dem großen Mogol führen mußte, bey welchem sie sich genö- thiget sah, ihr Contoir zu Surate und die Jnsel Bombay zu verlassen. Bey allen diesen Unglücksfällen fand sie doch immer Mittel, ihr Capital zu ergänzen, und die Ehre ihrer Hand- lung zu erhalten. Endlich aber setzte sie die 1688 in England entstandene Revolution, und der Krieg, der auf solche folgte, in welchem die Compagnie durch die französischen Armateurs einen unglaublichen Verlust erlitte, in den allergefährlichsten Zustand, der so schlimm ward, daß die Engländer selbst nicht glaubten, diese Compagnie erhalten zu können, und also lieber eine neue ostindische Compagnie errichteten.
§. 163.
Errichtung und Flor der neuen ostindischen Compagnie.
Die Conceßion dieser neuen Compagnie ist vom Jahre 1698. Jhr Capital ward so stark, und die Unterzeichnung der Actien bey derselben geschah so geschwind, daß sie in weniger als zwey Jahren an die 40 Schiffe zu ihrer Handlung ausge- rüstet haben soll. Die ihr von dem Könige Wilhelm dem III ertheilte Conceßion enthält wesentlich nichts mehr, als was sich in denen von Carln dem II der alten Compagnie ertheilten Con- ceßionen, befindet. Da nun überdieß solche neue Compagnie durch ihre kurz nach ihrer Errichtung erfolgte Vereinigung mit der alten in das Eigenthum aller Contoiren und aller Effecten derselben in Jndien getreten ist: so scheint es, man könne sie vielmehr noch immer für die erste Compagnie, als für eine, (wie man in England redet), Corporation halten. Und diese ist nun die noch gegenwärtig in dem größten Flore stehende ost- indische Compagnie in England, indem sie der holländischen ostindischen Compagnie in Ansehung ihrer reichen Retourwaa- ren fast nicht das geringste nachgiebt, und, wenn wir die Ge- würzwaaren, welche die holländische ostindische Compagnie ganz allein hat, ingleichen die größere Menge von Ländern, Festun- gen, Contoiren, welche die holländische Compagnie in Ostin- dien besitzt, bey Seite setzen: so sind Zeiten gewesen, da die englische Compagnie der holländischen gleich gewesen ist.
Errichtung der Südsee- compagnie,
Ungefähr um eben die Zeit, da die neue ostindische Com- pagnie ihren Anfang genommen, nämlich gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, ward auch die Südseecompagnie in England errichtet, deren Absicht auf die Betreibung der Hand- lung nach dem Südmeere gerichtet ist. Dessen ungeachtet ha- ben die Engländer in dem ganzen zu Anfange des itzigen Jahr- hunderts geführten spanischen Succeßionskriege niemals im Ernste daran gedacht, sich in America an dem Südmeere fest zu setzen; und es würde die Compagnie, da ihre Actien zu fal- len anfingen, aller Wahrscheinlichkeit nach, gänzlich zu Grun- de gegangen seyn, wenn sie nicht durch den im Jahre 1713, ver- möge des utrechter Friedens, den Engländern abgetretenen Ne- gerhandel nach dem spanischen America, aus dem kraftlosen Zustande, welcher ihren nahen Fall anzeigte, gerissen, und hingegen in einen so blühenden Zustand gesetzet worden wäre, daß sie wenigstens so lange, als der Aßientotractat zwischen
Spa-
8 Cap. Von der
dem großen Mogol fuͤhren mußte, bey welchem ſie ſich genoͤ- thiget ſah, ihr Contoir zu Surate und die Jnſel Bombay zu verlaſſen. Bey allen dieſen Ungluͤcksfaͤllen fand ſie doch immer Mittel, ihr Capital zu ergaͤnzen, und die Ehre ihrer Hand- lung zu erhalten. Endlich aber ſetzte ſie die 1688 in England entſtandene Revolution, und der Krieg, der auf ſolche folgte, in welchem die Compagnie durch die franzoͤſiſchen Armateurs einen unglaublichen Verluſt erlitte, in den allergefaͤhrlichſten Zuſtand, der ſo ſchlimm ward, daß die Englaͤnder ſelbſt nicht glaubten, dieſe Compagnie erhalten zu koͤnnen, und alſo lieber eine neue oſtindiſche Compagnie errichteten.
§. 163.
Errichtung und Flor der neuen oſtindiſchen Compagnie.
Die Conceßion dieſer neuen Compagnie iſt vom Jahre 1698. Jhr Capital ward ſo ſtark, und die Unterzeichnung der Actien bey derſelben geſchah ſo geſchwind, daß ſie in weniger als zwey Jahren an die 40 Schiffe zu ihrer Handlung ausge- ruͤſtet haben ſoll. Die ihr von dem Koͤnige Wilhelm dem III ertheilte Conceßion enthaͤlt weſentlich nichts mehr, als was ſich in denen von Carln dem II der alten Compagnie ertheilten Con- ceßionen, befindet. Da nun uͤberdieß ſolche neue Compagnie durch ihre kurz nach ihrer Errichtung erfolgte Vereinigung mit der alten in das Eigenthum aller Contoiren und aller Effecten derſelben in Jndien getreten iſt: ſo ſcheint es, man koͤnne ſie vielmehr noch immer fuͤr die erſte Compagnie, als fuͤr eine, (wie man in England redet), Corporation halten. Und dieſe iſt nun die noch gegenwaͤrtig in dem groͤßten Flore ſtehende oſt- indiſche Compagnie in England, indem ſie der hollaͤndiſchen oſtindiſchen Compagnie in Anſehung ihrer reichen Retourwaa- ren faſt nicht das geringſte nachgiebt, und, wenn wir die Ge- wuͤrzwaaren, welche die hollaͤndiſche oſtindiſche Compagnie ganz allein hat, ingleichen die groͤßere Menge von Laͤndern, Feſtun- gen, Contoiren, welche die hollaͤndiſche Compagnie in Oſtin- dien beſitzt, bey Seite ſetzen: ſo ſind Zeiten geweſen, da die engliſche Compagnie der hollaͤndiſchen gleich geweſen iſt.
