Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.dänischen Handlung. durch öffentlichen Druck bekannt gemacht wurde; sondern ererrichtete auch mit dem heidnischen Könige zu Achem auf der ostindischen Jnsel Sumatra eine genaue Freundschaft. Des- gleichen schloß er 1751 mit dem Kaiser von Marocco durch den Herrn von Longueville, welchen der König zu dem Ende dahin geschickt |hatte,| einen Commercientractat, worinnen der däni- schen Nation ganz besondere Vortheile in diesem Reiche zugestan- den wurden. Ja es hatte gedachter Longueville es durch seine Geschicklichkeit, und durch Vermittelung des ältesten Prinzen des Kaisers von Marocco, schon dahin gebracht, daß dieser durch einen Tractat dem Könige Friedrich dem V die Niederlagen zu Saffy und St. Croix, welche beyde Häfen zwey wichtige Handelsplätze vor alle nach Africa schiffende Europäer, abgeben, verkauft, und daß keine andere Flagge, als die dänische, zu- gelassen werden sollte, in besagten Plätzen zu handeln. Allein die dasigen englischen, holländischen und französischen Nego- cianten wußten durch solche Vorstellungen, als ob die Dänen sich des Landes zu bemeistern suchten, es endlich dahin zu brin- gen, daß der Kaiser alles wiederrufte und umstieß, auch theils den dänischen Gesandten, und die mehresten Dänen gefangen nehmen, theils die Effecten der Dänen sequestriren ließ. Jm- mittelst fand gleichwol Longueville Mittel und Gelegenheit, dem Kaiser von Marocco erweislich zu machen, daß man ihm offen- bar falsche Dinge beygebracht hätte, welches ihn denn ver- mochte, einen Minister nach Koppenhagen zu schicken, um dem Könige von Dänemark für die prächtigen Geschenke, die der Herr von Longueville mitgebracht hatte, zu danken, und seinen Jnstructionen gemäß das weitere zu betreiben. Dieser Gesandte langte 1752 im März zu Koppenhagen an, und that gute Versi- cherung, die Sache gütlich beyzulegen. Er hat es auch wirklich zu Wege gebracht, daß die Tractaten zwischen dem Könige von Dänemark und dem Kaiser von Marocco vor die Hand genom- men, und endlich, wiewol auf einem ganz andern Fuße, glücklich zu Stande gebracht wurden. Man hat zwar den eigentlichen Friedens- und Commercientractat, so den 6 Jun. 1753 gezeichnet und den 18 ausgefertiget worden, nicht völlig bekannt gemacht: doch ist von dessen Jnhalte so viel versichert worden, daß vermöge desselben die maroccischen Unterthanen, wenn sie nach Däne- mark kämen, um daselbst Gewerbe zu treiben und einzukaufen, keine mehrere Abgaben in solchem Falle errichten sollten, als die eigenen Unterthanen des Königs in Dänemark; diese aber einen freyen Handel von Azamor an, bis an den Fluß Noun haben, und die Ein- und Ausgangszölle auf eben den Fuß, wie die andern Kaufleute, erlegen sollten. Es sollte hiernächst zu Saffy ein dänischer Consul nebst einem Negotianten residiren, und ein anderer sich nach St. Croix begeben, um daselbst ein Haus zu errichten etc. Herr von Longueville wurde, wie er 1753 den 25 August nach Koppenhagen zurücke kam, sogleich in Ar- rest genommen, weil er seine Vorschrift (die nur dahin gieng, eben die Vortheile zu erlangen, welche andere europäische Na- tionen (L l) 2
