ziemlich viel, wie denn die kleine Stadt
Alais jährlich wenigstens 1200000 Pfunde ungewirkte Seide
liefert, siehe in unserer Akad. der Kaufl. den Artikel: franzö-
sische Seide. Kermes,
oder Scharlachkörner finden sich häu-
fig in Languedoc. Jn der Landschaft Poitu ist eine große Art
von Nattern, denen sehr nachgestellet wird, weil sie in der
Medicin gut zu gebrauchen sind. An Holz haben einige Pro-
vinzen Mangel; andere aber haben dagegen wiederum genug,
ja gar an selbigem einen Ueberfluß, wie denn die Normandie,
Bretagne und Lyon sich über den Holzmangel nicht |beschweren
können. Getreide, als Weizen, Rocken, Gerste, Schwarz-
korn, Erbsen und andere Hülsenfrüchte, wird überall gebauet;
am häufigsten und am schönsten aber wächst solches in der Pi-
cardie, Normandie, Bretagne, Orleans und Languedoc. Arzt-
ney-
und Färberkräuter, als Wayd, Röthe, Wau, Schar-
ten, Ginst, oder Pfriemenkraut, Orseille, oder Perelle, Cas-
senolle, Rodoul, Fouik, Garouille, Malherbe, und Tranta-
nell, wachsen an verschiedenen Orten, sonderlich aber in Or-
leans und Guienne. Wein wächst fast überall in großem Ue-
berflusse, und ist bekannt genug. An allen denen Orten, wo
Wein wächst, findet man auch die übrigen aus dem Weine kom-
menden Producte, als Branntwein, Weineßig, Weinstein
und Weinsteinasche. Obst und Baumfrüchte sind ebenfalls
in großer Menge, und von besonderer Güte, nicht nur an eben
den Orten, wo der Weinbau getrieben wird, sondern auch an
andern Orten. Sonderlich haben die Normandie, Lyon und
Gascogne, in Ermangelung des Weins, an Aepfeln und Bir-
nen
einen Ueberfluß, woraus daselbst häufig Cidre und Cidre-
branntwein
gemacht wird. Guienne und Provence haben vor
andern viel Pflaumen, deren daher sehr viele getrocknet wer-
den. Jn Languedoc und Provence wachsen viel Citronen, Gra-
natäpfel, Feigen, Rosinen, Mandeln
und Kapern, wie denn

auch

10 Cap. Von der
1) Naturga-
ben Frank-
reichs.
Grundſtuͤtzen derſelben. Unter ſolche gehoͤren (1) die Natur-
gaben
Frankreichs, die um ſo betraͤchtlicher ſind, je fruchtba-
rer Frankreich iſt. Um nicht allzuweitlaͤuftig zu ſeyn, werden
wir nur die erzaͤhlen, welche in Handel und Wandel kommen:
Es liefern ſonderlich die Niedernormandie und Bretagne vor-
treffliche und wohlſchmeckende Butter, die in ganz Frankreich
den Vorzug hat; la Brie in der Champagne, vorzuͤglich die
Stadt Colommiers, giebt herrliche Kaͤſe; und an Rinds- und
Kalbleder hat die Normandie keinen Mangel. Wolle haben
inſonderheit Lyon und Languedoc, jedoch nicht im Ueberfluſſe.
An Pferden hat zwar Frankreich einigermaßen Mangel, und
es holet ſolche aus Deutſchland; jedoch aber findet man deren
ganz gute in Bretagne, Lyon, Guienne und Gaſcogne: in wel-
chen drey letzten Landſchaften auch ſehr gute Maulthiere fal-
len. Fiſche liefern die Normandie, Bretagne, Guienne und
Provence uͤberfluͤßig, wie man ſie denn ſonderlich in der Nor-
mandie faſt umſonſt haben kann; und bey Cancale in Bretagne
iſt ein guter Auſterfang. Von Honig und Seide giebt die
Provinz Languedoc ziemlich viel, wie denn die kleine Stadt
Alais jaͤhrlich wenigſtens 1200000 Pfunde ungewirkte Seide
liefert, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: franzoͤ-
ſiſche Seide. Kermes,
oder Scharlachkoͤrner finden ſich haͤu-
fig in Languedoc. Jn der Landſchaft Poitu iſt eine große Art
von Nattern, denen ſehr nachgeſtellet wird, weil ſie in der
Medicin gut zu gebrauchen ſind. An Holz haben einige Pro-
vinzen Mangel; andere aber haben dagegen wiederum genug,
ja gar an ſelbigem einen Ueberfluß, wie denn die Normandie,
Bretagne und Lyon ſich uͤber den Holzmangel nicht |beſchweren
koͤnnen. Getreide, als Weizen, Rocken, Gerſte, Schwarz-
korn, Erbſen und andere Huͤlſenfruͤchte, wird uͤberall gebauet;
am haͤufigſten und am ſchoͤnſten aber waͤchſt ſolches in der Pi-
cardie, Normandie, Bretagne, Orleans und Languedoc. Arzt-
ney-
und Faͤrberkraͤuter, als Wayd, Roͤthe, Wau, Schar-
ten, Ginſt, oder Pfriemenkraut, Orſeille, oder Perelle, Caſ-
ſenolle, Rodoul, Fouik, Garouille, Malherbe, und Tranta-
nell, wachſen an verſchiedenen Orten, ſonderlich aber in Or-
leans und Guienne. Wein waͤchſt faſt uͤberall in großem Ue-
berfluſſe, und iſt bekannt genug. An allen denen Orten, wo
Wein waͤchſt, findet man auch die uͤbrigen aus dem Weine kom-
menden Producte, als Branntwein, Weineßig, Weinſtein
und Weinſteinaſche. Obſt und Baumfruͤchte ſind ebenfalls
in großer Menge, und von beſonderer Guͤte, nicht nur an eben
den Orten, wo der Weinbau getrieben wird, ſondern auch an
andern Orten. Sonderlich haben die Normandie, Lyon und
Gaſcogne, in Ermangelung des Weins, an Aepfeln und Bir-
nen
einen Ueberfluß, woraus daſelbſt haͤufig Cidre und Cidre-
branntwein
gemacht wird. Guienne und Provence haben vor
andern viel Pflaumen, deren daher ſehr viele getrocknet wer-
den. Jn Languedoc und Provence wachſen viel Citronen, Gra-
nataͤpfel, Feigen, Roſinen, Mandeln
und Kapern, wie denn

