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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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8 Cap. Von der
a) Tuchmanufacturen, welche sehr breite und feine Tücher lie-
fern. Sie werden nach den spanischen für die feinsten gehal-
ten, und übertreffen in Ansehung des Glanzes sowol als der
Dauerhaftigkeit alle Tücher anderer Völker. An selbigen ist
die Kette von feiner englischer, der Eintrag aber von spanischer
Wolle: gleichwie der Faden ein zartes und gleiches Gespinnste
ist, siehe in unserer Akad. der Kaufl. den Artikel: englische
Tücher;
b) in wollene Zeugmanufacturen, dergleichen sind:
Boy, Sypersoy, londoner Sarsche, sonst Carisee genannt,
Sarsche von Excester, weißer und farbiger Kersey, Droguet,
Kalamank, Baye oder Bayette von Manchester und von Col-
chester, Perpetuane, du Roys, Quinelt, Frieß, Reveche, Mol-
leton; Flanell, und sonderlich bunte auf beyden Seiten ge-
malte, sonst aber auch türkische Flanelle oder Golgas genannt,
als welchen Flanell man in England allein den Türken noch zur
Zeit nachahmet; eine Menge schlechter Zeuge, die in England
verbrauchet werden, und nicht leicht in auswärtige Länder kom-
men; nicht allererst der so feinen, so leichten, und so warmen
Decken zu gedenken, die in England aus Wolle fabriciret wer-
den; c) in englisches Garn, welches häufig in London fabrici-
ret und von allen Farben nach der Schattirung gefärbet wird;
und endlich d) in Strumpfwirkermanufacturen, welche
Strümpfe von langer und gut gesponnener Wolle liefern.
Den wollenen Manufacturen setzen wir die (2) Hutfabriken
an die Seite. Denn man verbraucht in England zu den dasi-
gen schönen und kostbaren Hüten nicht allein die Biber- und
Kaninchenhaare, sondern auch eine ziemlich große Menge von
feiner englischer und spanischer Wolle. Diese Manufactur ist
nächst der Tuchmanufactur eine der blühendsten in England,
wegen des großen Vertriebs, den sie damit, sonderlich nach
Spanien, machen, wie denn die englischen Hüte noch bis anitzo
den Preiß vor andern Ländern, sonderlich der Dauerhaftigkeit
wegen, haben. Die englischen (3) zwirnenen Spitzen sind
sehr fein und sehr schön. Auch werden in England viele
(4) Seidenmanufacturen seit 1584. (§. 161.) so schön und gut
gemacht, als sie nimmermehr aus Jtalien und Frankreich kom-
men können. Die vornehmsten sind: gewässerte uud tabisarti-
ge Mohre, Taffente von verschiedener Güte, seidene Tücher;
seidene Spitzen, die sowol wegen ihrer Muster, als wegen ihrer
Fabrike, gar unvergleichlich sind; Bänder von allerhand Sor-
ten, und insonderheit von der vortrefflichen Feuerfarbe, von
welcher man bekennen muß, daß ihr noch keine fremde Band-
waare hat beykommen können; Strümpfe, Atlasse, Damaste,
Sammete und Plüsche. An (5) halbseidenen Zeugen sind zu
merken: Crepon, glatt und gestreift; Camelot; halbseidene
gestreifte Stoffe; und dergleichen. Auf die Verfertigung des
(6) leinen Zeuges haben die Engländer sich ehemals nicht son-
derlich gelegt, da denn die Ober- und Niederlausitz, ingleichen
Schlesien, großen Vertrieb von leinen Waaren nach England