daͤniſchen Handlung. durch oͤffentlichen Druck bekannt gemacht wurde; ſondern ererrichtete auch mit dem heidniſchen Koͤnige zu Achem auf der oſtindiſchen Jnſel Sumatra eine genaue Freundſchaft. Des- gleichen ſchloß er 1751 mit dem Kaiſer von Marocco durch den Herrn von Longueville, welchen der Koͤnig zu dem Ende dahin geſchickt |hatte,| einen Commercientractat, worinnen der daͤni- ſchen Nation ganz beſondere Vortheile in dieſem Reiche zugeſtan- den wurden. Ja es hatte gedachter Longueville es durch ſeine Geſchicklichkeit, und durch Vermittelung des aͤlteſten Prinzen des Kaiſers von Marocco, ſchon dahin gebracht, daß dieſer durch einen Tractat dem Koͤnige Friedrich dem V die Niederlagen zu Saffy und St. Croix, welche beyde Haͤfen zwey wichtige Handelsplaͤtze vor alle nach Africa ſchiffende Europaͤer, abgeben, verkauft, und daß keine andere Flagge, als die daͤniſche, zu- gelaſſen werden ſollte, in beſagten Plaͤtzen zu handeln. Allein die daſigen engliſchen, hollaͤndiſchen und franzoͤſiſchen Nego- cianten wußten durch ſolche Vorſtellungen, als ob die Daͤnen ſich des Landes zu bemeiſtern ſuchten, es endlich dahin zu brin- gen, daß der Kaiſer alles wiederrufte und umſtieß, auch theils den daͤniſchen Geſandten, und die mehreſten Daͤnen gefangen nehmen, theils die Effecten der Daͤnen ſequeſtriren ließ. Jm- mittelſt fand gleichwol Longueville Mittel und Gelegenheit, dem Kaiſer von Marocco erweislich zu machen, daß man ihm offen- bar falſche Dinge beygebracht haͤtte, welches ihn denn ver- mochte, einen Miniſter nach Koppenhagen zu ſchicken, um dem Koͤnige von Daͤnemark fuͤr die praͤchtigen Geſchenke, die der Herr von Longueville mitgebracht hatte, zu danken, und ſeinen Jnſtructionen gemaͤß das weitere zu betreiben. Dieſer Geſandte langte 1752 im Maͤrz zu Koppenhagen an, und that gute Verſi- cherung, die Sache guͤtlich beyzulegen. Er hat es auch wirklich zu Wege gebracht, daß die Tractaten zwiſchen dem Koͤnige von Daͤnemark und dem Kaiſer von Marocco vor die Hand genom- men, und endlich, wiewol auf einem ganz andern Fuße, gluͤcklich zu Stande gebracht wurden. Man hat zwar den eigentlichen Friedens- und Commercientractat, ſo den 6 Jun. 1753 gezeichnet und den 18 ausgefertiget worden, nicht voͤllig bekannt gemacht: doch iſt von deſſen Jnhalte ſo viel verſichert worden, daß vermoͤge deſſelben die marocciſchen Unterthanen, wenn ſie nach Daͤne- mark kaͤmen, um daſelbſt Gewerbe zu treiben und einzukaufen, keine mehrere Abgaben in ſolchem Falle errichten ſollten, als die eigenen Unterthanen des Koͤnigs in Daͤnemark; dieſe aber einen freyen Handel von Azamor an, bis an den Fluß Noun haben, und die Ein- und Ausgangszoͤlle auf eben den Fuß, wie die andern Kaufleute, erlegen ſollten. Es ſollte hiernaͤchſt zu Saffy ein daͤniſcher Conſul nebſt einem Negotianten reſidiren, und ein anderer ſich nach St. Croix begeben, um daſelbſt ein Haus zu errichten ꝛc. Herr von Longueville wurde, wie er 1753 den 25 Auguſt nach Koppenhagen zuruͤcke kam, ſogleich in Ar- reſt genommen, weil er ſeine Vorſchrift (die nur dahin gieng, eben die Vortheile zu erlangen, welche andere europaͤiſche Na- tionen (L l) 2
