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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756.

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sonnen, Ländereyen anzuweisen, und andere Vortheile zu zuge-
stehen. Diesen Vorschlag ließ sich der König sogleich gefallen,
und gab den Commissarien der Commerzien und der Planta-
tionen Befehl, seine Gesinnung in diesem Stücke öffentlich be-
kannt zu machen, welches auch unverzüglich erfolgte. Es that
eine so gute Wirkung, daß sich gleich den Tag darauf, als den
20 März, über 200 Personen auf dem Plantationscontoir melde-
ten. Man nahm alsbald eine große Menge Schiffe in Bestand,
um die Colonisten, deren sich täglich mehr angaben, nach sol-
chem Lande zu bringen. Es gaben sich aber nicht nur die ab-
gedankten Soldaten und Matrosen in Menge an, sondern auch
viele Handwerker, wie auch Protestanten aus der Pfalz, die
den Verfolgungen der Catholiken entgehen wollten, welche
alle angenommen wurden. Die französischen Familien, die sich
vor und unter dem letztern Kriege in Neuschottland schon an-
gebauet, sollten daselbst bleiben, und, was sie hätten, ruhig
behalten, wenn sie dem Könige den Eid der Treue leisteten.
Jene neue Colonisten aber erbaueten eine schöne Stadt, und
nannten sie, ihrem Stifter und Protector, nämlich dem Grafen
von Halifax zu Ehren, Halifax. Anitzo und nach diesem An-
baue und Bevölkerung Neuschottlands halten die Engländer die-
ses Land für eine von ihren wichtigsten Colonien in America;
und sie hat seit einigen Jahren angefangen, auch den Fran-
zosen zu gefallen, die gern das, was schön und nutzbar ist,
besitzen mögen. Jn solcher Absicht sind sie mitten im Frieden
und wider die feyerlichsten Verträge, nach und nach bis mitten
in die Provinz gedrungen, und haben sich mehr als zwey Drit-
theile von derselben Umfange bemächtiget; ohngeachtet England
dagegen alle ersinnliche Vorstellungen gethan hat. Diesen Ein-
fall suchen sie in Bestimmung der in dem utrechter Frieden an-
gegebenen alten Gränzen Acadiens aus denen von den bestoche-
nen französischen Erdbeschreibern gefertigten Landcharten von
America zu rechtfertigen, welche sie ungemein enge und nur auf
den geringen Ueberrest einschränken, den die Franzosen den
Engländern gelassen, das ist, aufs höchste, auf der Halbinsel,
oder den mittägigen Theil von Neuschottland. Um nun ihr ein-
gebildetes Recht mit Macht zu behaupten, haben sie schon wirk-
lich an dem Eingange solcher Halbinsel Forts gebauet. Die
Engländer, die sich niemals so genau um die eigentlichen Grän-
zen Acadiens bekümmert, waren anfänglich ganz gelassen; wie
aber die Franzosen immer weiter um sich griffen, und es zu
bunt machten, konnten sie solches nicht mit gelassenen Augen
ansehen. Damit es indessen nicht das Ansehen gewinnen möchte,
als ob sie die ersten seyn wollten, welche die Bande des utrech-
ter Friedens zerrissen, schickten sie ohngefähr gegen das Ende
des 1754 Jahres nach Africa die Ordre, nicht zwar in den
unstreitigen französischen Colonien Feindseligkeiten zu verüben,
sondern nur die von den Franzosen weggenommenen Plätze
und Gegenden wieder zu erobern, und selbige für fernern An-
fällen zu bedecken. Jmmittelst geriethen die freundschaftlichen