hatten; itzo aber haben sie gleichwol angefangen, auch diese

Manu-

8 Cap. Von der
a) Tuchmanufacturen, welche ſehr breite und feine Tuͤcher lie-
fern. Sie werden nach den ſpaniſchen fuͤr die feinſten gehal-
ten, und uͤbertreffen in Anſehung des Glanzes ſowol als der
Dauerhaftigkeit alle Tuͤcher anderer Voͤlker. An ſelbigen iſt
die Kette von feiner engliſcher, der Eintrag aber von ſpaniſcher
Wolle: gleichwie der Faden ein zartes und gleiches Geſpinnſte
iſt, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: engliſche
Tuͤcher;
b) in wollene Zeugmanufacturen, dergleichen ſind:
Boy, Syperſoy, londoner Sarſche, ſonſt Cariſee genannt,
Sarſche von Exceſter, weißer und farbiger Kerſey, Droguet,
Kalamank, Baye oder Bayette von Mancheſter und von Col-
cheſter, Perpetuane, du Roys, Quinelt, Frieß, Reveche, Mol-
leton; Flanell, und ſonderlich bunte auf beyden Seiten ge-
malte, ſonſt aber auch tuͤrkiſche Flanelle oder Golgas genannt,
als welchen Flanell man in England allein den Tuͤrken noch zur
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verbrauchet werden, und nicht leicht in auswaͤrtige Laͤnder kom-
men; nicht allererſt der ſo feinen, ſo leichten, und ſo warmen
Decken zu gedenken, die in England aus Wolle fabriciret wer-
den; c) in engliſches Garn, welches haͤufig in London fabrici-
ret und von allen Farben nach der Schattirung gefaͤrbet wird;
und endlich d) in Strumpfwirkermanufacturen, welche
Struͤmpfe von langer und gut geſponnener Wolle liefern.
Den wollenen Manufacturen ſetzen wir die (2) Hutfabriken
an die Seite. Denn man verbraucht in England zu den daſi-
gen ſchoͤnen und koſtbaren Huͤten nicht allein die Biber- und
Kaninchenhaare, ſondern auch eine ziemlich große Menge von
feiner engliſcher und ſpaniſcher Wolle. Dieſe Manufactur iſt
naͤchſt der Tuchmanufactur eine der bluͤhendſten in England,
wegen des großen Vertriebs, den ſie damit, ſonderlich nach
Spanien, machen, wie denn die engliſchen Huͤte noch bis anitzo
den Preiß vor andern Laͤndern, ſonderlich der Dauerhaftigkeit
wegen, haben. Die engliſchen (3) zwirnenen Spitzen ſind
ſehr fein und ſehr ſchoͤn. Auch werden in England viele
(4) Seidenmanufacturen ſeit 1584. (§. 161.) ſo ſchoͤn und gut
gemacht, als ſie nimmermehr aus Jtalien und Frankreich kom-
men koͤnnen. Die vornehmſten ſind: gewaͤſſerte uud tabisarti-
ge Mohre, Taffente von verſchiedener Guͤte, ſeidene Tuͤcher;
ſeidene Spitzen, die ſowol wegen ihrer Muſter, als wegen ihrer
Fabrike, gar unvergleichlich ſind; Baͤnder von allerhand Sor-
ten, und inſonderheit von der vortrefflichen Feuerfarbe, von
welcher man bekennen muß, daß ihr noch keine fremde Band-
waare hat beykommen koͤnnen; Struͤmpfe, Atlaſſe, Damaſte,
Sammete und Pluͤſche. An (5) halbſeidenen Zeugen ſind zu
merken: Crepon, glatt und geſtreift; Camelot; halbſeidene
geſtreifte Stoffe; und dergleichen. Auf die Verfertigung des
(6) leinen Zeuges haben die Englaͤnder ſich ehemals nicht ſon-
derlich gelegt, da denn die Ober- und Niederlauſitz, ingleichen
Schleſien, großen Vertrieb von leinen Waaren nach England
hatten; itzo aber haben ſie gleichwol angefangen, auch dieſe

Manu-