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durch oͤffentlichen Druck bekannt gemacht wurde; ſondern er
errichtete auch mit dem heidniſchen Koͤnige zu Achem auf der
oſtindiſchen Jnſel Sumatra eine genaue Freundſchaft. Des-
gleichen ſchloß er 1751 mit dem Kaiſer von Marocco durch den
Herrn von Longueville, welchen der Koͤnig zu dem Ende dahin
geſchickt |hatte,| einen Commercientractat, worinnen der daͤni-
ſchen Nation ganz beſondere Vortheile in dieſem Reiche zugeſtan-
den wurden. Ja es hatte gedachter Longueville es durch ſeine
Geſchicklichkeit, und durch Vermittelung des aͤlteſten Prinzen
des Kaiſers von Marocco, ſchon dahin gebracht, daß dieſer durch
einen Tractat dem Koͤnige Friedrich dem V die Niederlagen
zu Saffy und St. Croix, welche beyde Haͤfen zwey wichtige
Handelsplaͤtze vor alle nach Africa ſchiffende Europaͤer, abgeben,
verkauft, und daß keine andere Flagge, als die daͤniſche, zu-
gelaſſen werden ſollte, in beſagten Plaͤtzen zu handeln. Allein
die daſigen engliſchen, hollaͤndiſchen und franzoͤſiſchen Nego-
cianten wußten durch ſolche Vorſtellungen, als ob die Daͤnen
ſich des Landes zu bemeiſtern ſuchten, es endlich dahin zu brin-
gen, daß der Kaiſer alles wiederrufte und umſtieß, auch theils
den daͤniſchen Geſandten, und die mehreſten Daͤnen gefangen
nehmen, theils die Effecten der Daͤnen ſequeſtriren ließ. Jm-
mittelſt fand gleichwol Longueville Mittel und Gelegenheit, dem
Kaiſer von Marocco erweislich zu machen, daß man ihm offen-
bar falſche Dinge beygebracht haͤtte, welches ihn denn ver-
mochte, einen Miniſter nach Koppenhagen zu ſchicken, um dem
Koͤnige von Daͤnemark fuͤr die praͤchtigen Geſchenke, die der
Herr von Longueville mitgebracht hatte, zu danken, und ſeinen
Jnſtructionen gemaͤß das weitere zu betreiben. Dieſer Geſandte
langte 1752 im Maͤrz zu Koppenhagen an, und that gute Verſi-
cherung, die Sache guͤtlich beyzulegen. Er hat es auch wirklich
zu Wege gebracht, daß die Tractaten zwiſchen dem Koͤnige von
Daͤnemark und dem Kaiſer von Marocco vor die Hand genom-
men, und endlich, wiewol auf einem ganz andern Fuße, gluͤcklich
zu Stande gebracht wurden. Man hat zwar den eigentlichen
Friedens- und Commercientractat, ſo den 6 Jun. 1753 gezeichnet
und den 18 ausgefertiget worden, nicht voͤllig bekannt gemacht:
doch iſt von deſſen Jnhalte ſo viel verſichert worden, daß vermoͤge
deſſelben die marocciſchen Unterthanen, wenn ſie nach Daͤne-
mark kaͤmen, um daſelbſt Gewerbe zu treiben und einzukaufen,
keine mehrere Abgaben in ſolchem Falle errichten ſollten, als
die eigenen Unterthanen des Koͤnigs in Daͤnemark; dieſe aber
einen freyen Handel von Azamor an, bis an den Fluß Noun
haben, und die Ein- und Ausgangszoͤlle auf eben den Fuß, wie
die andern Kaufleute, erlegen ſollten. Es ſollte hiernaͤchſt zu
Saffy ein daͤniſcher Conſul nebſt einem Negotianten reſidiren,
und ein anderer ſich nach St. Croix begeben, um daſelbſt ein
Haus zu errichten ꝛc. Herr von Longueville wurde, wie er 1753
den 25 Auguſt nach Koppenhagen zuruͤcke kam, ſogleich in Ar-
reſt genommen, weil er ſeine Vorſchrift (die nur dahin gieng,
eben die Vortheile zu erlangen, welche andere europaͤiſche Na-
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