Con-

engliſchen Handlung.
ſonnen, Laͤndereyen anzuweiſen, und andere Vortheile zu zuge-
ſtehen. Dieſen Vorſchlag ließ ſich der Koͤnig ſogleich gefallen,
und gab den Commiſſarien der Commerzien und der Planta-
tionen Befehl, ſeine Geſinnung in dieſem Stuͤcke oͤffentlich be-
kannt zu machen, welches auch unverzuͤglich erfolgte. Es that
eine ſo gute Wirkung, daß ſich gleich den Tag darauf, als den
20 Maͤrz, uͤber 200 Perſonen auf dem Plantationscontoir melde-
ten. Man nahm alsbald eine große Menge Schiffe in Beſtand,
um die Coloniſten, deren ſich taͤglich mehr angaben, nach ſol-
chem Lande zu bringen. Es gaben ſich aber nicht nur die ab-
gedankten Soldaten und Matroſen in Menge an, ſondern auch
viele Handwerker, wie auch Proteſtanten aus der Pfalz, die
den Verfolgungen der Catholiken entgehen wollten, welche
alle angenommen wurden. Die franzoͤſiſchen Familien, die ſich
vor und unter dem letztern Kriege in Neuſchottland ſchon an-
gebauet, ſollten daſelbſt bleiben, und, was ſie haͤtten, ruhig
behalten, wenn ſie dem Koͤnige den Eid der Treue leiſteten.
Jene neue Coloniſten aber erbaueten eine ſchoͤne Stadt, und
nannten ſie, ihrem Stifter und Protector, naͤmlich dem Grafen
von Halifax zu Ehren, Halifax. Anitzo und nach dieſem An-
baue und Bevoͤlkerung Neuſchottlands halten die Englaͤnder die-
ſes Land fuͤr eine von ihren wichtigſten Colonien in America;
und ſie hat ſeit einigen Jahren angefangen, auch den Fran-
zoſen zu gefallen, die gern das, was ſchoͤn und nutzbar iſt,
beſitzen moͤgen. Jn ſolcher Abſicht ſind ſie mitten im Frieden
und wider die feyerlichſten Vertraͤge, nach und nach bis mitten
in die Provinz gedrungen, und haben ſich mehr als zwey Drit-
theile von derſelben Umfange bemaͤchtiget; ohngeachtet England
dagegen alle erſinnliche Vorſtellungen gethan hat. Dieſen Ein-
fall ſuchen ſie in Beſtimmung der in dem utrechter Frieden an-
gegebenen alten Graͤnzen Acadiens aus denen von den beſtoche-
nen franzoͤſiſchen Erdbeſchreibern gefertigten Landcharten von
America zu rechtfertigen, welche ſie ungemein enge und nur auf
den geringen Ueberreſt einſchraͤnken, den die Franzoſen den
Englaͤndern gelaſſen, das iſt, aufs hoͤchſte, auf der Halbinſel,
oder den mittaͤgigen Theil von Neuſchottland. Um nun ihr ein-
gebildetes Recht mit Macht zu behaupten, haben ſie ſchon wirk-
lich an dem Eingange ſolcher Halbinſel Forts gebauet. Die
Englaͤnder, die ſich niemals ſo genau um die eigentlichen Graͤn-
zen Acadiens bekuͤmmert, waren anfaͤnglich ganz gelaſſen; wie
aber die Franzoſen immer weiter um ſich griffen, und es zu
bunt machten, konnten ſie ſolches nicht mit gelaſſenen Augen
anſehen. Damit es indeſſen nicht das Anſehen gewinnen moͤchte,
als ob ſie die erſten ſeyn wollten, welche die Bande des utrech-
ter Friedens zerriſſen, ſchickten ſie ohngefaͤhr gegen das Ende
des 1754 Jahres nach Africa die Ordre, nicht zwar in den
unſtreitigen franzoͤſiſchen Colonien Feindſeligkeiten zu veruͤben,
ſondern nur die von den Franzoſen weggenommenen Plaͤtze
und Gegenden wieder zu erobern, und ſelbige fuͤr fernern An-
faͤllen zu bedecken. Jmmittelſt geriethen die freundſchaftlichen