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[512/1116] 8 Cap. Von der a) Tuchmanufacturen, welche ſehr breite und feine Tuͤcher lie- fern. Sie werden nach den ſpaniſchen fuͤr die feinſten gehal- ten, und uͤbertreffen in Anſehung des Glanzes ſowol als der Dauerhaftigkeit alle Tuͤcher anderer Voͤlker. An ſelbigen iſt die Kette von feiner engliſcher, der Eintrag aber von ſpaniſcher Wolle: gleichwie der Faden ein zartes und gleiches Geſpinnſte iſt, ſiehe in unſerer Akad. der Kaufl. den Artikel: engliſche Tuͤcher; b) in wollene Zeugmanufacturen, dergleichen ſind: Boy, Syperſoy, londoner Sarſche, ſonſt Cariſee genannt, Sarſche von Exceſter, weißer und farbiger Kerſey, Droguet, Kalamank, Baye oder Bayette von Mancheſter und von Col- cheſter, Perpetuane, du Roys, Quinelt, Frieß, Reveche, Mol- leton; Flanell, und ſonderlich bunte auf beyden Seiten ge- malte, ſonſt aber auch tuͤrkiſche Flanelle oder Golgas genannt, als welchen Flanell man in England allein den Tuͤrken noch zur Zeit nachahmet; eine Menge ſchlechter Zeuge, die in England verbrauchet werden, und nicht leicht in auswaͤrtige Laͤnder kom- men; nicht allererſt der ſo feinen, ſo leichten, und ſo warmen Decken zu gedenken, die in England aus Wolle fabriciret wer- den; c) in engliſches Garn, welches haͤufig in London fabrici- ret und von allen Farben nach der Schattirung gefaͤrbet wird; und endlich d) in Strumpfwirkermanufacturen, welche Struͤmpfe von langer und gut geſponnener Wolle liefern. Den wollenen Manufacturen ſetzen wir die (2) Hutfabriken an die Seite. Denn man verbraucht in England zu den daſi- gen ſchoͤnen und koſtbaren Huͤten nicht allein die Biber- und Kaninchenhaare, ſondern auch eine ziemlich große Menge von feiner engliſcher und ſpaniſcher Wolle. Dieſe Manufactur iſt naͤchſt der Tuchmanufactur eine der bluͤhendſten in England, wegen des großen Vertriebs, den ſie damit, ſonderlich nach Spanien, machen, wie denn die engliſchen Huͤte noch bis anitzo den Preiß vor andern Laͤndern, ſonderlich der Dauerhaftigkeit wegen, haben. Die engliſchen (3) zwirnenen Spitzen ſind ſehr fein und ſehr ſchoͤn. Auch werden in England viele (4) Seidenmanufacturen ſeit 1584. (§. 161.) ſo ſchoͤn und gut gemacht, als ſie nimmermehr aus Jtalien und Frankreich kom- men koͤnnen. Die vornehmſten ſind: gewaͤſſerte uud tabisarti- ge Mohre, Taffente von verſchiedener Guͤte, ſeidene Tuͤcher; ſeidene Spitzen, die ſowol wegen ihrer Muſter, als wegen ihrer Fabrike, gar unvergleichlich ſind; Baͤnder von allerhand Sor- ten, und inſonderheit von der vortrefflichen Feuerfarbe, von welcher man bekennen muß, daß ihr noch keine fremde Band- waare hat beykommen koͤnnen; Struͤmpfe, Atlaſſe, Damaſte, Sammete und Pluͤſche. An (5) halbſeidenen Zeugen ſind zu merken: Crepon, glatt und geſtreift; Camelot; halbſeidene geſtreifte Stoffe; und dergleichen. Auf die Verfertigung des (6) leinen Zeuges haben die Englaͤnder ſich ehemals nicht ſon- derlich gelegt, da denn die Ober- und Niederlauſitz, ingleichen Schleſien, großen Vertrieb von leinen Waaren nach England hatten; itzo aber haben ſie gleichwol angefangen, auch dieſe Manu-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1116>, abgerufen am 22.12.2024.