auch
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[554/1158] 10 Cap. Von der Grundſtuͤtzen derſelben. Unter ſolche gehoͤren (1) die Natur- gaben Frankreichs, die um ſo betraͤchtlicher ſind, je fruchtba- rer Frankreich iſt. Um nicht allzuweitlaͤuftig zu ſeyn, werden wir nur die erzaͤhlen, welche in Handel und Wandel kommen: Es liefern ſonderlich die Niedernormandie und Bretagne vor- treffliche und wohlſchmeckende Butter, die in ganz Frankreich den Vorzug hat; la Brie in der Champagne, vorzuͤglich die Stadt Colommiers, giebt herrliche Kaͤſe; und an Rinds- und Kalbleder hat die Normandie keinen Mangel. Wolle haben inſonderheit Lyon und Languedoc, jedoch nicht im Ueberfluſſe. An Pferden hat zwar Frankreich einigermaßen Mangel, und es holet ſolche aus Deutſchland; jedoch aber findet man deren ganz gute in Bretagne, Lyon, Guienne und Gaſcogne: in wel- chen drey letzten Landſchaften auch ſehr gute Maulthiere fal- len. Fiſche liefern die Normandie, Bretagne, Guienne und Provence uͤberfluͤßig, wie man ſie denn ſonderlich in der Nor- mandie faſt umſonſt haben kann; und bey Cancale in Bretagne iſt ein guter Auſterfang. Von Honig und Seide giebt die Provinz Languedoc ziemlich viel, wie denn die kleine Stadt Alais jaͤhrlich wenigſtens 1200000 Pfunde ungewirkte Seide liefert, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: franzoͤ- ſiſche Seide. Kermes, oder Scharlachkoͤrner finden ſich haͤu- fig in Languedoc. Jn der Landſchaft Poitu iſt eine große Art von Nattern, denen ſehr nachgeſtellet wird, weil ſie in der Medicin gut zu gebrauchen ſind. An Holz haben einige Pro- vinzen Mangel; andere aber haben dagegen wiederum genug, ja gar an ſelbigem einen Ueberfluß, wie denn die Normandie, Bretagne und Lyon ſich uͤber den Holzmangel nicht |beſchweren koͤnnen. Getreide, als Weizen, Rocken, Gerſte, Schwarz- korn, Erbſen und andere Huͤlſenfruͤchte, wird uͤberall gebauet; am haͤufigſten und am ſchoͤnſten aber waͤchſt ſolches in der Pi- cardie, Normandie, Bretagne, Orleans und Languedoc. Arzt- ney- und Faͤrberkraͤuter, als Wayd, Roͤthe, Wau, Schar- ten, Ginſt, oder Pfriemenkraut, Orſeille, oder Perelle, Caſ- ſenolle, Rodoul, Fouik, Garouille, Malherbe, und Tranta- nell, wachſen an verſchiedenen Orten, ſonderlich aber in Or- leans und Guienne. Wein waͤchſt faſt uͤberall in großem Ue- berfluſſe, und iſt bekannt genug. An allen denen Orten, wo Wein waͤchſt, findet man auch die uͤbrigen aus dem Weine kom- menden Producte, als Branntwein, Weineßig, Weinſtein und Weinſteinaſche. Obſt und Baumfruͤchte ſind ebenfalls in großer Menge, und von beſonderer Guͤte, nicht nur an eben den Orten, wo der Weinbau getrieben wird, ſondern auch an andern Orten. Sonderlich haben die Normandie, Lyon und Gaſcogne, in Ermangelung des Weins, an Aepfeln und Bir- nen einen Ueberfluß, woraus daſelbſt haͤufig Cidre und Cidre- branntwein gemacht wird. Guienne und Provence haben vor andern viel Pflaumen, deren daher ſehr viele getrocknet wer- den. Jn Languedoc und Provence wachſen viel Citronen, Gra- nataͤpfel, Feigen, Roſinen, Mandeln und Kapern, wie denn auch 1) Naturga- ben Frank- reichs.

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 554. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1158>, abgerufen am 22.12.2024.