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[507/1111] engliſchen Handlung. ſonnen, Laͤndereyen anzuweiſen, und andere Vortheile zu zuge- ſtehen. Dieſen Vorſchlag ließ ſich der Koͤnig ſogleich gefallen, und gab den Commiſſarien der Commerzien und der Planta- tionen Befehl, ſeine Geſinnung in dieſem Stuͤcke oͤffentlich be- kannt zu machen, welches auch unverzuͤglich erfolgte. Es that eine ſo gute Wirkung, daß ſich gleich den Tag darauf, als den 20 Maͤrz, uͤber 200 Perſonen auf dem Plantationscontoir melde- ten. Man nahm alsbald eine große Menge Schiffe in Beſtand, um die Coloniſten, deren ſich taͤglich mehr angaben, nach ſol- chem Lande zu bringen. Es gaben ſich aber nicht nur die ab- gedankten Soldaten und Matroſen in Menge an, ſondern auch viele Handwerker, wie auch Proteſtanten aus der Pfalz, die den Verfolgungen der Catholiken entgehen wollten, welche alle angenommen wurden. Die franzoͤſiſchen Familien, die ſich vor und unter dem letztern Kriege in Neuſchottland ſchon an- gebauet, ſollten daſelbſt bleiben, und, was ſie haͤtten, ruhig behalten, wenn ſie dem Koͤnige den Eid der Treue leiſteten. Jene neue Coloniſten aber erbaueten eine ſchoͤne Stadt, und nannten ſie, ihrem Stifter und Protector, naͤmlich dem Grafen von Halifax zu Ehren, Halifax. Anitzo und nach dieſem An- baue und Bevoͤlkerung Neuſchottlands halten die Englaͤnder die- ſes Land fuͤr eine von ihren wichtigſten Colonien in America; und ſie hat ſeit einigen Jahren angefangen, auch den Fran- zoſen zu gefallen, die gern das, was ſchoͤn und nutzbar iſt, beſitzen moͤgen. Jn ſolcher Abſicht ſind ſie mitten im Frieden und wider die feyerlichſten Vertraͤge, nach und nach bis mitten in die Provinz gedrungen, und haben ſich mehr als zwey Drit- theile von derſelben Umfange bemaͤchtiget; ohngeachtet England dagegen alle erſinnliche Vorſtellungen gethan hat. Dieſen Ein- fall ſuchen ſie in Beſtimmung der in dem utrechter Frieden an- gegebenen alten Graͤnzen Acadiens aus denen von den beſtoche- nen franzoͤſiſchen Erdbeſchreibern gefertigten Landcharten von America zu rechtfertigen, welche ſie ungemein enge und nur auf den geringen Ueberreſt einſchraͤnken, den die Franzoſen den Englaͤndern gelaſſen, das iſt, aufs hoͤchſte, auf der Halbinſel, oder den mittaͤgigen Theil von Neuſchottland. Um nun ihr ein- gebildetes Recht mit Macht zu behaupten, haben ſie ſchon wirk- lich an dem Eingange ſolcher Halbinſel Forts gebauet. Die Englaͤnder, die ſich niemals ſo genau um die eigentlichen Graͤn- zen Acadiens bekuͤmmert, waren anfaͤnglich ganz gelaſſen; wie aber die Franzoſen immer weiter um ſich griffen, und es zu bunt machten, konnten ſie ſolches nicht mit gelaſſenen Augen anſehen. Damit es indeſſen nicht das Anſehen gewinnen moͤchte, als ob ſie die erſten ſeyn wollten, welche die Bande des utrech- ter Friedens zerriſſen, ſchickten ſie ohngefaͤhr gegen das Ende des 1754 Jahres nach Africa die Ordre, nicht zwar in den unſtreitigen franzoͤſiſchen Colonien Feindſeligkeiten zu veruͤben, ſondern nur die von den Franzoſen weggenommenen Plaͤtze und Gegenden wieder zu erobern, und ſelbige fuͤr fernern An- faͤllen zu bedecken. Jmmittelſt geriethen die freundſchaftlichen Con-

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Zitationshilfe: Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1111>, abgerufen am 22.12.2024.