Errichtung der Suͤdſee- compagnie,
Ungefaͤhr um eben die Zeit, da die neue oſtindiſche Com- pagnie ihren Anfang genommen, naͤmlich gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts, ward auch die Suͤdſeecompagnie in England errichtet, deren Abſicht auf die Betreibung der Hand- lung nach dem Suͤdmeere gerichtet iſt. Deſſen ungeachtet ha- ben die Englaͤnder in dem ganzen zu Anfange des itzigen Jahr- hunderts gefuͤhrten ſpaniſchen Succeßionskriege niemals im Ernſte daran gedacht, ſich in America an dem Suͤdmeere feſt zu ſetzen; und es wuͤrde die Compagnie, da ihre Actien zu fal- len anfingen, aller Wahrſcheinlichkeit nach, gaͤnzlich zu Grun- de gegangen ſeyn, wenn ſie nicht durch den im Jahre 1713, ver- moͤge des utrechter Friedens, den Englaͤndern abgetretenen Ne- gerhandel nach dem ſpaniſchen America, aus dem kraftloſen Zuſtande, welcher ihren nahen Fall anzeigte, geriſſen, und hingegen in einen ſo bluͤhenden Zuſtand geſetzet worden waͤre, daß ſie wenigſtens ſo lange, als der Aßientotractat zwiſchen
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Mittel, ihr Capital zu ergaͤnzen, und die Ehre ihrer Hand-
lung zu erhalten. Endlich aber ſetzte ſie die 1688 in England
entſtandene Revolution, und der Krieg, der auf ſolche folgte,
in welchem die Compagnie durch die franzoͤſiſchen Armateurs
einen unglaublichen Verluſt erlitte, in den allergefaͤhrlichſten
Zuſtand, der ſo ſchlimm ward, daß die Englaͤnder ſelbſt nicht
glaubten, dieſe Compagnie erhalten zu koͤnnen, und alſo lieber
eine neue oſtindiſche Compagnie errichteten.
§. 163.
Die Conceßion dieſer neuen Compagnie iſt vom Jahre
1698. Jhr Capital ward ſo ſtark, und die Unterzeichnung der
Actien bey derſelben geſchah ſo geſchwind, daß ſie in weniger
als zwey Jahren an die 40 Schiffe zu ihrer Handlung ausge-
ruͤſtet haben ſoll. Die ihr von dem Koͤnige Wilhelm dem III
ertheilte Conceßion enthaͤlt weſentlich nichts mehr, als was ſich
in denen von Carln dem II der alten Compagnie ertheilten Con-
ceßionen, befindet. Da nun uͤberdieß ſolche neue Compagnie
durch ihre kurz nach ihrer Errichtung erfolgte Vereinigung mit
der alten in das Eigenthum aller Contoiren und aller Effecten
derſelben in Jndien getreten iſt: ſo ſcheint es, man koͤnne ſie
vielmehr noch immer fuͤr die erſte Compagnie, als fuͤr eine,
(wie man in England redet), Corporation halten. Und dieſe
iſt nun die noch gegenwaͤrtig in dem groͤßten Flore ſtehende oſt-
indiſche Compagnie in England, indem ſie der hollaͤndiſchen
oſtindiſchen Compagnie in Anſehung ihrer reichen Retourwaa-
ren faſt nicht das geringſte nachgiebt, und, wenn wir die Ge-
wuͤrzwaaren, welche die hollaͤndiſche oſtindiſche Compagnie ganz
allein hat, ingleichen die groͤßere Menge von Laͤndern, Feſtun-
gen, Contoiren, welche die hollaͤndiſche Compagnie in Oſtin-
dien beſitzt, bey Seite ſetzen: ſo ſind Zeiten geweſen, da die
engliſche Compagnie der hollaͤndiſchen gleich geweſen iſt.
Ungefaͤhr um eben die Zeit, da die neue oſtindiſche Com-
pagnie ihren Anfang genommen, naͤmlich gegen das Ende des
vorigen Jahrhunderts, ward auch die Suͤdſeecompagnie in
England errichtet, deren Abſicht auf die Betreibung der Hand-
lung nach dem Suͤdmeere gerichtet iſt. Deſſen ungeachtet ha-
ben die Englaͤnder in dem ganzen zu Anfange des itzigen Jahr-
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Ernſte daran gedacht, ſich in America an dem Suͤdmeere feſt
zu ſetzen; und es wuͤrde die Compagnie, da ihre Actien zu fal-
len anfingen, aller Wahrſcheinlichkeit nach, gaͤnzlich zu Grun-
de gegangen ſeyn, wenn ſie nicht durch den im Jahre 1713, ver-
moͤge des utrechter Friedens, den Englaͤndern abgetretenen Ne-
gerhandel nach dem ſpaniſchen America, aus dem kraftloſen
Zuſtande, welcher ihren nahen Fall anzeigte, geriſſen, und
hingegen in einen ſo bluͤhenden Zuſtand geſetzet worden waͤre,
daß ſie wenigſtens ſo lange, als der Aßientotractat zwiſchen
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Ludovici, Carl Günther: Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon. Bd. 5. Leipzig, 1756, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludovici_grundriss_1756/1106>, abgerufen am 22.12.2024.
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